Plagiate vermeiden

Immer mal wieder taucht auch von Studierenden die Frage auf, ob es an der TUHH Tools zum Checken von Dokumenten auf Plagiate gibt. Richtiges Zitieren vermeidet übrigens Plagiate von vornherein.

Tatsächlich gibt es ein Werkzeug zum Erkennen von Plagiaten an der TU. Es gibt für Lehrende die Möglichkeit, das kommerzielle System Turnitin zu nutzen. Dabei sind aber bestimmte Bedingungen etwa hinsichtlich Urheberrecht und Datenschutz zu beachten. Da die Daten auf Server in den USA hochgeladen werden, dürfen keine personenbezogenen Daten von Studierenden an Turnitin übermittelt werden. Die Dokumente dürfen auch nicht auf den Servern gespeichert und für spätere Vergleiche anderer Arbeiten herangezogen werden.

Ctrl C & Ctrl V

Eine persönliche Sicht auf das Thema:

Der Nutzen solcher Plagiats-Erkennungsdienste erscheint eher fraglich. Es sollte primär eigentlich nur um das Bewusstmachen der Plagiats-Problematik gehen. So kommen die Autorinnen Debora Weber-Wulff und Katrin Köhler in ihrem trotz der vergangenen Zeit inhaltlich wohl immer noch aktuellen Aufsatz aus dem Jahre 2010 (Plagiatserkennungssoftware 2010. IWP – Information Wissenschaft & Praxis, 2011, Heft 4, Seiten 159-166) zu der Schlussfolgerung:

„Wir können diese Systeme nicht für den allgemeinen Gebrauch an Hochschulen empfehlen. Die aufgelisteten, teilweise nützlichen Systeme könnten für Situationen verwendet werden, in der eine Lehrkraft misstrauisch geworden ist und Quellen nicht schnell mit einer Suchmaschine finden kann. Aber im allgemeinen gilt: drei bis fünf längere Worte aus einem verdächtigen Absatz in einer Suchmaschine genügen für die Suche nach Quellen, die online zu finden sind!

Stattdessen schlagen wir vor, Studierende gezielt über das Thema Plagiat aufzuklären. Der Schwerpunkt sollte beim Aufklären liegen, was Plagiate sind und wie sie zu vermeiden sind, anstatt sich auf Aufdeckung und Bestrafung zu konzentrieren.“

Der Umgang mit der Plagiats-Problematik kann von einem eher missionarisch wirkenden Eifer begleitet werden. In einer Welt, die immer mehr der Bibliothek von Babel des Jorge Luis Borges ähnelt, kann aber auch eine gewisse Gelassenheit ein guter Weg sein. „Man kann nicht nicht kopieren“ schreibt Dirk von Gehlen in seinem Buch „Mashup. Lob der Kopie“ (Berlin: Suhrkamp 2011, S. 68) und greift dabei verfremdend einen Satz von Paul Watzlawick zum Kommunizieren auf.

In diesem Zusammenhang gefallen mir besonders Texte eines Kapitels mit dem Titel “Verfassen eines wissenschaftlichen Textes” aus dem Buch zum wissenschaftlichen Arbeiten von Werner Sesink (Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten. Inklusive E-Learning, Web-Recherche, digitale Präsentation u.a. 9. Aufl. München: Oldenbourg 2012. S. 225–242). Das Werk ist im Netz der TUHH auch online verfügbar. In diesem heisst es z.B.

„Das Wort Kritik kommt vom altgriechischen krinein = unterscheiden. Bei einer kritischen Aneignung denken Sie sich zwar in die fremden Gedanken hinein, bleiben dabei aber unterschieden vom Autor der fremden Gedanken (bleiben Sie selbst); und Sie unterscheiden zwischen dem, was Sie überzeugt, weshalb es zu Ihrem eigenen Denken werden kann, und dem, was Sie nicht überzeugt und wozu Sie deshalb in Distanz bleiben. So entsteht aus der Aneignung etwas Neues: Ihr eigenes Denken verändert sich (also Sie entwickeln sich); und das Angeeignete verändert sich in der Rezeption durch Sie; es erfährt eine Transformation in eine Form, in der Sie es mit Überzeugung vertreten können.
[…] Sie beziehen beides aufeinander und kommen so zu etwas Neuem, in dem sowohl das angeeignete Fremde als auch Ihr Eigenes in transformierter Gestalt aufgehoben sind.“ (S. 226)

Dann folgen auf den Seiten 235 bis 237 vier Gründe, warum Plagiate “verwerflich” sind:

  1. aus wissenschaftsimmanenten Gründen
  2. aus pädagogischen Gründen
  3. aus moralischen Gründen
  4. aus rechtlichen Gründen

Diesen Gründen folgt am Schluss eine, wie ich finde, schöne Relativierung:

„Ständig im Leben nehmen Sie die Gedanken anderer auf und verarbeiten Sie. Durch den Verarbeitungsprozess fließen sie ein in Ihr eigenes Denken und Handeln, ohne dass Sie ständig registrieren und festhalten, woher bestimmte Einflüsse denn ursprünglich einmal kamen. Sie könnten gar keine eigenen Gedanken entwickeln ohne die Rezeption der Gedanken anderer. Es ist unmöglich, diese ‚Quellen‘ auch nur annähernd umfassend offen zu legen. Sobald Sie eine überzeugende Argumentation, eine evidente Beweisführung oder eine zwingende Schlussfolgerung übernehmen, werden diese Ihre eigenen Gedanken, weil Sie sie im Nachvollzug selbst hervorgebracht (und nicht nur abgeschrieben oder sich gemerkt) haben. Sie werden im Laufe der Zeit wahrscheinlich sogar vergessen, dass Sie jemals anders gedacht haben. Wenn Sie dann in einer eigenen Arbeit diese Argumentation selbst überzeugt und daher andere überzeugend vorbringen, diesen evidenten Beweis führen oder diese zwingende Schlussfolgerung ziehen, sind dies keine Plagiate. Sollten Sie aber noch wissen, dass Sie von jemand anderem auf diese Gedanken gebracht worden sind, dann wäre es eine Sache der Anerkennung und des Dankes, darauf hinzuweisen.“ (S. 237)

Zum Schluss ein paar weitere interessante Links: