Stifte, Heft, Radiergummi auf dem Tisch

„Wenn ich nochmal Ersti wäre …“: 12 Tipps zum Semesterstart

Dein Studium beginnt und du weißt als Ersti gar nicht so genau, was dich erwartet? So ging es uns auch. Und rückblickend gab es einige Dinge, die wir dann doch schon gerne zu Semesterbeginn gewusst hätten. Denn so aufregend der Start ist, er kann auch ziemlich überwältigend sein: Anmeldungswirrwarr durchblicken, Stundenplan organisieren, die richtigen Veranstaltungsräume finden, Kommiliton*innen und Campus kennenlernen. In diesem Beitrag haben wir daher einige Tipps festgehalten, die wir uns geben würden, wenn wir nochmal Ersti wären:

1. Mache Orientierungsangebote mit und lerne Leute kennen

Ein alter Hut: Geteiltes Leid ist halbes Leid. Neben einigen Kommiliton*innen, die recht schnell merken, dass das Studium doch nicht ganz das ist, was man sich erwartet hat, wirst du mit vielen der Menschen um dich herum die nächsten Jahre gemeinsam an Themen arbeiten und für Prüfungen lernen. Such dir also eine Gruppe, in der du dich wohlfühlst und mit der du dir gemeinsames Lernen vorstellen kannst. In deiner Gruppe sollte auch der eine oder andere Spaß beim alltäglichen Miteinander Platz haben. Kaum woanders wirst du so viele Menschen um dich haben, die ja letztlich wegen ähnlicher Interessen ihr Studium starten. Eine tolle Gelegenheit zum Netzwerken sind neben den Orientierungswochen auch weitere Angebote der Hochschule (Freizeitaktivitäten wie gemeinsamer Hochschulsport, Chor und Theater, aber auch Angebote von Bibliotheken und studentische Initiativen sowie natürlich Unipartys). Gerade in den frustigen Zeiten des Studiums wird dir ein einfacher Plausch „über Gott und die Welt“ wieder neue Motivation geben.

  • Tausche dich mit Gleichgesinnten aus
  • Verschaffe dir auf den Uni-Webseiten einen Überblick über Hochschulangebote wie Sport, Kultur und Weiterbildung

2. Bereite deinen Semesterstart vor

Die ersten Tage im Studium prasselt viel auf einen ein. Klar: Stundenpläne und Raumnummern hat man meist in digitaler Form per Smartphone, Tablet oder Laptop dabei. Aber es wird der Tag kommen, an dem dein Akku leer ist, die benötigte Webseite wegen Wartungsarbeiten offline geht, dein Internetprovider spontan seinen Dienst für einige Stunden „pausiert“ oder das Funkloch in Bus und Bahn dir einen Strich durch die Rechnung macht. Druck dir deinen Stundenplan daher am besten aus und erkunde vielleicht auch schon einmal vorher, wo welche Veranstaltung stattfindet. Die Uni kann einem zu Beginn schon wie ein kleines Labyrinth vorkommen, da solltest du dir potentiellen Stress sparen, wo es nur geht.

  • Stunden- und Raumplan als Backup ausdrucken
  • Mache dich mit dem Campus vor Ort oder über den virtuellen Campusplan vertraut

3. Fange früh an dich zu organisieren

In der Uni geht es in vielen Veranstaltungen nach einer kurzen Organisationseinheit recht schnell mit den ersten Inhalten los. Mache dir also schon zu Beginn ein paar Gedanken zu zentralen Ablagemöglichkeiten für Basisinformationen wie wichtige Mailadressen von Ansprechpartner*innen oder Sprechzeiten. Verschaffe dir auch ruhig schon mal einen Überblick über einige gängige Begrifflichkeiten der Hochschule und werfe einen Blick in die Studien- und Prüfungsordnungen. Wichtig sind aber vor allem zwei Punkte: Deadlines und Dokumentablage.

3.1 Notiere jede Deadline

Habe stets wichtige Termine im Auge. Wann auch immer also eine Deadline in Veranstaltungen genannt wird, schreib sie direkt auf! Verlass dich nicht alleine auf Messenger-Gruppen (hier kriegst du oft was mit, nicht selten ist es bei Terminen aber schon fast zu spät) und pflege von Beginn an deinen Kalender mit Abgabeterminen, Anmeldefristen und sonstigen Daten.

