Einstieg in die Literaturverwaltung und Wissensorganisation mit Citavi

In diesem tub.torials-Beitrag soll ein kurzer Einblick in das Literaturverwaltungsprogramm Citavi gegeben werden. Die Anwendung ist an der TUHH lizenziert und kann von Angehörigen der Hochschule kostenlos verwendet werden. Als gute Alternative, auch für Mac- und Linux-Nutzer:innen, bietet sich die Open-Source-Anwendung Zotero an. Diese wurde bereits im Beitrag Einstieg in die Literaturverwaltung – Zotero in 7 Schritten vorgestellt.

Warum nur ein kurzer Einblick? Citavi ist ein umfangreiches Programm mit vielen Funktionen und dieser Beitrag ist in erster Linie als Einstiegshilfe konzipiert. Es würde den Rahmen einer Einführung sprengen, wenn viele oder gar alle Feinheiten von Citavi vorgestellt werden. Weiterführende Informationen und Anleitungen für eine Vertiefung der Citavi-Kenntnisse finden sich daher ergänzend am Ende des Beitrags.

Gegliedert ist der Beitrag in fünf 5 Kapitel:

  • 1. Schreibprozess – was alles dazugehört
  • 2. Citavi, nicht nur zum Zitieren …
  • 3. Programmoberfläche
    • 3.1 Ein Projekt anlegen und neue Titel aufnehmen
    • 3.2 Mehrere Wege der Literaturaufnahme
    • 3.3 Recherche direkt in Citavi
    • 3.4 Arbeiten mit PDFs – Import und Markierung
    • 3.5 Die große Stärke: Wissensmanagement
    • 3.6 Zitate direkt in Citavi erstellen
    • 3.7 Zitate in Word erstellen
    • 3.8 Alles muss raus: Literatur veröffentlichen (Literaturliste)
    • 3.9 Alles eine Frage des Stils – Zitationsstil einstellen
  • 4. Empfehlung? Ja!
  • 5. Weitere Informationen

1. Schreibprozess – was alles dazugehört

Zur Einstimmung ein Blick auf das, was alles zum wissenschaftlichen Schreiben gehört und welche Ansprüche daraus an ein Literaturverwaltungsprogramm entstehen können:

Schreiben und was dazu gehört (Abbildung: Detlev Bieler, CC BY 4.0)

Natürlich beginnt das Schreiben im Kopf mit einer Idee, aus der dann ein Konzept entsteht. Es folgt die Suche nach Literatur und die Sammlung von in Frage kommenden Quellen. Idealerweise wird das Gefundene dabei sortiert sowie (vielleicht) gegliedert und in Kategorien eingeteilt. Dies kann nach Themen oder vielleicht schon nach möglichen Unterteilungen eines geplanten Textes (Kapitel) sein. Mit dem Lesen der gefundenen Literatur beginnt auch die Auswertung oder Bewertung, um festzustellen, ob diese für den geplanten eigenen Text geeignet ist und zitiert werden sollte.

Wahrscheinlich muss weitere Literatur recherchiert werden und die Suche wird erweitert. So können weitere Themen in den Fokus geraten, an die vielleicht vorher noch nicht gedacht wurde. Manches geht dabei aber vielleicht auch zu sehr ins Detail, so dass diese Texte zumindest für das aktuell geplante Schreibprojekt wieder ausgeschlossen werden.

Nun endlich kann aus der gefundenen Literatur mit Quellenbelegen zitiert werden. Schluss ist dann allerdings noch nicht. Wenn der Text steht, geht es vor der Veröffentlichung ans Redigieren. In dieser auch aufwendigen Schreibphase wird das Schreibprojekt in Ordnung gebracht, in dem bspw. inhaltliche und formale Fehler behoben werden. Auch Layoutanpassungen vor der Veröffentlichung bzw. Abgabe können hier noch erforderlich sein genau wie Gedanken für eine wiederauffindbare Archivierung.

Zum Prozess des wissenschaftlichen Schreibens gehört also weitaus mehr als nur die Formulierung von Texten. Für möglichst viele Einzelschritte ist es daher natürlich schön, wenn Software manuelle Tätigkeiten abnehmen bzw. optimieren kann. Genau hier kommt ein Literaturverwaltungsprogramm ins Spiel, das eben weitaus mehr als das bloße Sammeln von Quellen ermöglicht.

2. Citavi, nicht nur zum Zitieren …

Mit der Literaturverwaltungsanwendung Citavi lassen sich nicht nur Literaturquellen sammeln. Die folgende Abbildung zeigt einige weitere Funktionen:

Literaturverwaltungsanwendungen bieten mehr als Sammeln (Abbildung: Detlev Bieler, CC BY 4.0)

Die Optionen rund um Wissensmanagement von Citavi sind zusammengefasst umfangreich. In den folgenden Kapiteln sollen einige dieser Funktionen bei einem Blick auf die Programmoberfläche kennengelernt werden.

