Essentielle Tipps zum wissenschaftlichen Arbeiten

Ingenieur(student)*innen haben selten Zeit und benötigen alles kurz und prägnant, daher hier ein paar essentielle Tipps zum wissenschaftlichen Arbeiten aus Sicht von jemandem, der an einer Bibliothek arbeitet.

Im Sommersemester 2020 ist ein Video entstanden mit dem Titel

„Wissenschaftliches Arbeiten in 2 Folien in 5 Minuten“.

Videobild Wissenschaftliches Arbeiten in 2 Folien in 5 Minuten

Die Folien gibt es auch als PDF-Datei mit Links zu Angeboten der Universitätsbibliothek der TUHH (Update des Links: 28. Januar 2021)..

Antworten der Teilnehmenden des Seminars im Sommersemester auf die Frage „Welchen inhaltlichen Aspekt, welche Faustregel oder welche Idee war für Sie das Wichtigste, was Sie in diesem Seminar gelernt haben?“ bietet dieser Blog-Beitrag bei tub.torials.

Wichtig erscheint mir explizit an dieser Stelle noch der Hinweis, sich möglichst schon vor Beginn der Bachelor- oder Masterarbeit mit einem Literaturverwaltungsprogramm wie Citavi oder Zotero praktisch auseinanderzusetzen. Schon beim Recherchieren können diese sinnvoll genutzt werden (“Keepin’ found things found”).

Wer noch mal vor dem Ernstfall Examensarbeit eine Literaturverwaltung wie Citavi oder Zotero ausprobieren möchte, findet in diesem Blogbeitrag eine umfangreichere Übungsaufgabe.

Drei kurze Videos zeigen hier einmal die Nutzung des Literaturverwaltungsprogramms Citavi in bestimmten Anwendungssituationen:

Umgang mit Information beim wissenschaftlichen Arbeiten

Menschen, die in Bibliotheken arbeiten, bezeichnen den Umgang mit Informationen auch als Informationskompetenz. Vor einigen Jahren hat nun eine amerikanische Bibliotheksorganisation ein sogenanntes „Framework for Information Literacy for Higher Education“ publiziert, das die enge Beziehung des Recherchierens von Literatur und des Informierens im Rahmen wissenschaftlicher Fragestellungen allgemein zum wissenschaftlichen Arbeiten und zum wissenschaftlichen Kommunizieren betont.

Eine deutsche Kollegin hat das sehr schön formuliert:

„Studierende [… sollen nicht nur] nach Literatur recherchieren […] lernen, […] sondern […] verstehen, wie die darin veröffentlichten Ergebnisse zustande kommen.“ (Sauerwein, S. 133, OA-Version, S. 13)

Es geht also auch um ein Hinterfragen. Warum suchen Sie nach Literatur? Warum reichen der Katalog der Bibliothek oder Google Scholar dafür vielleicht nicht aus? Und andere Fragen mehr!

Das Framework besteht aus sechs abstrakten Konzepten (Frames = Rahmen), die zur Beschreibung dessen dienen, was Studierenden als wichtigste Inhalte vermittelt werden sollte.

  • „Autorität ist ein Konstrukt und kontextabhängig [Authority Is Constructed and Contextual]
  • Informationen entstehen in einem schöpferischen Prozess [Information Creation is a Process]
  • Informationen sind wertvoll [Information Has Value]
  • Forschung ist (Hinter-)Fragen [Research as Inquiry]
  • Wissenschaft ist Austausch [Scholarship as conversation].
  • Recherche ist strategische Erkundung [Searching as a Strategic Exploration]“
    (S. 128, OA-Version S. 5)

Autorität ist ein Konstrukt und kontextabhängig [Authority Is Constructed and Contextual] Informationen entstehen in einem schöpferischen Prozess [Information Creation is a Process] Informationen sind wertvoll [Information Has Value] Forschung ist (Hinter-)Fragen [Research as Inquiry] Wissenschaft ist Austausch [Scholarship as conversation]. Recherche ist strategische Erkundung [Searching as a Strategic Exploration]“.27