3.2 Organisiere deine Unterlagen und setzte dich am besten direkt mit Literaturverwaltung auseinander

Sorge rechtzeitig für einen guten Überblick über deine Unterlagen, egal ob digital oder analog. Lege dir eine kleine Ordnerorganisation zurecht, um auch in Situationen, wo dir gefühlt alles über den Kopf wächst, zu wissen, wo was zu finden ist. Wichtige Mailadressen können hier genauso landen wie Informationen zu Sprechzeiten, die schnell griffbereit sein sollten. Fang am besten auch gar nicht erst an Zettel über Tage und Wochen ungeordnet in der Tasche mit dir rumzuschleppen oder in irgendwelchen Papierstapeln querbeet zu „verstecken“. Sich aufzuraffen, hier nachträglich Ordnung reinzubringen, ist kein Spaß. Im Einzelfall ist das aber durchaus ok und normal. Auch wichtig: Vergebe eindeutige Ordner- und Dateinamen und lege am besten einige Regelungen für die Benennung fest. So sind diese auch zukünftig besser auffindbar. Namensbestandteile können zum Beispiel inhaltliche Stichworte, das Datum der Erstellung, der Bearbeitungsstand und eine Versionsnummer sein. Vielleicht lohnt sich hier auch schon ein Blick in Regelungen des Forschungsdatenmanagements.

Eigentlich ist das erste Semester auch schon ein guter Zeitpunkt, sich direkt mit dem Thema Literaturverwaltung vertraut zu machen. So sparst du dir den Aufwand der Einarbeitung später, wenn die ersten Hausarbeiten oder gar die Abschlussarbeit ansteht. Wenn du gar keine Lust hast, erste Praxiserfahrungen mit der Verwaltung von Fachliteratur zu sammeln, kannst du dir zunächst auch ein paar Projekte anlegen, in denen du Kochrezepte für das Unileben oder Informationen zu Hobbys strukturiert ablegst. Sortieren könntest du deine Dokumentablage für das Studium zunächst beispielsweise nach Semestern (damit kannst du aber auch später anfangen). Innerhalb des Semesters sortierst du nach dem jeweiligen Kurs und innerhalb des jeweiligen Kurses eventuell nach „Vorlesungsfolien“, „Aufgaben“ und „Abgaben“.

4. Lerne deine Lernbedürfnisse besser kennen

Manche Menschen lernen besser in ruhigen Räumen, andere in einer Umgebung mit regem Treiben und Musik. Probiere frühzeitig im Studium aus, wie gut auch ein Wechsel von Lernorten für die Motivation sein kann und suche dir einige Räumlichkeiten, in denen du dich wohlfühlst. Gerade in Prüfungsphasen ist nicht immer überall genug Platz und so ist es gut, wenn du neben den eher ruhigen Einzelplätzen in einer der Fachbibliotheken im Philturm mit toller Aussicht auch mal in voll besetzten Lernräumen der Stabi vom Eifer deiner Sitznachbarn „angesteckt“ wirst oder von den langen Öffnungszeiten im Rechtshaus oder auf dem TUHH-Campus profitieren kannst.

Wenn du verhältnismäßig viele Prüfungen vorbereiten musst, so gehe den Lernstoff nicht nur wieder und wieder im Kopf durch. Schreibe auch einfach mal analoge oder digitale Zusammenfassungen, zeichne dir visuelle Ankerpunkte und Eselsbrücken in deine Aufzeichnungen, erstelle Lernkarten oder nehme dich selbst auf, um dir bestimmte Kapitel einfach nochmal anhören zu können. Lass dich auch nicht beirren, wenn dir dein Lernsystem aufwendiger erscheint als bei deinen Kommiliton*innen. Wichtig ist: Fühl dich mit deinem ganz persönlichen Lernsystem wohl.

