Vier Wochen Onlinelehre – ein kurzer Einblick ins Seminar Wissenschaftliches Arbeiten
Seit knapp einem Monat läuft unser Seminar Wissenschaftliches Arbeiten im Sommersemester 2020. Doch statt Whiteboard, Beamer und persönlichem Austausch vor Ort findet die Kommunikation ausschließlich digital statt. Was festgehalten werden kann: der regelmäßige Gang in die Seminarräume und der spontane Plausch mit Studierenden und Kolleg_Innen auf den Fluren der Hochschule, in der Mensa, auf dem Campus oder in der Bibliothek fehlt. Gleichzeitig lässt sich aber feststellen, das der schnelle Umstieg auf Online-Lehre (aus Lehrendenperspektive) gut geklappt hat.
Mit drei Lehrenden (Detlev Bieler, Thomas Hapke, Florian Hagen) betreuen wir im Sommersemester 60 Bachelor-Studierende bei Prozessen wie der Themenfindung, Informationsrecherche und der Auseinandersetzung mit bewährten Kernprinzipien von Wissenschaft.
Transformation und regelmäßiger Austausch
In den vergangenen Semestern hat die tub. das Seminar Wissenschaftliches Arbeiten als wöchentliches und zweiwöchiges Angebot parallel für je 30 Teilnehmende angeboten. Mit der kurzfristigen Umstellung auf das digitale Semester an der TUHH haben wir uns schnell auf eine Zusammenlegung der beiden Veranstaltungen entschieden. Mehr als 110 Studierende hatten sich im April auf einen Platz beworben. Die Nachfrage war noch größer als in den vergangenen Jahren. Genau wie die erforderlichen Abstimmungsprozesse unter den Lehrenden.
- Wer bietet welche Inhalte in welcher Form an?
- Was steht uns für die Umsetzung überhaupt an Material, Hard- und Software zur Verfügung?
- Gibt es vorzubereitende Aufgaben für Lehrende und Studierende für das wöchentliche virtuelle Treffen?
- Gibt es konkret geäußerten Bedarf der Studierenden?
Da digital aktuell so viel kommuniziert wird wie noch nie, wollen wir durch unsere regelmäßigen Absprachen zu Inhalten und Materialform in Videokonferenzen den unnötigen Informationsüberfluss möglichst gering halten. Über Jitsi, Nextcloud, Zoom und Co stimmen wir uns dazu ab. Die Vorbereitung kostet – wie wohl bei den meisten Kolleg_Innen – viel Energie. Allerdings ist die Vorfreude auf die Studierenden auch immer sehr groß, so dass sich diese Anstrengungen bisher glücklicherweise immer erst „rechtzeitig“ zum Wochenende bemerkbar machen.
Die Materialvielfalt ist groß. Neben den (angepassten) „Standardfolien“ bieten wir den Studierenden u.a. an:
- Einführungsvideos in Themenbereiche,
- Lösungsvideos – Beispiellösungen zu gestellten Aufgaben,
- Verfilmte Foliensätze – Aufzeichnungen von Foliensätzen (z.B. zu Kollaborationstools und Lesemethoden),
- Veranschaulichung von Prozessen und Abläufen (z.B. Recherchevorgehen),
- Audiofiles (Podcastansatz),
- Folienskripte in unterschiedlichen Varianten (klassische Dokumentformen und offene Ansätze wie beispielsweise Markdown-Texte in WriteMD),
- kommentierte Foliensätze (Beispiel).
Die Inhalte folgen dabei Grundsätzen der openTUHH Policy für Offenheit und Lehre: Aufgreifen und ausprobieren von Themen und Trends in der Lehre, um gemeinsam mit unseren Studierenden herauszufinden: was für Lerngewohnheiten haben wir. Was funktioniert gut? Was eher nicht?
Veranstaltungsablauf und Austausch mit den Studierenden
Für die gemeinsamen „Live“-Treffen haben wir zum Seminarstart auf die – auch von uns selbst zahlreich ausprobierten – Videokonferenztools verzichtet. Grund dafür sind u.a. Fragen und Probleme, die in unserer eigenen Testphase aufgetreten sind:
- Was tun bei Überlasteten oder schlechten Leitungen und anderen Tonproblemen?
- Welche Ausstattung steht Studierenden zur geplanten fixen Zeit zur Verfügung?
- Wie sieht es mit der aktuellen sozialen Situation hinsichtlich Live-Formaten aus (Kinderbetreuung, Betreuung von Angehörigen, Wohnsituation, etc.).
Unser Material bieten wir über StudIP an. Die Studierenden können die Inhalte asynchron bearbeiten. Wir erhoffen uns dadurch zunächst, dass das Lernziel stressfreier erreicht werden kann.
Jeden Donnerstag treffen wir uns dann gemeinsam mit den Studierenden in der Zeit von 9:45 Uhr bis 11:15 Uhr in Mattermost. Mattermost ist ein Chattool, das an der TU seit 2016 im Einsatz ist.
Hier diskutieren wir vorzubereitende Aufgaben, organisatorische Fragen und inhaltliche Herausforderungen rund um das bereitgestellte Material. Eine sehr hilfreiche Videoeinführung zu Mattermost gibt es hier. Zudem sei dieser Beitrag im Insights-Blog empfohlen.
Als Lehrende treffen wir uns parallel zum Treffen in Mattermost in einer Videokonferenz. Hier stimmen wir uns beispielsweise ab, wer auf welche Fragen der Studierenden antwortet, um Redundanzen möglichst gering zu halten.
Ausblick
Auch wenn das Feedback durch die Studierenden bisher positiv ausfällt, so ist uns klar, das beispielsweise auch bei Chats von einem erhöhten Stressfaktor ausgegangen werden muss. Wenn über 60 Menschen gemeinsam in Textform aktiv sind, dann kann abseits technischer Herausforderungen zudem nur von nur geteilter Aufmerksamkeit ausgegangen werden. Der weitere Seminarverlauf ist daher auch abhängig von Wünschen und Bedürfnissen unserer Studierenden. So sind bei der individuellen Themenbearbeitung auch Beratungsgespräche über – an der TU zur Verfügung stehende Videokonferenztools -wie Jitsi möglich.
Vom Aufwand für Lehrende hat man in den vergangenen Wochen viel gelesen. Wir möchten in der aktuellen Entwicklung aber vor allem die Studierenden, ihre Eindrücke und und Wünsche für die Umsetzung digitaler Lehre zu Wort kommen lassen. In den kommenden Wochen und Monaten haben daher alle Studierenden des Seminars optional die Möglichkeit, ihre Eindrücke und Erfahrungen zur Online-Uni über Beiträge im tub.torials-Blog zu teilen.
Ansonsten stellt sich für uns die Frage: wie läuft es bei Euch und Ihnen bisher im Online-Semester aus Studierenden- und Lehrendensicht? Digitale Müdigkeit oder ist der Reiz des Neuen noch nicht verflogen? Wir freuen uns auf einen Austausch! 🙂
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