Füller auf Papier

Schreiben mit Zettlr – Open-Source-Markdowneditor für Texte aller Art

In einem unserer letzten tub.torials-Beiträge ging es um das Schreiben mit Markdown. An unterschiedlichen Stellen haben wir auf den Markdown-Editor Zettlr hingewiesen, dem wir uns nun in diesem Beitrag widmen. Zettlr ist eine Open-Source-Anwendung, die das Schreiben von Markdown-Texten ermöglicht und dabei einige hilfreiche Features wie den Im- und Export von Dateien sowie die Verknüpfung mit eigenen Literaturquellen ermöglicht. Bei der Vorstellung handelt es sich um eine bearbeitete Fassung unserer Kalendertürchen 05 und 15 aus dem Open-Access-Adventskalender.

Zettlr – Vorstellung und Installation

In diesem Beitrag werden wir unter anderem zeigen:

  • Was genau ist eigentlich Zettlr?;
  • Zu installierende Komponenten;
  • Einstellungen und Funktionen von Zettlr;
  • Import und Export von Dateien;
  • Literaturquelleneinbindung.

Was genau ist Zettlr?

Markdown-Editoren und andere Schreibumgebungen gibt es einige. Als Beispiele seien an dieser Stelle WriteMD (TU-Instanz von HackmD, die bei uns vor allem als kollaborative Online-Schreibumgebung und zur Erstellung von Lernskripten und Protokollen genutzt wird), Typora und VSCodium genannt. Das „Problem“ oder eher die Herausforderung für potentielle Nutzer:Innen ist bei vielen Editoren die oftmals vor allem für Coder:innen gestaltete Oberfläche. Diese kann gerade für Interessierte ohne Code-Affinität oder mit jahrelangen Schreiberfahrungen in gängigen What-You-See-Is-What-You-Get-Schreibanwendungen (WYSIWYG) wenig einladend bis erschreckend wirken.

Und hier kommt Zettlr ins Spiel. Der Markdown-Editor kann potentiell Word- und andere Schreibanwendungen ersetzen und richtet sich mit seiner aufgeräumten grafischen Oberfläche an Nicht-Coder:innen (und natürlich auch Coder:innen). Vor allem beim Verfassen wissenschaftlicher Texte mit Literaturquellen sticht Zettlr heraus.

Zettlr Oberfläche

Zettlr fokussiert sich mit seiner aufgeräumten Oberfläche auf das Schreiben und Lesen.

Erschaffen wurde die Open-Source-Anwendung von Hendrik Erz, der es nach viel Frust mit gängigen Wordprozessoren selbst in die Hand nahm, eine Schreibumgebung zu schaffen, die sich vor allen auf das Schreiben und Lesen fokussiert. Dabei bietet sie einen Mittelweg aus sehr techniklastigen und benutzerfreundlichen Anwendungen, unter anderem:

  • Schreibstatistiken;
  • Einstellungsoptionen zur Zielsetzung der Wortanzahl;
  • eine Volltextsuche;
  • eine Markdown-Vorschau;
  • die Möglichkeit für den Import und die Zitation von Quellen aus einer eigenen Zotero-Datenbank;
  • Export der Markdowndatei auf Mausklick in Formate wie HTML, PDF, ODT oder DOC.

Zettlr funktioniert zudem unabhängig vom Betriebsystem. Ein großer Vorteil, denn so können sowohl Windows-, als auch Mac- und Linux-Nutzer:innen Zettlr verwenden. Selbst für den Einsatz des Zettelkastensystems, einem Hilfsmittel zum Festhalten von Ideen und Gedanken, ist die Anwendung (inklusive einer umfassenden Dokumentation) ausgestattet. Einen Einblick in diese Funktion gibt auch der tub.torials-Gastbeitrag Geschichte und Gegenwart meiner Notizen von Benjamin Roers. Weitere Funktionen von Zettlr lassen sich hier einsehen.

