Blätter als Herbstbäume

Monatsnotiz August/September 2021 – dies und das im Tagesgeschäft, Veranstaltungen und Semestervorbereitungen

„Der Herbst, der Herbst, der Herbst ist da, er bringt uns Wind, hei hussassa!“ Na, wer hat spätestens jetzt wieder einen Ohrwurm von diesem Klassiker? Ich seit einigen Tagen. „Erwischt“ hat es mich auf dem Weg zur Arbeit. Womit wir auch schon bei der Monatsnotiz für die Monate August und September 2021 sind.

„Blätter-Herbstwald“ von Florian Hagen, Lizenz: CC BY 4.0

Arbeit vor Ort

Nach und nach ändern sich einige Arbeitsgewohnheiten wieder, die uns alle in den letzten Monaten begleitet haben. So konnten in Hamburg auch wissenschaftliche Bibliotheken wieder für den Präsenzbetrieb öffnen und dementsprechend Service vor Ort anbieten. Das erste Mal wieder in der Bibliothek Spätdienst machen, auf Fragen direkt eingehen, einfach mal das gesuchte Regal zeigen. Irgendwie habe ich es schon vermisst, aber komisch fühlten sich diese wiedergewonnenen Möglichkeiten anfangs schon an. So, als ob man vieles, das man über Jahre aus dem Effeff beherrschte, wieder neu lernen oder zumindest etwas anders denken muss. Spannend.

Dies und Das im Tagesgeschäft

Im Alltagsgeschäft ist nach der Urlaubszeit gefühlt sehr viel Kleinkram angefallen. So mussten das eine oder andere Mal „kaputte“ Links auf unseren tub.-Webseiten ausgetauscht werden (es gibt bei uns im Haus unterschiedliche Zuständigkeiten, Hinweise erhalten wir automatisiert per Linkchecker) und es gab durch Urlaubsvertretungen häufiger als sonst neben Gesprächen im Rahmen von Publikationsberatung zu bearbeitende Anschaffungsvorschläge im Fachreferat (berichtet habe ich dazu auch endlich mal beim #Fachreferatsfreitag, den ich auch bereits in einer früheren Monatsnotiz erwähnte).

Aktuell spielen für uns als Bibliothek sonst Überlegungen für die gemeinsamen Ziele des kommenden Jahres eine Rolle. Und auch der Rückblick auf das, was wir uns für 2021 vorgenommen hatten und noch haben, ist natürlich ein Thema für die interne Dokumentation. Teil dieser Ziele sind geplante Veranstaltungen und die dazugehörige Veranstaltungsplanung. Für das kommende Jahr läuft so zum Beispiel bereits die Konzeption der nächsten Ausgabe unserer Collect, Write, Publish-Reihe, während derzeit auch noch an Events wie der schon im Oktober stattfindenden „Open Access Week“ (25. bis 31. Oktober 2021, Motto dieses Jahr: It Matters How We Open Knowledge: Building Structural Equity.) gearbeitet wird. Mehr dazu wird es im Oktober natürlich auf den Seiten der tub. geben.

Vorbereitungen Wintersemester

Gefühlt haben wir gerade erst unsere Feedbacks zu den wissenschaftlichen Arbeiten der Studierenden aus dem Sommersemester 2021 verschickt (kurz berichtet hatte ich auch hier), da klopft auch schon das neue Semester an die Tür. Aktuell ist unser Bachelorseminar „Wissenschaftliches Arbeiten“ als Präsenzveranstaltung mit 30 Studierenden vor Ort geplant. In den vergangenen digitalen Semestern hatten wir Platz für 60 Teilnehmer:innen, die Nachfrage lag dabei zwischen 180 und 210 Anmeldungen. Ich bin auf jeden Fall auf die Nachfrage im kommenden Semester und vor allem den Austausch mit den Studierenden selbst gespannt.

Veranstaltungen

In den Monaten August und September habe ich an unterschiedlichen internen und externen Veranstaltungen teilgenommen. In unserer internen Veranstaltung „PC Beratung Live“ ging es unter anderem um das Gutenberg-Plugin für WordPress, Aufbau und Funktionen unseres Reservierungssystems für Arbeitsplätze in der Bibliothek und unterschiedliche Kniffe für unser internes Wiki. Über einige externe Veranstaltungen möchte ich an dieser Stelle ausschnitthaft berichten.

WiWi-Tagung 2021 Bibliotheken – Support für die Wissenschaft

Die VDB-Kommission für Fachreferatsarbeit und die Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen luden am 16.09. und 17.09.2021 zur WiWi-Tagung 2021 Bibliotheken – Support für die Wissenschaft (#WiWiFr) ein.

Tag 1

Am ersten Veranstaltungstag gab es Beiträge, die den Themenblocks „Forschungsdaten“ sowie „Publikationsmanagement und Open Access“ zugeordnet wurden.

Klaus Tochtermann (ZBW) gab in „Forschungsdateninfrastruktur in der Wirtschaftswissenschaft mit Bezug zu NFDI“ einen Einblick in die Konsortien KonsortSWD (strukturierte, standardisierte Daten und bestehende Infrastruktur über FDZ) und BERD (nicht strukturierte und standardisierte Daten, keine Infrastruktur), die im Anschluss in einer Gegenüberstellung betrachtet wurden. Nach einem Einblick in gaia-x (Daten aus der Wirtschaft) wurde die Frage in den Raum gestellt, warum zwei ähnliche Infrastrukturen (Privatwirtschaft und Wissenschaft) aufgebaut werden und dass dieses Thema vom Projekt FAIR DataSpace aufgegriffen wird.

Olaf Siegert (ZBW) gab in „Open-Access-Transformation in den Wirtschaftswissenschaften“ einen Ausblick auf den Publikationsmarkt. Erkennbar sind hier vor allem in der Vergangenheit alarmierend hohe Marktanteile von wenigen Verlagen, wobei nun erste positive Auswirkungen der Open-Access-Transformation erkennbar seien. Tamara Pianos (ZBW) stellte in „Career Kit“ verschiedene Angebote zum wissenschaftlichen Arbeiten vor. Besonders gut gefielen mir dabei das Academic Career Kit (drei Tutorials für Nachwuchswissenschaftler:innen, die sich unter anderem den Themen „Publizieren“ und „Metriken“ widmen) sowie das Open Science Magazin.

Tag 2

Der zweite Veranstaltungstag war geprägt von den Lightning Talks, die nach kurzem Input später in Breakoutsessions weiter diskutiert werden konnten. Themen waren unter anderem:

  • Blended Learning in der Ökonomie,
  • Virtuelle Sprechstunden anbieten,
  • Aspekte des Fachreferates sowie der Informationskompetenzvermittlung,
  • „Infotools“ als Marke der Bibliothek? Onlinekurse in StudIP zur Unterstützung von Studium und Lehre,
  • Systematic Literature Review in den Wirtschaftswissenschaften – Best Practice gesucht.

Ich habe hier an der „Infotools-Session“ teilgenommen, in der wir über Erfahrungen rund um Lehrinhalte, aber auch die konkrete Nutzung von Anwendungen wie H5P (Erstellung von interaktiven HTML5-Content ohne Programmierkenntnisse) gesprochen haben.

Open-Access-Tage 2021

Die Open-Access-Tage 2021 standen unter dem Motto „Partizipation“. Im Gegensatz zum vergangenen Jahr wurden dieses Jahr Konferenzinhalte über Zoom (Videokonferenz), gather.town (Online-Konferentool zur Interaktion im virtuellen Raum über Avatare) und Miro (Whiteboard) organisiert. Während Zoom vielen bekannt sein dürfte (einige Tipps dazu habe ich hier aufgeschrieben), habe ich zu gather.town und Miro einige Eindrücke im Rahmen des Open-Access-Barcamps 2021 in Text- und Bildform festgehalten. Wie schon im Mai profitieren mit diesen Tools meiner Meinung nach vor allem die Interaktionsmöglichkeiten der Veranstaltung. So fand ich es abseits fester Programmpunkte wie den Keynotes, Sessions, Workshops, Postervorstellungen, Thementischen und Speed Dating einfach toll, frei – mehr oder weniger wie im realen Leben – durch die Posterausstellung wandern zu können. Die erste Orientierung nahm ein wenig Zeit in Anspruch (wie auch bei Präsenzkonferenzen, bei denen man die Location nicht regelmäßig nutzt oder besucht), generell wurde der Einstieg aber durch verschiedene Einstiegshilfen sehr angenehm gestaltet. Einige meiner Notizen zu besuchten Programmpunkten habe ich nachfolgend zusammengefasst.

Keynote „Open access and social justice“ (Laura Czerniewicz)

Für mich startete der erste Veranstaltungstag mit der Keynote „Open access and social justice“ von Laura Czerniewicz (University of Cape Town). Diese wies gleich zu Beginn darauf hin, dass viele Zitate in die Präsentation eingebaut sind und Interessierte hoffentlich dazu inspiriert werden, einen weiteren Blick auf diese zu werfen. Nach einer Definition von „Social Justice“ stellte Czerniewicz mit „Maldistribution (Economic injustice)“, „Misrecognition (Cultural injustice)“ und „Misframing (Political injustice)“ drei Typen von Ungerechtigkeit vor, die eng miteinander verbunden sind. Diese wurden im weiteren Verlauf herangezogen, um vor allem einen kritischen Blick auf aktuelle Entwicklungen rund um Open-Access-Geschäftsmodelle im Hinblick auf soziale Gerechtigkeit zu werfen. Prägnante Aussage zum Abschluss der Präsentation und Start der Diskussion: „the dominant OA business model generally continues to privilege a knowledge hegemony and traditional big publishers“. Diskutiert wurden unter anderem Möglichkeiten, um Verlagsmonopole zu „brechen“. Eine Möglichkeit sei dabei der Bruch mit akademischen Publikationsgewohnheiten, wobei hier gerade für akademische Einsteiger:innen das Problem bestehe, dass nicht immer komplett freie Publikationsentscheidungen getroffen werden können. Die Präsentationsfolien stehen hier zur Verfügung.

„Session 1: Aktuelles von den Forschungsförderern: OA-Programme und -Monitorings“ (Tag 1)

Weiter ging es in Session 1 zum Thema „Aktuelles von den Forschungsförderern: OA-Programme und -Monitorings“. Den Anfang machte hier Angela Holzer (Deutsche Forschungsgemeinschaft) mit dem Beitrag „Open-Access-Publikationskostenförderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft“. Frau Holzer berichtete vom Stand der Antragsbearbeitung vom Programm Open-Access-Publikationskosten der Deutschen Forschungsgemeinschaft:

  • Die insgesamt 116 Anträge wurden in sechs Sitzungen („Universitäten“, „Außeruniversitäre“, „Hochschulen“) aufgeteilt,
  • fast 80% der Mittel wurden von Universitäten beantragt,
  • Stand 27.09.2021: es wurden über 95 Millionen Euro für die Förderung von Artikeln in der Zeit von 2022 bis 2024 beantragt,
  • dies führt am Ende zu einheitlichen Kürzungen.

Erste Einrichtungen werden in Kürze bereits Entscheidungsschreiben erhalten, planmäßig sollen bis November/ Dezember alle Entscheidungsschreiben verschickt werden. Allgemeine Informationen zur ersten Begutachtungsrunde werden Ende Dezember/ Anfang Januar bereitgestellt.

Im Anschluss stellte Bernhard Mittermaier (Forschungszentrum Jülich) in „Monitoring des DFG-Förderprogramms ‚Open Access Publikationskosten‘“ nach einem Rückblick auf ein voriges DFG-Programm (bei diesem mussten geförderte Einrichtungen ebenfalls Daten nachweisen, wobei es keine vorgeschriebene Form der Datenlieferung gab, was am Ende zu einem unbrauchbaren Datenbestand führte) die Learnings und den eigentlichen Ablauf des Monitoring-Konzepts vor, das auch für das DFG-Förderprogramm „Open Access Publikationskosten“ genutzt wird. Die Folien des Beitrags sind über Zenodo verfügbar.

„Session 4: OA in der Aus- und Weiterbildung“ (Tag 1)

In Session 4 („OA in der Aus- und Weiterbildung“) gab es insgesamt drei Praxisberichte. Den Start machten Ina Blümel (TIB), Maria Sael und Simon Worthington (TIB), die in „Collaborative Open Access Publishing – A Field Report“ von einer Lehrveranstaltung an der Hochschule Hannover berichteten (Bachelorstudium Informationsmanagement). In dieser gab es umfassendere Einheiten zu Open Access und Open Access Publishing, wobei wichtig war, dass ein Praxisbezug vorhanden ist. Tools (unter anderem GitHub und Fidus Writer) und Systeme (zum Beispiel DOI oder ORCID) sollten also nicht nur kennengelernt, sondern auch wirklich ausprobiert werden. Im Rahmen der Präsentation gab es auch einen Einblick in die am Ende der Lehrveranstaltung entstandene Publikation der Studierenden. Der Foliensatz der Präsentation ist über Zenodo verfügbar.

