Schneeballprinzip

Mehr aus Web of Science rausholen – Ein Blick auf ausgewählte Spezialwerkzeuge

Web of Science (WoS) ist eine multidisziplinäre Abstract- und Zitationsdatenbank, die an der TUHH seit vielen Jahren über die Universitätsbibliothek (TUB) lizenziert wird. Sie bietet eine Vielzahl an speziellen Suchwerkzeugen, mit denen Informationen auf eine andere Art als in Standarddatenbanken für Journal-Artikel gefunden und ausgewertet werden können. Viele dieser Funktionen basieren auf der Nutzung von Zitaten und Referenzen innerhalb der jeweiligen Veröffentlichung, die in WoS indexiert ist.

Nach dem Finden eines Artikels nutzen wir häufig dessen Referenzen und Zitate, um weitere relevante Veröffentlichungen zu entdecken. Über die Referenzen gelangen wir zu älteren Arbeiten, während uns die Zitate auf neuere, themenverwandte Forschung hinweisen.

Wir können mithilfe derartiger Datenbankfunktionen sehen, wie sich wissenschaftliche Ideen und Konzepte von der Vergangenheit bis zur Gegenwart entwickelt haben. Finden wir also einen Artikel, der vielleicht schon einige Jahre alt ist, so lassen sich über diesen neue, aktuellere Informationen zu einem Thema finden.

WoS kann für TUHH-Angehörige über die TUB-Webseite auf folgendem Klickweg aufgerufen werden:

  • „Finden“ > „Datenbanken“ > Auswahl „Top-Datenbanken“

Da WoS eine Vielzahl von Funktionen bietet, fokussiert sich dieser Beitrag auf folgende fünf Funktionen, die auch im Rahmen der Collect-Write-Publish-Reihe 2025 im Workshop „Finding a Needle in a Haystack – Discovering Specialist Information“ thematisiert wurden:

1. Cited-Reference-Suche

Bei der Suche nach „Cited References“ geht es nicht um die Suche nach einem Thema, sondern um das Finden eines spezifischen Zitats. Hier geben wir Informationen zu einem Zitat ein, das uns vorliegt. Im Beispiel verwende ich:

  • „Cited Author“ = „Antranikian“
  • „Cited Title“ = „Extremophiles“
  • „Cited Year(s)“ = „2007“

Nach dem Klick auf „Search“ werden uns zwei Treffer angezeigt, die zu unserer Suche passen. Ich klicke in diesem Fall auf das gesuchte Zitat aus dem Jahr 2007 mit der konkreten Seitenzahl:

Mit Klick auf „See Results“ sehen wir nun alle Artikel, die den ausgewählten Artikel zitiert haben und neuer sind als unser Ausgangsartikel aus dem Jahr 2007. In der Standardeinstellung ist die Liste nach „Relevance“ sortiert. Nun können wir die Liste durchsehen, um zu prüfen, ob etwas in Bezug auf unser Recherchethema relevant ist. Finden wir etwas, so ist es natürlich auch bei diesem Artikel wieder möglich zu sehen, welche Quellen zitiert wurden und welche anderen Beiträge den ausgewählten Artikel referenziert haben. Das klassische Schneeballprinzip, das je nach Fachdisziplin auch als Vorwärts- und Rückwärtssuche bezeichnet wird, ermöglicht es uns, durch das Verfolgen von Zitaten und Referenzen weiterführende Quellen zu entdecken.

Wir können die Liste aber auch analysieren, um zum Beispiel zu sehen, wie die nun gefundene Literatur genutzt wird. Hierzu klicken wir auf „Analyze Results“:

WoS zeigt nun eine Verteilung der Zitate nach internen Kategorien der Datenbank, wie etwa dem Fachgebiet, aus dem die Zitate stammen. Hier ist es möglich, die Suche von der Kategorie „Web of Science Categories“ zu einer Vielzahl weiterer Kategorien wie „Document Types“, „Authors“ oder beispielsweise „Affiliations“ abzuändern.

Mit letzterer können wir uns die Datensätze einer bestimmten Universität anschauen und die spezifischen Ergebnisse der jeweiligen Einrichtung sehen.

