Was ist OpenAlex – und wie kann man es für die Recherche nutzen?

In diesem Beitrag erhältst du eine kompakte Einführung in OpenAlex: Was steckt hinter der Datenbank, welche Inhalte bietet sie und wie kannst du sie sinnvoll für deine Recherche nutzen? Der Beitrag ist in folgende Abschnitte unterteilt:

1. Was ist OpenAlex?

OpenAlex ist eine frei zugängliche bibliografische Datenbank für wissenschaftliche Literatur und Informationen. Der Name ist eine Anspielung auf die bekannte antike Bibliothek von Alexandria, die als ein Symbol für Wissen und Zugang zu Informationen gilt. OpenAlex enthält Metadaten zu wissenschaftlichen Publikationen, Zeitschriften, Autor*innen und Institutionen. Der Dienst wird seit dem 03. Januar 2022 offen zugänglich von der Non-Profit-Organisation OurResearch angeboten. Letztere ist unter anderem auch durch das Browser-Plugin Unpaywall bekannt. Unpaywall zeigt mithilfe eines grünen Schlosses an, ob ein wissenschaftlicher Artikel hinter einer Paywall in einer frei verfügbaren Open-Access-Version angeboten wird (siehe auch Open-Access-Recherche-Webseite der TUB).

Für viele Hochschulen und Forschungseinrichtungen sind hohe Lizenzkosten kommerzieller Datenbanken wie Scopus und Web of Science (siehe auch Blogbeitrag Mehr aus Web of Science rausholen) eine wiederkehrende Herausforderung, wie unter anderem auch eine Umfrage zu diesem Thema an der TUHH zeigt. OpenAlex bietet hier eine kostenfreie, transparente Alternative – ganz im Sinne von Open Science und Open Data.

2. Welche Inhalte bietet OpenAlex?

Eine Vielzahl an Informationen in OpenAlex stammt aus dem Microsoft Academic Graph (MAG), einer umfassenden, strukturierten Datenbank zu wissenschaftlichen Publikationen, Autor*innen, Institutionen und deren Verbindungen. MAG wurde Ende des Jahres 2021 eingestellt. Die darin enthaltenen Daten wurden erfreulicherweise offen zugänglich gemacht. Die Einstellung von MAG verdeutlicht, dass wissenschaftliche Infrastruktur und Inhalte nicht ausschließlich von kommerziellen Anbietern abhängig sein sollten, denn deren Dienste können jederzeit eingestellt oder verändert werden. Mit MAG konnten Forschungsergebnisse durchsucht, analysiert und visualisiert werden – OpenAlex führt diesen Gedanken offen und frei zugänglich weiter.

Zu den weiteren zentralen Datenquellen von OpenAlex gehört Crossref – eine Organisation, die für wissenschaftliche Publikationen sogenannte DOIs (Digital Object Identifiers) vergibt. Diese sorgen für eine eindeutige, dauerhafte Zitierbarkeit und Auffindbarkeit von Veröffentlichungen im Internet.

OpenAlex greift darüber hinaus auf weitere Quellen zurück, die auch von der TUB unterstützt oder empfohlen werden:

Darüber hinaus bezieht OpenAlex Informationen aus verschiedenen Repositorien, was die inhaltliche Tiefe und Vielfalt der enthaltenen wissenschaftlichen Informationen weiter erhöht. Eine vollständige Übersicht aller Datenquellen findet sich in der offiziellen OpenAlex-Dokumentation.

3. So funktioniert die OpenAlex-Weboberfläche

OpenAlex sammelt vertrauenswürdige Daten aus verschiedenen Quellen und macht diese über unterschiedliche Zugangswege zugänglich. Nachfolgend werfen wir einen Blick auf das Web-Interface, welches seit September 2022 zur Verfügung steht und kontinuierlich weiterentwickelt wird. Nach Aufruf von https://openalex.org erscheint zunächst eine einfache Suchmaske.

