Werte und wissenschaftliches Arbeiten

„Leitlinien zur Sicherung guter wissenschaftlichen Praxis

Es gibt eine Vielzahl von Richtlinien für ethisch „richtiges“ wissenschaftliches Arbeiten, in Deutschland auch gute wissenschaftliche Praxis genannt. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat im Jahre 2019 die seit 2013 gültigen Empfehlungen zur „Sicherung guter wissenschaftlichen Praxis“ durch „Leitlinien zur Sicherung guter wissenschaftlichen Praxis“ in Form eine Kodex abgelöst. Es gibt in Deutschland auch einen Ombudsman für die Wissenschaft, ein Gremium, das sich als „Beratungs- und Vermittlungseinrichtung“ versteht. Auch die Technische Universität Hamburg-Harburg hat eine „Satzung zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis und zum Umgang mit Verdachtsfällen wissenschaftlichen Fehlverhaltens“ veröffentlicht.

Die früheren DFG-Empfehlungen nennen folgende

„allgemeine Prinzipien wissenschaftlicher Arbeit, zum Beispiel

  • lege artis zu arbeiten,
  • Resultate zu dokumentieren,
  • alle Ergebnisse konsequent selbst anzuzweifeln,
  • strikte Ehrlichkeit im Hinblick auf die Beiträge von Partnern, Konkurrenten und Vorgängern zu wahren, …“ (S. 15)

Eurpean Code of Conduct for Research Integrity
Auf europäischer Ebene hat die European Science Foundation einen „European Code of Conduct for Research Integrity“ aufgestellt, in dem die Prinzipen wissenschaftlicher Forschung beschrieben werden. Wissenschaftliche Integrität meint hier eine eine ethisch begründete Haltung bzgl. des eigenen Handeln als Wissenschaftler, das an diesen wissenschaftlichen Werten ausgerichtet sein sollte. In diesem Dokument, zugreifbar über den oben angegebenen Link, heisst es zu den Prinzipien von Integrität, die wesentlich weiter gefasst sind als in den deutschen DFG-Empfehlungen:

„These principles include:

  • honesty in communication;
  • reliability in performing research;
  • objectivity;
  • impartiality and independence;
  • openness and accessibility;
  • duty of care;
  • fairness in providing references and giving credit; and
  • responsibility for the scientists and researchers of the future.“ (S. 5)

Nachdenken über Wissenschaft

Das Thema Wissenschaftliches Arbeiten impliziert die Frage, was eigentlich Wissenschaft nun genau sei? Denkt man über den Wissenschaftsprozess nach, tauchen auch erkenntnistheoretische bzw. philosophische Fragen auf, wie nach der Wahrheit wissenschaftlichen Wissens oder der Enstehung wissenschaftlichen Wissens? Damit gehören dazu auch Aspekte der Funktion des Peer-Review-Prozesses und damit die Bewertung von Informationen und Publikationen.

Der Wissenschaftsaktivist John Brockman stellt jedes Jahr über die Website Edge führenden Wissenschaftlern eine Frage. 2011 lautetet die Frage „What scientific concept would improve everybody’s cognitive toolkit?„, und die Antworten findet man auch im auf Deutsch herausgegebenen Band: Was macht uns schlauer? : Die führenden Wissenschaftler unserer Zeit über neue Strategien, unser Wissen zu erweitern / Brockman, John (Hrsg.) Frankfurt am Main: Fischer, 2012.

Hier zwei Antworten, die für mich zwei wichtige Aspekte von Wissenschaft beschreiben, die auch im Alltag eine Bedeutung haben:

Hier noch ein paar Beispiele für Texte über „Wissenschaft“, die im Seminar als Lesestoff angeboten wurden:

Das Wichtigste für die Erstellung einer wissenschaftlichen (Examens-)Arbeit?

„Was ist aus Ihrer Sicht das Wichtigste für die Erstellung einer wissenschaftlichen (Examens-)Arbeit?“ Diese Frage stellten Seminar-Teilnehmende wissenschaftlichen Mitarbeitenden und/oder Lehrenden der TUHH oder auch anderen Menschen, die schon mal eine wissenschaftliche Examensarbeit geschrieben haben. Die Antworten wurden in Gruppen gesammelt und die wichtigsten Antworten dokumentiert! Herausgekommen ist ein guter Überblick über die vielfältigen Aspekte wissenschaftlichen Arbeitens!

Wichtig-bei-Erstellung-Wissenschaftlicher-Arbeit-rund

Hier noch ein paar Antworten, die ich selbst bei Kollegen gesammelt habe. Erstaunlich ist für mich, in welcher Vielfalt geantwortet wird. Weniger erstaunlich ist, dass die Antwort natürlich immer auch mit dem Menschen zu tun hat, der antwortet! 😎

  • „Man muss wissen, worauf sich die Ergebnisse begründen.“
  • „Dass die Arbeit einen Praxis-Bezug hat!“
  • „Dass man sich optimalerweise für das Thema begeistern kann und inhaltlich voll dahinter steht.“
  • „Es muss klar sein, was man selbst gemacht hat. Es ist schlecht, 50 Seiten etwas wiederzukauen, was andere geamcht haben, und nur 5 Seiten zu schrfeiben, was man selbst gemacht hat.“

Was ist Ihre Antwort auf die Frage?

