Sicht auf die TUHH

Monatsnotiz Oktober 2020 – Vorbereitungen Wintersemester, Open-Access-Week und stARTcamp meets HOOU

Auch für den Oktober möchten wir euch wieder einige Kurzeinblicke geben, was uns diesen Monat im Projektkontext rund um offenes Lernen, offene Lehre und offene Wissenschaft beschäftigt hat.

Vorbereitungen auf das anstehende Wintersemester

Das Wintersemester rückt immer näher. Und es wird für unser Bachelorseminar Wissenschaftliches Arbeiten das zweite komplette Digitalsemester werden. Im Oktober haben wir uns mehrmals getroffen, um zum einen die Feedbacks unserer Studierenden nochmal zu diskutieren und diese im Zusammenspiel mit unseren eigenen Eindrücken zu nutzen, um unser Seminar weiter zu optimieren. Auch die eine oder andere neue – didaktische als auch inhaltliche – Idee kommt dabei in unseren Runden immer mal wieder auf den Tisch. Das kommende Semester wird auf jeden Fall losgelöst von ehemals eingespielten Prozessen in einer Art Kreativbetrieb fortgesetzt. Wir haben viel experimentiert und gelernt (was geht online gut, teilweise auch besser als in Präsenzveranstaltungen und eben doch nicht so wie erhofft) und freuen uns auf unser kommendes Seminar.

Open-Access-Week

Im Oktober stand für uns als tub. auch die Vorbereitung der Open-Access-Week an. In der Zeit vom 19. bis 25. Oktober gab es dazu unterschiedliche Beiträge und Angebote im Rahmen unseres Programms. Die Inhalte und Folien zu den einzelnen Terminen sind über den jeweiligen Beitrag für Interessierte verfügbar:

#OAWeek2020: Endspurt bei Hamburg Open Science (Montag, 19.10.2020),

#OAWeek2020 Open Access an der TUHH in Zahlen (Dienstag, 20.10.2020),

#OAWeek2020 Single-Source-Publishing mit Swapfire und OJS (Mittwoch, 21.10.2020),

#OAWeek2020 TORE – ein Service für Sie (Donnerstag, 22.10.2020),

#OAWeek2020 Open Access publizieren bei Springer und Wiley – Die DEAL Verträge (Freitag, 23.10.2020).

stARTcamp meets HOOU

Ich freue mich immer wieder auf das stARTcamp meets HOOU. Im vergangenen Jahr hieß das Motto noch „No limits„, und prinzipiell galt dies natürlich auch dieses Jahr: denn trotz Corona fand das stARTcamp auch dieses Jahr statt – zum ersten Mal komplett digital. Unter dem Motto Make it real trafen sich zahlreiche Vertreter:Innen aus Bildung, Kultur und Wissenschaft, um sich auszutauschen und zu diskutieren.

Spannend ging es nach Bekanntgabe des Sessionsplans direkt mit der Keyonote On the Reality of Artificial Intelligence von Mercedes Bunz (King’s College London) los. Hier gab es einen Einblick in die Realität des maschinellen Lernens, die nicht nur Informationen verwaltet sondern Sprache berechnet und Bilder interpretiert. Vor allem für Teilnehmende aus anderen Fachcommunities wurde die unterschiedliche Funktionsweise von menschlicher und maschineller Intelligenz (ein Kind erkennt eine Katze nach einmal sehen, während ein Computer viele Beispiele zum Lernen benötigt, um später zuverlässig eine Katze erkennen zu können) sehr gut nachvollziehbar und mit vielen Praxisbeispielen (so interpretiert beispielsweise ein – auf alte Ölgemälde trainiertes neurales Netzwerk – einfache Bewegungen eines Tuches als beeindruckenden Wellengang) unterhaltsam und informativ dargestellt.

Der Beitrag „Wie sich die Archäologiemuseen während Corona im digitalen Feld geschlagen haben“ von Karina Iwe (Staatliches Museum für Archäologie Chemnitz) war für mich vor allem interessant, um einen besseren Überblick über den Umgang mit Corona von anderen Kultureinrichtungen zu gewinnen. Als Beispiele wurden unter anderem Angebote des LWL-Museums Archäologie in Herne (Ausstellung zum Thema „Pest“ wurde mehrteilig in den digitalen Raum übertragen), des Archäologischen Freilichtmuseums Oerlinghausen (Videos unter dem Hashtag #Homeschooling), des Archäologischen Landesmuseums Baden-Württemberg (Start eines Instagram-Kanals mit dem Hashtag #almkonstanz) und des Badischen Landesmuseums Karlsruhe (Podcast „Kaffee mit Kolleg*Innen“) vorgestellt. Für mich und unsere tub., die übrigens auch vor kurzem auf Instagram gestartet ist, habe ich hier jede Menge Inspiration mitgenommen.

