Videokonferenz Symbolzeichnung

„Wau“, „Miau“, „Wann fängt die Maus an?“ – Eindrücke und Tipps aus zwei Wochen Videokonferenz im Home-Office

Seit spätestens knapp zwei Wochen ist klar: das Coronavirus macht auch nicht vor dem Arbeitsalltag halt. Immer mehr Arbeitnehmer_Innen arbeiten – sofern möglich – von zuhause. Das ist nicht immer einfach. Einige Tipps für das Home-Office haben wir bereits festgehalten. Dass die Arbeits-Situation in den eigenen vier Wänden eine andere ist, sorgt bei mir aber auch gerade in Videokonferenzen für viel Freude. Kinder, Hunde, Katzen und Co. lassen sich nicht davon beirren, dass Mama oder Papa bzw. Frauchen und Herrchen plötzlich den ganzen Tag zuhause sind. Die Frage „Wann fängt denn endlich die Maus an?“, die alltägliche bellende Begrüßung des Postboten oder der dezent schnurrende Hinweis auf ein kleines Hüngerchen sind mittlerweile fester Bestandteil vieler Videokonferenzen und Teambesprechungen und lassen mich gerne an das BBC-Interview von Robert Kelly – einem der wohl bekanntesten Heimarbeiter der Welt – zurückdenken. Der Politikprofessor und Korea-Experte wurde 2017 während eines Live-Interviews von seinen Kindern überrascht.

Kurzeindrücke zu genutzten Videokonferenz-Plattformen

Apropos Videokonferenzen: Wie viele habe ich in unterschiedlichen Teams in den vergangenen Tagen zahlreiche Dienste intensiv genutzt. Einige kurze Eindrücke und Tipps dazu sind in diesem Beitrag festgehalten.

tub.-cloud

Für tub.-interne Teambesprechungen benutzen wird die tub.-Cloud. Dieser Service war bisher ein „schlummernder“ Service, den wir u.a. für kollaborative Schreibsituationen in der Vergangenheit auch schon im Rahmen des TUHH-Hackerspace in größerer Runde ausprobiert haben. Einige Informationen zum – auf Nextcloud basierenden Dienst – hat unser Kollege Heiko Weier in der Vergangenheit bereits im Rahmen eines Coffee Talks (mittlerweile tub.talks) vorgestellt. In unseren tub.-Meetings lief der Dienst bislang in Gruppen von bis zu 8 Teilnehmer_Innen abseits von vereinzelten Tonproblemen (hier musste ich den Konferenzraum zur Behebung des zu leisen Tons neu betreten) sehr stabil.

Zoom

Im Rahmen des HOOU-Webinars Podcasts in der Hochschullehre ging es in geplanten 90 Minuten um Besonderheiten und Potentiale von Podcasts in der Hochschullehre. Erste Anregungen und Hilfestellungen zur Podcasteinbindung wurden gegeben. Diese konnten in einem Fortsetzungswebinar und im Podcast-Team auf der HOOU-Webseite weiterverfolgt werden. Das Webinar musste kurzfristig wegen Auslastung auf ZOOM verlegt werden. ZOOM ist ein kommerzieller Online-Meeting-, Videokonferenz- und Webinar-Service aus den USA. Zu eventuellen datenschutzrechtlichen Bedenken gibt es einen umfassenden, gut verständlichen – und stets aktualisierten – Beitrag von Stephan Hansen-Oest. Die Performanz während des HOOU-Webinars war sehr gut. Zeitweise waren über 100 Teilnehmer_Innen im Raum. Moderator Christian Friedrich war – genau wie die Teilnehmenden, die bei Fragen und Anregungen jeweils ihr Mikrofon und Kamera aktivieren konnten – die ganze Zeit über sehr gut zu hören und zu sehen.

Ebenso gut lief das DSpace-Anwendertreffen 2020, das am 26.03.2020 als Webkonferenz für mehr als 100 Anwender_Innen angeboten wurde.

MIT Unhangout

Für unsere Besprechungen im Projekt Modernes Publizieren haben wir zunächst das MIT Unhangout ausprobiert. Hier treffen sich Teilnehmer_Innen in einer gemeinsamen Lobby, um einen gemeinsamen Austausch zu starten oder ein eingebundenes Video zu diskutieren. Im Anschluss können (vom Host vorher oder von den Teilnehmenden spontan eingerichtete) Breakout-Sessions zu Einzelthemen für weiteren Austausch genutzt werden. Während mir die intuitive Struktur sehr gut gefällt, hatten wir am Tag unserer Testsession leider mit Tonproblemen zu kämpfen (dennoch lohnt sich meiner Meinung nach auf jeden Fall ein zweiter Blick).

Jitsi Meet

Jitsi ist eine quelloffene Software, die u.a. Videokonferenzen ermöglicht. Teilnehmer_Innen benötigen hierfür keinen Account.