„Session #5: OA für Einsteiger*innen“ (Tag 2)

„Preprints als ‚besondere Form‘ der Open-Access-Veröffentlichung – Herausforderungen und Umgang damit“ lautete das Thema von Jasmin Schmitz (ZB MED) zu Beginn von Session 5 am zweiten Tag der Open-Access-Tage 2021. Nach einer Definition von Preprints (frei verfügbare Vorab-Versionen von Manuskripten, die noch nicht durch ein Peer-Review-Verfahren begutachtet wurden) gab Jasmin Schmitz Einblicke in die Preprint-Historie (arXiv ist der älteste bekannte Preprint-Server, Auftrieb der Preprint-Server durch COVID-19-Forschung), Vorteile von Preprints (früher Zugang zu Forschungsergebnissen, breites Feedback über Fach-Community, „Übung“ des wissenschaftlichen Arbeitens für wissenschaftlichen Nachwuchs) und Herausforderungen (schnelle und komplexe Entwicklung der Preprintlandschaft, da es mittlerweile neben klassischen Verlagen auch Angebote von kommerziellen Verlagen und Kooperationen zwischen Zeitschriften und Plattformen gibt). Da anzunehmen ist, dass diese Entwicklung nicht so schnell stoppt, sollten OA-Beauftrage und Bibliotheken selbst sich immer wieder neu mit den Entwicklungen vertraut machen (beispielsweise über das Directory of preprint server policies and practices). Der Foliensatz kann hier eingesehen werden.

Andreas Kirchner und Maximilian Heber (beide KIM) stellten im Anschluss in „Open Access for Beginners“ die neue open access network-Seite vor, die Austauschmöglichkeiten für die Community und viele unterschiedliche Materialien zum Thema Open Access bietet.

Session 7: Mehrwertdienste rund um OA (Tag 2)

Die Session „Mehrwertdienste rund um OA“ startete mit Josephine Hartwig (SLUB Dresden), die den Beitrag „B!SON – Empfehlungsservice für qualitätsgesicherte OA-Zeitschriften“ (Bibliometric and Semantic Open Access Recommender Network) mit dem Zitat „Wissen zu teilen ist der grundlegendste Akt der Freundschaft“ begann und im Anschluss eine Brücke zum wissenschaftlichen Wissen schlug. Bei diesem müssen Menschen Kenntnisse darüber haben, wo dieses Wissen am besten geteilt werden kann, damit es auch an die richtige Zielgruppe gelangen kann. Hier soll der Empfehlungsservice des Projekts B!SON unterstützen, indem zu einem Manuskript passende Open-Access-Zeitschriften herausgesucht werden. Gerade im Hinblick auf die voranschreitende Open-Access-Transformation und immer mehr Open-Access-Publikationsmöglichkeiten könnten Wissenschaftler:innen so nach Fertigstellung von Forschungsarbeiten bei der Findung und Auswahl von Zeitschriften (im DOAJ werden aktuell mehr als 16.800 Journale aufgeführt) gezielt unterstützt werden. Nach Dateneingabe zur eigenen Publikation wird auf Basis bibliometrischer und semantischer Verfahren eine Ähnlichkeitsbestimmung durchgeführt, die Forschenden am Ende passende Publikationen für das eigene Manuskript aus dem großen Pool von Open-Access-Publikationsmöglichkeiten vorschlägt. In der Fragerunde gab es unter anderem einen Austausch zum Thema „Bedeutung des Impact Factors“ und Unterschiede in den Publikationskulturen einzelner Fächer. Weitere Details gibt es in den dazugehörigen Vortragsfolien.

Peter Kraker (Open Knowledge Maps) und David Johann (ETH-Bibliothek) sprachen in „Open Knowledge Maps Custom Services: Visuelle Literatursuche für institutionelle Systeme“ zunächst über Discovery-Probleme in unterschiedlichen Fachdisziplinen der Wissenschaft. Eine Möglichkeit, Wissen trotz steigendem Publikationsaufkommen sichtbarer und auffindbarer zu machen, seien Wissenslandkarten. Deren Vorteile gegenüber Listensystemen wurden kurz am Beispiel des Themas „Herzerkrankungen“ aufgezeigt, bevor praxisorientiert das Erstellen einer eigenen Wissenslandkarte am Beispiel „digital education“ auf https://openknowledgemaps.org vorgestellt wurde. Ein konkreter Vorteil sei dabei laut Kraker die Möglichkeit, Forschungsfelder aus der Vogelperspektive zu überblicken, um so zum Beispiel individuell relevante Konzepte oder Teilaspekte identifizieren zu können. Weitere Informationen zur Funktionsweise einer visuellen Suchmaschine und Einblicke in den Use Case der ETH-Bibliothek Zürich (Integration in den Katalog unter „Meine Suche schicken an“ in einer Trefferanzeige im Katalog) können den Folien in der Zenodo-Community entnommen werden. In der Fragerunde wurde unter anderem darüber gesprochen, ob es Informationen zur Nutzung des Features gibt (ETH) und welche Herausforderungen bei der Einbindung in unterschiedliche bestehende Discovery-Systeme bestehen.

Abgeschlossen wurde der Sessionblock durch den Beitrag „ORCID-Monitoring und OA-Kontext“ von Friedrich Summann (Universitätsbibliothek Bielefeld) und Stephanie Glagla-Dietz (Deutsche Nationalbibliothek Frankfurt). Hier wurden Einblicke in den ORCID DE Monitor (Nutzung und Verbreitung von ORCID iDs werden erfasst, analysiert und bereitgestellt) gegeben. Aktuell befinden sich hierzu leider noch keine Folien in der Zenodo-Community der Open-Access-Tage 2021.

Keynote „Partizipation durch OA – ein nur teilweise eingelöstes Versprechen“, Margo Bargheer (Tag 3)

In der Keynote „Partizipation durch OA – ein nur teilweise eingelöstes Versprechen“ blickte Margo Bargheer (Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen) aus ethnologischer Perspektive auf kulturelle Phänomene und Verhaltensweisen im Zusammenhang mit Open Access und Partizipation. Dabei klärte Frau Bargheer zunächst die Begrifflichkeit „Partizipation“ und sprach über verschiedene Formen von Partizipationsmöglichkeiten in Politik und Gesellschaft, bevor als weiteres konkretes Beispiel unter anderem eine aktuelle Diskussion in der Open-Access-Community (Umgang mit 2.000 EUR-Grenze für APCs) herangezogen wurde. Eine Rolle spielen hier nach Bargheer zum Beispiel die Konstrukte „Wertesystem“ und „Machtgefühl“ (Wir als Gruppe können Dinge verändern oder unerwünschte Entwicklungen vermeiden). Spannend ist dabei auch der Blick auf das „Abwägungsdilemma“, das uns im täglichen Arbeitsalltag rund um Open Access begleitet (welcher Zweck heiligt welche Mittel: bezahlen wir für wenige lautstarke Menschen hohe Artikelgebühren oder versuchen wir möglichst vielen Personen an unseren Einrichtungen das Publizieren zu ermöglichen?). Nach einem kritischen Blick auf Entwicklungen wie dem Guided Open Access-Ansatz und dem Zwischenfazit, dass wir weg vom APC-Modell in unterschiedliche innovative Publikationsmodelle investieren sollten (dazu auch eine einprägsame Aussage von Leslie Chan: „Diversity of models should be the goal…“), resümierte Bargheer, dass wir noch einen weiten Weg vor uns haben, um echte Partizipation (im Sinne von Teilen und nicht nur teilhaben lassen) zu ermöglichen. Hier freue ich mich – auch aufgrund der Masse an spannenden Überlegungen – besonders nochmal auf die Videoaufzeichnung des Vortrags. Der Foliensatz zu dieser Keynote steht bereits über Zenodo zur Verfügung.

Die Open-Access-Tage boten auch dieses Jahr wieder ein vollgepacktes, spannendes Programm. Erfreulicherweise können neben den verlinkten Beitragsfolien bereits zahlreiche weitere Materialien der Veranstaltungstage über die Zenodo-Community abgerufen werden. Aufgezeichnete Vorträge sollen zeitnah über das AV Portal der TIB bereitgestellt werden und derzeit kann auch noch das komplette Veranstaltungsprogramm eingesehen werden.

OERcamp

Bei dieser OERcamp-Ausgabe (29.09.) im Onlinebarcamp-Format ging es im – für die OER-Community offenen Teil – in drei Sessionblöcken um individuell eingebrachte Themen aus Hochschule, Schule, Weiterbildung und beruflicher Bildung. Das Programm kann aktuell noch hier eingesehen werden.

Teilgenommen habe ich zunächst an der Session „Wissensspiele (Escape Games) mit H5P“ von Martina Rüter. Diese gab einen Einblick in das selbst erstellte Spiel Urheberrecht und OER sowie die Erfahrungen und Herausforderungen bei der Übertragung ins H5P-Format. Die Dokumentation der Session ist hier verfügbar. Im nächsten Session-Block stellte Alica Schomacker in „Top-200-Liste: OER-Tipps vom Team OERcamp“ eine Liste mit vielen hilfreichen Tools zur Erstellung von OER-Materialien vor. Diese sind beispielsweise nach Kategorien wie „Audio und Video“, „Bilder und Grafik“ und „Kunst und Kultur“ sortiert. Die Dokumentation der Session ist hier verfügbar. Zuletzt hatte ich noch die Möglichkeit, mich in der Session „OER Materialien für Citizen Science in der Informatik“ von Annika Nowak und Jan Pawlowski inspirieren zu lassen. Auch hier liegt eine kleine Dokumentation von unserem Austausch vor.

Alles in allem war diese Ausgabe vom OERcamp wirklich kurz, aber wie eigentlich immer konnte man viele schöne Ideen und Eindrücke für und von offenen Bildungsmaterialien mitnehmen.

Ausblick

Für die kommenden Wochen und Monate habe ich einige Ideen (Tools, Lernmaterialien, Veranstaltungen), an denen ich gerne weiterarbeiten möchte. Einiges, was mir durch den Kopf geistert, kommt sicher auch aufs Papier beziehungsweise ins tub.torials-Blog.


CC BY 4.0
Weiternutzung als OER ausdrücklich erlaubt: Dieses Werk und dessen Inhalte sind – sofern nicht anders angegeben – lizenziert unter CC BY 4.0. Nennung gemäß TULLU-Regel bitte wie folgt: Monatsnotiz August/ September 2021 – dies und das im Tagesgeschäft, Veranstaltungen und Semestervorbereitungen von Florian Hagen, Lizenz: CC BY 4.0. Der Beitrag und dazugehörige Materialien stehen auch im Markdownformat und als PDF zum Download zur Verfügung.

Interaktive Karten mit uMap erstellen – Kurztutorial und eine kleine Ideensammlung

Die Lieblingsplätze in der Kitazeit, ehemalige Jugendtreffs, der schönste Urlaubsort, oder Lernorte während der Schul- und Studienzeit – Erinnerungen sind oft eng mit Orten (und somit indirekt auch Karten) verknüpft. Selbst in vielen Freizeit- (Lauf- oder Fahrradsport ist heute kaum noch ohne Joggingapp mit Kartenmaterial vorstellbar) und unterschiedlichen Arbeitsbereichen spielen Karten eine wichtige Rolle. Als ich vor einigen Jahren regelmäßiger für Lokalmedien den einen oder anderen kleinen Beitrag geschrieben habe, war ich meist froh, wenn ich auf vorhandenes Karten- und Bildmaterial aus Archiven zurückgreifen konnte. Themen mit Ortsbezug ließen sich so nachvollziehbarer und greifbarer beschreiben. Sei es nun bei Veranstaltungshinweisen, kleineren Reportagen oder Berichten zur Verkehrslage. Nicht ohne Grund sagen Geographen wie Georg Gartner (Professor für Kartographie an der Universität Wien und ehemaliger Präsident der Internationalen Kartographischen Vereinigung): „Without maps, we would be ‚spatially blind‘.“ Je nach Region stand mir für den schnellen Zugriff aber nur selten geeignetes Material zur Verfügung. Mit uMap lassen sich solche Karten mittlerweile aber ohne großen Aufwand individuell erstellen und gestalten. Und das ganz ohne Programmierkenntnisse.

Aufmerksam auf uMap machte mich ein Tweet vom Kollegen Tobias Zeumer. Dieser hat eine schöne selbst erstellte Karte geteilt, die ich zusammen mit einigen Ideen, die mir beim Ausprobieren von uMap durch den Kopf gingen, im Kapitel „Weitere Ideen und Anregungen für interaktive Karten“ vorstelle. Meine ersten Schritte habe ich in diesem Beitrag als eine Art Schritt-für-Schritt-Kurzanleitung im Kapitel „Kurztutorial“ ebenfalls festgehalten, damit das parallele Mitmachen bei Interesse möglichst einfach von der Hand geht.

Was ist uMap?

