Keine Expertin für «Notizen» (Gastbeitrag von Nicole Krüger) #Notizschreibwochen2020
Was mir beim Verfassen dieses Textes einmal mehr aufgefallen ist: ich bin sicherlich keine Expertin für das Thema Notizen. Was aber meiner Meinung nach in dem Zusammenhang die größte Herausforderung ist, ist einerseits das Teilen: sich vor dem Schreiben zu überlegen, ob man Notizen für andere zugänglich ablegen will und mit welchen Tools das möglich ist – und natürlich das Wiederfinden: wie man die Notizen so abgelegt, dass man sie hinterher nicht ewig suchen muss.
Lektüre-Notizen für Seminar- und Abschlussarbeiten
Am einfachsten sind für mich vielleicht Lektüre-Notizen für Seminar- und Abschlussarbeiten. Weil ich diese Notizen kaum teile, funktioniert Word für mich hier eigentlich ganz gut. – Aber ich weiß, dass die Expertinnen und Experten dafür Literaturverwaltungsprogramme wie Zotero oder Citavi nutzen – da hat man die gesamte Literatur für die Arbeit und die eigenen Notizen zusammen an einer Stelle.
Was mir bei Lektüre-Notizen schon oft geholfen hat, ist einerseits die Angabe von Autor*in, Titel und exakter Seitenzahl bei der Mitschrift – und andererseits, dass ich meine eigenen Gedanken farblich hervorgehoben dazu notiere. Das spart beim Schreiben und Zitieren später immens viel Zeit, weil ich nicht ständig nochmal die exakten Textstellen raussuchen muss. Tatsächlich ist es irgendwann schwierig noch die Grenze zu ziehen zwischen den Gedanken aus den Texten und den eigenen Gedanken. Da hilft die Hervorhebung gleich zu Beginn dabei, nicht unfreiwillig zu plagiieren.
Sitzungsnotizen
Sitzungs-Notizen sind schon eine größere Herausforderung, weil man häufig vergisst, sie zu machen, wenn man mitten in der Diskussion ist und weil man sich vorher überlegen muss, wo man die Mitschrift für alle zugänglich ablegt. Was das Mitschreiben angeht, so finde ich das schon wichtig, um z.B. nachträglich die Entscheidungen und die Aufgaben-Verteilung nachlesen zu können.
Was das Teilen angeht, so sind Word-Dateien, die via E-Mail hin und her geschickt werden, natürlich ein No-Go. Da sind dann x Versionen im Umlauf und niemand weiß, wie man sie zusammenführen kann oder welcher der aktuellste Stand ist. Wenn man sich also die Arbeit mit Copy & Paste sparen will, nutzt man am besten von vorn herein Text-Editoren in der Cloud. Etherpad ist ein freies Tool, das sehr niedrigschwellig ist, weil man sich z.B. nicht registrieren muss. Weiterhin gibt es Markdown-Editoren (z.B. Dillinger) – und natürlich ist auch Google Docs eine Möglichkeit, in der Cloud zu arbeiten. Letztere nutze ich persönlich allerdings ungern, weil Google so eine Datenkrake ist.
Wiederfinden von Notizen
Wenn es um das Wiederfinden geht, stellen Merkzettel und Aufgaben-Listen vermutlich die größte Herausforderung dar. To-Dos, Ideen und «Nicht vergessen / Wichtig!-Marker finden sich bei mir abwechselnd auf dem Schreibtisch, auf dem Handy, auf Klebezetteln, in Aufgabenlisten oder MindMaps. Hier gehen auch die privaten Dinge und Themen für Arbeit oder Studium häufig durcheinander. Gibt es dafür überhaupt eine Lösung?
Richtig organisierte Leute nutzen glaube ich Programme wie Trello für die Organisation von Projekten, wobei ja auch eine Seminar- oder Abschlussarbeit schon ein Projekt ist. Es kann aber auch für gemeinsame Projektorganisation genutzt werden.
Übrigens: Einige schwören auf handschriftliches Schreiben, wenn es darum geht, etwas im Gedächtnis zu behalten, das wäre vielleicht noch wichtig bei Notizen rund um das Lernen vor Prüfungen. Lesenswert dazu ist auch der Beitrag Notizen: Lieber schreiben als tippen.
Wie gesagt: Ich in keine Expertin – aber ich denke fast alle stehen vor den gleichen Schwierigkeiten, was Notizen angeht. Die Vielzahl von Tools ist einerseits klasse, weil sie so viele Möglichkeiten der Zusammenarbeit ermöglicht. Andererseits besteht die Gefahr sich im wörtlichen Sinne zu verzetteln und die Mitschriften dann doch wieder in den verschiedenen Ablageorten suchen zu müssen.
Postet doch gern eure Dos and Don’ts in den Kommentaren.
Über die Autorin:
Nicole Krüger ist Bibliothekarin und absolvierte ihren Master of Arts in Philosophie. Seit August 2020 ist sie Open-Science-Spezialistin mit den Schwerpunkten OER (Open Educational Resources) und Open Access an der Hochschulbibliothek der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). Sie ist Expertin im Netzwerk Bibliothek Medienbildung des dbv.
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