„Cited References“ sind also eine gute Möglichkeit, wenn wir neuere Forschungsergebnisse einsehen oder zitieren wollen als die, die wir zuvor genutzt haben.

2. Researcher Finder

Eine weitere nützliche Funktion in WoS ist der „Researcher Finder“. Mit diesem können Forscher*innen die Publikationshistorie bestimmter Autor*innen nachvollziehen. Somit lassen sich alle Arbeiten finden, die von einer bestimmten Person in WoS indexiert sind. Die Möglichkeit, schnell einen Überblick über wichtige Veröffentlichungen von Autor*innen zu gewinnen kann zum Beispiel nützlich sein, wenn man in einer spezifischen Fachdisziplin tätig ist oder Interesse an einer hochschulübergreifenden kollaborativen Forschungsarbeit hat.

Diese Suche kann nach Aufruf von WoS unter anderem über den Reiter „Researcher“ gestartet werden. In unserem Beispiel suchen wir nach „Ringle, C*“. Neben dem gesuchten Christian Ringle werden noch weitere Forschende angezeigt. Bei längeren Listen kann es nützlich sein, am linken Bildschirmrand zusätzliche Filter zu aktivieren, die die Ergebnisliste reduzieren. In diesem Beispiel reduzieren wir die Treffermenge durch Auswahl der Affiliation „Hamburg University of Technology“ und klicken auf „Refine“. Im nachfolgenden Bildschirm wählen wir das gesuchte Profil aus.

Nun kann die Publikationsliste von Christian Ringle in WoS eingesehen werden. Darüber hinaus gibt es unter anderem Metriken zu den aufgeführten Publikationen inklusive der Möglichkeit, einen Zitationsreport („View citation report“) oder auch eine automatische Benachrichtigung zu erstellen („Add alert“). Diese informiert über Aktualisierungen bei den Zitationswerten oder in der Publikationsliste.

3. Highly Cited Papers

Der Filter „Highly Cited Papers“ ermöglicht es uns, besonders häufig zitierte Arbeiten zu finden, die entweder innerhalb aktiver Suchen (wie der „Cited References“-Suche im vorherigen Abschnitt) als auch bei neuen Suchanfragen angewendet werden können. Dieser Filter hilft uns, gezielt auf Arbeiten zu blicken, die innerhalb unseres Forschungsfeldes oder im Zusammenhang mit unserer Forschungsfrage besonders häufig zitiert werden. Häufige Zitationen deuten darauf hin, dass diese Veröffentlichungen in der wissenschaftlichen Diskussion besonders bedeutend sind. Um diesen Filter zu verwenden, suchen wir in diesem Beispiel nach den Begriffen „renewable energy“ und „Bioreactor“, klicken auf „Search“ und erhalten eine Trefferliste mit 948 Ergebnissen:

Nun möchten wir ausschließlich „Highly Cited Papers“ angezeigt bekommen. Diesen Filter finden wir auf der linken Seite des Fensters. Aktiviert wird dieser nach Auswahl der Checkbox und Klick auf „Refine“. Im Beispiel reduzieren sich die 948 Treffer auf eine Liste mit 15 Ergebnissen:

Dieser Filter ist besonders hilfreich, um wichtige Arbeiten in einem bestimmten Themenbereich schneller zu identifizieren. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass der Filter auf der Anzahl der Zitationen basiert. Sehr neue oder spezifische Arbeiten, die noch nicht viele Zitationen erhalten haben, könnten daher nicht angezeigt werden. In der Praxis kann dieser Filter beispielsweise bei der Erstellung eines Literature Reviews von Nutzen sein, da er dabei unterstützt, die zentralen Forschungsbeiträge innerhalb eines Feldes hervorzuheben und leichter zugänglich zu machen.

Zusätzlich hilft dieser Filter, sich einen Überblick über die am häufigsten diskutierten Themen und Theorien in einem Fachgebiet zu verschaffen. Er kann als Ausgangspunkt dienen, um aktuelle und relevante Arbeiten zu finden, die in der wissenschaftlichen Diskussion eine Schlüsselrolle spielen.