Visualisierung des Framework for Information Literacy for Higher Education
Erstellt von der AG Informationskompetenz des Bibliotheksverbunds Bayern in Kooperation mit Studierenden der Hochschule für den öffentlichen Dienst in Bayern, Fachbereich Archiv- und Bibliothekswesen

CC BY-NC-SA 4.0
(Nicole Scherbel: Framework turns visual : Auf dem Weg zu einem neuen Verständnis von Informationskompetenz. Bibliotheksforum Bayern 13 (2019) 117)

Im Rahmen eines Podcast-Versuchs für das Seminar im Sommersemester 2020 werden die obigen Konzepte verbal erläutert.

Zum Schluss noch der Literaturhinweis auf den Aufsatz der oben zitierten Kollegin: Sauerwein, T. (2019). Framework Information Literacy – Aspekte aus Theorie, Forschung und Praxis. Bibliothek Forschung und Praxis, 43(1), 126–138. https://doi.org/10.1515/bfp-2019-2027 (Open-Access-Version)

Von der Geschichte der Zeitschrift „Nature“ zur Diskussion um Verlage und Open Access heute

Vor 150 Jahren, im November 1869, erschien die erste Ausgabe der renommierten Zeitschrift „Nature“. Aus diesem Anlass offeriert „Nature“ eine Reihe von Beiträgen anlässlich des Jubiläums.

Zur Geschichte der Zeitschrift Nature (Screenshot)

Neben dem ersten Heft vom 4. November 1869 als PDF gibt es Essays mit dem Label „Lessons learned“, die aus der Geschichte der Zeitschrift heraus Merkmale des heutigen Wiissenschaftssystems diskutieren.

Dazu gibt es eine Zusammenstellung von 10 kommentierten, außergewöhnlichen Aufsätzen aus der Geschichte der Zeitschrift. Mit dabei ist die berühmte erste Darstellung der molekularen Struktur der Desoxyribonukleinsäure (DNA) durch James Watson und Francis Crick im Jahre 1953. Die DNA ist als Träger der Erbinformation die materielle Basis der Gene.

Ein über NDR Info am 4.11.2019 in der Reihe ZeitZeichen gesendeter Beitrag von Wolfgang Burgmer beleuchtete das Jubiläum von „Nature“ unter dem Titel „Fakten oder Sensationen?“ Dem kritischen Beitrag gelingt es, das Jubiläum in Bezug zur heutigen wissenschaftlichen Welt zu setzen. Mit dem Drang zu Sensationen der wissenschaftlichen Forschung, mit steigenden Preisen für wissenschaftliche Publikationen sowie mit den Herausforderungen um Open Access und Open Science.

Gerade wurde übrigens von Autoren aus der TUHH ein Aufsatz in der Open-Access-Zeitschrift „Communications Biology“ veröffentlicht. Auch diese Zeitschrift wird unter der Marke „Nature“ des Verlages SpringerNature angeboten.

Gut zu wissen: Die Zeitschrift „Nature“ ist an der TUHH online fast durchgehend verfügbar: 1.1869 – 462.2009,7276 sowie ab 481.2012. Lediglich zwischen 2009 und 2012 ist also an der TUHH kein Online-Zugriff möglich. Von der Druckausgabe stehen die Bände des Jahrgangs 2010 im Magazin während die Heft bis 2012 im oberen Lesesaal der tub. unter der Signatur NAZ-102 zugreifbar sind.

