Notizutensilien

Wie soll ich mir das bloß alles merken? (Gastbeitrag von Axel Dürkop) #Notizschreibwochen2020

Als ich Florian für diesen Artikel zugesagt habe, wollte ich über meine Notizgewohnheiten mit dem „Zettelkasten“ von Daniel Lüdecke (s.u.) schreiben. Ich dachte, das ist es, wie ich Notizen mache. Beim Nachdenken über den Text, der jetzt hier steht, ist mir dann aber aufgefallen, dass ich noch einige weitere Hilfmittel bemühe, um mir eigene Ideen und fremde Gedanken zu merken.

Mein Diktiergerät

Mein Diktiergerät ist mir ein treues Hilfsmittel, mit dem ich Ideen im Kleistschen Sinne beim Reden entwickeln kann. Denn nicht immer ist jemand da (und willig), das Unfertige und Spekulative anzuhören, das mir durch den Kopf geht. Oft höre ich mir nicht wieder an, was ich eingesprochen habe, es geht vielmehr um den Vorgang, eine Idee zu konkretisieren, während sie laut ausgesprochen wird. Am liebsten entwickle ich Ideen aber zusammen mit anderen Menschen, da ist so ein Gerät kein Ersatz.

Ein Diktiergerät ist aber auch ein guter Begleiter im Auto, vor allem auf längeren Strecken, wenn das Schreiben nicht möglich ist. Als Regieassistent habe ich auch oft ein Diktiergerät genutzt, um die unzähligen Todos und Gedanken festzuhalten, die oft nicht meine waren. Irgendwann später habe ich alles Eingesprochene abgehört und in schriftlichen Listen geordnet.

Links sammeln und annotieren

Unverzichtbar ist für mich, einen Ort zu haben, wo ich gelesene Webinhalte speichern kann. Denn viel zu oft ist es so, dass ich mich zwar an den Inhalt, aber nicht mehr an die Quelle erinnern kann. Also brauche ich eine Möglichkeit, möglichst unaufwändig eine URL zu speichern. Nachdem ich jahrelang mit Wallabag sehr zufrieden war, weil es mir gelesene Texte im Volltext gespeichert hat, habe ich meine Strategie vor Kurzem geändert. Denn Webinhalte sind nicht immer nur HTML-Seiten, sondern auch Tweets, PDFs und Videos, die sich mit Wallabag nicht gut speichern lassen. Nun bin ich sehr froh mit dem Plugin Bookmarks für meine Nextcloud. Damit lassen sich Links nicht nur speichern, sondern auch annotieren, taggen und in Ordnern sortieren. Und das Beste ist: Mit der gleichnamigen Handy-App werden die Links bidirektional synchronisiert, sodass ich mit der Funktion „Teilen“ auf dem Handy erstmal speichern kann, was ich gelesen habe. Am Rechner mache ich die Links dann „schön“, ergänze z. B. den Titel und mache Annotationen im Feld „Bemerkungen“. Die Suchfunktion des Plugins hat bisher immer geholfen, mit wenigen Erinnerungsfetzen die Quellen wiederzufinden.

Wissenschaftliche Quellen speichern und annotieren

Fürs Alltagslesen ist das Speichern von Links in dieser Weise vollkommen ausreichend. Wenn es mir um das Recherchieren von Themen und Texten geht, zu denen ich etwas Längeres schreiben möchte, reicht es aber nicht mehr aus, weil die bibliographischen Angaben fehlen. Hier nutze ich Zotero, weil Programm und Plattform freie Software sind und auf allen Betriebssystemen laufen. So kann ich Zotero problemlos auch in der Lehre einsetzen.

Zotero hat von Haus aus schon die Funktion, eigenständige und „untergeordnete“ Notizen zu speichern. Damit können einfach Exzerpte verfasst und Notizen zur Tauglichkeit einer Quelle festgehalten werden. Richtig gut wird’s dann mit dem Plugin zotfile für Zotero.

zotfile

Das beste Feature fürs Festhalten von Gedanken beim Lesen ist bei *zotfile* Extract Annotations from PDF files. Nach der Installation des Plugins in Zotero stehen entsprechende Einträge im Kontextmenü einer Quelle zur Verfügung. In Kombination mit dem Feature Sync PDFs with your iPad or Android tablet und bspw. einer Nextcloud ist also folgender Workflow denkbar:

Abb. 1: Ein PDF wird per Rechtsklick in den lokalen Nextcloud-Ordner kopiert. Dieser synchronisiert die Datei mit der Nextcloud im Web. zotfile merkt sich, dass die Quelle auf dem Tablet/Handy liegt.