In der Session „Unmute – Experimentelle Formate für Videokonferenzen und das Forschungsprojekt Commune“ berichteten Prof. Konrad Renner und Benedikt Rottstegge (HFBK Hamburg) unter anderem über Experimente mit digitalen Interfaces im Kontext von Kunst und Kultur. Gemeinsam mit dem Kurator Prem Krishnamurthy wurde das Forschungsprojekt Commune gestartet, das sich mit Videokonferenzplattformen selbst und dem digitalen Beisammensein vorm Bildschirm auseinandersetzte. Fragen um Machtstrukturen, Technologie und soziale Normen in digitalen Räumen wurden im Austausch mit Fachexpert:Innen aus Bereichen wie Interface-Design, Informatik und Kunst in experimentellen Dialogen diskutiert.

Claudia Kiani (omnia360) nahm Sessionteilnehmende von „How to make 360°-Content great again – Mit 360°-Einblicken einen virtuellen Zugang schaffen“ nach einer kurzen Einführung in 360-Grad-Videos mit auf virtuelle Rundgänge in das Hamburger Planetarium und die HFBK.

Wie so oft bei Barcamps: Bei so viel spannenden Themen fiel die Auswahl der Sessions schwer. Aber zum Glück lassen sich unter anderem über Twitter unter dem Hashtag #scHH20 zumindest einige kurze Infos zu verpassten Highlights nachlesen.

Verschiedenes

Ansonsten haben wir diesen Monat – unter anderem inspiriert durch selbst angebotene und von uns besuchte Veranstaltungen – einige Beiträge veröffentlicht. So gibt der oben bereits aufgelistete Beitrag Single-Source-Publishing mit Swapfire und OJS im tub.-Blog Einblicke in vergangene und aktuelle Architekturentwürfe unseres Projektes Modernes Publizieren. Neben den oben angesprochenen Vorbereitungen unseres Seminars Wissenschaftliches Arbeiten warfen Studierende nochmals einen kurzen Rückblick auf die eigenen Erfahrungen im vergangenen Digitalsemester und es gab kurze Einblicke in die Vorzüge von Markdown.

Ausblick

Im November ist es soweit. Wie in der Monatsnotiz September angekündigt, werden wir eine Beitragsserie zum Thema Notizen veröffentlichen. Freuen könnt ihr euch auf Beiträge von Kolleg:Innen aus Hochschulen, Bibliotheken und der Community offener Bildungsressourcen. Darüber hinaus greifen wir nochmal das Thema Markdown auf und bieten einen Schnelleinstieg in den Markdowneditor Zettlr, der eine Vielzahl an Exportmöglichkeiten und die Anbindung an die eigene Literaturverwaltung bietet.

 

CC BY 4.0
Weiternutzung als OER ausdrücklich erlaubt: Dieses Werk und dessen Inhalte sind – sofern nicht anders angegeben – lizenziert unter CC BY 4.0. Nennung gemäß TULLU-Regel bitte wie folgt: Monatsnotiz Oktober 2020 – Vorbereitungen Wintersemester, Open-Access-Week und stARTcamp meets HOOU“ von Florian Hagen, Lizenz: CC BY 4.0. Der Beitrag steht als Markdown-, DOCX- und PDF-Datei zur Verfügung.

Schreiben mit Markdown – weniger ist (oftmals) mehr

Es ist nun schon einige Jahre her: im Rahmen meines Bachelorstudiums hat unsere Projektgruppe einen gemeinsamen Projekt-Abschlussbericht geschrieben. Zahlreiche Interviews haben wir zu Nutzungsgewohnheiten bei Webangeboten geführt, Daten gesammelt und ausgewertet. Die Inhalte waren da, Zuständigkeiten für die einzelnen Textabschnitte geregelt. Und doch gab es am Ende den „großen Knall“. Die vielen unterschiedlichen Textbausteine – überwiegend geschrieben mit Word – mussten zusammengefügt werden. Unterschiedliche Wordversionen, unterschiedliche Formatierungen, unterschiedliche Layouts – es war ein Graus. Nur mit verhältnismäßig viel Aufwand konnte aus dem Wildwuchs im Dokument am Ende ein recht einheitlich und sauber formatierter Bericht generiert werden.