3.1 Erste Schritte: Recherche in OpenAlex

Als Beispiel geben wir „renewable energy“ in das Suchfeld ein. Schon beim Tippen erscheinen konkrete Titelvorschläge sowie die Option, „in work title & abstract“ zu suchen. Wir wählen diese, um eine thematische Suche zu starten, die Publikationen einschließt, deren Titel, Abstract oder (falls verfügbar) Volltext den Begriff enthalten.

Die Trefferliste erscheint auf der linken Seite des Fensters und ist standardmäßig nach Relevanz sortiert. Dieser sogenannte „Relevance Score“ basiert unter anderem auf Textähnlichkeit und Zitierungen (siehe OpenAlex-Dokumentation im Abschnitt „Relevance Score“). Die Sortierung lässt sich mit einem Klick auf „sort by“ aber auch auf Optionen wie „citation count“, „citation percentile“, „title“ oder „year“ abändern, was man in ähnlicher Form von anderen Datenbanken kennt.

Auf der rechten Seite der Trefferliste finden wir interaktive Filter zur Verfeinerung der Suche, etwa nach Publikationstyp, Jahr oder Open Access. Über das „+“-Symbol im rechten Teil des Fensters lassen sich weitere Filter wie „language“, „corresponding authors“, „continent“ oder auch „from Global South“ hinzufügen. Hier wird unter anderem auch ein weiterer Unterschied von OpenAlex zu anderen Datenbanken, die sich oftmals auf den englischen Sprachraum fokussieren, deutlich.

Für unseren Suchbegriff „renewable energy“ fügen wir an dieser Stelle exemplarisch die Filter „author“ (Klick auf „+“ > „author“) und „Continent“ (Klick auf „+“ > „More“ > „Continent“) hinzu. Es fällt auf: „Frede Blaabjerg“ erscheint als besonders produktiver Autor. Wir möchten uns diese Person nun im Rahmen unserer Recherche etwas genauer über einen Klick auf den Personennamen anschauen. In der Autor*innenansicht sehen wir, dass sich die angezeigten Zahlen und Filter dynamisch anpassen. Zu sehen sind unter anderem:

  • 345 Treffer,
  • 47 % der Publikationen in Open Access publiziert.

Wählen wir nun zusätzlich den Open-Access-Filter durch einen Klick aus, reduziert sich die Trefferliste auf 162.

Jetzt wählen wir die am häufigsten zitierte Publikation aus: „Overview of Control and Grid Synchronization for Distributed Power Generation Systems“. Sie erscheint ganz oben, wenn über die Sortierung („sort by“) die Option „citation count“ gewählt wurde. Die Detailansicht zeigt Metadaten und verschiedene Zugangsmöglichkeiten zum Dokument an. So können wir zum Beispiel die HTML-Version des Artikels öffnen (Klick auf „HTML“) oder direkt das PDF des Dokuments (Klick auf „PDF“) aufrufen.

Mit einem Klick auf den Autorennamen öffnet sich eine Übersichtsseite zur Person mit aggregierten Informationen und erneut verfügbaren Filtern. Mit diesen lassen sich Publikationsprofile individuell untersuchen.

3.2 Institutional Search

Neben der thematischen Recherche bietet OpenAlex auch die Möglichkeit zur institutionellen Suche. Dazu starten wir erneut über die Suchleiste auf der Startseite von OpenAlex, diesmal mit dem Ziel, die Technische Universität Hamburg (TUHH) zu finden. Sobald wir „Hamburg University of Technology“ eintippen, erscheinen bereits mehr oder weniger passende Vorschläge. Wir wählen die gewünschte Institution aus.

Anschließend sehen wir unter anderem, dass aktuell 17.740 Publikationen mit der TUHH verknüpft sind. In der rechten Spalte ist sichtbar, das es sich bei den meisten Treffern um Artikel handelt (13.510), gefolgt von Buchkapiteln (2.992) und Preprints (429).