4. Impact Factor

Der Impact Factor (IF) ist eine Zahl, die die Zitationshäufigkeit eines wissenschaftlichen Journals innerhalb eines Jahres abbildet. Diese Zahl steht also nicht für Qualität, da eine Fachzeitschrift sowohl für positive als auch für negative Dinge zitiert werden kann. Eine gewisse Qualität wird dabei nur angedeutet. Ursprünglich sollte dieser Wert Bibliotheken unter anderem bei der Auswahl von Zeitschriften unterstützen, insbesondere beim Erwerb von Subskriptionen. Heute wird der IF als ein (auch umstrittenes) Instrument zur Beurteilung wissenschaftlicher Publikationsleistungen verwendet.

Um den IF in WoS aufzurufen, gehen wir in der oberen rechten Bildschirmecke auf „Products“ und wählen „Journal Citation Reports“. Hier haben wir nun eine Suchmaske für Journals. Als Beispiel rufen wir nun ein Journal auf, für das TUHH-Angehörige im Rahmen von Verlagsvereinbarungen über die TUB Sonderkonditionen für das Publizieren in Open Access haben. Im Suchfeld geben wir den Titel „Lancet“ ein und rufen den IF auf.

Mit derzeit 98.4 ist dieser sehr hoch. Genauer einordnen lässt sich dieser Wert aber, wenn wir weiter nach unten scrollen, zum Abschnitt „Rank by Journal Impact Factor“. Hier sehen wir, dass „Lancet“ in der Kategorie „Medicine, General & Internal“ Platz 1 von 329 Journals belegt. Es ist also das höchstrangige und meistzitierte Journal in dieser Kategorie.

Nun schauen wir uns mit „Current Climate Change Reports“ ein anderes Journal für einen Vergleich an, welches der Kategorie „METEOROLOGY & ATMOSPHERIC SCIENCES“ zugeordnet ist. Der IF liegt bei 9.4, also deutlich niedriger als der von „Lancet“ (98.4).

Das bedeutet aber nicht, dass es sich hier um ein weniger hochwertiges Journal handelt. Deutlich wird dies, wenn wir erneut zum Ranking scrollen. Hier sehen wir, dass „Current Climate Change Reports“ Platz 3 von 110 Journals in der Kategorie „METEOROLOGY & ATMOSPHERIC SCIENCES“ belegt.

Es befindet sich also unter den drei bestplatzierten Journals dieser Kategorie, was darauf hindeutet, dass es ebenfalls ein hochwertiges Journal ist – nur eben ohne die breite Sichtbarkeit wie „Lancet“. Dies kann oft mit der zugehörigen Fachdisziplin und dem jeweiligen Thema zusammenhängen.

Insgesamt erscheint das Ranking als aussagekräftigeres Kriterium als der IF selbst, da so zumindest erkennbar ist, wie ein Journal im Vergleich zu anderen innerhalb seines Fachgebiets abschneidet.

5. Delisted journals

In WoS lassen sich auch monatlich „delistete“ Journals einsehen. Wenn eine Fachzeitschrift aus dem WoS-Index entfernt wird, so werden die Beiträge dieser Publikation nicht mehr indiziert, Zitate nicht mehr gezählt und dem Titel kein IF mehr zugewiesen. Solche Journals sollten von Autor*innen zumindest mit Vorsicht betrachtet werden. Bei Interesse ist es wichtig zu prüfen, ob die Entfernung aufgrund von Qualitätsproblemen wie mangelhaften Peer-Reviews, Verdacht auf Predatory Journals (siehe auch Informationsseite Predatory Journals und Fake Konferenzen der TUB.) oder Manipulation von Zitaten erfolgte.

Besonders wichtig ist dies abseits der generellen Einhaltung der Guten Wissenschaftlichen Praxis, wenn die eigene Arbeit eine hohe Reputation benötigt, zum Beispiel für das akademische Publizieren, Dissertationen oder auch Bewerbungen. Viele Hochschulen und Forschungsfördernde achten darauf, dass Publikationen in Datenbanken wie WoS und Scopus gelistet sind. Wenn eine Veröffentlichung in einem fragwürdigen Journal erfolgt, das in WoS delisted wurde, so kann der eigene wissenschaftliche Ruf geschädigt werden – vor allem, wenn das Journal wegen Qualitätskriterien und fragwürdigen Publikationspraktiken entfernt wurde.

