„Zusammen schreibst du weniger allein“ – Rückblick auf den Digitaltag 2021
Am 18.06.3021 haben wir die Veranstaltung Zusammen schreibst du weniger allein! – Offene digitale Werkzeuge an der TU Hamburg im Rahmen des Digitaltags 2021 angeboten. Der Digitaltag ist ein bundesweiter Aktionstag, der die digitale Teilhabe durch verschiedene Aktionen wie Workshops, Seminare und andere Formate rund um Digitales unterstützen und fördern soll (Mehr dazu auch auf den Webseiten des Digitaltags).
Gemeinsam reflektieren
Die Motivation für uns war zum einen, unsere Projekte und Projektergebnisse sowie Synergieffekte aus den Programmen Hamburg Open Science (HOS) sowie Hamburg Open Online University (HOOU) mit Interessierten zu reflektieren, zum anderen aber praktisches Arbeiten mit unseren Workflows und Tools zu ermöglichen. Unsere Werkzeugkiste, die u. a. aus Etherpads, Markdown, HedgeDoc, Pandoc, GitLab und Methoden des kreativen Arbeitens und Schreibens besteht, sollte in einem entspannten Raum kennengelernt und ausprobiert werden können.
Unser Fahrplan sah zunächst eine Kurzvorstellung von uns als Personen und den Projekten vor. Anschließend wollten wir mit unserem Buch Mehr als 77 Tipps zum wissenschaftlichen Arbeiten ein Praxisbeispiel zeigen, in dem die genannten Werkzeuge zum Einsatz gekommen waren.
Wir sind aber recht früh vom Plan beziehungsweise dem geplanten Kurzinput abgewichen und haben uns nach den persönlichen Vorstellungen in kleiner Runde (wir waren auch positiv überrascht bei den Temperaturen an diesem Freitag dennoch einen Kurzworkshop durchführen zu können) in eine Art Beratung zum wissenschaftlichen Arbeiten übergegangen (Der vorbereitete Foliensatz kann aber hier eingesehen werden). Einige Empfehlungen haben wir dabei in einem gemeinsamen HedgeDoc gesammelt, um gleich eines der Tools unserer Wahl für das gemeinsame Schreiben besser kennenzulernen.
Anschluss finden in der Pandemie
Berichtet wurde uns dabei unter anderem, wie schwer es gerade in Zeiten der Pandemie sei, alleine und ohne Möglichkeiten des Austausches an Schreibprojekten zu arbeiten. Für Studierende, die sich zum Beispiel im Rahmen des Studiums bereits zu Arbeitsgruppen zusammengefunden haben, mag dies keine Herausforderung sein. Aber gerade zu Beginn des Studiums oder auch für Menschen, die ein Studium nebenberuflich oder als Kontaktmöglichkeit starten, sind es doch gerade einige der folgenden Kriterien, die ein Studium attraktiv machen:
- das Campusleben erleben,
- unkomplizierter Kontakt zu Mitstudierenden und anderen Hochschulangehörigen,
- neue Leute kennenlernen, zusammen feiern, lernen und die Herausforderungen des Studiums meistern,
- Umzug in eine neue Stadt, um auch neue Kulturen kennenzulernen und soziale Kontakte zu Menschen außerhalb des eigenen Fachbereichs zu knüpfen.
Wenn also Tage der offenen Tür an Hochschulen, potentielle Kneipentouren mit Mitstudierenden, Hochschul- sowie Freizeitsport oder ganz normale Stadtführungen und andere Kulturangebote für eine lange Zeit nicht oder nur eingeschränkt möglich sind, so ist es natürlich um so wichtiger, Arbeits- und Schreibbuddys über digitale Angebote zu finden und kennenzulernen. Was hier für uns unter anderem nach dem Digitaltag hängenbleibt: So richtige Angebote für eine virtuelle Schreibwerkstatt oder die Bildung digitaler Arbeitsgruppen und -tandems für den Austausch scheint es kaum zu geben. Gerade für Menschen, die neu in das Studium starten oder frisch umgezogen sind eine schwer zu lösende Aufgabe. Hier können (sollten) Hochschulen und Hochschulbibliotheken zukünftig an ganz neuen Serviceangeboten arbeiten:
Virtuelle Räume mit Raumgefühl nutzen
Aktionstage wie Die kleine Nacht des wissenschaftlichen Schreibens oder „Lange Nächte der aufgeschobenen Hausarbeiten“ funktionieren mit herkömmlichen Videokonferenztools nur schwer. Interaktives Plaudern, Face-to-Face-Gespräche und das Gefühl, sich gemeinsam in einem „echten Raum“ zu bewegen, kann aber mit Hilfe von Angeboten wie Gather attraktiv umgesetzt werden. Digitale Räume wie diese können so zum Beispiel auch dabei unterstützen, dass sich Menschen wieder schneller in Grüppchen zusammenfinden, um gemeinsam zu lernen oder auch einfach nur etwas mehr Gesprächsdynamik wie im „echten“ Leben zu haben (mit mehreren Personen reden, auch mal durcheinander und wechselnd).
Zufalls-Break-Outs anstoßen
In Seminaren könnte das Angebot von gemeinsamen Hausarbeiten attraktiver gestaltet und durch einen besseren organisatorischen Rahmen begleitet werden. Vielleicht ist hier auch das Zusammenwürfeln von Schreibpaaren über zufällige Breakout-Sitzungen schon eine Möglichkeit, einen ersten Austausch zu ermöglichen und gegen die Einsamkeit anzugehen? Also eine Art „Write Roulette“ oder „Author Speed Dating“.
Möglichkeit zur Bildung kleiner Communitys anbieten
Natürlich gibt es zahlreiche Möglichkeiten, über soziale Medien in Kontakt miteinander zu treten. Viele Menschen haben aber sicherlich gute Gründe, sich aus diesen zurückzuziehen oder diese einfach nicht zu nutzen. Hier gilt es zu überlegen, ob der Gedanke, kleine Communities zu schaffen oder zumindest Raum für das Ausprobieren einer solchen Gemeinschaft zu bieten. So könnte sichergestellt werden, dass Interessierte Zeit mit gleichgesinnten verbringen könnten, um Ideen zu diskutieren, Texte auszuwerten oder einfach Tipps zum Studium auszutauschen.
Workshopreihen gegen das alleine sein vor dem Computer
Workshopreihen können sich ganz gezielt der Problematik widmen. Menschen, die an Haus- und Abschlussarbeiten sitzen und sich wünschen, den einsamen Schreibprozess abzustreifen, hätten mit spezifischen Angeboten einen ganz natürlichen Ansporn zur Teilnahme. Es können gemeinsam Methoden des kreativen Lernens und Schreibens ausprobiert werden. Es kann ein Raum für den Einblick in die Projekte der Teilnehmenden geschaffen werden (gerade interdisziplinär kann das Sprechen durch Formate wie „One Minute Madness“ mit Feedbackrunde in unseren Augen total spannend werden). Fragen, Probleme und individuelle Tipps könnten nach kurzen Inputs weiter thematisiert werden.
Und ihr so?
Welche Ideen habt ihr, um auch zukünftig Schreib- und andere Arbeitsprozesse trotz mehr Digitalität im Rahmen des Studiums oder der Lehre weniger einsam zu gestalten? Kennt ihr vielleicht sogar Angebote, die in den vergangenen Monaten schon erfolgreiche Konzepte angeboten haben? Wir denken, wir können diese Experimentierphasen noch intensiver nutzen: Ideen einfach mal ausprobieren. Könnte ja gut werden.
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