Ähnliche Erfahrungen machte ich über die Jahre hinweg – unter anderem in Studium, Beruf und privat – immer und immer wieder. Dazu gesellte sich E-Mail-Ping-Pong (eine neue Version eines gemeinsamen Dokuments wird immer wieder überarbeitet hin- und hergeschickt) oder das Verlieren im Button-Dschungel der zahlreichen Formatierungsoptionen von Schreibanwendungen. Mein eigentlicher Schreibfluss geriet dabei oftmals ins Stocken. Eine Alternative musste her. Und mit Markdown habe ich für mich eine gefunden.

Was ist eigentlich Markdown?

John Gruber veröffentlichte Markdown im Jahr 2004. Ursprünglich als einfache Alternative zu HTML entwickelt, um Interessierten ohne HTML-Erfahrung die Erstellung von Webseiten zu ermöglichen, ist Markdown auch eine sehr gute Möglichkeit Texte unterschiedlichster Gattungen zu schreiben.

Im Kern ist Markdown ein simpler Weg um Formatierungen für einfachen Text (auch: plain text, also menschenlesbar) umzusetzen. Wie mit Hilfe von gängigen WYSIWYG-Editoren (What You See Is What You Get) lassen sich also Texte mit Überschriften, Listen, Verlinkungen und Hervorhebungen erzeugen. Im Gegensatz zu Word oder beispielsweise Pages müssen wir uns aber nicht mit den zahlreichen Menüs (oder alternativ Tastenkombinationen) auseinandersetzen, die über die Jahre Einzug in viele Texteditoren erhalten haben.

Beim Einsatz von Markdown nutzen wir Zeichen, die uns bereits aus dem (Schreib-)alltag bekannt sind. Mit der Raute erzeugen wir so zum Beispiel Überschriften unterschiedlicher Ordnung:

Überschriften in Markdown

Überschriften unterschiedlicher Ordnung mit Markdown erzeugen.

Für einfache Listen muss nur ein Sternchen und ein Leerzeichen vor den jeweiligen Listeneintrag gesetzt werden. Kursive Begriffe werden mit Hilfe umschliessender Sterne erzeugt. Für Fettdruck reichen doppelte umschliessende Sterne:

Formatierungen mit Markdown

Auswahl an möglichen Formatierungen mit Markdown.

So haben wir eigentlich schon alles, was man für das Schreiben vieler Texte benötigt. Markdown sah für mich – als bis dahin überwiegend nur Word gewohnten Nutzer – ein wenig kompliziert aus. Aber nach nicht einmal einer Stunde hat man einen Überblick über alle wesentlichen Auszeichnungsoptionen gewonnen. Routine kommt dann ebenfalls recht zügig durch regelmäßige Nutzung.

Warum sollte man Markdown nutzen?

Doch warum sollte man nun Markdown nutzen oder zumindest einmal ausprobieren? Die eigenen Schreibgewohnheiten regelmäßig zu hinterfragen und zu überprüfen ist in meinen Augen grundsätzlich empfehlenswert. Statt etwas immer und immer wieder so zu machen wie bisher, da es eben immer so gemacht wurde, können wir uns neue Gewohnheiten erarbeiten und zu nutze machen. Darüber hinaus gibt es natürlich weitere Gründe, die für Markdown sprechen:

Schnell erlernbar

Markdown zu schreiben ist anders, als man es von bekannten kommerziellen Texteditoren mit zahlreichen Zusatzfunktionen kennt. Aber es ist auch einfach zu lernen und schnell praktisch nutzbar. Für den Einstieg gibt es viele gute Tutorials. Auch ein Cheat-Sheet kann hilfreich sein. Die komplette Ur-Syntax könnt ihr hier abrufen. Ich persönlich würde empfehlen ein kurzes Tutorial durchzuspielen, um im Anschluss beispielsweise in einer kollaborativen Schreibumgebung wie WriteMD der TUHH praktische Erfahrungen zu sammeln und selbst loszulegen. Hier hat man die Möglichkeit neben der reinen Syntaxansicht auch mit Vorschauoptionen zu arbeiten, um so direkt sehen zu können welche Auswirkungen einzelne Textauszeichnungen haben.

Ansichtenwechsel

Wechsel von der Schreibansicht zur geteilten Ansicht (Schreib- und Leseansicht).

 

Wer bisher überwiegend mit WYSIWYG-Editoren gearbeitet hat, wird so sicher einen besseren Einstieg in das Schreiben mit Markdown haben.