Um einen Blick auf die Delisted-Journals-Liste werfen zu können (ein Clarivate-Account wird benötigt), gehen wir zunächst auf „Products“ am oberen rechten Bildschirmrand (WoS-Oberfläche) und wählen im Anschluß „Master Journal List“. Mittig am oberen Bildschirmrand klicken wir nun auf „Downloads“. Die für uns hier interessante Option ist „Monthly Changes Archive“. Die entfernten Journals der vergangenen Jahre sind in Jahreslisten als Download verfügbar. Für das aktuelle Jahr stehen Monatsübersichten bereit:

Zusammenfassung

Web of Science bietet eine Vielzahl an Funktionen, die Forschende bei der Literaturrecherche und Bewertung wissenschaftlicher Arbeiten unterstützen. Vom Finden spezifischer Zitate (Cited References) über die Analyse viel zitierter Arbeiten (Highly Cited Papers) bis hin zur Beurteilung von Fachzeitschriften anhand des Impact Factors kann WoS hilfreiche Einblicke in wissenschaftliche Netzwerke und die Relevanz von Publikationen liefern. Die Funktion zur Identifikation von nicht mehr gelisteten Journals hilft Forschenden, die Qualität und Reputation von Journals, die sie verwenden, kritisch zu hinterfragen. Für das Open-Access-Team der TUB ist diese Funktion unter anderem hilfreich, wenn es Rückfragen zu Zeitschriften gibt, die möglicherweise nicht mehr in WoS gelistet sind und daher nicht mehr als geeigneter Publikationsort infrage kommen. Darüber hinaus gibt es weitere nützliche Tools wie den Manuscript Matcher, der Forschenden hilft, auf Basis ihres Manuskripts geeignete Zeitschriften für ihre Veröffentlichungen zu finden.


CC BY 4.0
Weiternutzung als OER ausdrücklich erlaubt: Dieses Werk und dessen Inhalte sind – sofern nicht anders angegeben – lizenziert unter CC BY 4.0. Nennung gemäß TULLU-Regel bitte wie folgt: Mehr aus Web of Science rausholen – Ein Blick auf ausgewählte Spezialwerkzeuge von Florian Hagen, Lizenz: CC BY 4.0. Der Beitrag und dazugehörige Materialien stehen auch im Markdownformat und als PDF zum Download zur Verfügung.
Zotero-Schriftzug

Zotero individuell erweitern: Hilfreiche Plugins für Forschung und Lehre

Das Literaturverwaltungsprogramm Zotero ist wie ein gut ausgestatteter Werkzeugkasten, der bereits viele nützliche Werkzeuge und Funktionen bietet. Doch irgendwann möchte man diesen Kasten vielleicht noch weiter auf die eigenen Bedürfnisse anpassen. Statt wie bei einem herkömmlichen Werkzeugkasten neue Fächer, Sortiersysteme oder Werkzeuge hinzuzufügen, können technikaffine Menschen Zotero über Plugins mit weiteren Funktionen erweitern. Möglich sind diese Erweiterungen dank der Open-Source-Natur von Zotero – und ihre Installation und Nutzung ist auch für weniger technikaffine Menschen problemlos möglich.

1. Installation von Plugins

Eine Übersicht zu existierenden Plugins bietet Zotero auf der eigenen Webseite an. Die Erweiterungen werden meist über ein GitHub-Repositorium angeboten. Zur Installation wird eine Datei mit der Endung .xpi heruntergeladen. Anschließend wird in Zotero über das Menü „Tools“/“Werkzeuge“ die Option „Plugins“ aufgerufen und nach einem Klick auf das Zahnrad (Einstellungen, oben rechts) über die Option „Install Plugin From File…“ die korrekte Installationsdatei ausgewählt und installiert.

2. Acht Plugins für noch mehr Zotero-Funktionen

Nachfolgend sollen acht Plugins kurz vorgestellt werden, die unter anderem Thema im Workshop „No Stress, No Mess – Finding Peace of Mind with Reference Management“ der Collect, Write, Publish-Reihe 2025 waren und die sich mitunter für mich persönlich als nützliche Erweiterungen in meinem Alltag erwiesen haben:

2.1 Eine bessere Plugin-Übersicht: Add-on Market for Zotero

Das Plugin Add-on Market fühlt sich an, als sollte es eigentlich Teil der Standardinstallation von Zotero sein. Statt Webseiten, Foren oder GitHub-Repositorien mühsam nach nützlichen Add-ons zu durchforsten, bietet „Add-on Market“ – ähnlich wie gängige App-Marktplätze – mit nur einem Klick eine Übersicht über verfügbare Plugins.

Ein Klick auf ein Plugin liefert weitere Informationen zu Anbieter, Veröffentlichungsdatum und Versionsnummer. Noch besser: Add-ons lassen sich direkt per Klick installieren, deinstallieren oder deaktivieren.

Neben der Möglichkeit, die Plugin-Liste zu durchstöbern, gibt es eine einfache Suchfunktion. Zudem kann die Quelle für die Plugins neben der Standardeinstellung „Auto“ auch manuell auf verschiedene Repositorien festgelegt werden.

2.2 Für mehr Organisationsmöglichkeiten von PDFs: Attanger

Attanger, abgeleitet von „Attachment Manager“, ist ein Plugin für Zotero, das die Organisation von Anhängen wie PDF-Volltexten verbessert. Es ermöglicht das automatische Umbenennen, Verschieben und Organisieren von PDFs durch vordefinierte Regeln – ähnlich wie ZotFile, das in Zotero 7 jedoch nicht mehr unterstützt wird.

Nach der Installation von Attanger in Zotero 7 kann das Plugin unter „Bearbeiten“ > „Einstellungen“ > „Anhänge konfigurieren“ (Windows) oder über „Zotero“ > „Preferences“ > „Attenger“ (macOS) angepasst werden. Dort lassen sich Quell- und Zielpfade, Anhangstypen, benutzerdefinierte Dateinamensformate sowie die automatische Umbenennung von Anhängen konfigurieren.

Ein wesentlicher Unterschied zu ZotFile ist das Fehlen der „Send-to-Tablet“-Funktion, die besonders nützlich war, um PDFs auf Tablets zu übertragen und dort zu annotieren. Wer dafür eine Alternative sucht, kann ZotMoov ausprobieren – dieses Plugin bietet eine entsprechende Funktion. Eventuell decken aber auch die von Zotero selbst angebotenen Mobilversionen für Smartphones und Tablets offene Wünsche in dieser Hinsicht ab.

2.3 LaTeX und Zotero ohne manuelle Anpassungen: Better BibTeX (BBT)

Viele Wissenschaftler*innen nutzen LaTeX-Editoren für die Erstellung von wissenschaftlichen Publikationen, da LaTeX eine präzise Umsetzung von Layout, Formatierung und insbesondere mathematischen Formeln ermöglicht. Um Zotero in diesen Prozess optimal einzubinden, ist Better BibTeX (BBT) das Plugin, das auf keinen Fall ignoriert werden sollte. Die Daten können mit Zotero wie gewohnt aufgenommen werden, aber gleichzeitig können die Vorteile von LaTeX genutzt werden, wie die automatische und zuverlässige Verwaltung von Bibliographien und die Möglichkeit, komplexe Dokumente zu erstellen. Better BibTeX bietet eine nahtlose Integration in LaTeX- und Markdown-Dokumente, indem es automatisch Citation Keys generiert, Referenzen in Echtzeit synchronisiert und Bibliographien ohne manuelle Updates oder Formatierungen verwaltet.

So lässt sich Better BibTeX einrichten:

  • Installiere das BetterBibTeX-Add-on in Zotero.
  • Erstelle eine Referenzliste (wähle die Sammlung, klicke mit der rechten Maustaste und wähle „Exportieren“/„Export items…“ als BetterBibTeX).
  • Achte darauf, dass „Exportiere Notizen“/„Export Notes“ ausgewählt bleibt.
  • Eine .bib-Datei wird erstellt.
  • Lege die exportierte .bib-Datei im gleichen Ordner wie dein LaTeX-Dokument ab.
  • Die Datei wird nun automatisch synchronisiert, und jede Änderung in der Zotero-Datenbank wird automatisch in das zugeordnete LaTeX-Dokument übernommen.

2.4 Mehr Kontext für Zitate: Scite

Scite ist ein Service für die Analyse und Bewertung wissenschaftlicher Artikel. Das Herzstück sind sogenannte „Scite Smart Citations“. Diese zeigen nicht nur, wie oft eine Publikation zitiert wurde, sondern auch den Kontext der Zitation – also, ob die zitierte Textstelle unterstützt („Supporting“), widerlegt („Contrasting“) oder neutral („Mentioning“) erwähnt wird.

Mit dem Scite-Plugin für Zotero lassen sich diese Informationen direkt auf einen Blick in Zotero einsehen. Hierfür ist kein Scite-Account erforderlich. Außerdem gelangt man mit einem Klick auf „Scite Report“ direkt zu einer detaillierteren Analyse auf der Scite-Webseite. Wer aber beispielsweise gezielte Fragen zu Artikeln stellen oder eine Visualisierung der Informationen einsehen möchte, benötigt ein kostenpflichtiges Abonnement. Um herauszufinden, ob Scite die eigene Forschung oder Studienarbeit sinnvoll unterstützt, ist ein Blick in die kostenlose Testversion empfehlenswert.

  • Galerie Scite

2.5 Erweiterten Notizfunktionen: Better Notes

Das Better Notes-Plugin erweitert die Notizfunktionen von Zotero um praktische Zusatzfunktionen. Mit dieser Erweiterung können für einzelne Zotero-Einträge Notizen erstellt, miteinander verknüpft und kategorisiert werden. Diese Verknüpfungen und Tagging-Optionen ermöglichen es, ein Netzwerk aus eigenen Ideen, Notizen und Konzepten aufzubauen, das sich auch in Relationsgraphen abbilden lässt. Besonders nützlich sind die automatisierte Erstellung von Vorlagen, die Möglichkeit zur Erstellung von Informationshierarchien sowie verschiedene Exportformate wie Markdown, .docx, PDF, Mindmap und Zotero Note. Wer mit dem integrierten Notizeneditor von Zotero nicht ganz zufrieden ist, könnte mit Better Notes eine deutlich erweiterte Lösung finden – zusätzlich lässt sich die Funktionalität durch die Integration von Sprachmodellen wie ChatGPT weiter ausbauen.

2.6 Textstellen markieren und direkt übersetzen: Zotero Translate

Wer einen Volltext in Zotero geöffnet hat, möchte möglicherweise schnell und einfach Textausschnitte übersetzen – sei es, weil einem vielleicht einfach eine Übersetzung nicht einfällt oder weil es sich um Fachbegriffe handelt, die in bestimmten Sprachen weniger geläufig sind. Genau dies ermöglicht das Plugin Translate for Zotero. Um eine Übersetzung vorzunehmen, wird einfach der gewünschte Textausschnitt im Dokument markiert. Im rechten Bildschirmbereich lässt sich anschließend die gewünschte Übersetzungssprache auswählen. Je nach Sprachmodell stehen zum Teil mehr als 400 Sprachen zur Auswahl. Standardmäßig ist der Übersetzungsservice Google Translate ausgewählt. Doch auch die Übersetzungs-Engine kann über ein Dropdown-Menü angepasst werden. Zur Auswahl stehen unter anderem Bing, DeepL (Free und Pro, sofern lizenziert), ChatGPT, Gemini sowie viele weitere Optionen.

2.7 Welche Dokumente habe ich noch nicht gelesen? Zotero Reading list

Wer kennt es nicht? Einmal im Recherchefluss, füllt sich die eigene Literatursammlung schnell. Das umfassendere Auseinandersetzen mit den Texten folgt jedoch oft erst viel später. Wie ein Eichhörnchen wird erstmal weiter für den Vorrat (an potentiell kostbaren Informationen) gesammelt. Dabei verliert man schnell die Übersicht. Die Frage, welcher Text unbedingt noch gelesen werden sollte, kann dann schnell mehr Zeit und Energie kosten, als nötig.

Um die eigene Selbstorganisation besser zu stützen, kann die Zotero Reading List ein praktischer Helfer sein. Mit dieser lässt sich automatisch das Tag „New“ für neu hinzugefügte und noch nicht bearbeitete Dokumente und Informationen vergeben. Mit einem einfachen Rechtsklick (oder über Shortcuts) und der Auswahl der Option „Read Status“ lassen sich Bearbeitungsfortschritte dann durch Optionen wie „To Read“, „In Progress“, „Read“ oder „Not Reading“ kennzeichnen. Die Statusvergabe kann teilweise auch automatisiert werden. Ebenso verwenden lassen sich eigens festgelegte Tags.