Abb. 2: Die Einstellungen für den Synchronisationsort können in einem eigenen Menüeintrag von zotfile gemacht werden (nicht in “Einstellungen”, sondern unter “Werkzeuge”).

Auf dem mobilen Endgerät gibt es dann entsprechende Apps, die das Markieren und Annotieren von PDFs erlauben.1

Da sich *zotfile* merkt, welche Dateien auf einem Tablet/Handy liegen, können diese jederzeit wieder zurück in Zotero geholt werden.

Abb. 3: Mit zotfile lassen sich Annotationen aus PDFs herauskopieren.

Natürlich funktioniert der Workflow auch auf dem Rechner ohne das Synchronisieren mit einem mobilen Endgerät. Dann ist das PDF über das Kontextmenü einer Quelle mit „Datei anzeigen“ direkt im Dateisystem aufzurufen und im PDF-Programm zu öffnen. Nach dem Markieren und Annotieren wird die Datei dann zurückgespeichert bzw. überschrieben. Annotationen stehen wie oben beschrieben zum Herauskopieren zur Verfügung. Mein Favorit hierfür ist unter Linux das Programm Okular.

Nach dem Extrahieren der Annotationen kommentiere ich diese manchmal noch und verwende sie im „Zettelkasten“.

Zettelkasten

Zettelkastensysteme gibt es mittlerweile einige, die u.a. auf zettelkasten.de samt Methodenpool vorgestellt oder auch im Slackkanal research hacking diskutiert werden. Die bekanntesten Poweruser von Zettelkastenmethoden sind sicherlich Arno Schmidt und Niklas Luhmann, für deren Werk ihre Notizsammlungen und -systeme eine ganz besondere Rolle gespielt haben. Sehr lesenwert hierzu ist Luhmanns eigene Reflektion seines Zettelkastens im dem Text „Kommunikation mit Zettelkästen – Ein Erfahrungsbericht“ (Luhmann, 1992).

Ich verwende den Zettelkasten von Daniel Lüdecke nicht wegen des Überraschungseffekts und der „kommunikative[n] Kompetenz“ (ebd., S. 53f.), von der Luhmann spricht. Dafür habe ich gar nicht genug Zettel, als dass sich dieser Effekt äußern könnte. Vielmehr sind es die folgenden Funktionen, die ich beim wiss. Schreiben mit dem Zettelkasten schätze:

  • Der Zettelkasten unterstützt Markdown für Notizen.
  • Notizzettel können auf beliebig vielen „Schreibtischen“ zu längeren Textkorpora arrangiert und damit auch versioniert werden.
  • Der Zettelkasten erlaubt den Export von Schreibtischen, also Zettelarrangements, in Markdown.

Der Zettelkasten kommt mit einer eigenen Literaturverwaltung, die ich aber nie verwendet habe. Stattdessen referenziere ich meine Quellen aus einem BibLaTeX-Export von Zotero, der ständig aktualisiert wird. Hendrik Erz, der Entwickler von Zettlr, beschreibt die Einrichtung von Zotero dafür gut in der Dokumentation seines Editors. In meinen Zetteln verwende ich dann die pandoc-Notation für Zitationen (dort: „Citation syntax“), weil ich meinen Markdown-Export vom Zettelkastenschreibtisch mit pandoc weiterverarbeite. Daniel Lüdecke hat das Wesentliche dieses Workflows in einem eigenen Blogbeitrag mit Screenshots dokumentiert.

Auch wenn der „Zettelkasten“ mittlerweile technisch und ästhetisch in die Jahre gekommen ist, will ich ihn nicht missen, vor allem, weil ich mich an den Workflow gewöhnt habe. Sehr vielversprechend finde ich den Ansatz einer integrierten wissenschaftlichen Schreibumgebung, wie sie besagter Editor Zettlr verfolgt. Auch hier gibt es ein System zum Verfassen von Notizen als Zettel. Dieses habe ich aber noch nicht produktiv für einen Text verwendet.

Fazit

Notizen zu machen, ist für mich wesentlich. Dabei verwende ich unterschiedliche Tools und Techniken, um einerseits Ideen und andererseits Exzerpte, Zitate und Quellen zu speichern und zu rekombinieren. Dass die Software dafür frei und quelloffen ist, versteht sich für mich von selbst. Am liebsten hoste ich sie selbst, wenn sie auf einem Webserver laufen muss.

Eine bisher nicht geschlossene Lücke gibt es aber noch in meinen Workflows: Wenn ich mit Papierbüchern auf der Couch liege, gibt es immer noch nichts Gescheites, mit dem ich meine Anmerkungen in dieser Lage digital festhalten kann. Das Tippen auf dem Handy regt mich auf, weil ich so langsam bin, und das Schreiben auf einen Block o.ä. bricht mit dem restlichen digitalen Workflow. In der Konsequenz sitze ich dann spätestens wieder am Schreibtisch, wenn ich die erste Notiz zum Text machen will. Für die Couch bleiben dann aber immer noch Romane und die Tageszeitung.

 


Fußnoten

1 Unter Android wurde die Entwicklung meines Favoriten MuPDF 2017 leider wegen Sicherheitslücken eingestellt. Ein quelloffener Nachfolger, Librera PRO, wirbt zwar mit dem Feature Annotationen, die bekomme ich aber leider nicht zum Laufen. Wer eine App unter Android kennt, mit der beschriebene Workflow funktioniert, könnte diese bitte in die Kommentare schreiben :-).

 


Referenzen

Luhmann, N. (1992). Kommunikation mit Zettelkästen: Ein Erfahrungsbericht. Universität als Milieu (S. 53–61). Bielefeld: Haux.

 


Über den Autor

Axel Dürkop absolvierte erfolgreich ein Studium der Philosophie und Germanistik in Hamburg. Währendessen und anschließend arbeitete er insgesamt zehn Jahre als Regisseur, Musiker und Darsteller an deutschen Stadt- und Staatstheatern, auch mit Kindern und Jugendlichen.

Er pflegt seit seiner Jugend eine Leidenschaft für Programmiersprachen, Software und Computer, weil sie wie die Bühne das Potenzial haben, die Welt zu verändern.

Seit mehr als zehn Jahren lehrt Axel Dürkop Themen der Informatik aus einer technischen und philosophischen Perspektive. Er ist leidenschaftlicher Autodidakt und lebensbegleitender Lerner. In seiner gegenwärtigen Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Hamburg liegt sein Fokus auf der Erforschung und Gestaltung von Offenheit in Forschung, Lehre und Gesellschaft.

 

CC BY 4.0
Weiternutzung als OER ausdrücklich erlaubt: Dieses Werk und dessen Inhalte sind – sofern nicht anders angegeben – lizenziert unter CC BY 4.0. Nennung gemäß TULLU-Regel bitte wie folgt: Wie soll ich mir das bloß alles merken? (Gastbeitrag von Axel Dürkop) #Notizschreibwochen2020“ von Axel Dürkop, Lizenz: CC BY 4.0. Beitragsbild „Notizwerkzeuge“ von Florian Hagen (CC BY 4.0). Der Beitrag steht als Markdown-, DOCX- und PDF-Datei zur Verfügung.
Füller auf Papier

Schreiben mit Zettlr – Open-Source-Markdowneditor für Texte aller Art

In einem unserer letzten tub.torials-Beiträge ging es um das Schreiben mit Markdown. An unterschiedlichen Stellen haben wir auf den Markdown-Editor Zettlr hingewiesen, dem wir uns nun in diesem Beitrag widmen. Zettlr ist eine Open-Source-Anwendung, die das Schreiben von Markdown-Texten ermöglicht und dabei einige hilfreiche Features wie den Im- und Export von Dateien sowie die Verknüpfung mit eigenen Literaturquellen ermöglicht. Bei der Vorstellung handelt es sich um eine bearbeitete Fassung unserer Kalendertürchen 05 und 15 aus dem Open-Access-Adventskalender.

Zettlr – Vorstellung und Installation

In diesem Beitrag werden wir unter anderem zeigen:

  • Was genau ist eigentlich Zettlr?;
  • Zu installierende Komponenten;
  • Einstellungen und Funktionen von Zettlr;
  • Import und Export von Dateien;
  • Literaturquelleneinbindung.

Was genau ist Zettlr?