Schnelle Schreibumgebung

In Markdown zu schreiben bedeutet, dass zunächst keine exzessiven Formatoptionen zur Verfügung stehen. Und genau das kommt zumindest meinem Schreibprozess oftmals entgegen. Der Fokus liegt auf mir als Schreibendem und meinen Inhalten. So haben wir eine nicht verworrene, schnelle und übersichtliche Schreibumgebung. Der Griff zur Maus ist nach der Eingewöhnungsphase nicht mehr nötig, um Textformatierungen vorzunehmen. Also keine ungewollte Pause mehr beim Schreibprozess alle paar Minuten oder gar Sekunden, um zu klicken, zu markieren, wieder zu klicken, sich für eine Formatierung zu entscheiden, um dann anschließend mit dem eigentlichen Schreiben weiterzumachen. Gerade wenn man Wörter und Ideen einfach erst einmal aus dem Kopf „auf Papier“ bringen möchte, ist dies in meinen Augen ein großer Vorteil, um den eventuell auch schwer erarbeiteten Schreibflow beizubehalten.

Portables Format

Bei Markdown handelt es sich um ein portables Format. Markdown-Dateien können im Grunde mit jeder Anwendung geöffnet werden. Neben simplen Texteditoren gibt es eine Reihe von Markdown-Editoren mit zusätzlichen Optionen. An dieser Stelle seien die kollaborative Online-Schreibumgebung WriteMD der TUHH, VSCodium, Typora und Zettlr erwähnt. Gefällt einem die aktuell genutzte Anwendung nicht, so können Markdowndateien – ganz im Gegensatz zu proprietären Textformaten – ohne Probleme in eine andere Anwendung importiert werden. Darüber hinaus funktioniert Markdown auch völlig plattformunabhängig – es spielt also keine Rolle, ob wir uns auf einer Windows-, Mac OS- oder Linux-Maschine bewegen. Markdown ist überall „zuhause“.

Zukunftssicher und schnell zu konvertieren

Markdown ist zukunftssicher. Selbst wenn die Anwendung, die wir aktuell verwenden, in naher Zukunft nicht mehr funktioniert, können wir unsere mit Markdown verfassten Texte immer noch mit einem Texteditor unserer Wahl nutzen. Gerade im Hinblick auf Dokumente, die wir auf unbestimmte Zeit hin aufbewahren wollen (ob nun private Dokumente, Abschlussarbeiten, Forschungsberichte, etc.) ein riesiger Vorteil.

Darüber hinaus lässt sich Markdown in viele Formate mit Hilfe von Unterstützung durch Open-Source-Anwendungen wie Pandoc konvertieren. Ein Beispiel dafür ist das Projekt Modernes Publizieren mit Swapfire.

Wo kommt Markdown zum Einsatz?

Bei uns an der TU beziehungsweise tub. wird Markdown unter anderem bei kollaborativen Protokollen, Dokumentationen oder auch bei der Erstellung kurzer Präsentationen im Rahmen von WriteMD verwendet. Für das tub.-Bachelorseminar Wissenschaftliches Arbeiten erstellen wir zudem Seminarskripte mit interaktiven Elementen.

Auch Chatumgebungen wie Mattermost, Foren wie Reddit oder Chats größerer Social-Media-Plattformen bieten das Nutzen der Markdown-Syntax an. Viele Webseiten werden ebenfalls mit Markdown umgesetzt und selbst für Schreibanwendungen wie Word oder Content-Management-Systeme wie WordPress gibt es Markdown-Plugins.

Ausblick

Markdown ist sicher nicht für alle Schreibenden die Ideallösung. Aber wem einfacher Text zu wenig und andere Schreibanwendungen gefühlt zu überfrachtet sind, sollte auf jeden Fall einen Blick riskieren. Es ist angenehm schnell zu lernen und man kann eine ganze Menge damit machen. In einem kommenden Beitrag zeigen wir euch in diesem Zusammenhang mit Zettlr einen Markdowneditor, der eine Vielzahl an Exportmöglichkeiten und eine Anbindung an die eigene Literaturverwaltung ermöglicht – eine ideale Grundlage für das Schreiben wissenschaftlicher Arbeiten. Ans Herz gelegt sei an dieser Stelle auch unser kleines Quiz zu den eigenen Schreibgewohnheiten.

 

CC BY 4.0
Weiternutzung als OER ausdrücklich erlaubt: Dieses Werk und dessen Inhalte sind – sofern nicht anders angegeben – lizenziert unter CC BY 4.0. Nennung gemäß TULLU-Regel bitte wie folgt: Schreiben mit Markdown – weniger ist (oftmals) mehr“ von Florian Hagen, Lizenz: CC BY 4.0. Der Beitrag steht als Markdown-, DOCX- und PDF-Datei zur Verfügung.
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