Mit der Open-Source-Anwendung uMap ist es möglich, individuelle, interaktive Karten mit wenigen Mausklicks zu erstellen. Dazu greift diese auf das Kartenmaterial von OpenStreetMaps zurück, ein seit 2004 laufendes Projekt, das durch die Non-Profit-Organisation OpenStreetMap-Foundation unterstützt wird. Da es sich bei uMap um eine Web-Anwendung handelt, ist kein Software-Download erforderlich. Auch ein Account zur Erstellung von Karten wird nicht benötigt. Soll ein Kartenprojekt allerdings später (potentiell) weiter bearbeitet werden, so ist es am einfachsten auf eine der derzeit vier Anmeldeoptionen (Github, Bitbucket, Twitter oder OpenStreetMaps) zurückzugreifen. Andernfalls muss der Link, der zu Beginn der Erstellung einer Karte zur Verfügung gestellt wird, gut aufbewahrt werden.

Für die folgende Kurzanleitung (Stand: 29.09.2021) wurde ein OpenStreetMaps-Account verwendet. Weitere Informationen zu uMap und den unterschiedlichen Sprachvarianten bietet dieses Wiki.

Kurztutorial für uMap am Beispiel eines fiktiven Veranstaltungstages

Umgesetzt werden die individuell angepassten Karten in uMap über einen einfach zu bedienenden Editor. Dieser beinhaltet am linken und rechten Bildschirmrand Menüleisten, die Elemente wie Marker, Ebenen, Linien etc. beinhalten.

Über einen Code-Schnipsel können die erstellten Karten in Webseiten eingebunden werden. Wie das funktioniert, veranschaulicht die folgende Kurzeinführung. Für diese habe ich das Ganze am Beispiel eines fiktiven Aktionstages der TU-Bibliothek für die Open-Access-Woche mit Präsenzangeboten wie Vorträgen und Austauschmöglichkeiten durchgespielt und die einzelnen Schritte aufgelistet. Als Veranstaltungsort werden neben den Räumlichkeiten der Bibliothek die umliegenden Außenflächen des TU-Campus genutzt. Mit dieser Karte können wir unter anderem einfacher koordinieren, …

  • … wo eigentlich der Haupteingang der Bibliothek/ die Veranstaltungsanmeldung ist,
  • … wo sich die Vortragsräume der Veranstaltung befinden,
  • … wo Raum für freien, fachlichen und kreativen Austausch ist,
  • … welche Verpflegungsangebote zur Verfügung stehen,
  • … welche weiteren Organisationseinheiten es gibt (zum Beispiel Ruheräume).

1. Erstellung einer Karte starten
Wir rufen nun die Webseite https://umap.openstreetmap.fr/de/ auf. Ob angemeldet oder nicht: Um mit der Erstellung einer Karte zu beginnen, klicken wir oben rechts auf den Button „Erstelle eine Karte“:

„Create a Map“, (Foto: Fho4train via Wiki, Freigabe unter CC0/Public Domain)

2. Menüleisten des Editors
Es öffnet sich eine Weltkarte. An der linken und an der rechten Seite des Fensters haben wir jeweils eine Menüleiste.

Unter Punkt 3 und 4 werden die wesentlichen Funktionen aufgeführt.

3. Optionen der linken Menüleiste
– Hineinzoomen und Rauszoomen („+“- und „–“-Symbol),
– Ortssuche Suchen,
– Teilen und Einbinden der aktuellen Karte in andere Webangebote Karte teilen ,
– Ansehen und Ausblenden von Datenebenen Einblenden/Ausblenden Datenebenen,
– Einblendung und Ausblendung weiterer Optionen für die Kartenanzeige Einblendung/ Ausblendung weiterer Optionen.

4. Optionen der rechten Menüleiste:
– „Einen Marker zeichnen“ Marker zeichnen,
– „Eine Linie zeichnen“ Linie zeichnen,
– „Eine Fläche zeichnen“ Fläche zeichnen,
– „Daten importieren“ Daten importieren,
– „Karteneinstellungen bearbeiten“ Karteneinstellungen bearbeiten,
– „Hintergrundkarte ändern“ Hintergrundkarte ändern,
– „Ebenen verwalten“ Ebenen verwalten,
– „Aktuelle Position und Zoomstufe speichern“ Aktuelle Position und Zoomstufe speichern,
– Berechtigungen und Bearbeiter:innen ändern Berechtigungen und Bearbeiter:innen ändern.

5. Karte benennen
Als Erstes geben wir unserer Karte einen Namen. Dazu klicken wir oben links im Browserfenster auf das Bearbeiten-Symbol Bearbeiten-Symbol. An der rechten Bildschirmseite öffnet sich ein Fenster. Ich entscheide mich für den Namen „Open-Access-Event tub. (imaginär)“.

6. Einen Ort suchen
Da wir konkret wissen, wo die Veranstaltung stattfinden soll, suchen wir über die Suchoption Suchen im linken Menü nach „Universitätsbibliothek tuhh“. Parallel kann die Kurzanleitung natürlich auch mit einem anderen Ort durchgespielt werden. Aus der Liste mit den nun vorgeschlagenen Orten am rechten Bildschirmrand klicken wir auf den für uns passenden Eintrag. Die Karte zeigt nun nicht mehr die Weltkarte, sondern die von uns kleinere und detailliertere Region rund um die TU-Bibliothek an.

7. Karteneinstellungen und Kartenoptionen
Nun bietet sich ein kurzer Blick in die Karteneinstellungen an, um ein Gefühl für die unterschiedlichen Kartenoptionen zu erhalten. Dazu klicken wir im Menü auf der rechten Seite auf „Hintergrundkarte ändern“ Hintergrundkarte ändern. Hier sehen wir, dass es beispielsweise Karten mit Radwegen, Satellitenbilder, Wanderkarten und weitere Optionen gibt. Je nachdem, wofür die Karte genutzt werden soll und welche Details benötigt werden, lohnt sich also ein Blick in diese Einstellungen. In unserem Fall wählen wir „OpenStreetMap“.

Es lassen sich unterschiedliche Arten von Karten nutzen
(Screenshot Kartenmenü, nicht unter freier Lizenz)

So haben wir beispielsweise den Campus der TU mit klaren Gebäudebezeichnungen („Mensa“, „Audimax“, etc.) abgebildet und einen Überblick über Verkehrsanbindungen wie Bus- und Bahnhaltestellen sowie Parkmöglichkeiten.

8. Eine (Veranstaltungs-)Fläche zeichnen
Nachdem wir unsere Karte benannt (Punkt 5), die Auswahl eines konkreteren Kartenausschnitts vorgenommen (Punkt 6) und eine geeignete Kartenart gewählt haben (Punkt 7), kennzeichnen wir nun das konkrete Veranstaltungsgelände. Hierfür nutzen wir in der rechten Menüleiste die Option „Eine Fläche zeichnen“ Fläche zeichnen. Mit einem Klick auf die Karte starten wir die Flächenzeichnung, durch das Setzen weiterer Punkte „umzäunen“ wir das Veranstaltungsgelände. Ein Klick auf den letzten gesetzten Punkt beendet die Flächenzeichnung. Nun öffnet sich am rechten Bildschirmrand ein Menü. Hier können wir der Fläche einen Namen und eine Beschreibung geben. Rechts von Menüpunkt „Beschreibung“ sehen wir ein Fragezeichen-Symbol. Mit einem Klick auf dieses Symbol erhalten wir Hinweise für eine angereicherte Textformatierung. So können wir neben blankem Text auch Bilder und Videos auf der Karte einbinden. Um die Orientierung später durch visuelle Ankerpunkte zu erleichtern, binden wir also ein Foto des Bibliotheksgebäudes ein.

Dazu kann der Text für die Einbindung von Bildern kopiert und der darin enthaltende Platzhalterlink mit dem Link zum Bild unserer Wahl ausgetauscht werden. Für die TU-Bibliothek habe ich mich beim Wiki-Eintrag der Bibliothek bedient. Achtung: es muss der konkrete Bildlink genommen werden, andernfalls erhalten wir in der interaktiven Karte statt der erhofften Bildanzeige einen Fehlerhinweis. Nun speichern wir unsere Karte über „Speichern“ am oberen rechten Bildschirmrand ab. Links vom Speicherbutton ist die Schaltfläche „Bearbeiten deaktivieren“. Mit dieser verlassen wir den Bearbeitungsmodus:

Schaltfläche zum deaktivieren des Bearbeitungsmodus (Foto: Fho4train via Wiki, Freigabe unter CC0/Public Domain)

Sollten wir uns beim Zeichnen von Flächen mal verklicken, lassen sich die entsprechenden Eckpunkte auch entfernen (Klick auf den entsprechenden Punkt und Auswahl von „Diesen Eckpunkt löschen“) und verschieben (mit festgehaltener linker Maustaste den jeweiligen Eckpunkt an die gewünschte Stelle schieben).

9. Formeigenschaften einer Zeichenfläche anpassen
Klicken wir nun nach dem Verlassen des Bearbeitungsmodus auf die gezeichnete Fläche in unserer Karte, so passiert nichts Außergewöhnliches. Für mehr Interaktivität müssen wir also noch weitere Einstellungen vornehmen. Dazu klicken wir auf die von uns gezeichnete Fläche und wählen „Bearbeiten“ Bearbeiten-Symbol. Es öffnet sich ein Menü an der rechten Browserfesnerseite. Hier wählen wir „Formeigenschaften“ und passen die Form- und Linienfarben nach Wunsch an. Ich färbe die gezeichnete Fläche im typischen TU-Blau. Auch die Linienstärke und Deckkraft passe ich etwas an. Im Anschluss klicken wir weiter unten im Menü „Formeigenschaften“ auf „Interaktionsoptionen“. Diese passen wir im folgenden Schritt an.

10. Einstellungen für Popups von Objekten
Im Menü „Interaktionsoptionen“ wählen wir „Popupform“ und klicken auf „Art des Popups“. Mit dieser Option entscheiden wir, ob Zusatzinformationen an der rechten Seite des Bildschirms oder direkt in einem Popupfenster an der gezeichneten Fläche eingeblendet werden. Nachdem wir die Einstellungen unserer Wahl vorgenommen haben, klicken wir wieder auf „Speichern“ am oberen rechten Bildschirmrand.

11. Überprüfung: Funktion von Text- und Bild-Popup
Um unsere Anpassungen zu überprüfen, deaktivieren wir am oberen rechten Bildschirmrand nun wieder die Bearbeitung über einen Klick auf „Bearbeiten deaktivieren“. Klicken wir jetzt auf unsere Flächenzeichnung, so sollte ein Popup mit den zuvor eingegebenen Beschreibungstext und dem Bild der Bibliothek erscheinen. Das wäre geschafft! Nun benötigen wir etwas mehr Struktur für die verschiedenen Organisationsbereiche unserer fiktiven Veranstaltung.

Durch den Popup-Effekt werden Zusatzinformationen mit Klick auf die entsprechenden Flächen und Formen eingeblendet (Screenshot Popup-Menü, nicht unter freier Lizenz)

13. Ebenen erstellen
Hierfür schauen wir uns die Option „Ebenen“ an. Diese können wir für eine bessere Organisation unserer Veranstaltung nutzen. So planen wir die Ebenen „Gebäudeorganisation“, „Verpflegung“ und „Veranstaltungsinhalte“ ein. Alle, die sich einmal die unendlich unübersichtlichen (analogen) Flächenpläne von größeren Einkaufszentren angeschaut haben, können vielleicht schon erahnen, welchen Nutzen Ebenen bieten können: wenn wir beispielsweise Verpflegungsmöglichkeiten suchen, führt eine Karte mit zahlreichen Zusatzinformationen (zum Beispiel Standorte zahlreicher Bekleidungs- und Elektrogeschäfte sowie andere Einkaufsmöglichkeiten) zu schwindender Übersicht. Wenn wir bei unserer Veranstaltung also Verpflegungsmöglichkeiten suchen, wäre eine Option zum Filtern wünschenswert. Dazu klicken wir nun auf „Ebene verwalten“ Ebenen verwalten im Menü am rechten Bildschirmrand und wählen im Folgemenü „Ebene hinzufügen“. Dies machen wir für folgende Ebenen:

  • Gebäudeorganisation (bspw. Eingang, Toiletten),
  • Verpflegung (Getränkestand, Imbissstände),
  • Veranstaltungsinhalte (Markierungen für Veranstaltungsräume und -stände).

Unsere „Ebene 1“ benennen wir für eine bessere Übersicht in „Veranstaltungsgelände“ um. Es handelt sich also um die gesamte Zeichenfläche, die wir anfangs erstellt haben (siehe Punkt 8).

14. Markierungen erstellen und Ebenen zuordnen
Nun ordnen wir den neu angelegten Ebenen Markierungen zu. Diese müssen wir zuerst erstellen, was wir durch das Klicken auf das Markersymbol Marker zeichnen (erster Punkt im Menü am rechten Bildschirmrand) und einem Mausklick an der gewünschten Stelle auf unserer Zeichenfläche für den Haupteingang des Gebäudes machen. Im rechten Menü wählen wir nun noch einen Namen für die Markierung („Eingang“) und können unter anderem auch eine kurze Beschreibung hinterlegen. Das gleiche können wir nun auch für die Sanitäranlagen machen. Wir betätigen also die Schaltfläche „Einen Marker zeichnen“ Marker zeichnen, klicken in der Flächenzeichnung auf die gewünschte Stelle, wählen wieder die Ebene „Gebäudeorganisation“ aus und vergeben hier als Namen beispielsweise „Toiletten“. Nun können wir auch noch die zusätzlichen Formatmöglichkeiten nutzen und wählen unter „Formateigenschaften“ eine Farbe und unter „Bildzeichensymbol“ ein passendes Icon aus.

