Immer noch ranken sich Mythen um Open Access, die viele Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen davon abhalten, in Open Access Journals zu publizieren. Diese Unsicherheit wird insbesondere durch Zweifel an dem Prestige und der Qualität der Open-Access-Zeitschriften geschürt.
Dabei durchlaufen qualitative Open-Access-Zeitschriften im Allgemeinen das gleiche Peer-Review-Verfahren wie Closed-Access-Journals. Einige Open-Access-Artikel entstehen vielmehr in sogenannten „Open-Peer-Review“-Verfahren, die die Qualität der Publikationen sogar noch steigern, indem sie den Begutachtungsprozess transparent gestalten und öffnen: Als Preprint veröffentlichte Artikel können durch Kommentare ausgewählter Gutachter oder auch durch jede interessierte Person ergänzt werden.
Mit öffentlichen Peer Reviews, wie sie im Open-Access-Bereich zunehmend praktiziert werden, kann folglich der Kritik am klassischen Peer-Review-Verfahren begegnet werden. Diese Kritik wurde z.B. im letzten Jahr befeuert, als bekannt wurde, dass ein computergenerierter Artikel in einer nur mit Subskriptionsgebühren zugänglichen Zeitschrift publiziert worden war (siehe Beitrag in der Zeitschrift „Nature“).
Darüber hinaus werden zunehmend auch „Open Science“-Metriken wie die sogenannten „Altmetrics“ als Alternative diskutiert, womit die Wirkung eines Artikels durch die Nennungen in Social Media wie Twitter und Blogs ausgewertet werden. Es wird sich zeigen, inwieweit die Altmetrics die klassische Bewertung von Forschung ergänzen oder sogar ablösen wird.
Der zweite Mythos besagt, Open Access Journals würden keinen bzw. keinen hohen Impact Faktor vorweisen. Dabei existiert inzwischen eine ganze Reihe von Zeitschriften, die binnen weniger Jahre so hohe Impact-Faktoren aufbauten (wie die Zeitschrift PLOS Biology), dass sie diesbezüglich inzwischen auf Augenhöhe mit klassischen Closed-Access-Journals liegen.
Wenn Open-Access-Zeitschriften (noch) keinen (hohen) Impact Faktor vorweisen, dann liegt die Ursache oftmals darin, dass jährlich zahlreiche neue Open Access Journals gegründet werden. Diese sind häufig schlichtweg noch zu frisch auf dem Markt, um für diese einen Impact Faktor berechnen zu können.
Das Prestige einer Zeitschrift ist also definitiv nicht abhängig vom Geschäftsmodell. Hohe und niedrige Qualität findet sich sowohl bei kommerziellen als auch bei nicht-kommerziellen Verlagen und Journals.
Einige Tools machen es sich daher zur Aufgabe, noch verbliebene Zweifel an Open Access auszuräumen:
- Das sogenannte „Directory of Open Access Journals” (DOAJ) verzeichnet internationale Open-Access-Zeitschriften. Zwar sollte die Nennung in diesem Verzeichnis nicht das einzige Kriterium sein bei der Auswahl von für die eigene Publikation geeigneter Open-Access-Zeitschriften, doch ist es ein Hinweis auf anzunehmende gute Qualität.
- Die Initiative „Quality Open Access Market“ ordnet Open Access Journals und Hybrid-Journals (Subskriptions-Journals mit „Freikaufoption“) qualitativ ein, indem sie von Forschern ausgefüllte „Journal Score Cards“ auswertet.
- Hilfreich ist auch die Open Access Scholarly Publishers Association (OASPA), die Verlage verzeichnet, die kollektiv Standards für Open-Access-Zeitschriften entwickeln.
- Um für die Publikation ungeeignete Open-Access-Zeitschriften auszuschließen, eignet sich die „Beall’s List“, die die „schwarzen Schafe“ listet. Allerdings ist diese Liste nicht immer auf dem Stand der Dinge, wie das Beispiel des Verlags Multidisciplinary Digital Publishing Institute (MDPI) zeigt: Zwar hat dieser inzwischen ein Peer-Review-Verfahren etabliert, doch steht er weiterhin auf der Liste.
- Auch der Journal / Author Name Estimator (JANE) kann unterstützen bei der Suche nach einer publikationstauglichen Zeitschrift (nicht nur Open Access).
- „Think. Check. Submit“ stellt eine einfache Checkliste bereit, die bei der Auswahl seriöser (Open Access) Journals hilfreich sein kann.
Für eine Open-Access-Publikation spricht nicht zuletzt die gute Auffindbarkeit via Suchmaschinen und Nachweisdienste, die größere Zitierhäufigkeit durch erhöhte Sichtbarkeit, die erleichterte Kommunikation und Diskussion von Forschungsergebnissen und der beschleunigte Publikationsprozess.