3. Programmoberfläche

Die folgende Abbildung zeigt das Startfenster von Citavi. Zur Veranschaulichung ist bereits ein Projekt angelegt, sodass in der linken Spalte die bisher gesammelte Literatur aufgelistet wird. Zum markierten Titel „Vom Bild zur Erkenntnis?“ wird im rechten, größeren Fenster in einer Detailansicht angezeigt. Hier sehen Sie die Titeldaten, können aber später auch selbst angefertigte Zitate zur Veröffentlichung aufrufen.

Programmoberfläche von Citavi (Screenshot „Programmoberfläche“, nicht unter freier Lizenz)

Oben über der linken Spalte können Sie zwischen drei Kategorien wählen:

  • Literatur (ist gerade aktiv),
  • Wissen,
  • Aufgaben.

Die Kategorie Wissen ist eine Besonderheit von Citavi und einer der größten Unterschiede zu anderen Literaturverwaltungsprogrammen. Hiermit können Sie Wissenselemente wie Zitate direkt und indirekt als Paraphrase sortiert sammeln. Auch für Gedanken, Kommentare und Bewertungen zu Ihren Quellen bietet sich hier Platz. Die dritte Kategorie Aufgaben ermöglicht das Anlegen von an Sie selbst gestellten Aufgaben, an die Sie dann mit vom Programm erinnert werden. Dies können z.B. Abgabetermine oder Aufgaben, die noch zu erledigen sind (u.a. Experimente auswerten, Texte zu analysieren, oder Korrekturlesen), sein.

3.1 Ein Projekt anlegen und neue Titel aufnehmen

Projekte lassen sich in Citavi über den Menüpunkt Datei – Neues Projekt öffnen. Speichern können Sie Ihr Projekt entweder lokal auf ihrem Rechner oder in der Citavi-Cloud, so dass Sie von überall darauf zugreifen können. Um einen neuen Titel im Projekt aufzunehmen, rufen Sie über den Menüpunkt Titel ganz oben links in der Menüleiste (grünes Kreuz) ein Fenster auf, in dem Sie zwischen den gängigsten Dokumenttypen wählen können. Hervorgehoben sind links oben die Typen, die am häufigsten gebraucht werden:

  • Monographie (umgangssprachlich: Buch 😉 ),
  • Sammelwerk,
  • Zeitschriftenaufsatz.

Vorausgewählt ist immer der Dokumenttyp, der in der Liste bereits vorhandener Titel Ihres Projektes zuletzt markiert wurde. Im unten abgebildeten Beispiel ist es ein Zeitschriftenaufsatz. Gut sehen können Sie hier auch, wie groß die Auswahl an Formaten ist!

Titel in Citavi aufnehmen (Screenshot „Titel aufnehmen“, nicht unter freier Lizenz)

Nachdem Sie eine Auswahl getroffen haben und auf „ok“ klicken öffent sich die Eingabemaske für die Titeldaten:

Eingabemaske für einen Zeitschriftenaufsatz (Screenshot „Eingabemaske“, nicht unter freier Lizenz)

Praktisch ist, dass die Eingabemasken dem Dokumenttyp entsprechend angezeigt werden. Sie sehen also, welche der jeweils spezifischen Dokumentangaben eingetragen werden müssen. Diese Informationen können nun per Hand eingetragen werden, es gibt aber auch weitere Optionen für die Übernahme von Titel-Daten.

3.2 Mehrere Wege der Literaturaufnahme

Für die Literaturaufnahme bietet Citavi verschiedene Optionen an. Neben einer komfortablen automatischen Datenerfassung ist auch eine komplett händische Titelaufnahme möglich.

Vier Wege der Literaturaufnahme (Screenshot „Wege der Literaturaufnahme“, nicht unter freier Lizenz)

Weg 1
Dieser Weg bedeutet etwas Handarbeit, die manchmal aber auch einfach nicht zu vermeiden ist (z.B. wenn ein Buch nur als gedrucktes Exemplar erhältlich ist und die Daten online nicht ermittelbar sind).

Weg 2
Sie können den Titel einer Quelle auch direkt aus Citavi heraus recherchieren. Die gefundenen Daten werden automatisch eingetragen. Diese Form der Recherche wird weiter unten beschrieben.

Weg 3
Der dritte Weg ist die Eingabe einer ISBN oder eines DOIs: Citavi sucht dann Online nach den dazugehörigen Titeldaten und überträgt diese selbstständig in Ihr Projekt. Ab und an sind diese Daten nicht vollständig oder fehlerhaft. Es sollte daher immer ein zweiter Blick auf die automatisch erfassten Daten geworden werden.