  • Beobachte dein Lernverhalten und finde heraus, was zu deinem Lernerfolg beiträgt (Wohlfühlfaktoren und Erfolgserlebnisse)
  • Probiere aus, welche Lernmethoden bei dir in welchen Situationen besser funktionieren als andere
  • Wirf einen Blick in Veröffentlichungen wie Mehr als 77 Tipps zum wissenschaftlichen Arbeiten, um Anregungen zu Themen wie Lesen, Schreiben und Ideenfindung zu erhalten

5. Führe ein Lern- und Ideentagebuch

Fang möglichst früh an eine Art Lern- und Ideentagebuch zu führen. Die Form ist dabei zunächst erst einmal recht egal. Als Struktur reicht für den Start eine digitale oder analoge lose Zettelsammlung in Mappen, Ordnern oder Heften. Wenn du später auf deine aufgeschriebenen Tipps, Ideen und dokumentierte Lernfortschritte zurückblickst, macht das nicht nur Freude. Einige Ideen wirst du Jahre später über ungeplante „Geistesblitze“ weiterverfolgen oder mit anderen Ideen kombinieren können. Und je früher du mit diesen „guten Gewohnheiten“ anfängst, desto mehr Sicherheit gewinnst du für dein Studium. Du wirst kaum noch Bedenken haben, etwas zu vergessen oder zu verpassen, und diese Form der Dokumentation hilft auch dabei, sich einfach mal den Druck aus dem Kopf zu schreiben. Mach dir auch bewusst, dass du letztlich für dich selbst studierst, der Mehraufwand ist es also wert. Da ein Studium ein Stück weit ein Prozess ist, bei dem man Interesse und Fertigkeiten erst nach und nach entdeckt und entwickelt, ist diese Form der Dokumentation eine gute Möglichkeit, möglichst viel aus den Semestern mitzunehmen und sich Chancen für später offen zu halten.

  • Probier dich an einem eigenen System zur Dokumentation von Lernfortschritten und Ideen aus
  • Hol dir auch Inspiration zu einem eigenen Notizsystem über andere Ansätze, die beispielsweise in dieser Beitragsserie beschrieben werden

6. Plane von Anfang an vernünftige Zeitpuffer ein

Stell dir vor, du startest heute dein Studium. Um am ersten Tag pünktlich zu sein, hast du dir ganz fest vorgenommen, pünktlich loszufahren, um nicht auf den letzten Drücker anzukommen. Dazu hast du einige Tage zuvor auch noch eine „Trockenübung“ gemacht und bist die Strecke schon mal abgefahren. Alles lief reibungslos. In der Theorie also alles super, aber in Städten wie Hamburg solltest du immer einkalkulieren, dass die Bahn mal ausfallen kann. Und nicht selten macht der Busverkehr gleich mit. Sehr gut, wenn du im Notfall auf ein Stadtrad oder E-Scooter umschwenken kannst. Kalkuliere dir dafür aber auch noch Puffer ein. Denn mehr oder weniger klitschnass und abgehetzt das Uni-Abenteuer zu starten macht keine Freude. Wenn du stets versuchst, dir gleich einen „großzügigeren“ Zeitpuffer einzuplanen, wirst du auch bei Projekt- und Hausarbeiten weniger Probleme mit knappen Fristen bekommen. Und in Campusnähe lieber noch in Ruhe einen Kaffee zu gönnen ist allemal besser als noch aufgeregter und völlig aus der Puste im neuen Lebensabschnitt anzukommen.

7. Gönn dir Pausen und Belohnungen

Mit das Wichtigste im Studium: finde ein angemessenes Tempo für dich. Wenn du das Gefühl hast, dass es für heute reicht, solltest du dir eine Pause gönnen. Wichtig hierbei: sei ehrlich zu dir selbst, setze also keine zu kleinen Meilensteine und Aufgabenpakete, die nur wenige Augenblicke in Anspruch nehmen. Dabei solltest du dich für deinen Fleiß auch mal belohnen. Eine kleine Mittagspause und ein kurzer Spaziergang mit Kommiliton*innen über den Campus kann schon reichen, um ausgeruht und viel motivierter wieder ans Werk zu gehen. Vielleicht kannst du ja auch mal rausfinden, wie der eine oder die andere Studierende es hinbekommt, nach einem 10-Minuten-Powernap wie neu geboren wieder ans Werk zu gehen.

