Beispiel eines annotierten Screenshots

Screenshot-Tools: (M)Ein Aha-Moment mit Flameshot

In der Kategorie ‚Fundstück‘ werden Tools, Services und andere Entdeckungen rund um den life cycle wissenschaftlicher Kommunikation in kurzen Texten vorgestellt.

Screenshots sind für mich aus Lehrveranstaltungsmaterialien, Tutorials, Arbeitsanleitungen und Dokumentationen nicht mehr wegzudenken. Fast täglich fertige ich welche an. Doch mit meinen bisherigen Tools war ich insgeheim nie 100% zufrieden – besonders das Annotieren war oft mühsam und umständlich. Trotz der großen Auswahl an Programmen habe ich mich aber nie intensiv nach Alternativen umgesehen. Vielleicht aus Gewohnheit, vielleicht auch wegen der schieren Menge an Optionen. In einem kürzlichen GitLab-Workshop von meinem Kollegen Axel Dürkop hatte ich dann einen echten Aha-Moment: Mit wenig Aufwand erstellte er Screenshots mit Annotationen, um einen Arbeitsschritt in GitLab zu verdeutlichen. Möglich war dies mit Flameshot.

Was ist Flameshot?

Flameshot ist ein Open-Source-Screenshot-Tool für Windows, macOS und Linux. Das Projekt ist auf GitHub zu finden. Mit diesem Screenshot-Tool können wir nicht nur Bildschirmbereiche erfassen, sondern auch direkt annotieren – alles in einem Arbeitsgang in einem Programm. Im integrierten Bildeditor lassen sich Text, Formen und andere Elemente zu einem Screenshot hinzufügen.

Erste Schritte mit Flameshot

Für diesen Beitrag verwende ich die macOS-Variante. Nach dem Download und der Installation startet Flameshot wie von anderen Applikationen gewohnt über ein Icon in der Menüleiste.

Nach dem Klick auf das Programm-Icon gelangen wir in den Screenshotmodus über die Auswahl von „Take a Screenshot“ oder das Tastaturkürzel Shift + Command + X. Hier erhalten wir einige Kurzerklärungen und können nun Screenshots erstellen. Dazu gehen wir wie folgt vor:

Werkzeugleiste

  1. Bereich auswählen: Wir ziehen mit der Maus einen Rahmen über den gewünschten Bereich.
  2. Annotationen hinzufügen: Hierfür können wir die Werkzeugliste am Rand nutzen.

An Werkzeugen stehen uns unter anderem folgende Optionen zur Verfügung:

  • Text: Hinzufügen von Beschriftungen.
  • Formen und Markierungen: Zum Hervorheben wichtiger Details.
  • Pfeile: Zum Markieren wichtiger Bereiche/Stellen.
  • Verpixeln: Zum unkenntlich machen von (beispielsweise sensiblen) Informationen.

Speichern und Teilen

Nachdem wir einen annotierten Screenshot angefertigt haben, können wir diesen über die Werkzeugleiste oder Tastaturkürzel unter anderem:

  • Speichern: Den Screenshot lokal abspeichern.
  • Kopieren: Den Screenshot in die Zwischenablage kopieren.
  • Anpinnen: Den Screenshot auf dem Desktop anpinnen.

Tipps für den Workflow

Mit ein paar zusätzlichen Einstellungen ging mir die Arbeit mit Flameshot noch leichter von der Hand:

  • Tastaturkürzel einrichten:
    Shortcuts können für noch schnellere Screenshots individuell definiert werden. In Flameshot lassen sich diese nach dem Klick auf das Programm-Icon und Auswahl von „Configuration“ einsehen und festlegen.
  • Farben von UI und Annotationen anpassen:
    Für eine bessere visuelle Klarheit lassen sich in Flameshot die Farben individuell einstellen. Die Standardeinstellung bei Annotationen ist Rot. Im Screenshot-Modus befindet sich für die farbliche Anpassung am linken Bildschirmrand die Option „Tool-Settings“. Möglich ist eine Anpassung aber auch über einen Klick auf das Programm-Icon und Auswahl von „Configuration“. Hier lässt sich im Tab „Interface“ zwischen „UI Color Editor“ und „Colorpicker Editor“ wählen.

Fazit:

Flameshot überzeugt mich durch die einfache Bedienung und die Möglichkeiten der Screenshot-Annotierung. Das Tool ist meiner Meinung nach besonders nützlich für Lehrende oder alle, die regelmäßig Dokumentationen und Tutorials erstellen. Wer – wie ich – mit den bisherigen Screenshot-Bordmitteln nie ganz zufrieden war, sollte Flameshot definitiv einmal ausprobieren. Besonders praktisch: Flameshot läuft auf allen gängigen Betriebssystemen (Windows, macOS und Linux), sodass ich es überall problemlos einsetzen kann, ohne mich an eine neue Oberfläche gewöhnen zu müssen. Das einzige was mir jetzt noch fehlt, ist die Aufnahme von GIFs (animierte Bildschirmaufnahmen), aber vielleicht hat ja jemand einen Tipp für die einfache Erstellung animierter Bildschirmaufnahmen?


CC BY 4.0
Weiternutzung als OER ausdrücklich erlaubt: Dieses Werk und dessen Inhalte sind – sofern nicht anders angegeben – lizenziert unter CC BY 4.0. Nennung gemäß TULLU-Regel bitte wie folgt: Screenshot-Tools: (M)Ein Aha-Moment mit Flameshot von Florian Hagen, Lizenz: CC BY 4.0. Der Beitrag und dazugehörige Materialien stehen auch im Markdownformat und als PDF zum Download zur Verfügung.

#Fundstück: Schreibblockaden mit „The Most Dangerous Writing App“ überwinden

In der Kategorie ‚Fundstück‘ werden Tools, Services und andere Entdeckungen rund um den life cycle wissenschaftlicher Kommunikation in kurzen Texten vorgestellt.

Egal ob man in der Forschung tätig ist, studiert oder in anderen kreativen Schreibberufen arbeitet – das Bewältigen von Schreibblockaden kann für alle ein herausfordernder Prozess sein. Einige Tipps dazu haben wir bereits in 7 individuelle Tipps gegen Schreibblockaden oder #Fundstück: Mit Musik aus der Schreibblockade – typedrummer geteilt. Auch „The Most Dangerous Writing App“ kann dabei helfen, die Angst vor dem weißen Blatt zu überwinden. Obwohl der Name vielleicht zunächst eher abschreckt, besonders für diejenigen, die sich sowieso schon mit Schreibblockaden rumplagen, bietet dieses kleine Open-Source-Schreibwerkzeug für genau dieses Problem eine Lösung durch Anwendung einer speziellen Methode des kreativen Schreibens.

1. „The Most Dangerous Writing App“ – Was ist das?

Die originale Open-Source-Variante von „The Most Dangerous Writing App“ wurde von Manu Ebert veröffentlicht. Zu dieser gibt es auch ein GitHub-Repositorium. Zusätzlich gibt es eine leicht angepasste Variante, die über Squibler, einer KI-Plattform zur Unterstützung von Schreibenden, angeboten wird. Unabhängig von der gewählten Version setzen beide auf den Free-Writing-Ansatz, um Schreibblockaden zu überwinden.

2. Was ist eigentlich Free Writing?

Free Writing, eine kreative Schreibtechnik von Ken Macrorie in den 60er-Jahren entwickelt, erfordert in der Regel lediglich Stift, Papier und einen Timer. Sobald der Countdown startet – normalerweise für etwa fünf Minuten – notieren wir einfach alles, was uns gerade durch den Kopf geht. Dabei gilt es konsequent ohne Pause zu schreiben. Längere Pausen sollten keine eingelegt werden und auch die Rechtschreibung spielt keine Rolle. So kann entweder verhältnismäßig viel Inhalt generiert und/oder der Schreibfluss wieder in Fahrt gebracht werden. Im Vergleich zur herkömmlichen Methode mit Stift und Papier bringt „The Most Dangerous Writing App“ noch einen zusätzlichen Kniff mit: Wird das Schreiben doch zu lange pausiert, geht der Text verloren.

