Monatsnotiz für die Monate Juni, Juli, August und September 2022
Selbst in Hamburg war es diesen Sommer für meinen Geschmack an vielen Tagen einfach zu warm und trocken. Immerhin: In kühleren Räumen blieb somit genug Zeit für die Arbeit 😉 Zu berichten gibt es in dieser Notiz nun zum Herbstanfang u. a. etwas zu folgenden Themen:
Wissenschaftliches Arbeiten
Der letzte Termin unseres Bachelorseminars „Wissenschaftliches Arbeiten“ im Sommersemester 2022 fand am 12. Juli statt. In den letzten Veranstaltungswochen ging es überwiegend um das eigentliche Schreiben wissenschaftlicher Texte und den damit verbundenen Herausforderungen, nachdem zuvor wie gewohnt Recherche, Literaturverwaltung, Zitieren und Lesen Themen waren. Neben theoretischen Inputs ist es in meinen Augen vor allem wichtig, dass die Studierenden Raum haben, um mehr über die eigenen Gewohnheiten, Stärken und Schwächen (die wir alle haben) beim Schreiben von Texten herauszufinden. Neben dem gemeinsamen Austausch (Wie lief es bspw. bisher im Rahmen des Semesters bei der Hausarbeit oder auch anderen Schreibprojekten), theoretischen Inputs (bspw. Kennzeichen wissenschaftlicher Texte) und interaktiveren Lehr-Lernmaterialien wie dem Fragebogen zu Schreibgewohnheiten ist für mich vor allem immer spannend, welche Wege aus problematischeren Phasen wie der Schreibblockade eingeschlagen werden. Während ich nach wie vor (aber auch nicht immer) ganz gut mit kleineren Tools wie Typedrummer oder Ortswechseln vorankomme (weitere Ideen finden sich in 7 individuelle Tipps gegen Schreibblockaden), ist für andere zum Beispiel das Borgen eines Anfangs oder die Sprachaufnahme ein Weg vorbei an der Angst vor dem leeren Blatt. Dies war für mich auch ein Anlass, um mal wieder selbst Sprachaufnahmen auszuprobieren. Hier neige ich dann aber im Anschluss „leider“ immer noch dazu, viele potenziell passende digitale Werkzeuge für die Transkription auszuprobieren, was mich Unmengen an Zeit kostet. Die „Umwandlung“ bei vielen Programmen sorgt aber wenigstens des öfteren für wirklich kuriose Ergebnisse. Auch schön 🙂
Mit Ende des Seminars standen auch im vergangenen Sommersemester die Abgaben der wissenschaftlichen Hausarbeiten an, die von meinem Kollegen Detlev Bieler und mir dann mit einem Feedback versehen wurden, bevor für uns bereits heute wieder Vorlesungsstart war. Wie in den vergangenen Jahren versuchen wir auch dieses Semester so gut es geht, Rückmeldungen der Studierenden in der neuen „Ausgabe“ des Seminars zu berücksichtigen.
Nicht nur im Bachelorseminar der TU-Bibliothek spielt das Thema „Wissenschaftliches Arbeiten“ eine Rolle und so hatten mein Kollege Detlev Bieler und ich in den vergangenen Wochen und Monaten auch einige Gespräche mit Kolleg:innen verschiedener TUHH-Institute, um zu schauen, wie einige Basisthemen unseres Seminars zukünftig in andere Veranstaltungen integriert werden können.
Open Access
Auch in den vergangenen Wochen und Monaten hat das Open-Access-Team der TU-Bibliothek die im März 2022 eingeführte offene Open-Access-Sprechstunde an der TUHH angeboten. Am Konzept hat sich bisher nichts geändert. TU-Angehörige haben hier die Möglichkeit, mit ihren Fragen zu OA spontan in unserer virtuellen Runde vorbeizuschauen und sich mit uns auszutauschen. Wer Lust, Interesse und Fragen hat: Immer freitags ab 10:00 Uhr steht das OA-Team per Videokonferenz über Zoom zur Verfügung. Sollte unsere Runde nicht besucht werden, so werden u. a. Entwicklungen rund um Open Access, aktuelle Finanzierungsanfragen oder Workflows im Team besprochen.
Abseits der festen Open-Access-Sprechstunde ist dieses Jahr vor allem die Nachfrage nach kurzen Inputs zu OA-Grundlagen mit anschließendem Austausch gestiegen. Meine Kollegin Isabo Schick und ich waren in verschiedenen Instituten, Arbeitsgruppensitzungen oder auch Studiengängen zu Gast, um einen Einblick in Open-Access-Grundlagen, Publikations- und Förderungsmöglichkeiten zu geben. Für uns ist es hier auch spannend, von Seite der Forscher:innen zu erfahren, welche Bedürfnisse und Fragen rund um Open Access bestehen. Häufiges Thema: Zweitveröffentlichungsrecht.