Weg 4
Die vierte Möglichkeit ist die Nutzung des sog. Citavi-Pickers. Dieses Browser-Plug-in wertet Textdateien wie Webseiten, Fachdatenbanken, Bücher und PDF-Dokumente aus. Gesammelte Titeldaten können per Mausklick in ein Citavi-Projekt überführt werden können. Das Picker-Symbol ist in der obigen Abbildung „Vier Wege der Literaturaufnahme“ (Punkt „4“) zu sehen. Sollte ein Titel bereits im eigenen Citavi-Projekt erfasst worden sein, so wird dies durch ein grünes Häkchen kenntlich gemacht (siehe folgende Abbildung „Citavi-Picker“).

Einsatz des Citavi-Pickers (Screenshot „Citavi-Picker“, nicht unter freier Lizenz)

3.3 Recherche direkt in Citavi

Es wurde unter „Weg 2“ bereits erwähnt, dass aus Citavi heraus in Bibliothekskatalogen recherchiert werden kann (Menü: Recherchieren). Hier lassen sich auch Datenbanken hinzufügen:

Recherchefenster (Screenshot „Recherchefenster“, nicht unter freier Lizenz)

Möchten Sie bspw. Datenbanken hinzufügen, die an Ihrer Hochschule lizenziert sind wie im abgebildeten Beispielprojekt die Angebote „Business Source Premier“ und „Web of Science“, so ist dies problemlos möglich. Auch eine erweiterte Recherche für eine gezielte Suche lässt sich durchführen.

Recherchetreffer (Screenshot „Recherchefenster“, nicht unter freier Lizenz)

Im Anschluss an eine Suche sind nur noch die gewünschten Treffer auszuwählen. Diese werden mit allen nötigen Daten in Ihr Citavi-Projekt eingetragen.

Recherchierter Titel neu im Projekt, markiert (Screenshot „Markierter Titel“, nicht unter freier Lizenz)

3.4 Arbeiten mit PDFs – Import und Markierung

Eine weitere sehr praktische Funktion ist das Sammeln und wahlweise Abspeichern von PDF-Dokumenten. Bei Ersterer werden nur die Dokumentdaten gespeichert sowie die Links für einen späteren Aufruf im Internet. Bei Letzterer wird das PDF im Projektordner abgelegt. Hierbei ist allerdings die Größe der Dateien zu berücksichtigen. Es muss ausreichend Cloudspeicher zur Verfügung stehen, wenn die Dateien nicht auf Ihrem Rechner gespeichert werden sollen.

PDF-Import per Drag-and-drop (Screenshot „PDF-Import“, nicht unter freier Lizenz)

Um PDF-Dokumente in Ihr Projekt zu importieren, brauchen Sie diese einfach nur aus dem Dateiexplorer in das Titelfenster ziehen. Den Rest erledigt Citavi. Oder Sie machen das ganz gezielt über das Menü (Titel – Importieren) und suchen die gewünschten Titel in Ihrer Dateiablage aus. Besonders schön ist hierbei, dass Citavi sogar aus unbenannten PDFs, wie sie manchmal beim Download von eBook-Kapiteln entstehen (bspw. „fulltext.pdf“) die Titeldaten aus den Eigenschaften des Dokuments generieren kann.

Und Sie können die PDFs auch auswerten, d.h. in Citavi direkt farbig markieren, ganz so, wie Sie es von ausgedruckten Fassungen kennen. Also kein Ausdruck und Markern nötig. Die Markierungen werden abgespeichert, so dass diese auch zukünftig erhalten bleiben. Hierzu muss allerdings das PDF in Citavi abgespeichert werden, dieses wird dadurch aber nicht verändert. Wie in der folgenden Abbildung zu sehen ist, sind die Farben hellblau und rosa dabei für wörtliche und paraphrasierte Zitate vorgesehen. Haben Sie eine Textstelle auf solche Art markiert, öffnet sich anschließend ein Formular, in dem Sie das Zitat weiterbearbeiten können (dazu später mehr). Es wird direkt der Quelle zugeordnet.

PDFs markieren (Quelle: Citavi-Handbuch)

3.5 Die große Stärke: Wissensmanagement

Eine besondere Stärke von Citavi sind viele Möglichkeiten im Beeich der Wissensorganisation. Hier unterscheidet sich die Anwendung auch von anderen Literaturverwaltungsprogrammen. Neben dem Sammeln der Zitate können Sie eine Struktur Ihres Textes anlegen, indem Sie Kategorien erstellen. Dies entspricht einer Gliederung in Kapiteln und Abschnitten, wie Sie das sonst in einem Textverarbeitungsprogramm machen würden. Den Kategorien können Sie Ihre gefundenen Literaturquellen zuordnen und so sehen, zu welchem Kapitel Sie wie viele Quellen recherchiert haben und wo noch welche fehlen. Auf diese Weise kann schon vor der Textarbeit eine detaillierte Skizze Ihres geplanten Textes abgebildet werden. Natürlich können Sie diese Gliederung aus Kategorien auch nach Word exportieren. Umgekehrt ist dies ebenfalls möglich.