Markdown-Editoren und andere Schreibumgebungen gibt es einige. Als Beispiele seien an dieser Stelle WriteMD (TU-Instanz von HackmD, die bei uns vor allem als kollaborative Online-Schreibumgebung und zur Erstellung von Lernskripten und Protokollen genutzt wird), Typora und VSCodium genannt. Das „Problem“ oder eher die Herausforderung für potentielle Nutzer:Innen ist bei vielen Editoren die oftmals vor allem für Coder:innen gestaltete Oberfläche. Diese kann gerade für Interessierte ohne Code-Affinität oder mit jahrelangen Schreiberfahrungen in gängigen What-You-See-Is-What-You-Get-Schreibanwendungen (WYSIWYG) wenig einladend bis erschreckend wirken.

Und hier kommt Zettlr ins Spiel. Der Markdown-Editor kann potentiell Word- und andere Schreibanwendungen ersetzen und richtet sich mit seiner aufgeräumten grafischen Oberfläche an Nicht-Coder:innen (und natürlich auch Coder:innen). Vor allem beim Verfassen wissenschaftlicher Texte mit Literaturquellen sticht Zettlr heraus.

Zettlr Oberfläche

Zettlr fokussiert sich mit seiner aufgeräumten Oberfläche auf das Schreiben und Lesen.

Erschaffen wurde die Open-Source-Anwendung von Hendrik Erz, der es nach viel Frust mit gängigen Wordprozessoren selbst in die Hand nahm, eine Schreibumgebung zu schaffen, die sich vor allen auf das Schreiben und Lesen fokussiert. Dabei bietet sie einen Mittelweg aus sehr techniklastigen und benutzerfreundlichen Anwendungen, unter anderem:

  • Schreibstatistiken;
  • Einstellungsoptionen zur Zielsetzung der Wortanzahl;
  • eine Volltextsuche;
  • eine Markdown-Vorschau;
  • die Möglichkeit für den Import und die Zitation von Quellen aus einer eigenen Zotero-Datenbank;
  • Export der Markdowndatei auf Mausklick in Formate wie HTML, PDF, ODT oder DOC.

Zettlr funktioniert zudem unabhängig vom Betriebsystem. Ein großer Vorteil, denn so können sowohl Windows-, als auch Mac- und Linux-Nutzer:innen Zettlr verwenden. Selbst für den Einsatz des Zettelkastensystems, einem Hilfsmittel zum Festhalten von Ideen und Gedanken, ist die Anwendung (inklusive einer umfassenden Dokumentation) ausgestattet. Einen Einblick in diese Funktion gibt auch der tub.torials-Gastbeitrag Geschichte und Gegenwart meiner Notizen von Benjamin Roers. Weitere Funktionen von Zettlr lassen sich hier einsehen.

Zettlr wird von uns in verschiedenen Kontexten im Arbeitsalltag genutzt. Als Beispiel seien die Dokumention von Arbeitsabläufen, das Verfassen von Tagungsberichten und generell Fließtexte mit Literaturverweisen genannt.
Im Rahmen unseres Projektes „Modernes Publizieren“ nutzen wir Zettlr unter anderem zudem für die Aufbereitung von wissenschaftlichen Beiträgen, die wir für die Neuveröffentlichung des Journals kommunikation@gesellschaft aus dem DOCX-Format in Markdown-Dateien konvertiert haben, um so die Grundlage für offenes Publizieren und Open Science zu schaffen.

Zettlr installieren

Die einfachste Möglichkeit zur Zettlr-Installation ist die Nutzung des Installationspakets, das auf der offiziellen Zettlr-Webseite angeboten wird.

Nach Anstoßen des Installationsvorgangs muss nur noch den Bildschirmanweisungen gefolgt werden. Die Installationsbeschreibung für andere Betriebssysteme wie Windows und Linux kann in der offiziellen Dokumentation von Zettlr eingesehen werden.

Zettlr Installation

In der offiziellen Installationsdokumentation können die unterschiedlichen Installationsmöglichkeiten eingesehen werden.

Wenn wir Texte ohne Verknüpfung zu Literaturquellen (bspw. Zotero-Datenbanken) schreiben wollen, so sind nach der Installation von Zettlr keine weiteren Schritte nötig. Für den Dateiexport und die Verknüfung und Nutzung unserer Literaturquellen sind jedoch noch zwei weitere Anwendungen zu installieren: Pandoc und LaTeX.