  • Eigene Jitsi-Instanz (einrichten): 
    Nach den kurzfristig auftretenden Problemen bei Unhangout haben wir eine selbst gehostete Jitsi-Instanz genutzt. Diese funktionierte mit vier Leuten überwiegend gut. Problem waren hier – allerdings nur bei mir – dass sowohl der Host als auch sein Bildschirm nach einer Bildschirmfreigabe für mich nur noch als schwarzer Bildschirm zu sehen waren. Andere Teammitglieder und ihre Bildschirme betraf dieses Problem allerdings nicht. Wer sich selbst an der Einrichtung einer eigenen Jitsi-Instanz versuchen möchte: Mein Kollege Tobias Zeumer hat erfolgreich diverse Testläufe mit selbst eingerichteten Jitsi-Servern durchgeführt und eine Schnell-Anleitung frei zur Verfügung gestellt. Diese kann hier abgerufen werden.
  • Offen nutzbare Jitsi-Installationen: 
    Wer sich nicht an einer eigenen Einrichtung versuchen möchte, kann auch auf offene Jitsi-Installationen zugreifen, die u.a. in einer laufend aktualisierten Liste von DigitalCourage – einem Verein, der u.a. Themen wie ungehinderte Kommunikation und Datenschutz verfolgt – aufgeführt werden. In Kurztests habe ich mit Gesprächspartner_Innen u.a. Instanzen von Freifunk München, fairkom und der TU Ilmenau im kleinen Rahmen (4 Personen) ohne Probleme nutzen können.

Grundsätzliche Tipps zu Videokonferenzen

Egal welche Plattform für Videoplattformen genutzt wird, für alle kann ich guten Gewissens ganz allgemein die folgenden Tipps bei der Nutzung geben:

  • einen möglichst ruhigen Raum nutzen:
    Für eine Videokonferenz empfiehlt sich ein möglichst ruhiger Raum. Denn noch wichtiger als das Bild ist bspw. bei Teambesprechungen der Ton. Wenn neben uns im Zimmer eine weitere Videokonferenz stattfindet oder direkt vorm Fenster starker Straßenlärm zu erwarten ist, so ist das äußerst ungünstig.
  • In-Ear-Kopfhörer mit Mikrofon nutzen:
    In „größeren“ Gruppen wird die Tonqualität deutlich angenehmer, wenn die Teilnehmer_Innen zumindest einen einfachen In-Ear-Kopfhörer mit eingebautem Mikrofon nutzen. So gibt es weniger Nebengeräusche wie Tastaturklappern.
  • nach Möglichkeit sollte nur eine Person sprechen:
    Gerade in größeren Gruppen empfiehlt es sich, die Kolleg_Innen ausreden zu lassen, bevor man selbst das Wort ergreift. Ein gutes Mittel: So lange man nicht spricht einfach das Mikrofon deaktivieren.
  • Kolleg_Innen konkret ansprechen:
    Während wir es gewohnt sind in Face-to-Face-Besprechungen auch Gestik und Mimik zu nutzen, ist dies im Rahmen von Videokonferenzen nur eingeschränkt möglich. Daher vereinfacht es allen Beteiligten einer Konferenz den Austausch, wenn Personen konkret mit Namen angesprochen werden. Aus eigener Erfahrung: Sind mehrere Personen mit gleichen Namen anwesend, so ergeben sich dennoch unterhaltsame Situationen 🙂
  • „Authentisch“ mit ungeplanten Situationen umgehen:
    Meetings können noch so gut vorbereitet sein. Dennoch kann es immer passieren, dass Kinder, Hunde und Katzen im Hintergrund duch das Bild laufen. Ganz ehrlich: gerade in Zeiten, in denen wir oft mit „sozialer Distanz“ konfrontiert sind, sind derart persönliche Ereignisse doch zumindest eine kleine Überbrückung unserer momentanen Situation (es ist natürlich auch ok, wenn jemand das nicht möchte).

Was habt Ihr für Erfahrungen gemacht? Welche Tipps funktionieren in euren Videokonferenzen besonders gut? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen.

CC BY 4.0
Weiternutzung als OER ausdrücklich erlaubt: Dieses Werk und dessen Inhalte sind – sofern nicht anders angegeben – lizenziert unter CC BY 4.0. Nennung gemäß TULLU-Regel bitte wie folgt: „Wau“, „Miau“, „Wann fängt die Maus an?“ – Eindrücke und Tipps aus zwei Wochen Videokonferenz im Home-Office von Florian Hagen, Lizenz: CC BY 4.0. Dieser Beitrag kann auch als Markdowndatei runtergeladen werden.

Arbeiten und Lernen in den eigenen vier Wänden – Home-Office als Chance und Herausforderung

Ich schreibe diesen Text von zu Hause. Auf meinem weißen Schreibtisch steht eine rosafarbene Orchidee. Durchs Fenster schimmern die ersten Sonnenstrahlen. Meine Chefs vertrauen mir, dass ich hier eben so effektiv arbeite wie im Büro. Und ich freue mich auf die Arbeit. In meiner individuell gestalteten Wohlfühlatmosphäre. So ein Home-Office ist aber auch herausfordernd. Mir fehlen die kurzen Smalltalks. Und auch liebgewonnene Arbeits-Rituale finden nicht mehr statt. Gerade wenn die Arbeit oder das Lernen in den eigenen vier Wänden von heute auf morgen über einen längeren Zeitraum umgesetzt werden soll, kann die Umstellung zunächst schwer fallen. Ein Patentrezept gibt es nicht. Dazu sind „unsere“ Aufgaben, Vorlieben und Situationen zu verschieden. Meine eigenen – über Jahre gemachten – Erfahrungen möchte ich an dieser Stelle dennoch teilen:

1. Sich ordnen – blicke voraus

Ich richte mir meinen Arbeitsplatz abends schon so her, dass ich am nächsten Tag direkt loslegen kann. Alles andere kostete mich früher zu viel Zeit (auf- und umräumen beispielsweise). Zu viel Raum für Ablenkung von meinen eigentlichen Aufgaben. Auch eine Liste darf bei mir nicht fehlen: welche Aufgaben nehme ich mir vor, welche Aufgabe sollte auf jeden Fall angegangen werden (Aufgabenpriorisierung)?

2. Sich beobachten – weck dich auf, sammel Ideen

Ich weiß mittlerweile, dass eines meiner produktivsten Zeitfenster früh morgens ist. Normalerweise fahre ich mit dem Fahrrad zum Büro. Andere stürmen zu Bus und Bahn. Der Puls kommt schnell auf Hochtouren, die besten Ideen kommen mir in dieser Zeit. Fällt meine Fahrradtour weg, so gönne ich mir vor dem Arbeitsstart einen kleinen Spaziergang um den Block. Die Ideen lasse ich dann ganz entspannt fließen, denn meine Routineaufgaben habe ich ja bereits notiert. Die neuen Einfälle kommen in ein kleines Ideenbuch.

3. Sich Zeit geben – hab Geduld

Wenn man einen neuen Job antritt, so muss man sich erst akklimatisieren. Das geht nicht von heute auf morgen. Dies gilt auch für das Home-Office. Die Arbeitsbedingungen müssen sich einpendeln. Was lässt sich aus dem Büro oder meiner gewohnten Lernumgebung übertragen? Wo muss und sollte ich mich neu erfinden? Punkt 3 meiner Liste geht im Grunde direkt einher mit Punkt 2 (sich beobachten) und Punkt 1 (sich ordnen).

4. Sich vernetzen – gehe gegen das Gefühl von Einsamkeit und Verlorenheit an

Im Zusammenhang mit der Arbeit in den eigenen vier Wänden wird oft sofort auf die Gefahr hingewiesen, dass man sich isoliert. Hier gilt es neben der (sehr wichtigen!) Face2Face-Kommunikation auch die digitale Kommunikation noch stärker als bisher auszuprobieren und zuzulassen. In unseren Projekten Modernes Publizieren und tub.torials kommunizieren wir von Haus aus über Mattermost (browserbasiertes Chattool) und E-Mail. Mit anderen Kolleg_Innen auch über soziale Medien. Soweit so klar. Was wir diese Woche bisher aber ebenfalls verstärkt ausprobiert haben sind weitere Möglichkeiten der digitalen Kommunikation. Ob Jitsi, MIT Unhangout oder interne Lösungen – Möglichkeiten gibt es viele. Trotz viel technischen Schluckauf: Die digitale Entdeckungsreise macht enorm viel Spaß. Im Hinblick auf – in Zukunft von uns geplante Workshops, Seminare, Sitzungen und anderen Veranstaltungen – ist es zudem wichtig, Potentiale, Chancen und auch Risiken gezielt auszumachen.

5. Sich Chancen suchen – sei kreativ

Erinnerst du dich noch an das Ideenbuch (Punkt 2)? Diese Ideen sollen im Optimalfall natürlich nicht nur ewig in der Schubalde verstauben. Hier gilt es Chancen zu nutzen. Dafür richte ich mir eine regelmäßige „14-Uhr-Stunde“ ein. Die Aufgabenliste (siehe Punkt 1) ist bis dahin abzuarbeiten. Lässt die Konzentration nach der Mittagspause nach, so ist die Zeit für kreative Aufgaben gekommen. Welche Chancen und Potentiale gibt es? Welche neuen Entwicklungen und „Dinge“ sollte ich genauer betrachten oder neu erforschen? Bei mir kreisen die Ideen hier aktuell vor allem um Videoformate bei Lehre und Lernen. Wie schaut es bei euch aus?

Home-Office ist eine Herausforderung. Gerade zum Anfang ist Geduld erforderlich. Neue Rituale können den bisherigen Arbeitsalltag aber enorm bereichern. Habt Ihr noch Tipps für das Lernen und Arbeiten von zu Hause? Was fällt euch schwer? Was könnt Ihr empfehlen? Teilt es gerne in den Kommentaren, wir freuen uns 🙂

CC BY 4.0
Weiternutzung als OER ausdrücklich erlaubt: Dieses Werk und dessen Inhalte sind – sofern nicht anders angegeben – lizenziert unter CC BY 4.0. Nennung gemäß TULLU-Regel bitte wie folgt: Arbeiten und Lernen in den eigenen vier Wänden – Home-Office als Chance und Herausforderung“ von Florian Hagen, Lizenz: CC BY 4.0. Der Beitrag steht auch als Markdowndatei zur Verfügung.