Nun verfeinern wir die Suche: Wir fügen den Filter „authors“ hinzu und wählen das Vorjahr (2024) in der Filterkategorie „year“ aus. So erhalten wir einen Überblick über die TUHH-Publikationen des vergangenen Jahres. Hier sehen wir: Forschende aus Bereichen wie „Medical Technology and Intelligent Systems“, „Geo-Hydroinformatics“, „High-Frequency Technology“, „Climate Protecting Energy- and Environmental Engineering“ and „Technical Education and Higher Education Didactics“ hatten ein produktives Jahr 2024. Zudem wurden über 61 % der Publikationen Open Access veröffentlicht.

Anstelle eines einzelnen Jahres lassen sich auch Zeiträume wie „2020-2025“ filtern. Dafür klicken wir bei den Suchfeldern am oberen Bildschirmrand, die auch für Verfeinerung oder Erweiterung von aktiven Rechercheanfragen genutzt werden können, auf das blau hinterlegte „+“, wählen den Filter „year“ und geben den gewünschten Zeitraum ein. Diese Funktion ist hilfreich, um Publikationstrends über mehrere Jahre hinweg zu analysieren.

4. Datenzugriff über API und komplette Datensnapshots

Wer tiefer einsteigen oder größere Datenmengen analysieren möchte, kann bei OpenAlex auch direkt auf die Rohdaten zugreifen. Über die API und frei verfügbare Datensnapshots stehen sämtliche Inhalte auch für eigene Auswertungen und Anwendungen bereit.

  • API
    Die OpenAlex-API ermöglicht bis zu 100.000 Anfragen pro Tag und unterstützt komplexere Filter und Suchmöglichkeiten. Sie eignet sich damit besonders für wiederkehrende Recherchen oder größere Datenauswertungen. Das Vorgehen mit Beispielen findet sich in der offiziellen Dokumentation.
  • Snapshots
    Für umfangreiche Auswertungen bietet OpenAlex auch sogenannte OpenAlex-Snapshots an – vollständige Kopien der gesamten Datenbank, die monatlich aktualisiert und offen bereitgestellt werden. Wie für die API steht auch hierzu eine umfassende Dokumentation zur Verfügung.

5. Eindrücke zu OpenAlex

OpenAlex ist eine kostenlose und offene Alternative zu kommerziellen Datenbanken wie Elseviers Scopus und Clarivates Web of Science. Mit mehr als 243 Millionen verzeichneten Werken bietet sie eine größere Datenbasis als die beiden etablierten Dienste, die an der TUHH seit vielen Jahren über die TUB lizenziert und bereitgestellt werden.

Ein klarer Vorteil von OpenAlex liegt in der offenen Zugänglichkeit, der Transparenz der Datenquellen und einer breiteren inhaltlichen Abdeckung. So werden nicht nur klassische Zeitschriftenartikel und Bücher, sondern auch graue Literatur (bspw. Projektberichte, Konferenzpapiere), Preprints und nicht-englische Forschung berücksichtigt. Die transparente Darstellung von Quellen und Datenherkunft macht OpenAlex zu einer verlässlichen Grundlage für wissenschaftliches Arbeiten im Sinne einer guten wissenschaftlichen Praxis. OpenAlex unterstützt damit aktiv die Prinzipien von Open Science.

5.1 Worauf sollte man achten?

Trotz zahlreicher Stärken gibt es einige Punkte, die bei der Nutzung berücksichtigt werden sollten. Da OpenAlex ein vergleichsweise junger Dienst ist, kann es bei der Weboberfläche mitunter zu Verzögerungen oder kleinen technischen Aussetzern kommen. In den vergangenen Monaten hatte ich dieses Problem zum Beispiel beim Nachladen von Filtern oder wenn Suchanfragen hängen geblieben sind.

Dem Verlust von Suchergebnissen kann man zumindest teilweise mit einem kostenlosen OpenAlex-Account entgegenwirken. Wer sich registriert, kann Suchanfragen abspeichern und auch sogenannte Alerts einrichten. Eine Funktion, die man auch von kommerziellen Angeboten kennt. Somit wird man automatisch per E-Mail informiert, sobald es neue Treffer zu einer gespeicherten Suchanfrage gibt.

