Kreatives Mindmapping leicht gemacht: Ein Überblick über Kinopio

Auf den ersten Blick wirkt Kinopio wie ein typisches Mindmapping-Tool, und man könnte schnell denken: “Kenn ich eins, kenn ich alle.” Doch schon nach wenigen Augenblicken wird klar: Das Tool bietet nicht nur die gewohnten Features vieler Mindmapping-Anwendungen wie Draw.io, sondern erinnert an einigen Stellen auch entfernt an mächtigere Wissensmanagement-Programme wie Obsidian. Mit wenigen Klicks lassen sich Ideen flexibel und visuell ansprechend verknüpfen. Perfekt für alle, die Informationen nicht nur linear anordnen möchten, sondern es lieben, kreativ in Räumen, Farben und Formen zu denken.

Der Beitrag zu Kinopio ist in folgende Abschnitte eingeteilt:

Allgemeines zu Kinopio

Kinopio lässt sich ohne die Erstellung eines Accounts ausprobieren. Mit einem kostenfreien Account stehen bis zu 100 Karten zur Verfügung, die auf einer Leinwand verknüpft werden können. Wer sich registriert, kann außerdem andere Personen zur gemeinsamen Arbeit an einer Mindmap einladen. Im Juni 2024 wurde der Quellcode von Kinopio zur Verfügung gestellt. Wer das Tool also aktiv für nicht-kommerzielle Zwecke weiterentwickeln möchte, hat dazu die Gelegeneheit.

Neben der Webversion gibt es Desktop-Apps für Mac, Windows und Linux sowie Browser-Erweiterungen für Firefox, Chrome und Safari. In diesem Beitrag wurde die Webversion genutzt, die insgesamt sehr stabil lief. Lediglich im Safari-Browser (macOS Sonoma 14.6.1) traten bei längeren Sessions an zwei Stellen leichte Verzögerungen auf, was sich bisher allerdings nicht reproduzieren ließ.

Die Oberfläche von Kinopio

Besucht man die Kinopio-Webseite, sieht man eine Beispiel-Mindmap, die anfangs etwas überwältigend wirken kann. Die blinkenden Elemente und Animationen ziehen sofort die Aufmerksamkeit auf sich, verdeutlichen gleichzeitig aber die spielerische und kreative Ausrichtung des Programms.

Um selbst Hand anzulegen und sich mit der Bedienung vertraut zu machen, empfiehlt es sich meiner Meinung nach, eine eigene Mindmap zu erstellen. Dafür genügt ein Klick auf das türkisfarbene „+New“ in der oberen linken Ecke des Programmfensters.

Auf der quasi leeren Leinwand, die an ein kariertes Blatt Papier in Matheblöcken und -heften erinnert, können Ideen frei platziert werden. Ein Klick auf das Kinopio-Logo oben links öffnet zusätzliche Features wie den „Changelog“, der Infos zu Updates bietet, und den Menüpunkt „Keyboard Shortcuts“ – dieser beinhaltet viele nützliche Tastaturkürzel für die Arbeit mit den eigenen Mindmaps.

Zu den für mich persönlich bisher am häufigsten genutzten Shortcuts zählen:

  • T = Wechsel zum Darkmode
  • N = New Space
  • ESC = Schließen offener Dialogfenster
  • Enter = Neue Karte Anlegen
  • Shift + Enter = Unterkarte anlegen
  • P = Ausblenden von Navigationsmenüs (Präsentationsmodus)

Es gibt aber natürlich weitere Shortcuts, die für die Arbeit an einer Mindmap hilfreich sein können:

In der rechten oberen Ecke des Programmfensters sind weitere nützliche Funktionen verortet. Dies sind zum Beispiel:

  • Sonnenbrillen-Symbol („Explore Spaces“): Andere Community-Leinwände besuchen
  • Kamera-Symbol („Live Spaces“): Zeigt öffentliche Räume, die gerade „live“ bearbeitet werden
  • Share-Schaltfläche: Eine Leinwand lässt sich u.a. per Link teilen („Copy URL“), per RSS-Link auf Aktualisierungen überprüfen oder per IFrame in andere Umgebungen des kollaborativen Arbeitens wie die HackMD-Installation der der Open Knowledge Foundation einbinden
  • Import- und Exportfunktion („Canvas File“ und „Kinopio JSON File“)

Nachfolgend eine Schritt-für-Schritt-Erstellung einer ersten Mindmap mit Kinopio. Für diesen Beitrag wird eine einfache To-Do-Liste für die aktuelle Arbeitswoche angelegt.

Die erste eigene Mindmap erstellen

  1. Ein Klick auf „Enter“ fügt eine neue Karte hinzu. Für meine To-do-Liste der aktuellen Kalenderwoche benenne ich die übergeordnete Karte „Kalenderwoche 24, 2024“. Die Karte wird dann durch die „Color“-Funktion eingefärbt.
  1. Mit einem Klick auf das Blumensymbol („Image“) kann der erstellte Kasten mit passenden GIFs oder Bildern von Pexels angereichert werden. Letzteres ist eine kostenlose Stockfoto- und Videoplattform. Auch eigene Bilder können über die Option „Upload“ eingebunden werden, wobei hierfür ein Account nötig ist. Zusätzlich bietet Kinopio wie mittlerweile viele digitale Werkzeuge KI-Funktionen. Auf Knopfdruck lassen sich im Menü „AI“ Abbildungen über DALL-E generieren und in die Mindmap einbinden. Da mein prompt (eine Anweisung an generative KIs) „weekly work schedule library“ keine überzeugenden Ergebnisse lieferte, verwende ich für die Hauptkarte keine Abbildung.
  1. Für die selbst erstellten Karten stehen noch weitere Formatfunktionen zur Verfügung. So kann der Text formatiert werden (unter anderem Überschriftenoptionen und Schriftfonts) und über die Auswahl der Schaltfläche „Frames“ lassen sich noch etwas verspieltere Deko-Elemente für den Randbereich des Kastens auswählen. Für meine Mindmap wähle ich lediglich eine einfache Überschrift.
  1. Ein Klick auf das Halbmond-Symbol in einer Karte öffnet die Möglichkeit, neue Karten anzulegen. So verknüpfe ich Karten für die Wochentage „Montag“ und „Dienstag“ mit meiner Hauptkarte.
  2. Für Montag füge ich Aufgaben wie „tub.torials: Beitrag schreiben“ hinzu und erstelle Unterkarten mit „Shift + Enter“. Checkboxen helfen mir dabei, den Überblick über offene Aufgaben zu behalten.

Am Ende sieht diese recht einfache Mindmap etwa wie folgt aus:

Besonderheiten von Kinopio

Neben den Grundfunktionen bietet Kinopio noch einige Besonderheiten.

Tags

In Kinopio lassen sich verschiedene Leinwände bzw. deren Inhalte über Tags miteinander in Beziehung setzen. Ein Tag lässt sich im Textfeld von Karten mit dem Ausdruck „[[tagname]]“ anlegen. Ein Klick auf ein Tag zeigt alle verbundenen Mindmaps. Diese lassen sich jeweils per Mausklick direkt ansteuern.

Filter

Mit Filtern ist es möglich sich auf bestimmte Kartengruppen zu fokussieren. In diesem Beispiel werden die Aufgaben hervorgehoben, die noch erledigt werden sollten.

Linking

Links zu externen Webseiten lassen sich einfach in Karten integrieren, sodass sie anklickbar sind. Außerdem unterstützt Kinopio Backlinks zur Verbindung verschiedener Bereiche.

Fazit

Kinopio sticht für mich durch die spielerische und interaktive Gestaltung als benutzerfreundliches Visualisierungs- und Mindmapping-Tool hervor. Im Vergleich zu klassischeren Alternativen lassen sich Inhalte auf unterhaltsamere Weise erfassen und verknüpfen. Wer ein Tool sucht, das Lernen oder Projektmanagement kreativer gestaltet, oder wer einfach mal raus aus der gewohnten Mindmapping-Umgebung möchte, sollte Kinopio auf jeden Fall ausprobieren. Dank des Community-Ansatzes und einer Sammlung an Templates bietet das Tool zusätzlich viel Inspiration für die Erstellung eigener Mindmaps.


CC BY 4.0
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