2.8 Wissenschaftliche Zusammenhänge entdecken: Inciteful

Mit Inciteful lassen sich Verbindungen und Beziehungen zwischen Forschungsarbeiten und Forschenden visuell abbilden. Um interaktive, spinnennetzartige Visualisierungen zu erstellen, benötigen wir als Ausgangspunkt ein „Seed“-Paper. Dieses wählen wir in unserer Zotero-Datenbank aus, klicken mit der rechten Maustaste darauf und wählen im Kontextmenü „inciteful.xyz“. Wenn wir nun „Graph Search“ auswählen, erstellt Inciteful ein interaktives Diagramm mit verwandten Arbeiten. Zusätzlich werden Listen mit ähnlichen, wichtigen und aktuellen Veröffentlichungen generiert.

Auch die Beziehung zwischen zwei Artikeln lässt sich mit wenigen Mausklicks untersuchen. Dazu wählen wir in unserer Zotero-Sammlung zwei Veröffentlichungen aus, klicken mit der rechten Maustaste und wählen „Connect Papers“. Inciteful stellt daraufhin ein Netzwerk von Arbeiten dar, die mit den ausgewählten Artikeln in Verbindung stehen. So lassen sich Entwicklungen in einem Forschungsbereich visualisieren und wichtige Arbeiten innerhalb dieses Bereichs identifizieren.

3. Ausblick

Es gibt viele Plugins für Zotero, von denen einige in diesem Beitrag vorgestellt wurden. Standard-Erweiterungen wie der Zotero-Connector (eine Art Bindungsglied zwischen Webbrowsern und der eigenen Zoterodatenbank) oder die Verbindung mit Schreibprogrammen wie Word haben wir bereits in Einführungsbeiträgen thematisiert. Natürlich gibt es noch zahlreiche weitere Optionen. Unter anderem lässt sich Zotero so auch mit KI-Werkzeugen kombinieren. Aufgegriffen haben wir diese Möglichkeit unter anderem im Beitrag Texte besser verstehen mit KI-‚Copilot‘? Workflow und Gedanken zur Kombination von Zotero und SciSpace, der auch eine kritische Perspektive auf KI-Funktionen wirft.

Dennoch soll an dieser Stelle natürlich auch auf zur Verfügung stehende KI-Integrationen für Zotero hingewiesen werden. Dazu gehören unter anderem das Plugin ARIA (mit dem man gezielt Fragen zu gespeicherten Quellen stellen kann), Zotero-GPT (das unter anderem auch im Rahmen von Notizen verwendet werden kann) und Papers-GPT (mit dem man schnell relevante Informationen in PDF-Volltexten finden kann). Häufig ist jedoch eine kostenpflichtige Mitgliedschaft Voraussetzung für die Nutzung dieser Integrationen. Es ist außerdem wichtig zu bedenken, dass diese KI-Tools möglicherweise auf gespeicherte Texte zugreifen, um ihre Antworten zu generieren. Nutzende, die Bedenken hinsichtlich der Privatsphäre oder der Verwendung ihrer Daten haben, sollten sich daher gut überlegen, wie und in welchem Umfang sie diese Plugins möglicherweise nutzen möchten. Seit vielen Jahren entwickelt sich die Plugin-Landschaft von Zotero weiter, sodass es sich immer wieder lohnt, regelmäßig nach neuen Erweiterungen zu schauen.


CC BY 4.0
Weiternutzung als OER ausdrücklich erlaubt: Dieses Werk und dessen Inhalte sind – sofern nicht anders angegeben – lizenziert unter CC BY 4.0. Nennung gemäß TULLU-Regel bitte wie folgt: Zotero individuell erweitern: Hilfreiche Plugins für Forschung und Lehre von Florian Hagen, Lizenz: CC BY 4.0. Der Beitrag und dazugehörige Materialien stehen auch im Markdownformat und als PDF zum Download zur Verfügung.
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