ALPEN-Methode

In Fünf Schritten den Tagesablauf optimieren – Zeitpläne erstellen mit der ALPEN-Methode

Auch wenn der Begriff ALPEN viele vielleicht an das europäische Gebirge erinnert: Im Falle der ALPEN-Methode hat das Wort eine andere Bedeutung. Jeder Buchstabe steht für ein zu berücksichtigendes Kriterium bei der Aufstellung von Zeitplänen:

  • Aufgaben, Termine und Aktivitäten notieren,
  • Länge schätzen,
  • Pufferzeit einplanen,
  • Entscheidungen treffen,
  • Nachkontrolle.

Potenziell handelt es sich also um eine nützliche Methode für Schreibprojekte und andere Tätigkeiten des wissenschaftlichen Arbeitens.

A. Aufgaben, Termine und Aktivitäten notieren

Es ist wichtig, alle anstehenden Kernaufgaben zu notieren. Dies kann zum Beispiel durch das Erstellen einer To-do-Liste in einem Terminplaner oder mithilfe von speziellen Zeitverwaltungsanwendungen erfolgen. Auch formlose und zunächst ungeordnete Listen im Rahmen von Notizen können dieses Kriterium erfüllen. Dabei ist es wichtig, sowohl die Art und ggf. den Ort als auch den Beginn der Tätigkeit festzuhalten. Die Recherche nach Fachinformationen in unterschiedlichen Datenbanken sollte also auch jeweils explizit festgehalten werden („Recherche nach Veröffentlichungen im Zeitraum 2020 bis 2023 in Datenbank X“) und nicht zu unspezifisch unter dem Punkt „Recherche in Datenbanken“ aufgeführt werden.

L. Länge einschätzen

Die Einschätzung der Länge einzelner Arbeitsschritte scheint in der Theorie einfach zu sein. In der Praxis treten erfahrungsgemäß aber immer wieder Herausforderungen und Ungewissheit auf. Grundsätzlich gilt: Menschen arbeiten in der Regel fokussierter und schneller, wenn eine Aufgabe innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens abgeschlossen werden muss.

Zur Erleichterung der Abschätzung des Zeitaufwands gibt es unterschiedliche Möglichkeiten:

Aufbau auf Erfahrungswerten:

  • Wenn man ein Experiment selbst zum ersten Mal durchführt, kann man sich an Erfahrungswerten von Betreuenden und Kommiliton*innen orientieren;
  • Um den eigenen Schreibprozess langfristig besser einzuschätzen, kann man bspw. im Rahmen eines Semesters oder einer mehrwöchigen Schreibaufgabe Protokoll zu den eigenen Schreibgewohnheiten führen. Dabei notiert man u. a., wann man am liebsten schreibt oder wie viele Zeichen, Wörter oder Textabschnitte man zu welcher Zeit schafft;

60/40-Regel:

  • Man plant nur etwas 60 % der zur Verfügung stehenden Zeit konkret ein. Die restlichen 40 % werden als Zeitpuffer angesetzt (siehe auch „P. Pufferzeit einplanen“);
  • Mit diesem Vorgehen stellt man sicher, dass bei Formtief, Krankheit, benötigten Ruhephasen und anderen unplanmäßigen Situationen nicht direkt eine Drucksituation entsteht;
  • Falls keine unplanmäßigen Ereignisse auftreten: umso besser, man arbeitet dann quasi vor 🙂

P. Pufferzeit einplanen

Im Alltag ereignen sich regelmäßig unvorhersehbare Dinge wie Staus, Krankheit oder außerplanmäßige Öffnungs- bzw. Schließzeiten. Die Einplanung von Puffern bei Schreibprojekten ist eine Möglichkeit, um Druck von vornherein abzubauen. Bei der Pufferplanung sollte auch die persönliche Leistungskurve berücksichtigt werden. Im Rahmen der unter „L. Länge einschätzen“ vorgeschlagenen Protokollierung der eigenen Schreibgewohnheiten könnte also auch darauf geachtet werden, zu welcher Tageszeit bestimmte Tätigkeiten des wissenschaftlichen Arbeitens (Ideenfindung, Korrekturlesen, Recherche, Textarbeit, Schreibarbeit, etc.) am besten gelingen.

E. Entscheidungen treffen

Wenn es schwierig wird, alle geplanten Aufgaben am geplanten Tag zu erledigen, ist es ratsam, eine Einschätzung vorzunehmen, was wichtig(er) ist und was weniger Priorität hat. Prioritäten können zum Beispiel nach dem Eisenhower-Prinzip gesetzt werden, das im Beitrag Wichtig und dringend? Aufgaben priorisieren mit dem Eisenhower-Prinzip vorgestellt wird.

N. Nachkontrolle

Vor allem beim ersten Versuch ist es wahrscheinlich, dass die ALPEN-Methode (und generell neu ausprobierte Ansätze zur Optimierung der Selbstorganisation) noch nicht reibungslos funktionieren. Aber auch bei bereits guten Erfahrungen gilt es, den eigenen Planungsablauf zu reflektieren:

  • War der Zeitpuffer ausreichend?
  • Waren die Prioritäten angemessen gesetzt?