Kategorien und Kategorie hinzufügen (Screenshot „Kategorien“, nicht unter freier Lizenz)

In der Kategorie „Wissen“ können Sie außerdem Ihre Gedanken und Ideen notieren, die Sie zu den verschiedenen Quellen/Zitaten haben.

Gedanke (Screenshot „Gedanke“, nicht unter freier Lizenz)

Und auch Kommentare, Bewertungen und Verweise lassen sich einfach hinzufügen. So ist auch Platz für Informationen zu anstehenden Aufgaben.

Kommentare in Citavi (Screenshot „Kommentar“, nicht unter freier Lizenz)

Nun aber zu einer der wichtigsten Funktionen in Citavi, der Erstellung und Verwaltung von Zitaten. Um mit Citavi zu zitieren, sind zwei Wege möglich. Diese möchte ich im Folgenden kurz zeigen. Welcher Weg für einen der Richtige ist, ist Geschmackssache. Ich empfehle, beide Möglichkeiten einmal auszuprobieren. Beide Ansätze lassen sich auch gut miteinander kombinieren.

3.6 Zitate direkt in Citavi erstellen

Citavi bietet die Möglichkeit, Zitate zu erstellen und den jeweiligen Quellen zugeordnet abzuspeichern. Dies können direkte (also wörtliche) oder indirekte Zitate (Paraphrasen) sein. Hierfür gibt es ein Formular, in dem neben dem eigentlichen Zitattext (und der Seitenangabe) auch ein Kerngedanke formuliert werden kann. Dies hilft, um sich schnell an den Inhalt zu erinnern und das Zitat in die Struktur des Textes einzufügen. Außerdem lassen sich Zitate hier den gewünschten Kategorien (oder Kapiteln) und somit gleich der richtigen Stelle im Text zuordnen.

Für dieses Beispiel habe ich in einem PDF-Dokument, das in meinem Projekt gespeichert ist, ein direktes und ein indirektes Zitat erstellt. Hierzu wird der gewählte Text mit dem Cursor markiert und anschließend über das Menü Wörtliches oder indirektes Zitat ausgewählt.

Markierung des Zitates im PDF (Screenshot „Markiertes PDF“, nicht unter freier Lizenz)

Anschließend kann das Zitat im Formular durch Anführungszeichen, Auslassungen, Hervorhebungen etc. bearbeitet und ergänzt sowie fertig formatiert werden:

Zitatformular (Screenshot „Zitatformular“, nicht unter freier Lizenz)

Schließlich lassen sich sowohl wörtliche Zitate als auch Paraphrasen, aus Citavi heraus in Word einfügen. Dazu muss nur der Mauscursor im Text an der vorgesehenen Stelle des Dokumentes positioniert sein.

3.7 Zitate in Word erstellen

Wenn man Zitate lieber im eigentlichen Textdokument direkt formulieren möchte, bietet das Citavi Word Add-in die Möglichkeit, die dazugehörigen Quellen-Belege in den Text einzufügen. Diese werden mit einer Feldfunktion versehen. Sollten Literatureinträge an zentraler Stelle in Citavi angepasst werden, so können die Belege im Textdokument nun einfach aktualisiert werden.

Worddokument mit Citavi-Arbeitsbereich (Screenshot „Citavi und Word“, nicht unter freier Lizenz)

3.8 Alles muss raus: Literatur veröffentlichen (Literaturliste)

Einer der schönsten Momente bei der Arbeit mit einem Literaturverwaltungsprogamm ist das Erstellen der Literaturliste, die sich durch einen einfachen Knopfdruck erzeugen lässt. Die Wahl des Menüpunktes Literaturliste generiert zunächst eine Druckvorschau. Die Liste kann dann abgespeichert werden, um später im Dokument eingefügt zu werden.

Literaturliste drucken, Menü (Screenshot „Literaturliste drucken“, nicht unter freier Lizenz)

So wie in der folgenden Abbildung kann die Liste aussehen. Der Wechsel des verwendeten Zitationsstils lässt sich schnell umsetzen und wird im nächsten Abschnitt beschrieben.

Auszug einer Literaturliste (Screenshot „Literaturliste“, nicht unter freier Lizenz)

3.9 Alles eine Frage des Stils – Zitationsstil einstellen

Es gibt zwar mehrere Tausend Zitationsstile, aber diese lassen sich vereinfacht als Variationen von eigentlich nur zwei Haupt-Zitationsmethoden zu betrachten:

  • Autor-Jahr- Belegmethode,
  • Ziffern-Belegmethode.