Auch wenn OpenAlex zahlreiche Datenquellen nutzt: Es kann bei den Metadaten zu Unstimmigkeiten kommen. Mir sind unter anderem falsche Zuordnungen von Autor*innen zu Einrichtungen aufgefallen. Solche Fehler lassen sich jedoch unkompliziert über eine Anfrage zur Korrektur und Ergänzung von Daten melden, sodass die Datenqualität auch hier zunehmend besser werden sollte.

5.2 Zugang zu Volltexten

Eine Herausforderung vieler Datenbanken – und somit auch von OpenAlex – ist der eingeschränkte Zugang zu Volltexten. Nicht alle wissenschaftlichen Publikationen sind im Open Access frei verfügbar, da viele Verlage Inhalte hinter Paywalls anbieten. Es handelt sich also weniger um eine OpenAlex-spezifische Herausforderung, sondern vielmehr um eine grundlegende Herausforderung für die Wissenschaftscommunity: Wie sollten wissenschaftliche Publikationen im Optimalfall finanziert und zugänglich gemacht werden?

5.3 Umgang mit Predatory Journals

Ein weiterer Punkt betrifft die Qualitätssicherung: OpenAlex schließt Inhalte aus sogenannten Predatory Journals (siehe auch TUB-Infoseite Predatory Journals und Fake Konferenzen) nicht grundsätzlich aus. Diese Journals verlangen oft Publikationsgebühren, ohne dabei etablierte wissenschaftliche Standards wie Peer Review oder redaktionelle Qualitätssicherung einzuhalten. Anders als Scopus oder Web of Science, die versuchen, solche Titel aktiv aus der Datenbasis herauszuhalten, setzt OpenAlex hier auf Transparenz (potenziell problematische Inhalte werden nicht entfernt, sondern bleiben sichtbar und können ggf. nachvollziehbar eingeordnet werden).

Mit dem gezielten Einsatz von Filtern lässt sich dies bei der „Ergebnisqualität“ jedoch berücksichtigen. So kann beispielsweise der Filter „indexed by DOAJ“ verwendet werden, um ausschließlich Zeitschriften anzuzeigen, die im Directory of Open Access Journals gelistet sind – einem Verzeichnis, das klare Qualitäts- und Transparenzkriterien wie Peer Review, ethische Standards und nachvollziehbare Geschäftsmodelle voraussetzt.

6. Fazit

Mehr als nur Literaturrecherche
OpenAlex ist nicht nur ein hilfreiches Werkzeug für die klassische Literaturrecherche, sondern bietet auch weiterführende Möglichkeiten im Umgang mit wissenschaftlichen Informationen. So lassen sich beispielsweise Netzwerkanalysen durchführen (zur Untersuchung wissenschaftlicher Kooperationen), der wissenschaftliche Einfluss einzelner Publikationen oder Institutionen analysieren (Impact-Analysen) oder Visualisierungen wissenschaftlicher Strukturen erstellen.

Anwendungsbeispiel aus der Praxis
Ein prominentes Beispiel ist das Leiden Ranking Open Edition, das auf OpenAlex-Daten basiert und ein transparentes, reproduzierbares Bewertungssystem für Universitäten bietet. Auch innerhalb der TUB findet OpenAlex Anwendung – unter anderem für Datenabgleiche im Rahmen interner Analysen und Berichte.

Was (noch) nicht perfekt ist
Trotz dieser Stärken ist OpenAlex (noch) nicht perfekt: Die Weboberfläche kann stellenweise träge wirken, Metadaten sind nicht immer ganz konsistent, und es gibt derzeit keine automatische Filterung fragwürdiger Journals. Diese Aspekte sind jedoch überschaubar und lassen sich mit etwas Aufmerksamkeit gut ausgleichen.

Lohnenswerte Ergänzung im Recherchealltag
Ich persönlich finde, dass OpenAlex sich gerade durch die Kombination aus Offenheit und Transparenz von anderen Datenbanken abhebt. Wenn man bisher „nur“ mit Scopus oder Web of Science gearbeitet hat, wird man vielleicht überrascht sein, was ein kostenfreies Angebot wie OpenAlex unter anderem in Bezug auf inhaltliche Vielfalt oder auch Filterfunktionen kann.