  • Belohne dich, wenn du es ehrlich verdient hast
  • Probiere aus, was dir beim Kraft tanken hilft (Spazieren, lockerer Plausch im Ca­fé um die Ecke oder auf dem Campus)

8. Sei sichtbar für Dozierende

Die Uni kann schon ein wirklich unpersönlicher Ort sein. Gerade wenn man frisch aus der Schule oder einer Ausbildung kommt. Du sitzt zum Teil mit Hunderten von Menschen in realen und virtuellen Räumen. Dozierende und Mitstudierende können so kaum wissen, wer du bist. Aktive Teilnahme an Veranstaltungen kann sich aber lohnen. Das hat auch nichts mit Schleimerei, sondern ehrlichem Interesse zu tun. Nach und nach lässt sich mit deinem Gesicht etwas verbinden. Anfangs bist du vielleicht noch der „Herr Kommilitone“, nach und nach kann es dann aber auch mal mit dem Namen klappen. Und ja, es fällt immer mal wieder schwer, den Arm zu heben. Nehme dein Studium und die Veranstaltungen aber als wirkliche Chance wahr, auch mal aus der eigenen Komfortzone auszubrechen. Und wenn deine Professor*innen das „Prinzip der offenen Tür“ leben, so nutze auch diese Chance. Ein netter Schnack auf Augenhöhe freut nicht nur dich und die Dozierenden. Bei dieser Form von „Networking“ können durchaus auch mal tolle Ideen für Projekte zustande kommen, was dein ganzes Studium nochmal attraktiver macht.

  • Spring über deinen Schatten und nimm aktiv an den Veranstaltungen teil
  • Nimm Angebote wie Sprechzeiten und offene Türen der Dozierenden an

9. Mache. Backups. Regelmäßig!

Achte IMMER darauf, deine Dateien möglichst regelmäßig zu sichern. Es wäre doch zu ärgerlich, jeden noch so kleinen, mühsam erarbeiteten Textfortschritt zu verlieren, den du dir gerade in einer deiner ersten Hausarbeiten erarbeitet hast. Und auch wenn du glaubst, dass dieser Tipp schon so einen Bart hat: Besonders bei neuen Anwendungen und Serviceangeboten ist es sinnvoll, nochmals fokussierter auf diese Kleinigkeit zu achten.

  • Speichere deine Arbeiten, Ideen und Notizen regelmäßig
  • An der TUHH kann dafür ggf. auch auf den Cloud-Dienst des Rechenzentrums zurückgegriffen werden. Ansonsten tut es im Notfall auch das Verschicken von Dokumenten an die eigene E-Mail-Adresse, wie im Beitrag Notiz-Selbstmanagement beschrieben

10. Nimm bei Bedarf Hilfe in Anspruch

In den letzten Schuljahren lief es eigentlich immer gut. Wenn du einmal deine Trägheit überwunden hattest, hast du auch gute Noten geschrieben. In der Uni kann es aber nach und nach häufiger mal Aufgaben, Foliensätze, Handouts und Skripte geben, die du nicht direkt verstehen wirst. Auch längeres Hinsetzen hilft dann nicht immer weiter. Das ist völlig normal. Scheue dich nicht nach Hilfe zu fragen. Entweder in deiner Lerngruppe oder auch in den Veranstaltungen. Das gilt auch für Tutorien – also eine Art Übungsgruppe, geleitet von höheren Studierenden – die ergänzend zu Vorlesungen wie Statistik angeboten werden. Es wird auch immer wieder Situationen geben, wo deine Hilfe gebraucht wird, so dass ihr euch immer im Wechsel untereinander helfen könnt.

  • Frage nach Hilfe, wenn du etwas nicht verstehst
  • Unterstütze andere, wenn du helfen kannst

11. Blicke über deinen eigenen Studiengang hinaus

Wenn es dein Studium oder dein Campus hergibt, so tausche dich auch mal mit Studierenden anderer Fachdisziplinen aus. Es ist spannend, Gespräche außerhalb der eigenen immer gleichen Fachthemen und -gruppen zu haben. So lernst du ganz andere Perspektiven auf Themen kennen und kannst sicher auch die eine oder andere tolle Freundschaft knüpfen.