Pandoc installieren und einrichten

Pandoc ist ein Multidokumentenparser, der die Konvertierung in andere Formate ermöglicht. Pandoc selbst wird in der Regel auf Kommandozeilenebene verwendet. Dank der Exportfunktion von Zettlr bekommen wir davon nach der Installation jedoch nichts mit: Dateiim- und -exporte werden auf Mausklick angestoßen. Pandoc ist quelloffen und kann über die Installationshilfe von Zettlr installiert werden. Dazu gehen wir auf den Menüpunkt „Hilfe“ und wählen „Pandoc installieren“.

Pandoc installieren

Damit Zettlr Dateikonvertierungen durchführen kann ist die Pandoc-Installation erforderlich.

Wir werden zu Github weitergeleitet – einem netzbasierten Dienst zur Versionsverwaltung von Software – wo wir die aktuelle Pandoc-Version für unser benötigtes Betriebssystem runterladen können.

Zur Überprüfung klicken wir in Zettlr auf das Icon mit dem Blatt und dem Pfeil („Exportieren“) am oberen Bildschirmrand und wählen ein Export-Format aus, das wir mit einem weiteren Klick generieren:

Export

Der Export wird nun per Klick ausführbar.

Weiter geht es mit der Installation von LaTeX.

LaTeX installieren

LaTeX ist ein Textsatzsystem, das Anwender:innen durch Einsatz von Code viele Strukturierungsmöglichkeiten und Unterstützung bei der Leistungsverwaltung bietet. Wenn wir also nicht nur einfachste Texte exportieren, sondern zum Beispiel auch PDF-Dateien erzeugen wollen, so brauchen wir LaTeX. Wie bei Pandoc ist auch LaTeX quelloffene Software. Für die Installation gehen wir – wie bei Pandoc – auf den Menüpunkt „Hilfe“ am oberen Bildschirmrand und wählen hier „LaTeX installieren“ aus. Wir werden auf die Seite des LaTeX-Projektes weitergeleitet, wo wir uns für unsere Systemsoftware entscheiden. Weitere Informationen zur Installation von LaTeX gibt es auch in der offiziellen Dokumentation von Zettlr.

Haben wir die Installation von LaTeX durchgeführt, so ist fortan auch die Generierung von PDF-Dateien möglich.

PDF Export

Auch der PDF-Export gelingt mit einem Klick.

 

Einstellungen und Nutzung

Nachdem wir Zettlr kennengelernt haben und einen Blick auf die Installation geworfen haben, wollen wir nun einige Einstellungen und die Nutzung selbst betrachten. Die folgenden Screenshots entsprechen mit Ausnahme der „Beispielhaften Darstellung der Zitation anhand des Beitrages“ (Zettlr 1.8.3, macOS) der Zettlr-Version 1.8.2 (macOS). Die bis zu dieser Stelle verwendeten Screenshots entstammen der Version 1.8 von Zettlr.

Einstellungen

Das Einstellungsmenü von Zettlr verbirgt sich oben links hinter dem Zahnrad-Symbol:

Einstellungsmenü

Das Einstellungsmenü in Zettlr.

Für formale Optionen werfen wir hier zunächst einen Blick in den Reiter „Allgemein“:

Allgemein

  • Dunkles Thema;
  • Zusätzliche Dateiinformationen (Informationen wie Datum werden im linken Frame bei der Dateiablage direkt sichtbar);
  • Dateimanager-Ansicht (linker Frame, persönlicher Favorit ist hier die erweiterte Ansicht, die eine Extra-Spalte für die Unterordner der jeweiligen Oberordner öffnet, Alternative für mehr Schreibplatz in der Breite ist die Ansicht „kombiniert“).
Einstellungen

Allgemeine Einstellungsmöglichkeiten in Zettlr.

Editor

Im Tab Editor haben wir keine weiteren Änderungen vorgenommen.

Export
Im Tab Export gibt es für uns zwei wichtige Einstellungsmöglichkeiten:

  • Zitationsdatenbank;
  • CSL-Styledatei.
Verknüpfung CSL

Verknüpfung von Zitationsdatenbank und CSL-Datei.

