#Fundstück: Schreibblockaden mit „The Most Dangerous Writing App“ überwinden

In der Kategorie ‚Fundstück‘ werden Tools, Services und andere Entdeckungen rund um den life cycle wissenschaftlicher Kommunikation in kurzen Texten vorgestellt.

Egal ob man in der Forschung tätig ist, studiert oder in anderen kreativen Schreibberufen arbeitet – das Bewältigen von Schreibblockaden kann für alle ein herausfordernder Prozess sein. Einige Tipps dazu haben wir bereits in 7 individuelle Tipps gegen Schreibblockaden oder #Fundstück: Mit Musik aus der Schreibblockade – typedrummer geteilt. Auch „The Most Dangerous Writing App“ kann dabei helfen, die Angst vor dem weißen Blatt zu überwinden. Obwohl der Name vielleicht zunächst eher abschreckt, besonders für diejenigen, die sich sowieso schon mit Schreibblockaden rumplagen, bietet dieses kleine Open-Source-Schreibwerkzeug für genau dieses Problem eine Lösung durch Anwendung einer speziellen Methode des kreativen Schreibens.

1. „The Most Dangerous Writing App“ – Was ist das?

Die originale Open-Source-Variante von „The Most Dangerous Writing App“ wurde von Manu Ebert veröffentlicht. Zu dieser gibt es auch ein GitHub-Repositorium. Zusätzlich gibt es eine leicht angepasste Variante, die über Squibler, einer KI-Plattform zur Unterstützung von Schreibenden, angeboten wird. Unabhängig von der gewählten Version setzen beide auf den Free-Writing-Ansatz, um Schreibblockaden zu überwinden.

2. Was ist eigentlich Free Writing?

Free Writing, eine kreative Schreibtechnik von Ken Macrorie in den 60er-Jahren entwickelt, erfordert in der Regel lediglich Stift, Papier und einen Timer. Sobald der Countdown startet – normalerweise für etwa fünf Minuten – notieren wir einfach alles, was uns gerade durch den Kopf geht. Dabei gilt es konsequent ohne Pause zu schreiben. Längere Pausen sollten keine eingelegt werden und auch die Rechtschreibung spielt keine Rolle. So kann entweder verhältnismäßig viel Inhalt generiert und/oder der Schreibfluss wieder in Fahrt gebracht werden. Im Vergleich zur herkömmlichen Methode mit Stift und Papier bringt „The Most Dangerous Writing App“ noch einen zusätzlichen Kniff mit: Wird das Schreiben doch zu lange pausiert, geht der Text verloren.

3. Erste Schritte in der App

Aufgerufen wird „The Most Dangerous Writing App“ im Browser. Nach Aufruf der Seite haben wir die Option, sofort über „Start Writing“ mit dem Schreiben loszulegen. Über das Stift-Symbol lassen sich noch zusätzliche Einstellungen vornehmen.

Im Optionsmenü können wir das Zeitlimit anpassen oder alternativ zur Zeitvorgabe eine Mindestanzahl an Wörtern festlegen, die erreicht werden müssen. Zusätzlich steht ein „Hardcore mode“ zur Verfügung.

Während des Free Writings wird bei diesem nur der zuletzt geschriebene Buchstabe angezeigt. Bereits verfasste Wörter oder Sätze erscheinen verschwommen. Dies kann den Fokus noch stärker auf das eigentliche Schreiben rücken. Sobald das eigentliche Zeitlimit erreicht oder die vorgegebene Wortanzahl geschrieben ist, wird der komplette Text lesbar und speicherbar.

Wie zuvor erwähnt, kann der gesamte Textfortschritt in „The Most Dangerous Writing App“ verloren gehen. Bei Schreibpausen färbt sich der Bildschirm als Vorwarnung langsam rot. Dauert die Schreibpause gar länger als fünf Sekunden, wird der komplette Text ohne weitere Warnung gelöscht. Das kann im ersten Moment streng und vielleicht auch sinnlos erscheinen. Aber gerade für Personen, die unter Druck aufblühen oder sich mit Deadlines produktiver fühlen, kann dieser sanfte Zwang eine wirksame Methode sein, um Schreibblockaden zu überwinden.