  • Schau über den eigenen Teller- beziehungsweise Studienrand

12. Nicht jeder Tipp wird für dich passen

Im Grunde einer der wichtigsten Tipps: Es hat ja schon Tradition, dass Absolvent*innen und Studierende der höheren Semester viel „Insiderwissen“ teilen. Und das ist auch gut so. So wirst du schnell viel über die Möglichkeiten von Praxissemestern im Ausland, empfehlenswerte Kurse, Tutorien und Veranstaltungen lernen. Deine Mitstudierenden werden immer mal wieder unterschiedliche Meinungen zu Seminaren, Personen oder empfohlener Literatur haben. Und auch alle anderen Ratgeber*innen bringen immer ihre ganz individuellen Erfahrungen in eigene Ratschläge ein. Mach dir aber nach Möglichkeit immer ein eigenes Bild. Wenn es die Zeit hergibt, probiere dir sinnvoll erscheinende Lernmethoden aus. Interessiert dich ein Seminar, obwohl Kommiliton*innen sagen, dass aufgrund fehlender Anwesenheitspflicht gar kein Grund für einen Besuch der Veranstaltung spricht? Du wirst vor Ort sicher Gleichgesinnte treffen. Folge deinem Bauchgefühl, denn niemand weiß so gut wie du selbst, was dir wichtig ist, was du ausprobieren möchtest und was du für dein erfüllendes und erfolgreiches Studium brauchst. Ach ja und nicht jede Buchempfehlung musst du dir direkt ungesehen kaufen. Das Geld ist knapp und du hast auch noch eine Universitätsbibliothek an deiner Seite, die dir in Sachen Fachliteratur gerne zur Seite steht.

  • Nimm Ratschläge und Tipps dankbar an
  • Mache dir aber nach Möglichkeit immer selbst ein Bild von Inhalten, Methoden oder Personen, statt vorschnell jedem „Gerücht“ zu glauben

Wir hoffen, es waren einige Tipps dabei, die nicht nur unserem Ersti-Ich helfen könnten. Falls ihr selbst Tipps und Tricks für den Studienstart oder spätere Semester habt, so teilt diese doch gerne in den Kommentaren. Allen Studierenden wünschen wir an dieser Stelle einen möglichst angenehmen Semesterstart. Viel Spaß und Erfolg für die kommenden Wochen und Monate! Lasst euch von dem einen oder anderen Dämpfer nicht unterkriegen und schaut bei bibliotheksspezifischen Fragen auch gerne einmal in den Ersti-Blogbeiträgen zur Bibliotheksnutzung eurer TUB in der Rubrik Wissenswertes für Erstis vorbei.


CC BY 4.0
Weiternutzung als OER ausdrücklich erlaubt: Dieses Werk und dessen Inhalte sind – sofern nicht anders angegeben – lizenziert unter CC BY 4.0. Nennung gemäß TULLU-Regel bitte wie folgt: „Wenn ich nochmal Ersti wäre …“: 12 Tipps zum Semesterstart von Florian Hagen, Alexander Unteutsch und Ronja Schwardt, Lizenz: CC BY 4.0. Der Beitrag und dazugehörige Materialien stehen auch im Markdownformat und als PDF zum Download zur Verfügung. In einer früheren Version ist der Blogbeitrag „Wenn ich nochmal Ersti wäre …: 12 Tipps zum Semesterstart“ unter CC BY 4.0 am 11. Oktober 2021 im tub.torials-Blog veröffentlicht worden. Die Änderungen gegenüber dem Originalbeitrag werden nachfolgend aufgeführt. Hinweise zur Bearbeitung: Die Erzählperspektive wurde gegenüber der Originalversion von „Ich“ zu „Wir“ geändert, da zusätzliche Autor*innen an der vorliegenden Version beteiligt sind. Kapitel 3.2 wurde um zusätzliche Informationen zur Benennung von Ordnern und Dateien erweitert. Zusätzliche Tutorials zur Literaturverwaltung mit Zotero wurden in Kapitel 3.2 aufgeführt und verlinkt. Kapitel 9 wurde um konkretere Beispiele für Backups ergänzt. Der Text wurde an einigen ausgewählten Stellen umformuliert.
Eisenhower-Matrix