Zettlr wird von uns in verschiedenen Kontexten im Arbeitsalltag genutzt. Als Beispiel seien die Dokumention von Arbeitsabläufen, das Verfassen von Tagungsberichten und generell Fließtexte mit Literaturverweisen genannt.
Im Rahmen unseres Projektes „Modernes Publizieren“ nutzen wir Zettlr unter anderem zudem für die Aufbereitung von wissenschaftlichen Beiträgen, die wir für die Neuveröffentlichung des Journals kommunikation@gesellschaft aus dem DOCX-Format in Markdown-Dateien konvertiert haben, um so die Grundlage für offenes Publizieren und Open Science zu schaffen.

Zettlr installieren

Die einfachste Möglichkeit zur Zettlr-Installation ist die Nutzung des Installationspakets, das auf der offiziellen Zettlr-Webseite angeboten wird.

Nach Anstoßen des Installationsvorgangs muss nur noch den Bildschirmanweisungen gefolgt werden. Die Installationsbeschreibung für andere Betriebssysteme wie Windows und Linux kann in der offiziellen Dokumentation von Zettlr eingesehen werden.

Zettlr Installation

In der offiziellen Installationsdokumentation können die unterschiedlichen Installationsmöglichkeiten eingesehen werden.

Wenn wir Texte ohne Verknüpfung zu Literaturquellen (bspw. Zotero-Datenbanken) schreiben wollen, so sind nach der Installation von Zettlr keine weiteren Schritte nötig. Für den Dateiexport und die Verknüfung und Nutzung unserer Literaturquellen sind jedoch noch zwei weitere Anwendungen zu installieren: Pandoc und LaTeX.

Pandoc installieren und einrichten

Pandoc ist ein Multidokumentenparser, der die Konvertierung in andere Formate ermöglicht. Pandoc selbst wird in der Regel auf Kommandozeilenebene verwendet. Dank der Exportfunktion von Zettlr bekommen wir davon nach der Installation jedoch nichts mit: Dateiim- und -exporte werden auf Mausklick angestoßen. Pandoc ist quelloffen und kann über die Installationshilfe von Zettlr installiert werden. Dazu gehen wir auf den Menüpunkt „Hilfe“ und wählen „Pandoc installieren“.

Pandoc installieren

Damit Zettlr Dateikonvertierungen durchführen kann ist die Pandoc-Installation erforderlich.

Wir werden zu Github weitergeleitet – einem netzbasierten Dienst zur Versionsverwaltung von Software – wo wir die aktuelle Pandoc-Version für unser benötigtes Betriebssystem runterladen können.

Zur Überprüfung klicken wir in Zettlr auf das Icon mit dem Blatt und dem Pfeil („Exportieren“) am oberen Bildschirmrand und wählen ein Export-Format aus, das wir mit einem weiteren Klick generieren:

Export

Der Export wird nun per Klick ausführbar.

Weiter geht es mit der Installation von LaTeX.

LaTeX installieren

LaTeX ist ein Textsatzsystem, das Anwender:innen durch Einsatz von Code viele Strukturierungsmöglichkeiten und Unterstützung bei der Leistungsverwaltung bietet. Wenn wir also nicht nur einfachste Texte exportieren, sondern zum Beispiel auch PDF-Dateien erzeugen wollen, so brauchen wir LaTeX. Wie bei Pandoc ist auch LaTeX quelloffene Software. Für die Installation gehen wir – wie bei Pandoc – auf den Menüpunkt „Hilfe“ am oberen Bildschirmrand und wählen hier „LaTeX installieren“ aus. Wir werden auf die Seite des LaTeX-Projektes weitergeleitet, wo wir uns für unsere Systemsoftware entscheiden. Weitere Informationen zur Installation von LaTeX gibt es auch in der offiziellen Dokumentation von Zettlr.

Haben wir die Installation von LaTeX durchgeführt, so ist fortan auch die Generierung von PDF-Dateien möglich.

PDF Export

Auch der PDF-Export gelingt mit einem Klick.

 

Einstellungen und Nutzung

Nachdem wir Zettlr kennengelernt haben und einen Blick auf die Installation geworfen haben, wollen wir nun einige Einstellungen und die Nutzung selbst betrachten. Die folgenden Screenshots entsprechen mit Ausnahme der „Beispielhaften Darstellung der Zitation anhand des Beitrages“ (Zettlr 1.8.3, macOS) der Zettlr-Version 1.8.2 (macOS). Die bis zu dieser Stelle verwendeten Screenshots entstammen der Version 1.8 von Zettlr.