4. Einsatzbeispiele

Ich habe „The Most Dangerous Writing App“ für mich schon in einigen Situationen schätzen gelernt. Bei Blogbeiträgen und Veranstaltungsskripten war es so bspw. möglich, von der Grundidee zu den Kerninhalten zu gelangen, ohne viel zu viel Zeit mit dem Feinschliff einzelner Sätze zu verlieren, bevor der eigentliche Inhalt überhaupt zu Ende gedacht (oder geschrieben) war.

Auch dieser Blogbeitrag startete mit Hilfe von „The Most Dangerous Writing App“. Dadurch stand innerhalb kurzer Zeit die Idee zu Kerninhalten (was sollte zum Beispiel erwähnt werden) und Struktur des Beitrags. Der Text war dann zwar zunächst noch ein früher Rohentwurf, aber an diesen ersten Aufschlag konnte man gut ansetzen, um letztlich einen zusammenhängenden Beitrag zu schreiben.

Auch für die eigentliche Ideenfindung ist das kleine Browser-Tool eine gute Starthilfe. Statt sofort abzuwägen, ob eine Idee es überhaupt „wert“ ist, weiter verfolgt zu werden, kann zunächst frei aufgeschrieben werden, was uns in den Sinn kommt. Keine Gedanken an korrekte Schreibweise oder Zeichensetzung. Keine Selbstzensur. Ideen werden ungefiltert auf Papier (oder Bildschirm) gebracht, um erst später zu entscheiden, ob sie weitergedacht oder verworfen werden sollen.

Was sind eure Erfahrungen mit „The Most Dangerous Writing App“ oder ähnlichen Programmen? Hilft euch diese Form von Programm dabei, Schreibblockaden zu überwinden oder habt ihr komplett andere Lösungsansätze? Teilt eure Erfahrungen oder Tipps für Alternativen gerne in den Kommentaren.


CC BY 4.0
Weiternutzung als OER ausdrücklich erlaubt: Dieses Werk und dessen Inhalte sind – sofern nicht anders angegeben – lizenziert unter CC BY 4.0. Nennung gemäß TULLU-Regel bitte wie folgt: #Fundstück: Schreibblockaden mit „The Most Dangerous Writing App“ überwinden von Florian Hagen, Lizenz: CC BY 4.0. Der Beitrag und dazugehörige Materialien stehen auch im Markdownformat und als PDF zum Download zur Verfügung.

Literaturverwaltung für unterwegs: Zotero auf dem iPad nutzen

In diesem Beitrag erfolgt ein kurzer Überblick über die Einrichtung und Verwendung des Literaturverwaltungsprogramms Zotero auf dem iPad. Für den Beitrag wurde auf die App in der Version 1.0.24 zurückgegriffen. Zotero bietet seit März 2022 eine iOS-App an. Am Rande haben wir über diese auch in den Beiträgen Einstieg in die Literaturverwaltung – Zotero in 7 Schritten und der Monatsnotiz April/Mai 2021 berichtet. Um Zotero mit dem iPad nutzen zu können, muss die App aus dem App Store heruntergeladen werden.

Der Text ist in sechs Abschnitte untergliedert:

1. Erster Start der App

Wird die App nach dem Download gestartet, kann entweder ein Log-in erfolgen oder ein neues Zotero-Konto erstellt werden:

Wählen Sie „Sign In“ um sich anzumelden, wenn Sie bereits ein Konto haben, das Sie nutzen möchten. Registrieren Sie sich über „Sign Up“, wenn Sie ein neues Zotero-Konto erstellen möchten. Achten Sie darauf, eine E-Mail-Adresse zu verwenden, auf die Sie zugreifen können, da nach Abschluss der Anmeldung eine Verifizierung erforderlich ist.

2. Oberfläche der App

Sobald Sie eingeloggt sind, sehen Sie Ihre in Zotero angelegten Ordner wie gewohnt auf der linken Seite des Bildschirms:

Auf der rechten Seite finden Sie die Anzeige Ihrer bisher gesammelten Literatur, darunter zum Beispiel Artikel:

Wenn Sie Zotero das erste Mal starten, werden Sie noch keine gespeicherten Artikel sehen.

3. Aufnahme von Literatur und Informationen in die Zotero-Datenbank

Dies können wir jedoch schnell ändern, indem wir uns die Aufnahme von Artikeln in unsere Zotero-Datenbank mithilfe des iPads anschauen. Öffnen Sie dazu einfach den Safari-Browser des iPads und rufen Sie einen Artikel auf, den Sie in Ihre Bibliothek überführen möchten. Für dieses Beispiel wird die Auswertung der Online-Umfrage zur Literaturverwaltung an der Technischen Universität Hamburg (TUHH) aufgerufen. Anschließend genügt ein Klick auf das „Teilen“-Symbol oben rechts im Browser.

Wir können jetzt das Zotero-Icon auswählen (1) und den Ordner wählen, in dem wir den ausgewählten Volltext speichern möchten (2). Das Speichern wird mit einem Klick auf „Save to Zotero“ bestätigt (3):

Sollte das Zotero-Symbol nicht aufgeführt werden, so klicken wir auf das „Mehr“-Symbol in der App-Liste, um aus einer erweiterten Liste die Zotero-App auszuwählen.

4. Überprüfung der Metadaten

Je nach Informationsquelle werden Metadaten gemeinsam mit dem Volltext geliefert. Überprüfen Sie, ob Zotero neben dem PDF auch relevante Informationen wie den Titel des Dokuments, Namen der Autor*innen oder zum Beispiel die URL der Quelle erfasst hat. Diese Überprüfung kann in der Zotero-Datenbank durch einen Klick auf das Symbol „I“ für Informationen umgesetzt werden. Hier lassen sich Metadaten auch manuell bearbeiten:

Falls kaum oder gar keine Metadaten angeliefert wurden, beispielsweise wenn ein PDF direkt aufgenommen wurde, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die gewünschten Informationen ohne viel manuelle Handarbeit mit dem PDF in der eigenen Zotero-Bibliothek zu verbinden.

4.1 PDF einem Datenbankeintrag zuordnen

Ein Weg: In der App kann ein übergeordnetes Element erstellt werden. Dazu rufen wir die Webseite auf, die dem PDF übergeordnet ist. In unserem Beispiel im Beitrag ist dies die DOI (Digital Object Identifier) https://doi.org/10.15480/882.4281. Wie im Kapitel „Aufnahme von Artikeln in die Zotero-Datenbank“ beschrieben, kann nun das „Teilen“-Symbol verwendet werden. In unserer Datenbank wird ein Eintrag für die bibliografischen Informationen angelegt. Das allein stehende PDF kann dann mithilfe der gewohnten iPad-Gesten auf diesen Eintrag verschoben werden:

Metadaten hinzufügen
PDF-Volltext einem Eintrag zuordnen

4.2 Datenbankeintrag über Digital Object Identifier erstellen

Ein Datenbankeintrag können Sie aber, wie von der Desktop-Version von Zotero gewohnt, auch über Identifier wie eine DOI erstellen. Dazu wird auf das Symbol „+“ in der iOS-App getippt, „Add by Identifier“ ausgewählt und die entsprechende DOI in das aufpoppende Fenster eingegeben:

An dieser Stelle haben wir es geschafft: Mit Zotero für iOS haben wir einen Artikel erfolgreich in unsere Zotero-Bibliothek aufgenommen.

5. Arbeit in PDF-Volltexten

Öffnen wir einen heruntergeladenen PDF-Volltext in Zotero, so können wir diesen nicht nur lesen. Wie in der Desktop-Variante von Zotero können wir das jeweilige PDF mit Anmerkungen versehen. Dies ist zum einen über die Symbole der Werkzeugliste möglich, wo beispielsweise das Stift-Icon gewählt wird und eine Textstelle hervorgehoben werden kann:

Für iPad-Nutzer*innen aber besonders erfreulich: Sehr viele der gewohnten iPad-Gesten (Steuerelemente wie Tippen, Streichen, Scrollen und Zoomen) funktionieren auch innerhalb der Zotero-App. Selbst freihändiges Zeichnen und handschriftliche Notizen sind also möglich. Noch besser: Nicht nur alle bibliografischen Einträge, sondern auch alle Formen von Annotationen und Notizen werden quer über alle Geräte plattformunabhängig synchronisiert. Fachartikel, die also zum Beispiel auf einem iPad gelesen und annotiert wurden, lassen sich auf Windowsgeräten, Linux-Rechnern und macOS-Hardware einsehen und weiter bearbeiten und umgekehrt. Einzige Voraussetzung ist, dass die Datei- und Daten-Synchronisierung auf allen Geräten mit den identischen Informationen eingerichtet wurde:

  • Vergleichsbild Synchronisation
  • Handschriftliche Notizen im PDF

Im Beitrag Mehr Speicher für Literaturverwaltung: Zotero mit der TUHH-Cloud verbinden ist die Einrichtung des Synchronisationsfeatures von Zotero Schritt für Schritt erklärt.

6. Fazit

Manchmal bietet es sich für mich nicht an meinen Laptop mitzunehmen oder an meinem Desktop-Rechner zu arbeiten. Und da ich Zotero auf all meinen Arbeitsgeräten installiert habe und bibliografische Daten und PDFs recht konsequent in meiner Zotero-Datenbank speichere, habe ich fast jederzeit Zugriff auf meine gesamte Datenbank, unabhängig davon, welches Gerät ich gerade bei mir habe. Wenn ich also zum Beispiel nur mit meinem iPad zu einer Veranstaltung gehe, habe ich dennoch meine gesamte Zotero-Datenbank dabei. Hilfreich sind zudem neue Funktionen der App wie „Scan Barcode“, mit der nach einem Klick auf „+“ bspw. mühelos physische Bücher gescannt und in Zotero gespeichert werden können.

Auch für Bus und Bahn ist die Zotero-App ideal. Wenn ich einen interessanten Text auf dem Smartphone anlese, landet dieser auf Wunsch mit wenigen Handgriffen in Sekunden auf meinen anderen Geräten. Kein umständliches bzw. unübersichtliches Hin- und Herschicken von Links und Texten per E-Mail mehr. Und was wirklich cool ist: Alle Notizen oder Anmerkungen, die ich in einem PDF-Volltext unterbringe, werden ebenfalls automatisch mit meinen anderen Geräten synchronisiert. Egal ob getippt oder handgeschrieben.

Mit der Ergänzung der Zotero-Desktop-Version um Tablet- und Smartphone-Apps sind Aufbau und Nutzung einer gut organisierten Literaturdatenbank einfacher geworden. Meiner Erfahrung nach eignet sich Zotero sehr zum Speichern bibliografischer Daten, dazugehörigen Anmerkungen sowie zum Teilen all dieser Informationen auf verschiedenen Geräten. Daher kann ich allen Interessierten nur empfehlen, das Zusammenspiel von Desktop- und Mobilanwendungen im Rahmen des wissenschaftlichen Arbeitens zumindest einmal auszuprobieren, um herauszufinden, ob es auch die eigene Arbeit und Organisation von Informationen erleichtert.


CC BY 4.0
Weiternutzung als OER ausdrücklich erlaubt: Dieses Werk und dessen Inhalte sind – sofern nicht anders angegeben – lizenziert unter CC BY 4.0. Nennung gemäß TULLU-Regel bitte wie folgt: Literaturverwaltung für unterwegs: Zotero auf dem iPad nutzen von Florian Hagen, Lizenz: CC BY 4.0. Der Beitrag und dazugehörige Materialien stehen auch im Markdownformat und als PDF zum Download zur Verfügung.
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