Wichtig und dringend? Aufgaben priorisieren mit dem Eisenhower-Prinzip

Das Eisenhower-Prinzip (auch: Eisenhower-Matrix, Eisenhower-Methode) wurde im tub.torials-Blog bereits im Rahmen des Beitrags „9 Zeitfresser und wie wir sie ganz einfach loswerden“ erwähnt. Aktuell hilft mir diese Methode auch im Arbeitsalltag wieder häufiger, um vergessenen Terminen, versehentlich unerledigten Aufgaben und organisatorischem Chaos vorzubeugen.

Ursprung und Ziel des Eisenhower-Prinzips

Das Eisenhower-Prinzip ist eine – auch in der Fachliteratur oftmals aufgeführte – Methode, um anstehende Aufgaben in Kategorien einzuteilen und so eine Priorisierung für die Bearbeitung vorzunehmen.

Häufig wird eine Verbindung zum ehemaligen US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower über dessen Aussage aus dem Jahr 1954 hergestellt: „I have two kinds of problems, the urgent and the important”.

Das Ziel des Prinzips besteht darin, sicherzustellen, dass die wichtigsten Aufgaben zuerst erledigt werden. Weniger wichtige Aufgaben werden ggf. delegiert oder auch mal komplett gestrichen. Über insgesamt vier Kategorien wird die Entscheidung zur Priorisierung von Arbeits- und Aufgabenschritten erleichtert.

Kriterien und Kategorien des Eisenhower-Prinzips

Um nach dem Eisenhower-Prinzip vorzugehen, listen wir zunächst unsere Aufgaben bspw. in Listenform auf. Zur Einteilung stehen uns nun zwei Kriterien zur Verfügung:

Wichtigkeit: Eine Aufgabe ist wichtig, wenn diese zur Erreichung unserer Ziele beiträgt. Wenn die Aufgabe uns keinem unserer Ziele näher bringt, so ist diese unwichtig.

Dringlichkeit: Eine Aufgabe hat eine hohe Dringlichkeit, wenn sie zu einem bestimmten Zeitpunkt in nächster Zukunft erledigt werden muss. Sie ist weniger oder gar nicht dringlich, wenn es (in nächster Zeit) keine Rolle spielt, wann sie erledigt wird.

Um uns die Einordnung unserer Aufgaben zu erleichtern, können einige Leitfragen helfen:

Wichtigkeit:

  • Ist die Aufgabe nötig, um unser Ziel zu erreichen?
  • Sind andere Personen von der Erledigung unserer Aufgabe abhängig?

Dringlichkeit:

  • Besteht eine (baldige) Deadline für die Aufgabe?
  • Kann jemand anders diese Aufgabe übernehmen?

A-, B-, C- und D-Aufgaben am Beispiel von Studium/Abschlussarbeit

Haben wir alle unsere Aufgaben den Kriterien „Wichtigkeit“ und „Dringlichkeit“ entsprechend eingeschätzt, so lassen sich diese nun in insgesamt vier Aufgabenkategorien unterteilen:

  • A-Aufgaben (wichtig und dringend),
  • B-Aufgaben (wichtig, weniger dringend),
  • C-Aufgaben (dringend, nicht wichtig),
  • D-Aufgaben (nicht dringend, nicht wichtig).
Eisenhower-Prinzip
Standardmatrix Eisenhower-Prinzip (Florian Hagen, CC BY 4.0).

A-Aufgaben: wichtig und dringend

A-Aufgaben sind für uns der relevanteste Aufgabentyp, um unsere Gesamtziele zu erreichen. Diese Aufgaben sollten wir möglichst als Erstes selbst erledigen. So stellen wir sicher, dass die Aufgabe zu unserer eigenen vollsten Zufriedenheit abgehakt werden kann.