Aus meiner Sicht lohnt es sich, OpenAlex als ergänzende Quelle in die eigene Suchstrategie einzubinden. In Kombination mit etablierten Recherchetools lässt sich so ein umfassenderes Bild der relevanten Fachliteratur gewinnen – und die Wahrscheinlichkeit erhöhen, keine wichtigen Veröffentlichungen zu übersehen.


CC BY 4.0
Weiternutzung als OER ausdrücklich erlaubt: Dieses Werk und dessen Inhalte sind – sofern nicht anders angegeben – lizenziert unter CC BY 4.0. Nennung gemäß TULLU-Regel bitte wie folgt: Was ist OpenAlex – und wie kann man es für die Recherche nutzen? von Florian Hagen, Lizenz: CC BY 4.0. Der Beitrag und dazugehörige Materialien stehen auch im Markdownformat und als PDF zum Download zur Verfügung.
Schneeballprinzip

Mehr aus Web of Science rausholen – Ein Blick auf ausgewählte Spezialwerkzeuge

Web of Science (WoS) ist eine multidisziplinäre Abstract- und Zitationsdatenbank, die an der TUHH seit vielen Jahren über die Universitätsbibliothek (TUB) lizenziert wird. Sie bietet eine Vielzahl an speziellen Suchwerkzeugen, mit denen Informationen auf eine andere Art als in Standarddatenbanken für Journal-Artikel gefunden und ausgewertet werden können. Viele dieser Funktionen basieren auf der Nutzung von Zitaten und Referenzen innerhalb der jeweiligen Veröffentlichung, die in WoS indexiert ist.

Nach dem Finden eines Artikels nutzen wir häufig dessen Referenzen und Zitate, um weitere relevante Veröffentlichungen zu entdecken. Über die Referenzen gelangen wir zu älteren Arbeiten, während uns die Zitate auf neuere, themenverwandte Forschung hinweisen.

Wir können mithilfe derartiger Datenbankfunktionen sehen, wie sich wissenschaftliche Ideen und Konzepte von der Vergangenheit bis zur Gegenwart entwickelt haben. Finden wir also einen Artikel, der vielleicht schon einige Jahre alt ist, so lassen sich über diesen neue, aktuellere Informationen zu einem Thema finden.

WoS kann für TUHH-Angehörige über die TUB-Webseite auf folgendem Klickweg aufgerufen werden:

  • „Finden“ > „Datenbanken“ > Auswahl „Top-Datenbanken“

Da WoS eine Vielzahl von Funktionen bietet, fokussiert sich dieser Beitrag auf folgende fünf Funktionen, die auch im Rahmen der Collect-Write-Publish-Reihe 2025 im Workshop „Finding a Needle in a Haystack – Discovering Specialist Information“ thematisiert wurden:

1. Cited-Reference-Suche

Bei der Suche nach „Cited References“ geht es nicht um die Suche nach einem Thema, sondern um das Finden eines spezifischen Zitats. Hier geben wir Informationen zu einem Zitat ein, das uns vorliegt. Im Beispiel verwende ich:

  • „Cited Author“ = „Antranikian“
  • „Cited Title“ = „Extremophiles“
  • „Cited Year(s)“ = „2007“

Nach dem Klick auf „Search“ werden uns zwei Treffer angezeigt, die zu unserer Suche passen. Ich klicke in diesem Fall auf das gesuchte Zitat aus dem Jahr 2007 mit der konkreten Seitenzahl:

Mit Klick auf „See Results“ sehen wir nun alle Artikel, die den ausgewählten Artikel zitiert haben und neuer sind als unser Ausgangsartikel aus dem Jahr 2007. In der Standardeinstellung ist die Liste nach „Relevance“ sortiert. Nun können wir die Liste durchsehen, um zu prüfen, ob etwas in Bezug auf unser Recherchethema relevant ist. Finden wir etwas, so ist es natürlich auch bei diesem Artikel wieder möglich zu sehen, welche Quellen zitiert wurden und welche anderen Beiträge den ausgewählten Artikel referenziert haben. Das klassische Schneeballprinzip, das je nach Fachdisziplin auch als Vorwärts- und Rückwärtssuche bezeichnet wird, ermöglicht es uns, durch das Verfolgen von Zitaten und Referenzen weiterführende Quellen zu entdecken.

Wir können die Liste aber auch analysieren, um zum Beispiel zu sehen, wie die nun gefundene Literatur genutzt wird. Hierzu klicken wir auf „Analyze Results“:

WoS zeigt nun eine Verteilung der Zitate nach internen Kategorien der Datenbank, wie etwa dem Fachgebiet, aus dem die Zitate stammen. Hier ist es möglich, die Suche von der Kategorie „Web of Science Categories“ zu einer Vielzahl weiterer Kategorien wie „Document Types“, „Authors“ oder beispielsweise „Affiliations“ abzuändern.

Mit letzterer können wir uns die Datensätze einer bestimmten Universität anschauen und die spezifischen Ergebnisse der jeweiligen Einrichtung sehen.

„Cited References“ sind also eine gute Möglichkeit, wenn wir neuere Forschungsergebnisse einsehen oder zitieren wollen als die, die wir zuvor genutzt haben.

2. Researcher Finder

Eine weitere nützliche Funktion in WoS ist der „Researcher Finder“. Mit diesem können Forscher*innen die Publikationshistorie bestimmter Autor*innen nachvollziehen. Somit lassen sich alle Arbeiten finden, die von einer bestimmten Person in WoS indexiert sind. Die Möglichkeit, schnell einen Überblick über wichtige Veröffentlichungen von Autor*innen zu gewinnen kann zum Beispiel nützlich sein, wenn man in einer spezifischen Fachdisziplin tätig ist oder Interesse an einer hochschulübergreifenden kollaborativen Forschungsarbeit hat.

Diese Suche kann nach Aufruf von WoS unter anderem über den Reiter „Researcher“ gestartet werden. In unserem Beispiel suchen wir nach „Ringle, C*“. Neben dem gesuchten Christian Ringle werden noch weitere Forschende angezeigt. Bei längeren Listen kann es nützlich sein, am linken Bildschirmrand zusätzliche Filter zu aktivieren, die die Ergebnisliste reduzieren. In diesem Beispiel reduzieren wir die Treffermenge durch Auswahl der Affiliation „Hamburg University of Technology“ und klicken auf „Refine“. Im nachfolgenden Bildschirm wählen wir das gesuchte Profil aus.

Nun kann die Publikationsliste von Christian Ringle in WoS eingesehen werden. Darüber hinaus gibt es unter anderem Metriken zu den aufgeführten Publikationen inklusive der Möglichkeit, einen Zitationsreport („View citation report“) oder auch eine automatische Benachrichtigung zu erstellen („Add alert“). Diese informiert über Aktualisierungen bei den Zitationswerten oder in der Publikationsliste.

3. Highly Cited Papers

Der Filter „Highly Cited Papers“ ermöglicht es uns, besonders häufig zitierte Arbeiten zu finden, die entweder innerhalb aktiver Suchen (wie der „Cited References“-Suche im vorherigen Abschnitt) als auch bei neuen Suchanfragen angewendet werden können. Dieser Filter hilft uns, gezielt auf Arbeiten zu blicken, die innerhalb unseres Forschungsfeldes oder im Zusammenhang mit unserer Forschungsfrage besonders häufig zitiert werden. Häufige Zitationen deuten darauf hin, dass diese Veröffentlichungen in der wissenschaftlichen Diskussion besonders bedeutend sind. Um diesen Filter zu verwenden, suchen wir in diesem Beispiel nach den Begriffen „renewable energy“ und „Bioreactor“, klicken auf „Search“ und erhalten eine Trefferliste mit 948 Ergebnissen:

Nun möchten wir ausschließlich „Highly Cited Papers“ angezeigt bekommen. Diesen Filter finden wir auf der linken Seite des Fensters. Aktiviert wird dieser nach Auswahl der Checkbox und Klick auf „Refine“. Im Beispiel reduzieren sich die 948 Treffer auf eine Liste mit 15 Ergebnissen:

Dieser Filter ist besonders hilfreich, um wichtige Arbeiten in einem bestimmten Themenbereich schneller zu identifizieren. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass der Filter auf der Anzahl der Zitationen basiert. Sehr neue oder spezifische Arbeiten, die noch nicht viele Zitationen erhalten haben, könnten daher nicht angezeigt werden. In der Praxis kann dieser Filter beispielsweise bei der Erstellung eines Literature Reviews von Nutzen sein, da er dabei unterstützt, die zentralen Forschungsbeiträge innerhalb eines Feldes hervorzuheben und leichter zugänglich zu machen.

Zusätzlich hilft dieser Filter, sich einen Überblick über die am häufigsten diskutierten Themen und Theorien in einem Fachgebiet zu verschaffen. Er kann als Ausgangspunkt dienen, um aktuelle und relevante Arbeiten zu finden, die in der wissenschaftlichen Diskussion eine Schlüsselrolle spielen.

4. Impact Factor

Der Impact Factor (IF) ist eine Zahl, die die Zitationshäufigkeit eines wissenschaftlichen Journals innerhalb eines Jahres abbildet. Diese Zahl steht also nicht für Qualität, da eine Fachzeitschrift sowohl für positive als auch für negative Dinge zitiert werden kann. Eine gewisse Qualität wird dabei nur angedeutet. Ursprünglich sollte dieser Wert Bibliotheken unter anderem bei der Auswahl von Zeitschriften unterstützen, insbesondere beim Erwerb von Subskriptionen. Heute wird der IF als ein (auch umstrittenes) Instrument zur Beurteilung wissenschaftlicher Publikationsleistungen verwendet.

Um den IF in WoS aufzurufen, gehen wir in der oberen rechten Bildschirmecke auf „Products“ und wählen „Journal Citation Reports“. Hier haben wir nun eine Suchmaske für Journals. Als Beispiel rufen wir nun ein Journal auf, für das TUHH-Angehörige im Rahmen von Verlagsvereinbarungen über die TUB Sonderkonditionen für das Publizieren in Open Access haben. Im Suchfeld geben wir den Titel „Lancet“ ein und rufen den IF auf.

Mit derzeit 98.4 ist dieser sehr hoch. Genauer einordnen lässt sich dieser Wert aber, wenn wir weiter nach unten scrollen, zum Abschnitt „Rank by Journal Impact Factor“. Hier sehen wir, dass „Lancet“ in der Kategorie „Medicine, General & Internal“ Platz 1 von 329 Journals belegt. Es ist also das höchstrangige und meistzitierte Journal in dieser Kategorie.

Nun schauen wir uns mit „Current Climate Change Reports“ ein anderes Journal für einen Vergleich an, welches der Kategorie „METEOROLOGY & ATMOSPHERIC SCIENCES“ zugeordnet ist. Der IF liegt bei 9.4, also deutlich niedriger als der von „Lancet“ (98.4).

Das bedeutet aber nicht, dass es sich hier um ein weniger hochwertiges Journal handelt. Deutlich wird dies, wenn wir erneut zum Ranking scrollen. Hier sehen wir, dass „Current Climate Change Reports“ Platz 3 von 110 Journals in der Kategorie „METEOROLOGY & ATMOSPHERIC SCIENCES“ belegt.

Es befindet sich also unter den drei bestplatzierten Journals dieser Kategorie, was darauf hindeutet, dass es ebenfalls ein hochwertiges Journal ist – nur eben ohne die breite Sichtbarkeit wie „Lancet“. Dies kann oft mit der zugehörigen Fachdisziplin und dem jeweiligen Thema zusammenhängen.