15. Erstellung weiterer Markierungen
Um die Erstellung von Markierungen auf unserer Veranstaltungskarte abzuschließen legen wir jetzt noch folgende Markierungen (Marker zeichnen) an:

  • drei Verpflegungsmöglichkeiten (Zuordnung zur Ebene „Verpflegung“, Farbe Gelb),
  • zwei Vortragsräume und drei Thementische (Zuordnung zur Ebene „Veranstaltungsinhalte“, Farbe Coral),
  • einen Ruheraum (Zuordnung zur Ebene „Gebäudeorganisation“, Farbe Rot).

16. Karte teilen und einbinden
Für einen Test der bisherigen Features unserer aktuellen Karte probieren wir nun noch das Einbinden der Karte aus. Im linken Menü klicken wir auf die Option „Teilen und binde diese Karte ein“ Karte teilen. Wir kopieren den Codeschnipsel, der auch schon zum Anfang des Kurztutorial-Kapitels erwähnt wurde. Einfügen können wir diesen nun zum Beispiel in eine zur Verfügung stehende WordPressinstallation oder für ein schnelles Erfolgserlebnis in eine Gastnotiz im TU-Hackpad. Bei Letzterem fügen wir nach Klick auf „Neue Gastnotiz“ am oberen Bildschirmrand den Code in das linke Fenster ein. Rechts sehen wir unsere Karte und können über einen Klick auf die Option „Vollbildanzeige“ auch die Gesamtkarte aufrufen. Natürlich wäre es möglich, auch einfach direkt den Link zur Karte aufzurufen. So haben wir aber auch gleich das Einbinden-Feature kennengelernt. Auf der nun aufgerufenen Karte haben wir jetzt die Möglichkeit, im linken Menü die Kartenebenen nach Belieben ein- und auszublenden. Dazu klicken wir auf „Datenebenen“ Einblenden/Ausblenden Datenebenen und wählen „Ebene einblenden/ ausblenden“:

Über das Augensymbol lassen sich Ebenen ein- und ausblenden (Foto: Fho4train via Wiki, Freigabe unter Creative Commons Attribution-ShareAlike 2.0)

17. Anreisemöglichkeiten in die Karte einzeichnen
Das Einzige, was unserer Karte jetzt noch für einen gelungenen ersten Organisationsentwurf fehlt, ist das Aufzeigen möglicher Anreisemöglichkeiten. Hierfür nutzen wir das Linienwerkzeug Linie zeichnen im rechts angeordneten Menü. An Formatoptionen stehen uns hier unterschiedliche Möglichkeiten (zum Beispiel Deckkraft, Farben der Linien, Stärke und Form) zur Verfügung. Für unser Beispiel habe ich zwei mögliche Wege und jeweils eine dazugehörige Ebene angelegt.

18. Berechtigungen zur Bearbeitung/ Ansicht der Karte einstellen
Neben dem Teilen unserer Karte ist es nun auch noch möglich, über die Schaltfläche „Berechtigungen und Bearbeiter ändern“ Berechtigungen und Bearbeiter:innen ändern Einstellungen vorzunehmen, um gemeinsam weiter an der Karte zu arbeiten. Ansonsten gilt: Wer es bis hierhin geschafft hat, hat das erste eigene Kartenmaterial umgesetzt. Glückwunsch!

Karte mit allen eingebauten Features (GIF Kartenfunktionen, nicht unter freier Lizenz)

Weitere Ideen und Anregungen für interaktive Karten

Natürlich gibt es noch zahlreiche weitere Möglichkeiten für den Einsatz von uMap. Einige Ideen, die mir während dem Ausprobieren durch den Kopf gingen, habe ich an dieser Stelle festgehalten.

Aktive Fernleihen der tub. als uMap

Die eigentliche Inspiration zu diesem Beitrag kam – wie eingangs schon erwähnt – durch einen Tweet vom Kollegen Tobias Zeumer. Dieser hatte die tolle Idee, mit Hilfe von uMap abzubilden, an welche Bibliotheken wir als tub. international Bücher verliehen haben.

Traditionell spricht man bei dieser Form des Leihverkehrs, bei der Bibliotheken sich gegenseitig Bücher ausleihen, auch von einer Fernleihe. Mehr zur Fernleihe kann in „Bibliothekarisches Grundwissen“, einem Klassiker der bibliothekarischen Lehrbuchliteratur, gelesen werden. Der Titel ist sowohl elektronisch, als auch in unterschiedlichen Printauflagen Bestandteil des tub.-Bestandes.

Campusplan

Auch dieser Campusplan der TUHH wurde von Tobias mit Hilfe von uMap umgesetzt. Gepflegt wird die Karte über ein GitLab-Repositorium. Toll ist hier auch die Einbindung des virtuellen Plans der TU-Bibliothek. Dieser kann zum Beispiel über das Menü an der rechten Seite (Klick auf „Universitätsbibliothek“) und die Option „tub.map“ unter „Infos & Links“ im aufgeploppten Popup aufgerufen werden.

Campusplan und tub.map (GIF Kartenfunktionen, nicht unter freier Lizenz)

Ein automatisierter Campusguide für den Studienbeginn

Viele Studierende kennen das Gefühl: wenn es mit dem Studium losgeht, kommen erst einmal viele Dinge auf einen zu. Wie melde ich mich wo an? Wo muss ich am ersten Tag überhaupt hin? Eine gute Möglichkeit den Campus ohne zu ausufernde Informationen kennenzulernen könnte ein kleiner interaktiver Guide sein.

Zur Veranschaulichung habe ich dazu „quick and dirty“ein simples Beispiel in uMap angelegt. In meiner Vorstellung ist ein Szenario a la „Dein erster Tag auf dem Campus“ denkbar. Studierende könnten so im Fall der Fälle also auch, selbst wenn Präsenz nicht möglich sein sollte, eine erste Erkundungstour mit wichtigen Stationen ohne zu viele „überflüssige“ Informationen unternehmen. Für einen schnellen Entwurf habe ich zunächst fünf Markierungen angelegt (siehe auch Punkt 14 im vorigen Tutorial-Abschnitt):

  • „Start Denickestraße“,
  • „Wir werfen einen Blick auf die Universitätsbibliothek“,
  • „Entspannung bei gutem Wetter“,
  • „Der schnellste Weg zu Gebäude A“,
  • „Weihnachtsbaum Gebäude A“.