Wichtig ist auch, dass auf das eigene Bauchgefühl geachtet wird. Ließ sich das geplante Tagespensum ohne Stress bewältigen, sodass man abends mit einem guten Gefühl den (Arbeits-)Tag beenden konnte? Wenn ja, wurde auf jeden Fall vieles richtig gemacht. Sollte dies nicht der Fall gewesen sein, bietet das eigene Vorgehen höchstwahrscheinlich noch viel Raum für Anpassungen und Verbesserungen.

Für eine abschließende Überprüfung am Ende des Tages oder beim Abschluss der Aufgabenliste empfiehlt es sich, etwa 15-20 Minuten einzuplanen. In dieser Zeit kann auch ein Blick auf die To-dos des nächsten Tages geworfen werden. Auf diese Weise kann man häufig den Feierabend mit einem positiveren Gefühl antreten.

ALPEN-Methode
Die ALPEN-Methode stützt die Aufstellung von Zeitplänen (Florian Hagen, CC BY 4.0)

Ausprobieren der ALPEN-Methode

Auf dem Papier ist die ALPEN-Methode als eine effektive Methode zur Zeitoptimierung bekannt. Doch um herauszufinden, wie gut sie zum eigenen Arbeitsstil passt, ist es wichtig, sie aktiv auszuprobieren. Im Rahmen unseres Seminarangebots „Wissenschaftliches Arbeiten“ für Bachelorstudierende wird das Ausprobieren optional über eine kleine Fragestellung angeregt:

  • Stellen Sie sich einen Aufgabenplan für ihre kommende Schreibphase (Hausarbeit), ein Arbeitspaket zur kommenden Woche oder eine anstehende Posterpräsentation zusammen.
  • Stellen Sie Ihren Sitznachbarn, Freunden oder Bekannten die Aufgabenliste vor. Erläutern Sie Aspekte wie den Zeitrahmen, Prioritäten oder Formulierung der Aufgabenpakete und Tauschen sich über Unklarheiten und Unsicherheiten aus.

Zusammengefasst ergaben die bisherigen Rückmeldungen, dass Menschen mit Hang zu einer gut strukturierten Organisation die ALPEN-Methode als hilfreich für verschiedene Projekte betrachten. Insbesondere die Fähigkeit, Zeitfressern entgegenzuwirken, wurde dabei hervorgehoben. Allerdings wird auch angemerkt, dass die realistische Zeiteinplanung auch nach mehreren Anwendungen eine Herausforderung ist.


CC BY 4.0
Weiternutzung als OER ausdrücklich erlaubt: Dieses Werk und dessen Inhalte sind – sofern nicht anders angegeben – lizenziert unter CC BY 4.0. Nennung gemäß TULLU-Regel bitte wie folgt: In Fünf Schritten den Tagesablauf optimieren – Zeitpläne erstellen mit der ALPEN-Methode von Florian Hagen, Lizenz: CC BY 4.0. Der Beitrag und dazugehörige Materialien stehen auch im Markdownformat und als PDF zum Download zur Verfügung.

Zeit, wo bist du? Mehr Organisation und Struktur mit GanttProject

Ein Blick in den Kalender: Am 15. Juni muss die Semesterarbeit abgegeben werden. Die Zeit ist knapp. Ein schneller Blick in die Anforderungsliste der Dozierenden zeigt: Der Text soll nicht nur hochgeladen, sondern auch noch gedruckt werden. Wohlmöglich gibt es auch noch Vorgaben für die Bindung. Wo kann ich meine Arbeit überhaupt binden lassen und wie lange braucht der Copy Shop? Fertigstellung am gleichen Tag, Betriebsferien, Krankheit? Und wie sieht es mit dem Ausdruck aus – habe ich an der Hochschule direkt die Möglichkeit oder mache ich das zuhause? All diese Schritte – und noch mehr – können anfallen, nachdem wir die Arbeit fertig verfasst haben. Und schon hier wird deutlich: „Murphys Law“ (der US-amerikanische Raumfahrtingenieur formulierte 1949: „Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen“) hat reichlich Spielraum, um zuzuschlagen.

Um das Risiko derartiger Druckphasen von vorn herein zu minimieren bietet sich die Open-Source-Anwendung GanttProject an. In dieser wird mit Gantt-Diagrammen – also Balkendiagrammen – die individuelle Projektorganisation strukturiert. In seiner Grundform sieht ein Gant-Diagramm wie folgt aus:

Screenshot zu GanttProject

In GanttProject wird die Projektorganisation durch Balkendiagramme visualisiert (eigene Darstellung).

In der linken Spalte sind die verschiedenen Projektaktivitäten aufgeführt. Im Rahmen einer Abschlussarbeit können dies bspw. Arbeitsschritte wie die Themenfindung, Literaturrecherche, Schreibprozesse und Korrekturvorgänge sein. Jeder Arbeitsschritt hat ein Start- und ein Enddatum – der abgedeckte Zeitraum wird durch den eigentlichen Balken repräsentiert.

