Die TUB hat bereits seit mehreren Jahren die beiden Datenbanken Scopus und Web of Science für Sie lizenziert. Beides sind multidisziplinäre Abstract- und Zitationsdatenbanken, mit denen systematische Literaturrecherchen durchgeführt werden können.
Sie dienen aber auch dazu, eine Übersicht über Forschungsgebiete zu gewinnen, Projektanträge und Berufungen zu unterstützen und das eigene Forschungsprofil sichtbarer zu machen. Publikationen der TUHH werden aus Scopus über Schnittstellen in TUHH Open Research (TORE) übernommen. Dies ist nur über Scopus problemlos möglich, wohingegen bei Web of Science zusätzliche Kosten in Rechnung gestellt werden würden. Scopus dient außerdem als Basis des jährlichen THE-Rankings.
Hohe Lizenzgebühren
Beide Datenbanken kosten uns 2023 zusammen eine mittlere 5-stellige Summe. Scopus ist die deutlich günstigere Datenbank, enthält aber dennoch die Schnittstellen für automatisierte Verarbeitungen. Diese müssten für Web of Science zusätzlich lizenziert werden.
Da beide Datenbanken ähnliche Inhalte abdecken, war die Überlegung, ob nicht eine Datenbank genügen würde und stattdessen weitere Literatur bereitgestellt werden könnte. Da aus oben genanntem Grund Scopus auch für TORE wichtig ist, sollte Scopus auf jeden Fall behalten werden, sodass Web of Science wegfallen würde.
Zugriffszahlen
Bei der Betrachtung der Nutzer*innen-Statistiken liegt Scopus vorn, dies liegt z. T. aber auch an Systemabfragen des TUHH-Repository TORE. Die regelmäßige alljährliche Preissteigerung macht es leider zunehmend schwierig, beide Datenbanken zu finanzieren. Somit wird sich auch zukünftig wiederholt die Frage stellen, ob es möglich sein wird, die Lizenzen für beide Datenbanken weiterhin zu erneuern oder ob es stattdessen sinnvoller ist, den Zugriff auf weitere Literatur zu finanzieren.
Die Entscheidung
Die TUB wollte diese Entscheidung natürlich nicht ohne die Beteiligung der TUHH-Angehörigen treffen. Daher wurde in der Zeit vom 10. Mai bis zum 7. Juni 2023 eine anonyme Online-Umfrage durchgeführt, bei der die Nutzung der Datenbanken Web of Science und Scopus erhoben werden sollte.
Hieran haben 121 Professor*innen und Wissenschaftliche Mitarbeiter*innen teilgenommen. Vielen Dank dafür!
Und, um es an dieser Stelle vorwegzunehmen: Web of Science (WoS) wird weiter lizenziert!
Denn in den Freitextantworten der Umfrage haben sich die Umfrageteilnehmer*innen sehr dafür ausgesprochen und dies auch begründet.
Wenn hierbei auch verschiedentlich der teilweise eingeschränkte Zugriff auf die gefundene Literatur genannt wird, ist doch der erste Schritt zum Erhalt von Informationen die Recherche. Daher wollen wir für Sie weiterhin ein möglichst breites Datenbankangebot erhalten.
Wir werden uns als TUB weiterhin darauf konzentrieren, auch den nächsten Schritt zu ermöglichen: den tatsächlichen Zugriff auf die Quellen. Allerdings hängt auch dies von den Finanzierungsmöglichkeiten ab.
Ergebnisse der Umfrage
Was wird genutzt und wie häufig?
Beide Datenbanken werden genutzt. Scopus mit 80 Nennungen etwas mehr als WoS mit 59. Einige Teilnehmer*innen (TN) der Umfrage gaben an, sowohl WoS als auch Scopus zu nutzen.
Abb. 1: Frage 1 – Nutzen Sie die Datenbanken?
Abb. 2: F2 – Wie oft nutzen sie die Datenbanken?
Fast ein Drittel der Befragten nutzt die Datenbanken WoS und Scopus wöchentlich. Es folgen mit 23 % die unregelmäßige Nutzung, mit 16 % die monatliche und mit fast 14 % die tägliche Nutzung.
Wie werden Datenbanken genutzt und zu welchem Zweck?
Der Zugriff erfolgt zumeist manuell über die Verlagswebseiten. Nur vereinzelt finden automatische Skriptabfragen statt (F3, Wie nutzen Sie Scopus bzw. Web of Science?).
Bei der Frage nach dem Zweck der Nutzung (F4) wurden neben der „Recherche“ mit 70 % am häufigsten auch „Forschungsüberblick“ 48 %) und „Ermittlung von Rankings“ (27 %) genannt.
Abb. 3: F4 – Zu welchem Zweck nutzen Sie die Publikationsdatenbanken?
Spricht etwas gegen eine Weiterlizenzierung von WoS?
Diese Frage (F5) wird nicht eindeutig beantwortet. 50 TN hätten nichts gegen eine Kündigung von WoS, 45 aber schon. Sie nennen verschiedene Gründe für die Weiterlizenzierung. Im Folgenden werden einige Kommentare stellvertretend für die jeweilige Perspektive aufgeführt:
So bezeichnen einige TN WoS als die bessere Datenbank, „weit überlegen“ und als wichtigste und effizienteste Datenbank, gerade im Bereich Innovation.
Scopus habe sich inzwischen durchgesetzt, auch an anderen Unis, und solle auf jeden Fall behalten werden, aber WoS solle gern als Ergänzung weiter lizenziert werden, denn es böte einen zusätzlichen Überblick und sei überlegen bei der thematischen Literaturrecherche.
Die Schnittmenge der Ergebnisse beider Datenbanken sei zum Teil nicht so groß und manche Dokumente wären nur bei der Recherche allein mit Scopus nicht gefunden worden.
Auch in unserer letzten Frage (F6) nach Anmerkungen wurde sich mehrfach für den Erhalt von WoS als Recherchedatenbank ausgesprochen:
„Zudem würde sich ohne WoS absehbar der Trend verstärken, dass jüngere Wissenschaftler über Google Scholar suchen, wo wir uns nicht nachvollziehbaren Prioritätskriterien des Internets aussetzen und zudem nicht die volle Funktionalität einer differenzierten Rechercheplattform nutzen.“
Unterscheidung von Auffindbarkeit und Zugänglichkeit von Literaturquellen
Bei den Anmerkungen durchmischten sich manche Antworten aber auch mit dem Thema Zugänglichkeit von Literatur. So wurde wiederholt Kritik geäußert, dass es an der TUHH nicht ausreichende Möglichkeiten gibt, an lizenzierte Quellen zu gelangen und z. B. Umwege über die Stabi gemacht werden müssten: „Bereits jetzt ist die Durchführung akkurater Literaturrecherchen sehr eingeschränkt, da es über die TUHH keinen Zugriff auf weite Teile der Literatur von z. B. Elsevier oder Taylor & Francis gibt.“
Erneut wird auf die Gefahr der Forschungseinschränkung und die Notwendigkeit der Wettbewerbsfähigkeit der TUHH-Forschung hingewiesen: So sei „…die Kündigung von WoS […] für eine Forschungsuniversität nicht akzeptabel“, oder, „we firmly believe that discontinuing the WoS license will detrimentally impact our research capabilities and the overall quality of academic work at our institution”.
Wir danken an dieser Stelle noch einmal für Ihre Teilnahme und konnten somit die oben genannte Entscheidung in Ihrem Sinne treffen.
Für Anmerkungen und Rückfragen sind wir immer gern für Sie erreichbar.
Ihre TUB