Für die Markierungen wurden Platzhalter-Elemente und Beschreibungen erstellt sowie Symbolbilder verwendet, für die unter anderem über CC-Search und Pic4Carto (hier können wir sehen, ob es schon Bilder in bestimmten Regionen gibt) recherchiert wurde. Je nach Bedarf können diese sinnvoll durch einen Einführungstag oder eine Orientierungswoche führen.

Nach Erstellung der Markierungen habe ich die Optionen ausgewählt, die zu einer eher „erzählenden“ Karte passen:

  • im rechten Menü auf „Karteneinstellungen bearbeiten“ klicken und die Option „Diashowmodus aktivieren“ aktivieren (somit erhalten wir eine zusätzliche Navigationsleiste, mit der wir durch unsere Markierungen auf der Karte springen können),
  • Sollen diese Sprünge zwischen den Markierungen automatisch ablaufen, so muss im gleichen Menü weiter unten „Automatischer Start…“ aktiviert werden,
  • Der Zoomfaktor der Karte lässt sich im rechten Menü über die Option „Aktuelle Position und Zoomstufe“ fixieren,
  • Lassen wir die kleine Geschichte nun ablaufen, so stellen wir schnell fest, dass die Markierungen nicht in der gewünschten Reihenfolge ablaufen, wir müssen nun also noch die Reihenfolge der „Haltestellen“ ordnen.

Hierzu klickt man im rechten Menü auf „Ebenen verwalten“ und anschließend auf das Icon „Merkmale in einer Tabelle bearbeiten“. Dort nutzen wir die Option „ein Merkmal hinzufügen“ und nennen dieses zum Beispiel „Ordnung“. In der dazugehörigen Tabellenspalte nutzen wir eine ABC-Sortierung in der gewünschten Reihenfolge (eine durchgehende Nummerierung hat bei meinem Test nicht funktioniert). Ebenfalls über das rechte Menü gehen wir nun noch auf „Karteneinstellungen bearbeiten“, „Standardeigenschaften“ und tragen als Sortierschlüssel unser Beispiel „Ordnung“ ein. Nach dem Abspeichern sollte der automatische Orientierungstag auf dem interaktiven Campus in etwa so aussehen:

Automatisierte Karte (GIF Automatisierte Karte, nicht unter freier Lizenz)

Diese automatisierte Rundtour lässt sich auch hier einsehen.

Denkbar ist so eine Karte sicher auch als Unterstützung für Rallye-Formate, bei denen zum Beispiel Studierende nicht nur die neue Hochschule, sondern auch empfehlenswerte Hot Spots einer Stadt gemeinsam mit den Mitstudierenden in Kombination mit kleinen Quizaufgaben entdecken können.

Thematische Karten erstellen

Auch die Darstellung unterschiedlicher Prozesse und Abläufe kann ich mir in Kartenform vorstellen. Die Anfertigung einer Abschlussarbeit – von der offiziellen Anmeldung, den bevorzugten Recherche- und Schreiborten sowie Abgabemöglichkeiten der gedruckten und elektronischen Versionen – könnte ebenso im Ortskontext abgebildet (und bestimmte Geschäftsgänge nachvollziehbarer darstellen) werden wie auch Pflanzen- und Artenlehrpfade (Kennenlernen der örtlichen Natur) oder Copyshopstandorte für die Last-Minute-Abgabe einer Abschlussarbeit. Denn der Druck von Letzterer kann durchaus ein teurer Spaß werden und es soll ja nicht selten vorkommen, dass je nach Abschluss einen Tag vor Deadline der nächstbeste Copyshop aufgesucht wird und sowohl finanziell als auch Service-technisch dem mit einer einfachen Karte vorgebeugt werden könnte (Abbildung der Shops mit groben Preiseingruppierungen, Erfahrungen beim Druck und Serviceangeboten wie Qualitäts- und Bindungsberatung).

Gemeinsame Karten erstellen

Aus Studierendenperspektive gibt es mit uMap sicher auch zahlreiche interessante Möglichkeiten, gemeinsam das Unileben zu verbessern. So könnte eine Karte mit Lieblingslernorten, Kulturtipps oder Standorten nachhaltiger Transportmöglichkeiten (zum Beispiel „Stadtradstandorte“, „Elektroroller-Angebote“, etc.) für eine möglichst praktische Anreise zum Campus erstellt werden. Für die gemeinsame Bearbeitung ist lediglich – wie in Punkt 18 des Kurztutorials schon beschrieben – die entsprechende Einstellung im Menü „Berechtigungen und Bearbeiter ändern“ (rechte Menüleiste, Schlüsselsymbol) nötig, damit die Karte von allen oder ausgewählten Personen bearbeitet werden kann. Jede Person, die über eine Zugangsberechtigung verfügt, kann Orte mit Markierungen anreichern und mit Beschreibungen versehen. Dabei ist es auch möglich, dass alle Beteiligten auch wirklich alle Markierungen verändern oder ergänzen können (also nicht nur die eigenen). Diese Funktion ist ebenfalls ohne Account nutzbar, so dass auch gemeinsame Fortsetzungsgeschichten erstellt werden können. In meinem Studium gab es zum Beispiel eine Übungseinheit im Bereich „Fachenglisch“, bei der alle Kursteilnehmer:innen sich einen Gegenstand aussuchen konnten und dann nacheinander und miteinander aus diesen Gegenständen eine gemeinsame Geschichte formen sollten.

Zusammengefasst

Mit uMap lassen sich unterschiedliche Arten von Karten individuell erstellen. Neben Lageplänen können so zum Beispiel auch thematische Karten individuell gestaltet werden. Abseits einiger beschriebener Ideen gibt es auch auf der uMap-Webseite mit der Rubrik „LASS DICH INSPIRIEREN…“ wechselnde Inspirationsquellen. Ein Blick auf eine Karte zum Thema COVID löste bei mir neben den obigen Ideen zum Beispiel (nicht zuletzt wegen der Kombination aus Sprachbarriere und Darstellungsform) das gedankliche Durchspielen einer Karte mit der Abbildung von Wahlergebnissen nach Region aus (nicht wirklich ungewöhnlich), während Heatmap-Optionen wie bei dieser Karte sicherlich auch für die Abbildung von Feinstaubbelastungen oder andere Citizen-Science-Projekte genutzt werden könnte.

Habt ihr uMap bereits genutzt oder nun zumindest leichtes Kopfkino, was für Inhalte sich mit Hilfe von uMap oder interaktiven Karten generell umsetzen und abbilden lassen? Ob Lieblingsorte, Veranstaltungslandkarte oder ganz andere Einfälle – teilt gerne eure Ideen, Entdeckungen oder eigenen Karten über die Kommentarfunktion.


CC BY 4.0
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