3. Erste Schritte in der App

Aufgerufen wird „The Most Dangerous Writing App“ im Browser. Nach Aufruf der Seite haben wir die Option, sofort über „Start Writing“ mit dem Schreiben loszulegen. Über das Stift-Symbol lassen sich noch zusätzliche Einstellungen vornehmen.

Im Optionsmenü können wir das Zeitlimit anpassen oder alternativ zur Zeitvorgabe eine Mindestanzahl an Wörtern festlegen, die erreicht werden müssen. Zusätzlich steht ein „Hardcore mode“ zur Verfügung.

Während des Free Writings wird bei diesem nur der zuletzt geschriebene Buchstabe angezeigt. Bereits verfasste Wörter oder Sätze erscheinen verschwommen. Dies kann den Fokus noch stärker auf das eigentliche Schreiben rücken. Sobald das eigentliche Zeitlimit erreicht oder die vorgegebene Wortanzahl geschrieben ist, wird der komplette Text lesbar und speicherbar.

Wie zuvor erwähnt, kann der gesamte Textfortschritt in „The Most Dangerous Writing App“ verloren gehen. Bei Schreibpausen färbt sich der Bildschirm als Vorwarnung langsam rot. Dauert die Schreibpause gar länger als fünf Sekunden, wird der komplette Text ohne weitere Warnung gelöscht. Das kann im ersten Moment streng und vielleicht auch sinnlos erscheinen. Aber gerade für Personen, die unter Druck aufblühen oder sich mit Deadlines produktiver fühlen, kann dieser sanfte Zwang eine wirksame Methode sein, um Schreibblockaden zu überwinden.

4. Einsatzbeispiele

Ich habe „The Most Dangerous Writing App“ für mich schon in einigen Situationen schätzen gelernt. Bei Blogbeiträgen und Veranstaltungsskripten war es so bspw. möglich, von der Grundidee zu den Kerninhalten zu gelangen, ohne viel zu viel Zeit mit dem Feinschliff einzelner Sätze zu verlieren, bevor der eigentliche Inhalt überhaupt zu Ende gedacht (oder geschrieben) war.

Auch dieser Blogbeitrag startete mit Hilfe von „The Most Dangerous Writing App“. Dadurch stand innerhalb kurzer Zeit die Idee zu Kerninhalten (was sollte zum Beispiel erwähnt werden) und Struktur des Beitrags. Der Text war dann zwar zunächst noch ein früher Rohentwurf, aber an diesen ersten Aufschlag konnte man gut ansetzen, um letztlich einen zusammenhängenden Beitrag zu schreiben.

Auch für die eigentliche Ideenfindung ist das kleine Browser-Tool eine gute Starthilfe. Statt sofort abzuwägen, ob eine Idee es überhaupt „wert“ ist, weiter verfolgt zu werden, kann zunächst frei aufgeschrieben werden, was uns in den Sinn kommt. Keine Gedanken an korrekte Schreibweise oder Zeichensetzung. Keine Selbstzensur. Ideen werden ungefiltert auf Papier (oder Bildschirm) gebracht, um erst später zu entscheiden, ob sie weitergedacht oder verworfen werden sollen.

Was sind eure Erfahrungen mit „The Most Dangerous Writing App“ oder ähnlichen Programmen? Hilft euch diese Form von Programm dabei, Schreibblockaden zu überwinden oder habt ihr komplett andere Lösungsansätze? Teilt eure Erfahrungen oder Tipps für Alternativen gerne in den Kommentaren.


CC BY 4.0
Weiternutzung als OER ausdrücklich erlaubt: Dieses Werk und dessen Inhalte sind – sofern nicht anders angegeben – lizenziert unter CC BY 4.0. Nennung gemäß TULLU-Regel bitte wie folgt: #Fundstück: Schreibblockaden mit „The Most Dangerous Writing App“ überwinden von Florian Hagen, Lizenz: CC BY 4.0. Der Beitrag und dazugehörige Materialien stehen auch im Markdownformat und als PDF zum Download zur Verfügung.
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