Insgesamt erscheint das Ranking als aussagekräftigeres Kriterium als der IF selbst, da so zumindest erkennbar ist, wie ein Journal im Vergleich zu anderen innerhalb seines Fachgebiets abschneidet.

5. Delisted journals

In WoS lassen sich auch monatlich „delistete“ Journals einsehen. Wenn eine Fachzeitschrift aus dem WoS-Index entfernt wird, so werden die Beiträge dieser Publikation nicht mehr indiziert, Zitate nicht mehr gezählt und dem Titel kein IF mehr zugewiesen. Solche Journals sollten von Autor*innen zumindest mit Vorsicht betrachtet werden. Bei Interesse ist es wichtig zu prüfen, ob die Entfernung aufgrund von Qualitätsproblemen wie mangelhaften Peer-Reviews, Verdacht auf Predatory Journals (siehe auch Informationsseite Predatory Journals und Fake Konferenzen der TUB.) oder Manipulation von Zitaten erfolgte.

Besonders wichtig ist dies abseits der generellen Einhaltung der Guten Wissenschaftlichen Praxis, wenn die eigene Arbeit eine hohe Reputation benötigt, zum Beispiel für das akademische Publizieren, Dissertationen oder auch Bewerbungen. Viele Hochschulen und Forschungsfördernde achten darauf, dass Publikationen in Datenbanken wie WoS und Scopus gelistet sind. Wenn eine Veröffentlichung in einem fragwürdigen Journal erfolgt, das in WoS delisted wurde, so kann der eigene wissenschaftliche Ruf geschädigt werden – vor allem, wenn das Journal wegen Qualitätskriterien und fragwürdigen Publikationspraktiken entfernt wurde.

Um einen Blick auf die Delisted-Journals-Liste werfen zu können (ein Clarivate-Account wird benötigt), gehen wir zunächst auf „Products“ am oberen rechten Bildschirmrand (WoS-Oberfläche) und wählen im Anschluß „Master Journal List“. Mittig am oberen Bildschirmrand klicken wir nun auf „Downloads“. Die für uns hier interessante Option ist „Monthly Changes Archive“. Die entfernten Journals der vergangenen Jahre sind in Jahreslisten als Download verfügbar. Für das aktuelle Jahr stehen Monatsübersichten bereit:

Zusammenfassung

Web of Science bietet eine Vielzahl an Funktionen, die Forschende bei der Literaturrecherche und Bewertung wissenschaftlicher Arbeiten unterstützen. Vom Finden spezifischer Zitate (Cited References) über die Analyse viel zitierter Arbeiten (Highly Cited Papers) bis hin zur Beurteilung von Fachzeitschriften anhand des Impact Factors kann WoS hilfreiche Einblicke in wissenschaftliche Netzwerke und die Relevanz von Publikationen liefern. Die Funktion zur Identifikation von nicht mehr gelisteten Journals hilft Forschenden, die Qualität und Reputation von Journals, die sie verwenden, kritisch zu hinterfragen. Für das Open-Access-Team der TUB ist diese Funktion unter anderem hilfreich, wenn es Rückfragen zu Zeitschriften gibt, die möglicherweise nicht mehr in WoS gelistet sind und daher nicht mehr als geeigneter Publikationsort infrage kommen. Darüber hinaus gibt es weitere nützliche Tools wie den Manuscript Matcher, der Forschenden hilft, auf Basis ihres Manuskripts geeignete Zeitschriften für ihre Veröffentlichungen zu finden.


CC BY 4.0
Weiternutzung als OER ausdrücklich erlaubt: Dieses Werk und dessen Inhalte sind – sofern nicht anders angegeben – lizenziert unter CC BY 4.0. Nennung gemäß TULLU-Regel bitte wie folgt: Mehr aus Web of Science rausholen – Ein Blick auf ausgewählte Spezialwerkzeuge von Florian Hagen, Lizenz: CC BY 4.0. Der Beitrag und dazugehörige Materialien stehen auch im Markdownformat und als PDF zum Download zur Verfügung.
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