Einstellungen

Das Einstellungsmenü von Zettlr verbirgt sich oben links hinter dem Zahnrad-Symbol:

Einstellungsmenü

Das Einstellungsmenü in Zettlr.

Für formale Optionen werfen wir hier zunächst einen Blick in den Reiter „Allgemein“:

Allgemein

  • Dunkles Thema;
  • Zusätzliche Dateiinformationen (Informationen wie Datum werden im linken Frame bei der Dateiablage direkt sichtbar);
  • Dateimanager-Ansicht (linker Frame, persönlicher Favorit ist hier die erweiterte Ansicht, die eine Extra-Spalte für die Unterordner der jeweiligen Oberordner öffnet, Alternative für mehr Schreibplatz in der Breite ist die Ansicht „kombiniert“).
Einstellungen

Allgemeine Einstellungsmöglichkeiten in Zettlr.

Editor

Im Tab Editor haben wir keine weiteren Änderungen vorgenommen.

Export
Im Tab Export gibt es für uns zwei wichtige Einstellungsmöglichkeiten:

  • Zitationsdatenbank;
  • CSL-Styledatei.
Verknüpfung CSL

Verknüpfung von Zitationsdatenbank und CSL-Datei.

Unter Zitationsdatenbank ist unsere Datei mit Literaturinformationen zu verstehen, die wir mit dem jeweils gerade geöffneten Dokument verknüpfen wollen. Erstellen wir also mit Zotero eine Datenbank und speichern diese als bib-Datei ab, so kann diese an dieser Stelle mit unserem Dokument verknüpft werden. Haben wir dies getan, so lassen sich die jeweiligen Stellen in einem Text mit der dazugehörigen Literaturinformation verbinden.

Mit der CSL-Styledatei sagen wir Zettlr, nach welchem Zitationsstil Zitationen in unserem Text angezeigt werden sollen. CSL-Dateien gibt es unter anderem auf der Webseite Citation Style Language beziehungsweise über das dort verlinkte CSL Style Repository. Wir haben uns für die Aufbereitung der Artikel von kommunikation@gesellschaft so beispielsweise für den Zitationsstil der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs) entschieden. Die Datei wird nach dem Download an einem Ort unserer Wahl auf dem Rechner abgelegt und an dieser Stelle mit Zettlr verknüpft. Beispielhaft machen wir dies in der folgenden Darstellung mit dem oben erwähnten Zitationsstil:

Einbindung des Zitationsstils der DGPs.

Einbindung des Zitationsstils der DGPs.

Nachdem wir unser Dokument im Beispiel sowohl mit unserer Literaturdatenbank als auch mit einem Zitationsstil über die CSL-Datei verknüpft haben, kann durch Verwendung von Klammern und @-Zeichen ein direkter Zugriff auf die Literaturdatenbank erfolgen:

Zitation

Haben wir eine Stelle im Text, an der eine Litertaurquelle eingebunden werden soll, so leiten wir diese Zitation mit einem @-Zeichen ein.

In einem exportierten Dokument – zum Beispiel einer PDF-Datei – wird die Zitation den Informationen des ausgewählten Zitationsstiles entsprechend abgebildet:

Export PDF

Beispielhafte Darstellung der Zitation anhand des Beitrages.

Das war es. Nun können wir unsere wissenschaftlichen Texte mit dem Markdown-Editor Zettlr verfassen und in die jeweils benötigten Formate exportieren.

Zitationsansetzung
Es gibt natürlich zahlreiche Möglichkeiten eine Zitation anzusetzen. Soll – wie oftmals üblich – mit mehr Informationen als Autor:innen und Jahr zitiert werden, so muss der Zitationsschlüssel wie oben abgebildet in eckige Klammern gesetzt werden, während mit weiteren Informationen vor und nach diesem Schlüssel eine Erweiterung der Literaturangaben – beispielsweise um Seitenzahlen – erfolgt:

  •  [@Musterfrau2020, 3-5]

Auch mehrere Literaturquellen können angesetzt werden:

  •  [@Musterfrau2020, 3-5; @Mustermann, 8-9]

Weitere Möglichkeiten zur Ansetzung der Zitation können in der Dokumentation von Zettlr unter dem Punkt Zitieren mit Zettlr eingesehen werden.