Unter Zitationsdatenbank ist unsere Datei mit Literaturinformationen zu verstehen, die wir mit dem jeweils gerade geöffneten Dokument verknüpfen wollen. Erstellen wir also mit Zotero eine Datenbank und speichern diese als bib-Datei ab, so kann diese an dieser Stelle mit unserem Dokument verknüpft werden. Haben wir dies getan, so lassen sich die jeweiligen Stellen in einem Text mit der dazugehörigen Literaturinformation verbinden.

Mit der CSL-Styledatei sagen wir Zettlr, nach welchem Zitationsstil Zitationen in unserem Text angezeigt werden sollen. CSL-Dateien gibt es unter anderem auf der Webseite Citation Style Language beziehungsweise über das dort verlinkte CSL Style Repository. Wir haben uns für die Aufbereitung der Artikel von kommunikation@gesellschaft so beispielsweise für den Zitationsstil der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs) entschieden. Die Datei wird nach dem Download an einem Ort unserer Wahl auf dem Rechner abgelegt und an dieser Stelle mit Zettlr verknüpft. Beispielhaft machen wir dies in der folgenden Darstellung mit dem oben erwähnten Zitationsstil:

Einbindung des Zitationsstils der DGPs.

Einbindung des Zitationsstils der DGPs.

Nachdem wir unser Dokument im Beispiel sowohl mit unserer Literaturdatenbank als auch mit einem Zitationsstil über die CSL-Datei verknüpft haben, kann durch Verwendung von Klammern und @-Zeichen ein direkter Zugriff auf die Literaturdatenbank erfolgen:

Zitation

Haben wir eine Stelle im Text, an der eine Litertaurquelle eingebunden werden soll, so leiten wir diese Zitation mit einem @-Zeichen ein.

In einem exportierten Dokument – zum Beispiel einer PDF-Datei – wird die Zitation den Informationen des ausgewählten Zitationsstiles entsprechend abgebildet:

Export PDF

Beispielhafte Darstellung der Zitation anhand des Beitrages.

Das war es. Nun können wir unsere wissenschaftlichen Texte mit dem Markdown-Editor Zettlr verfassen und in die jeweils benötigten Formate exportieren.

Zitationsansetzung
Es gibt natürlich zahlreiche Möglichkeiten eine Zitation anzusetzen. Soll – wie oftmals üblich – mit mehr Informationen als Autor:innen und Jahr zitiert werden, so muss der Zitationsschlüssel wie oben abgebildet in eckige Klammern gesetzt werden, während mit weiteren Informationen vor und nach diesem Schlüssel eine Erweiterung der Literaturangaben – beispielsweise um Seitenzahlen – erfolgt:

  •  [@Musterfrau2020, 3-5]

Auch mehrere Literaturquellen können angesetzt werden:

  •  [@Musterfrau2020, 3-5; @Mustermann, 8-9]

Weitere Möglichkeiten zur Ansetzung der Zitation können in der Dokumentation von Zettlr unter dem Punkt Zitieren mit Zettlr eingesehen werden.

Kurzbetrachtung der Oberfläche von Zettlr

Wir haben im vergangenen Beitrag u.a. diese Features von Zettlr aufgeführt und wollen diese nun kurz im Rahmen der Oberfläche aufzeigen:

Promodoro-Timer
Die Promodoro-Technik ist eine Methode des Zeitmanagements, bei der die vorhandene Zeit in feste Arbeits- und Pausenzeiten eingeteilt wird. Die Arbeit in Intervallen soll dem Fokus und der Produktivität der Schreibenden dienen.

Der Promodoro-Timer in Zettlr kann individuell genutzt werden.

 

Schreibstatistiken
Zettlr bietet Schreibenden auch eine Auswahl an Schreibstatistiken. Neben Wortzählung lassen sich hier über erweiterte Optionen auch Vergleiche zu anderen Schreibzeiträumen ziehen.

Schreibstatistiken in Zettlr.

Schreibstatistiken in Zettlr.

Dateiinformationen anzeigen
Neben generellen Schreibstatistiken bietet Zettlr am oberen rechten Bildschirmrand Dateiinformationen zum aktuell geöffneten Schreibprojekt.

Dateiinformationen in Zettlr

Für jedes Dokument stehen Dateiinformationen zur Verfügung.

 

Lesbarkeitsmodus
Der Lesbarkeitsmodus von Zettlr liefert – farblich kodierte – Einschätzungen zur Lesbarkeit des vorliegenden Textes. Somit kann bei Bedarf eine Unterstützung zur Verbesserung der Lesbarkeit in Anspruch genommen werden.