Dass die Betrachtung der Geschichte einer wissenschaftlichen Zeitschrift durchaus so etwas wie ein Stück Kulturgeschichte sein kann, zeigt zum Beispiel auch die Geschichte der „Zeitschrift für physikalische Chemie“:

Diese 1887 gegründete erste Zeitschrift zum damals neuen chemischen Teilgebiet „Physikalische Chemie“ erschien nach dem Zweiten Weltkrieg ab 1950 bzw. 1954 in beiden deutschen Staaten weiter. Seit dem Jahrgang 1991 folgte der politischen Einheit Deutschlands auch die Einheit der Publikation der Zeitschrift für physikalische Chemie. (Mehr zur Geschichte dieser Zeitschrift in: Thomas Hapke, Die Zeitschrift für physikalische Chemie : 100 Jahre Wechselwirkung zwischen Fachwissenschaft, Kommunikationsmedium und Gesellschaft. Herzberg: Bautz, 1990, Online-Version als Scan).

Patent-Rezepte

Patent-Rezepte für das wissenschaftliche ArbeitenIm Rahmen der Veranstaltung „Meet the HOOU“ an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg stellte die tub. ihr Projekt „Wissenschaftliches Arbeiten öffnen“ vor und fragte Besucherinnen und Besucher des Standes nach ihren Patent-Rezepten für das wissenschaftliche Arbeiten. Wir bekamen spannende Antworten!

Dazu gaben zwei Mini-Bücher bzw. Booklets zum Selberbasteln der tub. Tipps zum wissenschaftlichen Arbeiten und zum Jonglieren mit Fachinformation (hier als PDF-Datei zum Selbstausdrucken und Basteln):

Sich systematisch informieren – das Beispiel Verfahrenstechnik

Immer wieder taucht die Frage nach einem Leitfaden oder einer kurzen Übersicht auf, wie man systematisch nach Informationen suchen sollte und sich dabei sicher zu sein, nichts Wichtiges zu übersehen.

Für den jährlich stattfindenden Projektierungskurs Verfahrenstechnik des betreffenden Studiendekanats an der TUHH wurde dieses Jahr ein (englischsprachiges) Handout erstellt. Dieses versucht auf einer Seite in linearer Form – ausgehend von allgemeinen Informationsmitteln zur Orientierung und als Hintergrundinformation bis hin zu detaillierten Quellen des Nachweises aktueller Forschung – die wichtigsten spezifischen Informationsquellen zur Verfahrenstechnik an der TUHH vorzustellen. Auch eine Poster-Version, die inhaltlich etwas umfangreicher ist, steht zur Verfügung. Manche der Inhalte sind sicher auch für andere ingenieurwissenschaftliche Fachgebiete von Relevanz.

Die hier dargestellte Linearität des Rechercheprozesses wird beim praktischen wissenschaftlichen Arbeiten sicher selten so praktiziert. Die Praxis ist deutlich iterativer und sprunghafter. Oft muss man ad hoc in Abhängigkeit vom praktischen Experiment bestimmte Stoffdaten oder Sicherheits-Informationen ermitteln, dann werden immer mal wieder Hintergrund-Informationen benötigt oder man wird zu bestimmten neuen Aspekten, die beim Forschen neu auftauchen, bei Google Scholar nicht fündig und muss dann doch noch einmal in speziellen Fachdatenbanken nach Ergebnissen aktueller Forschung recherchieren.

Vorbild und Ausgangspunkt bei der Erstellung des Handouts war ein Poster von Crystal Boyce der amerikanischen Illinois Wesleyan University, „Chemistry Lab Poster“ (2016). Das Handout und das Poster stehen in diesem Blog genauso wie das Original unter der Creative Commons Lizenz CC_BY-NC-SA International License zur Verfügung. Die verwendeten Cliparts, die nicht im Ursprungsposter auftauchen, stammen von openclipart.org und haben die Lizenz CC0, sind also Public Domain. Letzteres gilt auch für die weiteren verwendeten Abbildungen.