Erstere ist auch als Harvard oder Anglo-Amerikanische Belegmethode bekannt. Letztere als Oxford-Methode oder deutsche Belegmethode. Die folgende Grafik dient zur Verdeutlichung:

Die zwei wichtigsten Zitationsmethoden (Abbildung: Detlev Bieler, CC BY 4.0)

Im abgebildeten stilisierten Text muss man sich die dunklen Textteile als Zitat vorstellen. Im linken Beispiel wird die Quelle in Form vom Namen des Autors oder der Autorin sowie Jahres- und Seitenzahl direkt im Text angegeben. Das rechte Beispiel arbeitet stattdessen mit einer Ziffer (manchmal als Hochzahl) und den Quellenangaben in der Fußnote. Manchmal erfolgt die Umsetzung als Kurzbeleg, manchmal als Vollbeleg. Hier fangen die Variationen also schon an.

Citavi hat über 11.000 Zitierstile „auf Lager“ und man kann diese ganz leicht auswählen. Auch eine gezielte Stilsuche ist möglich. Hierzu muss unter dem Menüpunkt Zitation – Zitationsstile, Zitationsstil wechseln aufgerufen werden:

Zitationsstil wechseln (Screenshot „Zitationsstil“, nicht unter freier Lizenz)

Anschließend kann nach Wahl von Zitationsstil hinzufügen ein Stil gesucht werden. Hierzu kann sowohl nach Fachgebiet, Sprache, Hauptmethode (Kurzbeleg oder Ziffer) als auch nach einem Namen (beispielsweise einer Fachzeitschrift) gesucht werden.

Zitierstil suchen (Screenshot „Stil suchen“, nicht unter freier Lizenz)

In der Vorschau im rechten Teil wird passend zum ausgewählten Stil die Zitationsweise im Text selbst und die Darstellung der Quellen im Literaturverzeichnis als Vorschau angezeigt.

4. Empfehlung? Ja!

Ich arbeite gern mit Citavi. Insbesondere die Möglichkeiten der Wissensorganisation schätze ich sehr. So lässt sich schnell mal eine Skizze für ein Schreibprojekt erstellen, indem über das Anlegen von Kategorien (entspricht Kapiteln) ein Gerüst eines möglichen Textes sichtbar wird. Dies muss dann nur noch befüllt werden, wobei hier die gefundene Literatur gleich zugeordnet werden kann. Es ist natürlich Geschmackssache, ob man einen Text in einem Textverarbeitungsprogramm beginnt oder in Citavi. Ich empfehle, dies einfach einmal auszuprobieren.

Citavi ist ein sehr umfangreiches Programm. Die Einarbeitung braucht dementsprechend Zeit, aber die Möglichkeiten sind dafür auch zahlreich. Leider ist Citavi kein Open-Source-Produkt. In diesem Bereich ist Zotero eine empfehlenswerte Alternative. Es ist auch schade, dass die Free-Version von Citavi abgeschafft wurde, da diese einen guten ersten Einblick in die zahlreichen Features ermöglichte. Abzuwarten ist auch, wie sich der Support von Citavi weiterentwickelt. Aktuell findet der Support nach unternehmerischer Umstrukturierung nicht auf dem hohen Level vergangener Jahre statt. Sehr erfreulich: An der TUHH wird die Citavi-Lizenz Studierenden und Mitarbeiter*innen kostenlos zur Verfügung gestellt.

5. Weitere Informationen

Für weitere Fragen rund um Citavi stehen Ihnen gerne unsere Ansprechpartner für Literaturverwaltung an der tub. zur Verfügung. Auf den Service-Seiten der Bibliothekt gibt es auch weitere Informationen zu Citavi.

Citavi selbst bietet ein sehr gutes Manual für den Umgang mit der Anwendung an, im Internet finden sich aber auch zahlreiche Kurz-Tutorials zu allen Feinheiten des Programmes. Mir persönlich gefallen die Kurzvideos der TU München (Video 1 und Video 2) sowie das Angebot der Kolleg*innen der Uni Konstanz sehr gut.


CC BY 4.0
Weiternutzung als OER ausdrücklich erlaubt: Dieses Werk und dessen Inhalte sind – sofern nicht anders angegeben – lizenziert unter CC BY 4.0. Nennung gemäß TULLU-Regel bitte wie folgt: Einstieg in die Literaturverwaltung und Wissensorganisation mit Citavi von Detlev Bieler, Lizenz: CC BY 4.0. Der Beitrag und dazugehörige Materialien stehen auch im Markdownformat und als PDF zum Download zur Verfügung.