Lesbarkeitsmodus Zettlr

Farbliche Hervorhebungen im Lesbarkeitsmodus.

 

Zettelkastenfunktion
Der Zettelkasten ist ein bekannter Ansatz aus dem Bereich des wissenschaftlichen Arbeitens. Die – vom Soziologen Niklas Luhman entwickelte – Methode setzt auf die Verknüpfung kürzerer und umfassenderer Notizen. Wie zu Beitragsbeginn erwähnt gibt es Eindrücke dazu in diesem Beitrag aus der Beitragsreihe #Notizschreibwochen2020.

Sollten noch Fragen zu diesen und weiteren Funktionen von Zettlr offen bleiben, so empfiehlt sich natürlich auch ein Blick in die umfassende Dokumentation.

Dateiimport mit Zettlr

Neben dem oben vorgestellten Dateiexport lassen sich mit Zettlr natürlich auch Dateiimporte realisieren. Im Projekt Modernes Publizieren haben wir so unter anderem für die Neuveröffentlichung des Journals kommunikation@gesellschaft ältere Beiträge, die im DOCX-Format vorlagen, in Markdown konvertiert, um diese für die Weiterverarbeitung hin zu einer Veröffentlichung nach Standards einer offenen Wissenschaft aufzubereiten. Anfangs wurden diese Importe noch direkt über Pandoc mittels Kommandozeilen umgesetzt, im weiteren Projektverlauf erwies sich die Konvertierung mit Zettlr jedoch als ebenso sauber und zeiteffizienter. Nachdem LaTeX und Pandoc installiert wurden, ist dies über Zettlr nämlich mit wenigen Mausklicks umsetzbar.

Dazu gehen wir in Zettlr am oberen Bildschirmrand auf den Punkt „Datei“ und wählen „Dateien importieren“.

Dateiimport Zettlr

Der Dateiimport in Zettlr funktioniert auf Klick ohne Kommandozeile.

Nun muss nur noch die entsprechende Datei ausgewählt und die Auswahl bestätigt werden. Innerhalb weniger Sekunden generiert Zettlr bereits eine – natürlich auch abhängig von der Komplexität der Urquelle – sehr sauber konvertierte Markdowndatei.

Bei Interesse und Neugier an der Nutzung von Zettlr bietet sich als möglicher Test auch ein – bereits in proprietären Schreibumgebungen wie Word begonnendes – Schreibprojekt an, da es mit wenigen Mausklicks importiert werden kann.

Fazit

Zettlr ist dank einiger Features, die für den Schreibprozess hilfreich sind eine gute Möglichkeit, ohne zu viele Optionen, die die Anwendung ausbremsen oder unübersichtlich werden lassen, in Markdown Texte unterschiedlicher Art zu verfassen und bei Bedarf auf Knopfdruck in zahlreiche Formate zu exportieren. Die Installation ist verhältnismäßig einfach durchzuführen, auch wenn es nach der Installation des Basisprogrammes für bestimmte Funktionen zusätzlicher Installationen wie Pandoc und LaTeX bedarf.

Wie vielleicht bereits in diesem Beitrag deutlich wurde, bringt das Schreiben in Markdown viele Vorteile mit sich, so dass sich unserer Meinung nach auch nach jahrelanger Schreibarbeit mit Word, Pages und anderen proprietären Schreibanwendungen zumindest das Ausprobieren neuer Schreibmöglichkeiten, -anwendungen und -kulturen wie beispielsweise mit Zettlr lohnt.

Was haltet ihr von Zettlr? Habt ihr diesen oder andere Markdowneditoren bereits ausprobiert oder plant es? Teil es uns gerne in den Kommentaren mit.

 

CC BY 4.0
Weiternutzung als OER ausdrücklich erlaubt: Dieses Werk und dessen Inhalte sind – sofern nicht anders angegeben – lizenziert unter CC BY 4.0. Nennung gemäß TULLU-Regel bitte wie folgt: Schreiben mit Zettlr – Open-Source-Markdowneditor für Texte aller Art“ von Florian Hagen und Axel Dürkop, Lizenz: CC BY 4.0. Beitragsbild „Füller“ von Florian Hagen (CC BY 4.0.). Der Beitrag steht als Markdown-, DOCX- und PDF-Datei zur Verfügung.
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