Die TU-Bibliothek erhält regelmäßig Open-Access-Angebote, die jeweils im Team begutachtet werden. So ging es zuletzt um mögliche Beteiligungen an unterschiedlichen Freikauf-und National-Konsortien oder auch die Möglichkeit, dass normalerweise lizenzpflichtige Titel direkt über den goldenen Open-Access-Weg veröffentlicht werden. Nicht immer fällt die Entscheidung leicht, da in erster Linie das Erwerbungsspektrum der eigenen Einrichtung berücksichtigt und die Bedürfnisse der Forschenden eingeschätzt werden müssen. Im Fall des PLOS-Nationalkonsortiums (Public Library of Science) wurde zur Entscheidungshilfe daher eine anonyme Umfrage aufgesetzt, die sich an die Professor:innen und Oberingenieur:innen der TUHH richtete. So wollten wir zum einen mehr darüber erfahren, ob und warum Forschende PLOS als mögliche Publikationsmöglichkeit betrachten und TU-Angehörigen auch eine einfache Einbringung in die Gestaltung unseres Serviceangebots ermöglichen. Ähnlich sind wir als TU-Bibliothek auch bereits bei der Umfrage zur Literaturverwaltung an der TUHH vorgegangen. Die Ergebnisse der PLOS-Umfrage wurden über das Blogangebot der TU-Bibliothek geteilt.
Mittlerweile sind auch die Vorbereitungen der Open Access Week angelaufen (bzw. nahezu abgeschlossen), die dieses Jahr unter dem Motto „Open for Climate Justice“ steht. Hier sind wir intern und auch institutionsübergreifend gerade mit der finalen Ausgestaltung unseres Programms im Endspurt und ich bin gespannt, welche Ideen und Beiträge es am Ende in welcher Form in die Open Access Week schaffen.
Fachreferat
Bei meiner Arbeit im Fachreferat stand in den vergangenen Wochen und Monaten neben den klassischen Fachreferatstätigkeiten (viele Anschaffungsvorschläge und Fragen zur Recherche von Fachinformationen, Anpassungen bestimmter Webseiten) vor allem Open Access im Vordergrund. Aber auch urheberrechtliche Fragen trudeln nach wie vor häufiger rein und es gibt eigentlich immer in regelmäßigen Abständen Fragen zu Creative-Commons-Lizenzen. Mit Letzteren geben Urheber:innen Interessierten die Möglichkeit, die jeweiligen Inhalte ohne Einholung einer zusätzlichen Erlaubnis unter Einhaltung bestimmter Voraussetzungen zu nutzen. Auch die eine oder andere Nachfrage zur Veröffentlichung in Open Access über den „Grünen Weg“ gab es in den vergangenen Wochen, sodass immer mal wieder auch auf das Zweitveröffentlichungsrecht und SHERPA/RoMEO hingewiesen wird. Über Letzteres lassen sich Informationen über die Lizenzbedingungen vieler Verlage recht übersichtlich abrufen.
Im Verhältnis zu vorherigen Jahren gab es vor allem in den vergangenen zwei bis drei Monaten viele Anfragen zum Thema Literaturverwaltung. Abseits von Log-in-Problemen bei bestimmten Anbietern und Services sind die Ausgangssituationen vielseitig. Von Studienanfänger:innen, die vom Start weg gerne ein Literaturverwaltungsprogramm nutzen möchten und eine Einführung wünschen über Nutzer:innen, die bestimmte Funktionen suchen oder kurz vor Abgabe von Texten das erste Mal ein Literaturverzeichnis erstellen wollen bis hin zu Forschenden, die einen Programmwechsel in Betracht ziehen ist gefühlt alles vertreten. Würde ich heute gefragt werden, ist Literaturverwaltung sicher auch mit eine der Service-Tätigkeiten, die mir am meisten Spaß bereiten, da hier das Ergebnis (meistens) unmittelbar zu sehen ist: Entweder Freude, weil das Programm nun funktioniert wie gewünscht bzw. Deadlines eingehalten werden können. Oder (leider) auch mal zu Recht Frust, wenn ein Programm bzw. Service in bestimmten Zeitfenstern einfach Probleme macht.
Ansonsten stehen bei uns im Fachreferat derzeit neben weiteren To-dos wie der Revision des Lesesaalbestandes, dem Reflektieren unserer Arbeitsziele und -schwerpunkte für das Jahr 2022 und der Aufstellung der Schwerpunkte für das kommende Jahr verschiedene Termine im Oktober an:
- „Kick-Off WiMis GettIng Started 2022“:
Doktorand:innen lernen Bereiche und Personen an der Hochschule kennen - Hospitationsbesuche von Kolleg:innen der Scientific Library of Riga Technical University (Lettland) im Rahmen einen Erasmus+ Stipendiums:
Viele Kolleg:innen stellen im Rahmen der Woche Ihre Arbeitsbereiche vor. Ich werde dabei u. a. einen Einblick in das Thema Open Educational Resources (OER) vorbereiten. Gespannt bin ich, was ich zum Thema OER vielleicht von unseren lettischen Kolleg:innen lernen kann.