H5P-Elemente offline erstellen und in HTML exportieren mit Lumi

In diesem Beitrag werfen wir einen Einblick auf die Open-Source-Software Lumi. Lumi ist als Desktopanwendung verfügbar für Windows, macOS und Linux und ermöglicht die Erstellung von H5P-Elementen. H5P ist eine freie, quelloffene Software und steht für HTML5 Package. Mit ihr lassen sich interaktive Inhalte wie Videos (Element „Interactive Video“), Grafiken (Element „Image Hotspots“), Quizze (Element „Personality Quiz“) und verschiedene Formen von Lückentexten (z. B. Element „Fill in the Blanks“) ohne Programmierkenntnisse erstellen und in Blogbeiträge, Hackpads, Padlets oder Learning Management Systems (LMS) einbinden.

Mit Lumi lassen sich auch ohne Programmierkenntnisse leicht kreative und interaktive (Lern-)Inhalte erstellen (Abbildung von Florian HagenCC0/Public Domain)

Ein Vorteil von Lumi gegenüber anderen H5P-Editoren: Lumi lässt sich offline nutzen. Eine Webseite (u. a. www.h5p.org), ein LMS (bspw. Stud.IP) oder ein Content-Management-System (z. B. WordPress) wird somit nicht benötigt, um eigene interaktive Lernelemente zu kreieren. Ein weiterer Vorteil: die mit Lumi erstellten Elemente lassen sich per Mausklick als HTML-Datei exportieren. Diese können auf fast allen Geräten ohne großen Aufwand genutzt werden. Aktuell (Stand: 28.02.2022) stehen 48 Inhaltstypen zur Verfügung.

Die Eindrücke zu Lumi in diesem Beitrag basieren auf der Version 0.8.3 für macOS. Der Beitrag ist in folgende Abschnitte eingeteilt:

  • 1.) Download und erste Schritte,
  • 2.) Editier- und Vorschaumodus,
  • 3.) Speichern und Export von H5P-Elementen,
  • 4.) Sonstiges.

Die Software wird ausschnitthaft am Beispiel des Elements „Image Hotspots“ vorgestellt.

1. Download und erste Schritte

Lumi lässt sich über https://lumi.education/#download herunterladen. Hier muss lediglich das passende Betriebssystem ausgewählt werden.

Lumi-Download-Optionen (Screenshot „Downloadseite“, nicht unter freier Lizenz)

Nach einer kurzen Installation können wir Lumi starten und haben zunächst die Wahl zwischen „H5P-Editor“ und „Lumi Analytics“. Da wir ein H5P-Element erstellen bzw. bearbeiten möchten, wählen wir den Editor aus (1.) und landen in einem weiteren Optionsfenster. Hier (2.) können wir wählen, ob wir bereits existierende Dateien bearbeiten wollen („EIN VORHANDENES H5P ÖFFNEN“) oder ein neues H5P-Element erstellen wollen („EIN NEUES H5P ERSTELLEN“).

Wählen wir die zweite Option „EIN NEUES H5P ERSTELLEN“, so haben wir nun die Wahl zwischen verschiedenen Inhaltstypen. Die Auswahlmaske ist im Grunde komplett identisch mit den gängigen H5P-Online-Editoren, die über ein WordPress-Plugin oder www.h5p.org genutzt werden können.

Auswahl eines H5P-Inhaltstyps (Screenshot „H5P-Elementauswahl“, nicht unter freier Lizenz)

Beim ersten Start der Software sind zunächst nicht alle Inhaltstypen installiert. Dies lässt sich aber schnell mit wenigen Mausklicks nachholen. Erkennbar sind die nicht installierten H5P-Elemente am Hinweis „Übernehmen“. Auf neuere Versionen der Elemente wird durch den Hinweis „Aktualisierung verfügbar“ aufmerksam gemacht. Wählt man das erste Mal ein H5P-Element aus, so wird von Lumi auf die Möglichkeit eines Kurztutorials hingewiesen.

Hinweis auf vorhandene Tutorials (Screenshot „Tutorialhinweis“, nicht unter freier Lizenz)

Später können diese Tutorials nach Auswahl eines Elements und Klick auf „Tutorial“ am oberen Bildschirmrand eingesehen werden.

Zugriff auf Tutorials (Screenshot „Tutorialbutton“, nicht unter freier Lizenz)

Apropos Tutorials. Die über Lumi einzeln abrufbaren Einführungen zu H5P-Elementen lassen sich auch direkt über die Rubrik „Examples & downloads“ auf www.h5p.org abrufen. Eine richtig tolle Beispielsammlung bietet auch „H5P im Überblick“. Hier werden zu den meisten Elementen neben Beispielen ganz offen Ideen für den Einsatz und Schritt-für-Schritt-Anleitungen zur Erstellung geteilt.