Oftmals ist es so, dass natürlich alle Aufgaben, die von außen an uns herangetragen werden, immer je nach Perspektive „unheimlich wichtig“ und „eilig“ sind. Die A-Kategorie ist also schnell überladen. Wir müssen uns daher vor allem selbst fragen:

  • Was passiert, wenn ich die Aufgabe erst später erledige (Dringlichkeit)?
  • Kann jemand anders diese Aufgabe eventuell übernehmen (Wichtigkeit)?

Beispiele für A-Aufgaben:

  • Wenn mit Betreuenden unserer Abschlussarbeit abgesprochen ist, dass für den gemeinsamen Austausch bis zur kommenden Woche ein Exposé vorliegt, so ist die Fertigstellung des Exposés eine A-Aufgabe
  • Lernen in der Klausurphase
  • Die Hausarbeit mit der naheliegendsten Deadline oder ein Arbeitspaket dieser Arbeit fertigstellen

B-Aufgaben: wichtig, weniger dringend

B-Aufgaben sind ebenfalls wichtig, aber im Vergleich zu A-Aufgaben weniger dringend. Auch um B-Aufgaben sollten wir uns selbst kümmern, da sie für unser Hauptziel wichtig sind. Allerdings müssen wir sie nicht sofort erledigen und können eine (eigene) spätere Deadline festlegen. Es ist ratsam, regelmäßig zu kontrollieren, ob B-Aufgaben in der Zwischenzeit dringlicher geworden sind und somit in die Kategorie der A-Aufgaben rutschen.

Beispiele für B-Aufgaben:

  • Ein Exposé weit vor dem eigentlichen Abgabetermin fertigstellen
  • Lernen für Klausuren der Klausurenphase, die erst zum Ende der Prüfungswochen anstehen
  • Eine Hausarbeit oder ein Arbeitspaket einer Hausarbeit fertigstellen, bei der/dem noch genügend Zeit bis zur Abgabe vorhanden ist

C-Aufgaben: dringend, aber nicht wichtig

C-Aufgaben sind zwar schnell bzw. dringend zu erledigen, aber im Vergleich zu A- und B-Aufgaben nicht so wichtig. Nach Möglichkeit können wir diese Punkte unserer To-do-Liste also bspw. an Freunde, Bekannte oder Familie delegieren.

Beispiele für C-Aufgaben:

  • Die Abgabefrist für ein Buch der Bibliothek läuft ab
  • Eine weitere Korrekturlesung unserer Texte
  • Um das Gesamtbild unserer Haus-/Abschlussarbeit zu verbessern, könnten Grafiken nochmals überarbeitet oder nachgeschärft werden

D-Aufgaben: nicht dringend, nicht wichtig

D-Aufgaben haben keine oder nur eine geringe Bedeutung für unser Hauptziel. Zudem ist es bei einer D-Aufgabe oft nicht relevant, wann diese erledigt wird. Wenn wir unter Zeitdruck stehen, können wir D-Aufgaben komplett außen vorlassen oder verschieben. Wenn ausreichend Zeit und Energie vorhanden ist, können wir uns um diese Aufgaben kümmern. Wichtig ist vor allem, dass D-Aufgaben uns nicht von Aufgaben der Kategorien A, B und C ablenken.

Beispiele für D-Aufgaben:

  • Lernmaterial für die Klausurenphase durchgehen, das wir schon in- und auswendig beherrschen
  • Unsere Abgabefrist für ausgeliehene Bücher läuft ab, wir liegen aber krank im Bett (Je nach Bibliothek helfen ein Attest und eine Vorabinfo per E-Mail)
Eisenhower-Prinzip Handlungen
Darstellung des Eisenhower-Prinzips mit konkreten Handlungen (Florian Hagen, CC BY 4.0).