Wie nutze ich GanttProject? – Tutorial zur Planung von Abschlussarbeiten
Gantt-Project besitzt eine Vielzahl von Features für die Gestaltung der Projektorganisation bzw. der zeitlichen Planung einer Abschlussarbeit. Im Folgenden wird ein Video-Tutorial zu bereitgestellt, das sich mit den Aspekten Aufgabenplanung, Erstellung von Abhängigkeiten und Meilensteinsetzung auseinandersetzt.

1. Einführung in GanttProject
Im ersten Abschnitt des Tutorials geht es einleitend um Ganttdiagramme allgemein, den Ausblick auf die einzelnen Tutorialschritte und den Installationsprozess der Software. Zudem wird ein erster Blick auf den Aufbau der Software geworfen und ein paar grundsätzliche Einstellungen für die Projektarbeit vorgenommen.


2. Eintragung von Aufgaben und Aktivitäten

Im zweiten Video werden Aufgaben in den Ganttplan eingetragen. Dabei werden die verschiedenen Vorgehensweisen zur Eintragung ausprobiert und die Einteilung in Haupt- und Unteraufgaben thematisiert, um eine übersichtlichere Struktur innerhalb unserer Projektorganisation zu schaffen.


3. Berücksichtigung von Zeitfressern

Zeitaufwendige Aufgaben und auch außerhalb des Projektes anstehende Verpflichtungen sollten bei der Planung berücksichtigt werden, um einen realistischen Überblick über den tatsächlichen Zeitaufwand für das Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit (oder anderen Projekten) zu erhalten.


4. Aufgaben aufeinander abstimmen

In dieser Einheit geht es um die Abstimmung von Aufgaben. Wenn es bspw. Tage gibt, an denen nicht am Projekt gearbeitet werden kann, so sollte dies auch bei wichtigen Terminen wie dem (geplanten) Abgabe- bzw. Fertigstellungstermin berücksichtigt werden.


5. Aufgabenabhängigkeiten einrichten

Aufgabenabhängigkeiten sind ein wichtiger Bestandteil des wissenschaftlichen Arbeitens. Wenn der Text der Abschlussarbeit nicht fertig geschrieben und korrigiert ist, ist es auch nicht möglich sich der Folgeaufgabe Ausdruck und Bindung zu widmen. Wenn sich Arbeitsschritte also verzögern, sollte dies auch automatisiert bei den davon abhängigen Folgeaufgaben automatisiert in der Projektplanung berücksichtigt werden.


6. Meilensteine setzen

Meilensteine (bspw. der Abgabetermin einer Abschlussarbeit oder vorzubereitende Texte für Gespräche mit den Betreuern) unterscheiden sich von Aufgaben und Aktivitäten, da es sich hierbei um feste Etappen handelt, die keinen Zeitraum umfassen, sondern nur einen konkreten Termin im Projektplan darstellen. Die Einrichtung von Meilensteine werden im folgenden Video gezeigt.


7. Zeitplanüberprüfung

Der Zeitplan steht. Das Projekt ist damit jedoch nicht abgeschlossen und es sollte regelmäßig überprüft werden, ob man sich noch im geplanten Zeitfenster bewegt. Wie dies mit GantProject realisiert werden kann, wird im folgenden Video besprochen.


8. Plananpassung während des laufenden Projektes

Es kommt nicht selten vor, dass während des laufenden Projektes Aufgaben und Projektphasen von Verzögerungen betroffen sind. Diesem Umstand kann man in GanttProjekt mit einer Art selbst erstellter Versionierung entgegnen.


Warum man GANTT-Diagramme zur Aktivitätenplanung nutzen sollte

Die Vorteile von GANTT-Diagrammen liegen vor allem in der kompakten und übersichtlichen Projektdarstellung. Der aktuelle Stand des (Schreib-)Projektes lässt sich immer erkennen und unterstützt dabei, den Zeitplan und vorgegebene Fristen einzuhalten. Die Planung der Aktivitäten inkl. Meilensteinen und Abgabeterminen lässt zudem leichter erkennen, ob der angesetzte zeitliche Ablauf realistisch ist oder wo ggf. Aufgabenüberschneidungen, und -priorisierung und andere Termine so optimiert werden sollten, dass keine Engpässe auftreten.

Noch Fragen zu GANTT-Diagrammen oder weitere Tipps und Tricks? Wir freuen uns über Kommentare!

CC BY 4.0
Weiternutzung als OER ausdrücklich erlaubt: Dieses Werk und dessen Inhalte sind lizenziert unter CC BY 4.0. Nennung gemäß TULLU-Regel bitte wie folgt: Zeit, wo bist du? Mehr Organisation und Struktur mit GanttProject“ von Florian Hagen (tub.), Lizenz: CC BY 4.0. Beitragsbild „Laptop“ by Pinho on Unsplash.