Kurzbetrachtung der Oberfläche von Zettlr

Wir haben im vergangenen Beitrag u.a. diese Features von Zettlr aufgeführt und wollen diese nun kurz im Rahmen der Oberfläche aufzeigen:

Promodoro-Timer
Die Promodoro-Technik ist eine Methode des Zeitmanagements, bei der die vorhandene Zeit in feste Arbeits- und Pausenzeiten eingeteilt wird. Die Arbeit in Intervallen soll dem Fokus und der Produktivität der Schreibenden dienen.

Der Promodoro-Timer in Zettlr kann individuell genutzt werden.

 

Schreibstatistiken
Zettlr bietet Schreibenden auch eine Auswahl an Schreibstatistiken. Neben Wortzählung lassen sich hier über erweiterte Optionen auch Vergleiche zu anderen Schreibzeiträumen ziehen.

Schreibstatistiken in Zettlr.

Schreibstatistiken in Zettlr.

Dateiinformationen anzeigen
Neben generellen Schreibstatistiken bietet Zettlr am oberen rechten Bildschirmrand Dateiinformationen zum aktuell geöffneten Schreibprojekt.

Dateiinformationen in Zettlr

Für jedes Dokument stehen Dateiinformationen zur Verfügung.

 

Lesbarkeitsmodus
Der Lesbarkeitsmodus von Zettlr liefert – farblich kodierte – Einschätzungen zur Lesbarkeit des vorliegenden Textes. Somit kann bei Bedarf eine Unterstützung zur Verbesserung der Lesbarkeit in Anspruch genommen werden.

Lesbarkeitsmodus Zettlr

Farbliche Hervorhebungen im Lesbarkeitsmodus.

 

Zettelkastenfunktion
Der Zettelkasten ist ein bekannter Ansatz aus dem Bereich des wissenschaftlichen Arbeitens. Die – vom Soziologen Niklas Luhman entwickelte – Methode setzt auf die Verknüpfung kürzerer und umfassenderer Notizen. Wie zu Beitragsbeginn erwähnt gibt es Eindrücke dazu in diesem Beitrag aus der Beitragsreihe #Notizschreibwochen2020.

Sollten noch Fragen zu diesen und weiteren Funktionen von Zettlr offen bleiben, so empfiehlt sich natürlich auch ein Blick in die umfassende Dokumentation.

Dateiimport mit Zettlr

Neben dem oben vorgestellten Dateiexport lassen sich mit Zettlr natürlich auch Dateiimporte realisieren. Im Projekt Modernes Publizieren haben wir so unter anderem für die Neuveröffentlichung des Journals kommunikation@gesellschaft ältere Beiträge, die im DOCX-Format vorlagen, in Markdown konvertiert, um diese für die Weiterverarbeitung hin zu einer Veröffentlichung nach Standards einer offenen Wissenschaft aufzubereiten. Anfangs wurden diese Importe noch direkt über Pandoc mittels Kommandozeilen umgesetzt, im weiteren Projektverlauf erwies sich die Konvertierung mit Zettlr jedoch als ebenso sauber und zeiteffizienter. Nachdem LaTeX und Pandoc installiert wurden, ist dies über Zettlr nämlich mit wenigen Mausklicks umsetzbar.

Dazu gehen wir in Zettlr am oberen Bildschirmrand auf den Punkt „Datei“ und wählen „Dateien importieren“.

Dateiimport Zettlr

Der Dateiimport in Zettlr funktioniert auf Klick ohne Kommandozeile.

Nun muss nur noch die entsprechende Datei ausgewählt und die Auswahl bestätigt werden. Innerhalb weniger Sekunden generiert Zettlr bereits eine – natürlich auch abhängig von der Komplexität der Urquelle – sehr sauber konvertierte Markdowndatei.

Bei Interesse und Neugier an der Nutzung von Zettlr bietet sich als möglicher Test auch ein – bereits in proprietären Schreibumgebungen wie Word begonnendes – Schreibprojekt an, da es mit wenigen Mausklicks importiert werden kann.

Fazit

Zettlr ist dank einiger Features, die für den Schreibprozess hilfreich sind eine gute Möglichkeit, ohne zu viele Optionen, die die Anwendung ausbremsen oder unübersichtlich werden lassen, in Markdown Texte unterschiedlicher Art zu verfassen und bei Bedarf auf Knopfdruck in zahlreiche Formate zu exportieren. Die Installation ist verhältnismäßig einfach durchzuführen, auch wenn es nach der Installation des Basisprogrammes für bestimmte Funktionen zusätzlicher Installationen wie Pandoc und LaTeX bedarf.

Wie vielleicht bereits in diesem Beitrag deutlich wurde, bringt das Schreiben in Markdown viele Vorteile mit sich, so dass sich unserer Meinung nach auch nach jahrelanger Schreibarbeit mit Word, Pages und anderen proprietären Schreibanwendungen zumindest das Ausprobieren neuer Schreibmöglichkeiten, -anwendungen und -kulturen wie beispielsweise mit Zettlr lohnt.

Was haltet ihr von Zettlr? Habt ihr diesen oder andere Markdowneditoren bereits ausprobiert oder plant es? Teil es uns gerne in den Kommentaren mit.

 

CC BY 4.0
Weiternutzung als OER ausdrücklich erlaubt: Dieses Werk und dessen Inhalte sind – sofern nicht anders angegeben – lizenziert unter CC BY 4.0. Nennung gemäß TULLU-Regel bitte wie folgt: Schreiben mit Zettlr – Open-Source-Markdowneditor für Texte aller Art“ von Florian Hagen und Axel Dürkop, Lizenz: CC BY 4.0. Beitragsbild „Füller“ von Florian Hagen (CC BY 4.0.). Der Beitrag steht als Markdown-, DOCX- und PDF-Datei zur Verfügung.

Schreiben mit Markdown – weniger ist (oftmals) mehr

Es ist nun schon einige Jahre her: im Rahmen meines Bachelorstudiums hat unsere Projektgruppe einen gemeinsamen Projekt-Abschlussbericht geschrieben. Zahlreiche Interviews haben wir zu Nutzungsgewohnheiten bei Webangeboten geführt, Daten gesammelt und ausgewertet. Die Inhalte waren da, Zuständigkeiten für die einzelnen Textabschnitte geregelt. Und doch gab es am Ende den „großen Knall“. Die vielen unterschiedlichen Textbausteine – überwiegend geschrieben mit Word – mussten zusammengefügt werden. Unterschiedliche Wordversionen, unterschiedliche Formatierungen, unterschiedliche Layouts – es war ein Graus. Nur mit verhältnismäßig viel Aufwand konnte aus dem Wildwuchs im Dokument am Ende ein recht einheitlich und sauber formatierter Bericht generiert werden.

Ähnliche Erfahrungen machte ich über die Jahre hinweg – unter anderem in Studium, Beruf und privat – immer und immer wieder. Dazu gesellte sich E-Mail-Ping-Pong (eine neue Version eines gemeinsamen Dokuments wird immer wieder überarbeitet hin- und hergeschickt) oder das Verlieren im Button-Dschungel der zahlreichen Formatierungsoptionen von Schreibanwendungen. Mein eigentlicher Schreibfluss geriet dabei oftmals ins Stocken. Eine Alternative musste her. Und mit Markdown habe ich für mich eine gefunden.

Was ist eigentlich Markdown?

John Gruber veröffentlichte Markdown im Jahr 2004. Ursprünglich als einfache Alternative zu HTML entwickelt, um Interessierten ohne HTML-Erfahrung die Erstellung von Webseiten zu ermöglichen, ist Markdown auch eine sehr gute Möglichkeit Texte unterschiedlichster Gattungen zu schreiben.

Im Kern ist Markdown ein simpler Weg um Formatierungen für einfachen Text (auch: plain text, also menschenlesbar) umzusetzen. Wie mit Hilfe von gängigen WYSIWYG-Editoren (What You See Is What You Get) lassen sich also Texte mit Überschriften, Listen, Verlinkungen und Hervorhebungen erzeugen. Im Gegensatz zu Word oder beispielsweise Pages müssen wir uns aber nicht mit den zahlreichen Menüs (oder alternativ Tastenkombinationen) auseinandersetzen, die über die Jahre Einzug in viele Texteditoren erhalten haben.

Beim Einsatz von Markdown nutzen wir Zeichen, die uns bereits aus dem (Schreib-)alltag bekannt sind. Mit der Raute erzeugen wir so zum Beispiel Überschriften unterschiedlicher Ordnung:

Überschriften in Markdown

Überschriften unterschiedlicher Ordnung mit Markdown erzeugen.

Für einfache Listen muss nur ein Sternchen und ein Leerzeichen vor den jeweiligen Listeneintrag gesetzt werden. Kursive Begriffe werden mit Hilfe umschliessender Sterne erzeugt. Für Fettdruck reichen doppelte umschliessende Sterne:

Formatierungen mit Markdown

Auswahl an möglichen Formatierungen mit Markdown.

So haben wir eigentlich schon alles, was man für das Schreiben vieler Texte benötigt. Markdown sah für mich – als bis dahin überwiegend nur Word gewohnten Nutzer – ein wenig kompliziert aus. Aber nach nicht einmal einer Stunde hat man einen Überblick über alle wesentlichen Auszeichnungsoptionen gewonnen. Routine kommt dann ebenfalls recht zügig durch regelmäßige Nutzung.

Warum sollte man Markdown nutzen?

Doch warum sollte man nun Markdown nutzen oder zumindest einmal ausprobieren? Die eigenen Schreibgewohnheiten regelmäßig zu hinterfragen und zu überprüfen ist in meinen Augen grundsätzlich empfehlenswert. Statt etwas immer und immer wieder so zu machen wie bisher, da es eben immer so gemacht wurde, können wir uns neue Gewohnheiten erarbeiten und zu nutze machen. Darüber hinaus gibt es natürlich weitere Gründe, die für Markdown sprechen:

Schnell erlernbar

Markdown zu schreiben ist anders, als man es von bekannten kommerziellen Texteditoren mit zahlreichen Zusatzfunktionen kennt. Aber es ist auch einfach zu lernen und schnell praktisch nutzbar. Für den Einstieg gibt es viele gute Tutorials. Auch ein Cheat-Sheet kann hilfreich sein. Die komplette Ur-Syntax könnt ihr hier abrufen. Ich persönlich würde empfehlen ein kurzes Tutorial durchzuspielen, um im Anschluss beispielsweise in einer kollaborativen Schreibumgebung wie WriteMD der TUHH praktische Erfahrungen zu sammeln und selbst loszulegen. Hier hat man die Möglichkeit neben der reinen Syntaxansicht auch mit Vorschauoptionen zu arbeiten, um so direkt sehen zu können welche Auswirkungen einzelne Textauszeichnungen haben.

Ansichtenwechsel

Wechsel von der Schreibansicht zur geteilten Ansicht (Schreib- und Leseansicht).

 

Wer bisher überwiegend mit WYSIWYG-Editoren gearbeitet hat, wird so sicher einen besseren Einstieg in das Schreiben mit Markdown haben.

Schnelle Schreibumgebung

In Markdown zu schreiben bedeutet, dass zunächst keine exzessiven Formatoptionen zur Verfügung stehen. Und genau das kommt zumindest meinem Schreibprozess oftmals entgegen. Der Fokus liegt auf mir als Schreibendem und meinen Inhalten. So haben wir eine nicht verworrene, schnelle und übersichtliche Schreibumgebung. Der Griff zur Maus ist nach der Eingewöhnungsphase nicht mehr nötig, um Textformatierungen vorzunehmen. Also keine ungewollte Pause mehr beim Schreibprozess alle paar Minuten oder gar Sekunden, um zu klicken, zu markieren, wieder zu klicken, sich für eine Formatierung zu entscheiden, um dann anschließend mit dem eigentlichen Schreiben weiterzumachen. Gerade wenn man Wörter und Ideen einfach erst einmal aus dem Kopf „auf Papier“ bringen möchte, ist dies in meinen Augen ein großer Vorteil, um den eventuell auch schwer erarbeiteten Schreibflow beizubehalten.

Portables Format

Bei Markdown handelt es sich um ein portables Format. Markdown-Dateien können im Grunde mit jeder Anwendung geöffnet werden. Neben simplen Texteditoren gibt es eine Reihe von Markdown-Editoren mit zusätzlichen Optionen. An dieser Stelle seien die kollaborative Online-Schreibumgebung WriteMD der TUHH, VSCodium, Typora und Zettlr erwähnt. Gefällt einem die aktuell genutzte Anwendung nicht, so können Markdowndateien – ganz im Gegensatz zu proprietären Textformaten – ohne Probleme in eine andere Anwendung importiert werden. Darüber hinaus funktioniert Markdown auch völlig plattformunabhängig – es spielt also keine Rolle, ob wir uns auf einer Windows-, Mac OS- oder Linux-Maschine bewegen. Markdown ist überall „zuhause“.

Zukunftssicher und schnell zu konvertieren

Markdown ist zukunftssicher. Selbst wenn die Anwendung, die wir aktuell verwenden, in naher Zukunft nicht mehr funktioniert, können wir unsere mit Markdown verfassten Texte immer noch mit einem Texteditor unserer Wahl nutzen. Gerade im Hinblick auf Dokumente, die wir auf unbestimmte Zeit hin aufbewahren wollen (ob nun private Dokumente, Abschlussarbeiten, Forschungsberichte, etc.) ein riesiger Vorteil.

Darüber hinaus lässt sich Markdown in viele Formate mit Hilfe von Unterstützung durch Open-Source-Anwendungen wie Pandoc konvertieren. Ein Beispiel dafür ist das Projekt Modernes Publizieren mit Swapfire.

Wo kommt Markdown zum Einsatz?

Bei uns an der TU beziehungsweise tub. wird Markdown unter anderem bei kollaborativen Protokollen, Dokumentationen oder auch bei der Erstellung kurzer Präsentationen im Rahmen von WriteMD verwendet. Für das tub.-Bachelorseminar Wissenschaftliches Arbeiten erstellen wir zudem Seminarskripte mit interaktiven Elementen.

Auch Chatumgebungen wie Mattermost, Foren wie Reddit oder Chats größerer Social-Media-Plattformen bieten das Nutzen der Markdown-Syntax an. Viele Webseiten werden ebenfalls mit Markdown umgesetzt und selbst für Schreibanwendungen wie Word oder Content-Management-Systeme wie WordPress gibt es Markdown-Plugins.

Ausblick

Markdown ist sicher nicht für alle Schreibenden die Ideallösung. Aber wem einfacher Text zu wenig und andere Schreibanwendungen gefühlt zu überfrachtet sind, sollte auf jeden Fall einen Blick riskieren. Es ist angenehm schnell zu lernen und man kann eine ganze Menge damit machen. In einem kommenden Beitrag zeigen wir euch in diesem Zusammenhang mit Zettlr einen Markdowneditor, der eine Vielzahl an Exportmöglichkeiten und eine Anbindung an die eigene Literaturverwaltung ermöglicht – eine ideale Grundlage für das Schreiben wissenschaftlicher Arbeiten. Ans Herz gelegt sei an dieser Stelle auch unser kleines Quiz zu den eigenen Schreibgewohnheiten.

 

CC BY 4.0
Weiternutzung als OER ausdrücklich erlaubt: Dieses Werk und dessen Inhalte sind – sofern nicht anders angegeben – lizenziert unter CC BY 4.0. Nennung gemäß TULLU-Regel bitte wie folgt: Schreiben mit Markdown – weniger ist (oftmals) mehr“ von Florian Hagen, Lizenz: CC BY 4.0. Der Beitrag steht als Markdown-, DOCX- und PDF-Datei zur Verfügung.
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