3. Kleine Nacht an der TUHH

3. Kleine Nacht des wissenschaftlichen Schreibens an der TUHH am 11. Mai 2016

  • Konzentriertes Schreiben
  • Impuls-Vorträge
  • Workshops
  • Beratung
  • Ablenkung
  • Getränke und Snacks vom ASTA

Am 11. Mai 2016, 15 – 22 Uhr, zum dritten Mal an der TUHH: „Kleine Nacht des wissenschaftlichen Schreibens“

Review-Artikel zitieren

Eine Studierende, die vor mehreren Semestern am Seminar „Wissenschaftliches Arbeiten“ teilgenommen hat, stellte folgende Anfrage:

„Es geht um Artikel, deren Ergebnisse eine Literaturrecherche sind, d.h. sie machen nicht selbst einen Versuch, sondern tragen die Ergebnisse von vielen hundert Anderen zusammen und das Ergebnis ist dann ein Überblick.
Wie verwende ich so eine Quelle? Darf ich den Autor zitieren und die Ergebnisse von einem Dritten sozusagen daraus nehmen? Oder muss ich alle Quellen dieses Artikels zitieren?“

Beschrieben werden in dieser Anfrage sogenannte Review-Artikel: In Form eines Literaturüberblicks wird der Forschungsstand zu einem bestimmten Thema zusammengefasst. Es gibt übrigens sogar so etwas wie ein „wissenschaftliches“ Vorgehen, um so ein Review als sogenanntes systematisches Literatur-Review zu erstellen.

Dokumententypen zur Auswahl in der Datenbank Web of Science

In manchen Datenbanken wie z.B. Web of Science können Recherche-Ergebnisse sogar extra auf diesen Dokumententyp eingeschränkt werden.

Solche Übersichtsarbeiten bzw. Reviews werden gern zitiert, weil man sich damit tiefergehende Literaturrecherchen eventuell ersparen kann. Dies führt also dazu, dass solche Artikel von anderen Autoren sehr oft zitiert werden. Zeitschriften, die oft solche Review-Artikel enthalten, haben hohe sogenannte Impact-Faktoren, die ein quantitatives Maß für die Bedeutung einer Zeitschrift darstellen können. Man sieht andererseits aber am Beispiel von Reviews auch, dass hohe Zitatraten nicht immer etwas über die wirkliche inhaltliche Qualität von Artikeln und Zeitschriften aussagen müssen.

Natürlich kann man also solche Review-Artikel zitieren, sollte man sogar. Findet man hier allerdings Ergebnisse Dritter, die für die eigene Fragestellung relevant sind, sollte man sich die originale Quelle beschaffen und diese dann auch selbst zusätzlich zitieren. Hier gilt also die wichtige Regel, Artikel nur zu zitieren, wenn man auch das komplette Dokument, den Volltext dieses Artikels, „in den Händen“ bzw. auf dem Bildschirm hat. Dass die einfache Übernahme eines Artikels in die eigene Literaturliste, ohne sich die eigentliche Quelle anzuschauen, schief gehen kann, zeigte ja schon ein anderer Beitrag in diesem Blog.

Und sollte der Artikel – aus welchen Gründen auch immer – nicht beschaffbar sein (auch nicht über Fernleihe!?), dann sollte man die wichtigen Ergebnisse aus dem Review-Artikel anführen und im Text zitieren, indem man beide Aufsätze, den Review-Artikel X und den dort zitierten Original-Artikel Y, angibt. Die Form dieser Angabe ist abhängig vom jeweiligen Zitierstil, z.B. „Autor Quelle Y zitiert nach Autor Quelle X“ oder „Autor Quelle Y nach Autor Quelle X“. Der Artikel Y muss dann in der Literaturliste im Allgemeinen nicht genannt werden.

Eine Kurzübersicht zum Thema Zitieren insgesamt bietet übrigens ein Handout, das auch die Studierenden des aktuellen Seminars bekommen haben.

Systematisches Literatur-Review

Ein bewertender Literaturüberblick oder Review zu einem bestimmten Thema oder zu einer definierten Forschungsfrage ist eine wichtige Voraussetzung am Beginn jedes wissenschaftlichen Arbeitens und Forschungsprojektes. Anhand von Literaturquellen wird quasi die „Geschichte“ einer thematischen Fragestellung bewertend beschrieben bzw. „erzählt“. „Telling a research story“ ist dann auch der Titel eines Ratgebers zum Verfassen von Reviews.

Insbesondere sogenannte systematische Literatur-Reviews sind in Fachgebieten wie Medizin, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften von Bedeutung, da hier oft für Praxis und Politik „evidenz-basiert“ über die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung berichtet werden soll. Aber auch in andere Themengebiete wie die Ingenieurwissenschaften dringt das Thema langsam ein (vgl. narratives Review zum Thema Reviews in parallelem Blog-Beitrag).

Für "Systematische Literatur-Reviews" ist charakteristisch, dass die Kriterien für die Auswahl der Quellen offen dargelegt wird. Auch das Vorgehen bei der Literatursuche wird ausreichend detailliert erläutert. Als Ergebnis des Reviews soll ersichtlich sein, was bekannt ist hinsichtlich der Fragestellung und was unbekannt ist bzw. wo noch Forschungsbedarf besteht.

Der im Folgenden beschriebene Ablauf eines Reviews ist das Ergebnis eines Eintauchens in die Literatur zum Thema Reviews. Hier werden in der Regel zwischen 5 und 10 Phasen unterschieden, die beim Abfassen eines Systematischen Literatur-Review durchlaufen werden. Der aus der Literatursichtung erarbeitete, hier folgende Vorschlag einer einzuhaltenden Abfolge von Schritten soll einen Rahmen und damit eine Hilfestellung zum Anfertigen eines Systematischen Reviews bieten.

  1. Vorbereitung des Reviews
    Was ist der Anlass ein Review zu schreiben? Welcher Themenbereich?
     
  2. Fragestellung des Reviews
    Weiterlesen

Vermeiden Sie Wissenschaftspossen!

Leider gibt es keinen Ort, an dem verzeichnet ist, ob ein bestimmtes wissenschaftliches Thema schon mal bearbeitet wurde oder nicht! Nur gründliches Recherchieren vermeidet Doppelarbeit und erhöht die eigene Sicherheit, dass man nichts übersieht!

In einem Bericht des „Spiegel“ aus dem Jahre 2007 ist ein solcher Fall von Doppelarbeit unter dem Titel „Wissenschafts-Posse: Ahnungslose Chemiker entdecken Verbindung zum zweiten Mal“ (Jens Lubbadeh, 6.12.2007) populär aufbereitet worden. Auch in der Zeitschrift Nature wurde darüber berichtet: Katharine Sanderson: Where have I seen that before? 103-year-old chemical reaction pops up again (4.12.2007).

Die Veröffentlichung einer japanischen Forschergruppe (Yamaguchi, I.; Gobara, Y.; Sato, M. One-pot synthesis of N-substituted diaza[12]annulenes. Org. Lett. 2006, 8 (19), 4279–4281) postulierte die Herstellung eines neuen Ringmoleküls aus 10 Kohlenstoff- und zwei Stickstoffatomen. Darauf aufbauend erschien danach ein Artikel einer amerikanischen Forschergruppe (Shi, L.; Lundberg, D.; Musaev, D. G.; Menger, F. M. [12]Annulene gemini surfactants: structure and self-assembly. Angew. Chem. Int. Ed. Engl. 2007, 46 (31), 5889–5891).

Zincke, T. Justus Liebigs Ann. Chem. 1904
Der deutsche Chemiker Christl fand heraus, dass die vermeintliche Neuentdeckung schon vor mehr als 100 Jahren in der Literatur vom deutschen Chemiker Theodor Zincke beschrieben wurde: Zincke, T. Ueber Dinitrophenylpyridiniumchlorid und dessen Umwandlungsproducte. Justus Liebigs Ann. Chem. 1904, 330 (2), 361–374.

Die Japaner haben letztendlich ihren Artikel zurückgezogen. Die amerikanische Forschergruppe hat ein Corrigendum veröffentlicht: Shi, L.; Lundberg, D.; Musaev, D. G.; Menger, F. M. [12]Annulene gemini surfactants: structure and self-assembly. Angew. Chem. Int. Ed. 2007, 46 (48), 9135.

Der deutsche Chemiker Christl hat dann noch seinen Korrekturhinweis in der Angewandte Chemie (Christl, M. 1,7-Diaza[12]annulene derivatives? 100-year-old pyridinium salts! Angew. Chem. Int. Ed. Engl. 2007, 46 (48), 9152–9153) publiziert.
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Am Schluss des Spiegel-Artikel wird die spannende Frage „Wie konnte eine 102 Jahre alte Entdeckung einfach übersehen werden – obwohl jeder Artikel von externen Gutachtern der Fachmagazine geprüft wurde?“ kurz diskutiert.

Was kann man noch aus diesem Lehrstück der Wissenschaftskommunikation lernen?

  • Die nicht mehr funktionierenden Links auf die Originalveröffentlichungen im Spiegel demonstrieren die Bedeutung und Wichtigkeit von Identifyern, z.B. DOIs, für digitale Objekte bzw. Dokumente.
  • Schon zu Zeiten von Zincke dachte man über Institutionen und Werkzeuge nach, das Weltwissen an einer Stelle zu sammeln, eindeutig zu ordnen und dauerhaft verfügbar zu machen, ein Traum, der wohl kaum in Erfüllung gehen wird. Zu diesen Aktivitäten finden Sie weitere Hinweise in einem Blog-Artikel der TU-Bibliothek mit dem Titel „Weltenzyklopädien vor 100 Jahren, der 2011 anläßlich des 10. Geburtstages von Wikipedia erschienen ist.

Fach-Datenbanken nutzen!

Fach-Datenbanken verzeichnen in der Regel unselbständige Literatur, also Zeitschriftenaufsätze, Beiträge in Konferenzbänden etc. Man kann bibliographische Datenbanken (Referenzdatenbanken) und Volltextdatenbanken unterscheiden. Ohne die Nutzung von Fach-Datenbanken ist die Gefahr groß, dass Wichtiges übersehen wird.

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Referenz-Datenbanken, wie TEMA und Web of Science, enthalten nicht die Volltexte von Publikationen, sondern nur ihre Referenzen bzw. Dokument-Beschreibungen oder Metadaten. Eine Verlinkung zum Volltext kann über die jeweilige die Datenbank-Oberfläche erfolgen. Wenn die Publikation an der TUHH lizenziert ist, kommt man so schnell zum elektronischen Volltext. Manchmal ist an der TU-Bibliothek auch nur die gedruckte Zeitschrift vorhanden, nach der im Katalog TUBfind gesucht werden kann. Nicht vorhandene Volltexte müssen über die Fernleihe bestellt werden.

Volltext-Datenbanken, wie z.B. IEEEXplore, enthalten neben den formalen und inhaltlichen Beschreibungen der Dokumente zusätzlich auch noch die Volltexte, die bei einer Suche oft mit durchsucht werden.

Im Datenbank-Infosystem DBIS, also einer Datenbank von Datenbanken (!), werden an der TUHH zugreifbare TOP-Datenbanken für diverse Fachgebiete aufgelistet. Hier sollte man für das eigene Themengebiet interessant erscheinende Datenbanken einfach mal ausprobieren!

Ein Datenbank-Steckbrief als Leitfaden zur Erkundung einer Datenbank hilft vielleicht mit dabei, dass nichts Wichtiges beim Recherchieren übersehen wird. Worauf sollte man beim Benutzen einer Datenbank alles achten? Was ist an Quellen ausgewertet? Was kann die Datenbank? (Trunkierung mit Wildcard-Symbolen? Thesuarus als kontrolliertes Vokabular? Anderer spezielle Such-Features? u.a.) In den jeweiligen Hilfe-Funktionen der Datenbank-flächen findet man oft weitere Details!