Eine Frage, die mich durch unsere Lesesaalrevision und die anstehenden Veranstaltungen auch mal wieder umtreibt: Wie kann man auf Bibliotheksbestände inklusive Datenbanken vor Ort attraktiv aufmerksam machen? Wenn jemand Beispiele, Ideen oder lesenswerte Beiträge dazu kennt: Immer gerne her damit 🙂
Sonstiges
In der Bibliothek passiert eigentlich immer viel. Wahrscheinlich werde ich mich also auch nach Veröffentlichung dieser Monatsnotiz wieder „ärgern“, dass ich mir bestimmte Themen nicht aufgeschrieben habe und sie daher nicht im Text gelandet sind. Aber ganz wichtig: Sehr gefreut habe ich mich vor allem über die Verstärkung unseres Bibliotheksteams. Gleich drei Kolleg:innen durchlaufen bzw. durchliefen in den vergangenen Wochen und Monaten das interne Onboarding (Ankommen und Kennenlernen von Kolleg:innen und ihrer Arbeit im Haus) und sind in unterschiedlichen Bereichen der Bibliothek im Einsatz.
Auch toll: Dieses Jahr war ich in die Prüfungsvorbereitung unserer FaMI-Ausbildung eingebunden. FaMI steht für Fachangestellte/r für Medien- und Informationsdienste. Da ich diese Ausbildung vor meinem Studium selbst durchlief und vor einigen Jahren nach meiner Ausbildereignungsprüfung (quasi eine Ausbildung der Ausbilder:innen in Hamburg) auch in der Ausbildung tätig war, war es schön, wieder selbst direkt in verschiedene Lernprozesse involviert zu sein. Noch toller: unser Auszubildender hat die Prüfung bestanden. An dieser Stelle nochmal herzlichen Glückwunsch und alles Gute 🙂
Tweets
In meiner letzten Monatsnotiz habe ich einige Tweets festgehalten, die ich aus unterschiedlichen Gründen lesenswert, hilfreich, interessant oder einfach „nur“ unterhaltsam finde. Auch zum Ende dieser Monatsnotiz möchte ich wieder eine kleine Twitter-Linkliste (meistens mit Berufsbezug) teilen:
- Ein Ausblick auf Nutzungsbedingungen in einigen Bibliotheken im Wintersemester 2022/2023
- Eine (verlinkte) Liste mit Argumenten zur Entkräftigung von Hauptkritikpunkten an Preprints
- Bild einer lange verlassenen Bibliothek in Frankreich
- Diskussion über das Redesign von Worldcat.org
- Ein Thread zu zukünftigen Vorlesungszeiten und #Familienfreundlichkeit
- Ein Video mit Geräuschen der Achtziger- und Neunzigerjahre, die wir bis heute nicht vergessen haben
- Was kann ich als Wissenschaftler:in tun, um mich vor Wissenschaftstracking zu schützen? (Beitragsverweis)
- Sechs hilfreiche Schritte zur reproduzierbaren Forschung
- Mit Hilfe von Powerpoint aus Präsentationen Videos mit transparenten Hintergründen erstellen
- Zehn Tipps für Powerpointpräsentationen
- Tipps für Berufseinsteiger:innen in Bibliotheken #libraryTwitter
- Was kann getan werden, wenn mein CC-lizenziertes Werk missbraucht wird?
- Ein Thread zu einer interaktiven Karte die Wörter in alle europäischen Sprachen übersetzt (Tool: UK Data Explorer European Translator)
- Wie erkenne ich Mirror Journals (Beitragshinweis)
- Fünf gesammelte Texte aus der Klimapsychologie
- Austausch zur Frage ob CC BY immer noch die bevorzugte Lizenz im jeweiligen Arbeitsfeld ist
- Eine Preisträgerin muss zur Entgegennahme ihrer Auszeichnungen 600 Dollar an Konferenzgebühren zahlen
- Tipps gegen Probleme bei der Abarbeitung von To-Do-Listen
- Wissenswertes für Auszubildende zum Ausbildungsstart
- Sammelthread und Austausch zu negativen Rückmeldungen bei studentischen Lehrevaluationen
- Wichtige soft skills für die Karriere
- Zehn Tipps für besseres Storytelling
- Wie können Präsentationen alternativ begonnen werden
- How I search and read scientific papers now – a thread
- Ideensammlung zu Stromberg in der Wissenschaft
Damit komme ich zum Ende der Monatsnotiz für die Monate Juli bis September 2022. Bei der Auflistung der Tweets geisterte mir am Ende eine Frage durch den Kopf. Gibt es derzeit Einrichtungen oder Projekte, die sich mit der Archivierung von Tweets auseinandersetzen? Soweit ich mich erinnere, hat die US-Kongressbibliothek vor einigen Jahren zumindest den Plan aufgegeben, alle jemals verschickten Tweets zu archivieren. Kommentare oder E-Mails mit Ergänzungen, Fragen und Anregungen sind wie immer gerne gesehen 🙂 .
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