„H5P im Überblick“ bietet eine umfangreiche Anleitung mit Ideen und Anleitungen (Abbildung von Nele HirscheBildungslaborCC0/Public Domain)

2. Editier- und Vorschaumodus

Hat man sich für ein Element entschieden (hier ausgewählt: „Image Hotspots“), so öffnet sich der leere Editierbildschirm.

Leere Editiermaske eines H5P-Elements (Screenshot „Editiermaske“, nicht unter freier Lizenz)

Über die unterschiedlichen Eingabe- und Optionsfelder lässt sich das eigene Lernelement nun gestalten. Für „Image Hotspots“ (und andere Elemente) sollte zunächst ein Titel vergeben werden, bevor ein Hintergrundbild hinzugefügt, Alternativtexte festgelegt und Hotspot-Symbole positioniert und angepasst werden. Diese Hotspot-Symbole sorgen dafür, dass später auf Grafiken klickbare Symbole vorhanden sind, die beispielsweise weitere Informationen zur angeklickten Bildposition beinhalten.

Zur Veranschaulichung eines befüllten Editierbildschirmes habe ich nachfolgend über „H5P-Datei öffnen“ am linken Bildschirmrand das H5P-Element „Workflow Finanzierung Zeitschriftenartikel“ geöffnet, welches auch im Rahmen der Open Access Week 2021 im Blogbeitrag Wie finanziere ich meinen Zeitschriftenartikel? eingebunden wurde.

In einer bestehenden Editiermaske kann mit Klick auf „H5P-Datei öffnen“ auf bereits erstellte Materialien zurückgegriffen werden (Screenshot „Element öffnen“, nicht unter freier Lizenz)

Dieses Element kann im verlinkten Beitrag über einen Klick auf „Reuse“ einfach runtergeladen werden, um selbst ein wenig mit Lumi zu experimentieren. Ein weiteres „Image Hotspots“-Element zum Ausprobieren steht auch über den tub.torials-Beitrag Was bedeutet eigentlich Open Science? zur Verfügung.

Mit Klick auf „Reuse“ lassen sich H5P-Elemente runterladen und mit H5P-Editoren wie Lumi editieren (Screenshot „Zeitschriftenartikel“ von Isabo Schick und Florian Hagen)

Um zu sehen, wie unser Lernelement in der praktischen Nutzung aussieht, kann nun in Lumi die Vorschau-Option über Klick auf die Registerkarte „Vorschau“ genutzt werden.

Auswahl der Vorschau-Option (GIF „Zeitschriftenartikel“ von Isabo Schick und Florian Hagen)

Diese Option von Lumi ist in meinen Augen ein großer Vorteil gegenüber vielen H5P-Online-Editoren, da in Lumi ohne große Wartezeiten auf Mausklick angezeigt wird, wie das Lernelement in der Praxis aussieht. Bei Online-Lösungen muss vor der Wahl der Vorschau-Option immer gespeichert werden. Andernfalls werden die Änderungen nicht in der Vorschau abgebildet. Werden nun im eigenen Workflow wieder und wieder Kleinigkeiten geändert und häufig über die Vorschau überprüft, war dies zumindest für mich in der praktischen Nutzung von Online-Editoren häufiger störend, da der Speichervorgang selbst sowie das hin- und herschalten zwischen Editier- und Vorschaumodus des Öfteren einige Augenblicke dauerte. Der Wechsel zwischen Editier- und Vorschauperspektive bei H5P-Online-Editoren sorgt auch dafür, dass nicht gespeicherte Änderungen verloren gehen. Dies ist bei Lumi nicht der Fall. Dennoch sollte natürlich auch hier das regelmäßige Speichern nicht vergessen werden. Wird die Anwendung geschlossen, ohne zu speichern, so gibt es leider keine Option wie „Auto-Wiederherstellung“.

3. Speichern und Export von H5P-Elementen

Erfreulicherweise funktioniert der Speichervorgang in Lumi schnell und unkompliziert. Dieser kann sowohl per Shortcut („Cmd“-Taste + „S“) als auch Auswahl von „Datei“ am oberen linken Bildschirmrand und Klick auf „Speichern“ ausgelöst werden.