Wissenschaftliches Arbeiten in den Ingenieurwissenschaften

Unterscheidet sich das wissenschaftliche Arbeiten von Ingenieuren von dem von Naturwissenschaftlern oder gar Sozial- und Geisteswissenschaftlern?

Ingenieurwissenschaftliches Arbeiten unterscheidet sich von anderen Fachrichtungen sicher nicht immer eindeutig, oder doch? Besonderheiten, wie Interdisziplinarität, ständig wechselnde Aufgaben und hoher Zeitdruck, sind immer mehr auch Teil des wissenschaftlichen Arbeitens anderer Fachgebiete. Auch die Bereiche Design, Modellierung, Simulation und Kreativität können nicht als eindeutig ingenieurspezifisch angesehen werden. Die folgenden Literaturhinweise bieten Stoff, diesen Problemkreis zu diskutieren.

Skript Forschungsmethodik in den Ingenieurwissenschaften TU München

(Urheberrechte für die Abbildung liegen beim Lehrstuhl für Produktentwicklung, Prof. Dr.-Ing. Udo Lindemann, Technische Universität München)

  • Forschungsmethodik in den Ingenieurwissenschaften“ / Wieland Biedermann, Katharina Kirner, Maximilian Kissel, Stefan Langer, Martina Wickel. Skript vom Lehrstuhl für Produktentwicklung, Prof. Dr.-Ing. Udo Lindemann, Technische Universität München (TUM), 2013. Eine auf die Ingenieurwissenschaften zugeschnittene Anleitung zum Wissenschaftlichen Arbeiten. Die obige Abbildung stammt von S. 6 dieses Skriptes und zeigt sehr schön die zu bewältigenden Themen beim Erstellen von Studien- und Prüfungsarbeiten.
     
  • Wie lässt sich technisches Wissen beschreiben? Dies fragen die Beiträge einer Konferenz im Jahre 2010. Die Ergebnis sind in diesem frei verfügbaren Online-Buch zusammengefasst: Technologisches Wissen : Entstehung, Methoden, Strukturen / Klaus Kornwachs (Hrsg.). Berlin: Springer, 2010. (Auch als Springer-Online-Buch im TUHH-Intranet zugreifbar!
     
  • „Creativity in Engineering, Information Literacy, and Communication Patterns of Engineering“. Kapitel 5 in: Lifelong learning for engineers and scientists in the information age / Ashok Naimpally, Hema Ramachandran and Caroline Smith. London : Elsevier, 2012 (Online-Buch nur im TUHH-Intranet!). S. 26-27 spricht hier vom Design Process von Ingenieuren. Diesen finde ich sehr typisch fuer Ingenieure.
     
  • Thomas Hapke: Aspekte wissenschaftlichen Arbeitens in den Ingenieurwissenschaften – erste Thesen und Literaturüberblick. Internes Arbeitspapier für das Projekt StudIPort 2.0 2008
    Enthält auf S. 2 bis 4 auch das Ergebnis einer Kurz-Umfrage zum wissenschaftlichen Arbeiten unter TUHH-Mitarbeitenden. Folgende Fragen wurden gestellt:
     

    • Was gehört für Sie zum ‚wissenschaftlichen Arbeiten‘?
    • Wie haben Sie gelernt, wissenschaftlich zu arbeiten?
    • Welche Techniken und Methoden wissenschaftlichenArbeitens sind für Sie besonders wichtig?
    • Bitte nennen Sie, wenn vorhanden, für Ihr Fachgebiet Kriterienund Standards, was wissenschaftliche Arbeiten umfassen müssen (Neuigkeitsgrad,Tiefe der Darstellung des Forschungsstandes, Umfang, Zitierformat, usw.)!

Im Kommentierten Vorlesungsverzeichnis der TUHH

Eine Beschreibung der Lehrveranstaltung zum „Wissenschaftlichen Arbeiten“ befand sich im Kommentierten Vorlesungsverzeichnis der TUHH. Diese ist abgelöst worden durch die Modulbeschreibung des Seminars. [Dieser Abschnitt wurde am 1. April 2015 aktualisiert.]

Im Teil Literatur befindet sich auch ein Link zum Semesterapparat Wissenschaftliches Arbeiten in der TU-Bibliothek. Diesen finden Sie im oberen Lesesaal der TU-Bibliothek.

Lehrveranstaltung Wissenschaftliches Arbeiten

Die Lehrveranstaltung „Wissenschaftliches Arbeiten“ an der TUHH im Wintersemester 2013/2014 wird von der Universitätsbibliothek gemeinsam mit Kolleginnen vom FinishING-Projekt (vormals Endspurt) der Studienberatung und von der Arbeitsgruppe Arbeit-Gender-Technik (M-1) sowie einer externen Dozentin organisiert und durchgeführt.