Übung zum Eisenhower-Prinzip

Auch wenn das Eisenhower-Prinzip in der Theorie einfach zu verstehen ist: Ob die Methode individuell geeignet ist, sollte vor allem vor den heißen Phasen von Haus- oder Abschlussarbeiten ausprobiert werden, da die Gewichtung der einzelnen Kategorien von individuellen Vorlieben und Zielen abhängig ist. Dazu drei Beispiele:

  • Je nachdem, ob ich mein Studium (oder Semester) schnell und mit Bestnoten abschließen oder währenddessen Praxis- und Auslandserfahrungen sammeln möchte, variiert meine Priorisierung der täglichen Aufgaben.
  • Zu Semesterbeginn setze ich bei meinen täglichen Aufgaben andere Schwerpunkte als während der Prüfungsphasen oder dem Endspurt bei meiner Abschlussarbeit.
  • Wenn ich mich aktuell auf Prüfungen vorbereite, die erst in einigen Wochen stattfinden (wichtig, nicht dringend), aber bereits im Lernfluss bin, muss ich nicht unbedingt meine Lernphase unterbrechen, um bspw. ausgeliehenen Fachliteratur wegen Leihfristende zurückzugeben. Stattdessen kann ich abwägen, welche Aufgabe für meinen Studienerfolg langfristig einen höheren Nutzen hat (unmittelbarer Lernerfolg, weitere Lernaufgaben oder ggf. einige Euro Mahngebühren) und entsprechend handeln (bspw. Tausch von Aufgabenkategorien).

Eine mögliche Übung:

Das Eisenhower-Prinzip ist ein vielseitiger Ansatz, der sich sowohl für die Aufgaben-Priorisierung im Studium als auch die Organisation von Projekten im Beruf oder das Erledigen von Alltagsaufgaben anbietet. Um das Eisenhower-Prinzip im Studium auszuprobieren, eignet sich ein kleineres Schreibprojekt.

  • Zu Beginn sollten alle unsere Aufgaben aufgelistet werden (bspw. Ideenfindung, Themeneingrenzung, Recherche, Textbearbeitung und -auswertung, Erstellung eines Exposés, Fertigstellung einzelner Kapitel etc.). Alternativ kann auch eine bereits bestehende To-do-Liste genutzt werden.
  • Die Aufgaben sollten hinsichtlich Wichtigkeit und Dringlichkeit bewertet werden und im Anschluss Aufgabenkategorien A, B, C und D zugeordnet werden.
  • Nun werden die Aufgaben entsprechend abgearbeitet. Die A-Aufgaben werden von uns selbst zeitnah erledigt, für B-Aufgaben planen wir ein konkretes Zeitfenster und bearbeiten diese ebenfalls selbst. C-Aufgaben delegieren wir und D-Aufgaben streichen wir, es sei denn, es ist noch Zeit zur Bearbeitung vorhanden.
  • Zum Abschluss wird überprüft, wie viel Zeit für jede Aufgabenkategorie aufgebracht wurde, wie man eventuell mehr Zeit für A- und B-Aufgaben schaffen kann und was beim Einsatz der Eisenhower-Matrix besonders herausfordernd war.

Zusammenfassung

Das Eisenhower-Prinzip bietet eine klare Struktur, mit der wir unsere Aufgaben schnell und einfach sortieren können. So können wir unwichtigere Aufgaben aussortieren oder zumindest hinten anstellen, sodass wir uns auf wichtigere Aufgaben mit größerer Aufmerksamkeit konzentrieren können. Für eine simple Matrix benötigen wir lediglich Stift und Papier. Anschließend bewerten wir die anstehenden Aufgaben hinsichtlich ihrer Wichtigkeit und Dringlichkeit und können potenziellen Organisationsproblemen proaktiv entgegenwirken. Nutzt ihr Methoden abseits des Eisenhower-Prinzips, die euch bei der Organisation eurer Aufgaben immer wieder helfen? Teilt diese doch gerne offen über die Kommentarfunktion.


CC BY 4.0
Weiternutzung als OER ausdrücklich erlaubt: Dieses Werk und dessen Inhalte sind – sofern nicht anders angegeben – lizenziert unter CC BY 4.0. Nennung gemäß TULLU-Regel bitte wie folgt: Wichtig und dringend? Aufgaben priorisieren mit dem Eisenhower-Prinzip von Florian Hagen, Lizenz: CC BY 4.0. Der Beitrag und dazugehörige Materialien stehen auch im Markdownformat und als PDF zum Download zur Verfügung.
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