Gespeichert werden kann mit Lumi durch Shortcuts oder Klick auf „Datei“ und Auswahl von „Speichern“ (Screenshot „Speichern“, nicht unter freier Lizenz)

Ein erfolgreicher Speichervorgang wird durch einen grün hinterlegten Hinweis „H5P gespeichert!“ bestätigt. Das Element liegt nun als H5P-Datei vor und kann in Lernplattformen wie Stud.IP oder Content-Management-Systeme wie WordPress eingebunden werden, wenn ein H5P-Plugin aktiviert ist. Wird eine dieser Möglichkeiten für die Abbildung von H5P genutzt, so lassen sich die Elemente auch in Open-Source-Anwendungen wie HedgeDoc (Weiteres zu HedgeDoc und Markdown haben wir in den Beiträgen Online-Fortbildungen mit HedgeDoc und Greenshot dokumentieren und Schreiben mit Markdown festgehalten) einbetten, um zum Beispiel für Seminare, Workshops und andere Veranstaltungen Arbeitsumgebungen für Aufgaben zur Verfügung zu stellen, die gemeinsam bearbeitet werden können. Wer dies einmal schnell ausprobieren möchte:

  • Über diesen Link lässt sich die TU-Installation von HedgeDoc aufrufen,
  • Auswahl von „Neue Gastnotiz“ (oberer Bildschirmrand, rechts) erzeugt ein leeres Dokument,
  • Aufruf eines H5P-Elements (zum Beispiel dieses interaktive Video),
  • Klick auf die Schaltfläche „Embed“ am unteren Rand des H5P-Elements,
  • Einfügen des Links in das Hackpad.

Das H5P-Element sollte nun im Hackpad zu sehen und verwendbar sein.

Lumi bietet für H5P-Elemente mit der Export-Option zudem eine weitere Möglichkeit des Teilens. Wenn wir am oberen Bildschirmrand auf „Datei“ klicken, können wir „Exportieren…“ auswählen und einen HTML-Export erstellen. Mit Auswahl von „All-in-One-HTML-Datei“ entsteht so zum Beispiel ein H5P-Element, das auf Computern mit Internetbrowser durch einen einfachen Doppelklick auf die generierte HTML-Datei geöffnet und genutzt werden kann. Erfolgreich ausprobiert habe ich dies bisher mit den Browsern Safari, Firefox und Chrome. Lernende können so also interaktive H5P-Elemente nutzen, ohne dass weitere Anwendungen installiert werden müssen oder eine Internetverbindung benötigt wird (außer für den Download der HTML-Datei).

Die Option des HTML-Exports ist auch im Hinblick auf Repositorien wie TUHH Open Research (TORE) interessant, da HTML zu den unterstützten Formaten von TORE gehört. Somit ist es möglich auch für interaktive Open Educational Resources (OER) einen Digital Object Identifier (DOI) zu erzeugen. Diese Form des Identifikators ist – ähnlich der ISBN in Büchern – eindeutig und dauerhaft. Quellenbelege in der Wissenschaft setzen daher immer bevorzugt auf DOIs statt klassische URLs, um nicht mehr funktionierenden Links vorzubeugen. Wie dies in der Praxis aussehen kann, zeigt das Lernelement „4 Step Creation Method“ von Jan Küchenhof und Hanna Marie Bickmeier. In diesem H5P-Element, das im Rahmen der Hamburg Open Online University (HOOU) an der TUHH entstanden ist, kann mehr über eine Methode zur systematischen Neugewinnung von Innovationen erfahren werden.

TORE-Eintrag „4 Step Creation Method“ (Screenshot „TORE-Eintrag“, nicht unter freier Lizenz)

4. Sonstiges

Lumi ist zum Erstellen und teilen von H5P-Elementen eine tolle Sache. Einige Schritte der H5P-Erstellung lassen sich so angenehmer und effizienter für mich umsetzen und Lerninhalte können zusätzlich über andere Wege zugänglich gemacht werden. Was ich mir neben einer automatischen Zwischenspeicheroption für den Fall der Fälle (man kennt es ja, auch heute vergisst man ab und an in Eile durchaus mal das Speichern 😉 ) noch wünschen würde, wäre eine Option wie „Zuletzt verwendete H5P-Elemente öffnen“. Für aktive Sitzungen mit Lumi werden alle zuletzt geöffneten H5P-Elemente am linken Rand eingeblendet, sobald das Programm aber geschlossen bzw. neu gestartet wird, werden zuletzt geöffneten Dateien nicht mehr angezeigt. Abstürze oder andere Probleme habe ich mit Lumi bislang ansonsten nach vielen Monaten der Nutzung noch keine gehabt.

Was haltet ihr von Lumi und H5P-Elementen? Nutzt ihr Letztere zum Lehren, Lernen und andere Zwecke oder greift ihr auf Alternativen zurück? Teilt eure Erfahrungen gerne offen über die Kommentarfunktion oder andere Kanäle 🙂


CC BY 4.0
Weiternutzung als OER ausdrücklich erlaubt: Dieses Werk und dessen Inhalte sind – sofern nicht anders angegeben – lizenziert unter CC BY 4.0. Nennung gemäß TULLU-Regel bitte wie folgt: H5P-Elemente offline erstellen und in HTML exportieren mit Lumi von Florian Hagen, Lizenz: CC BY 4.0. Der Beitrag und dazugehörige Materialien stehen auch im Markdownformat und als PDF zum Download zur Verfügung.
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