Schnell und einfach Screencasts erstellen – Kurzanleitung zur Bildschirmaufzeichnung mit Powerpoint

Lehrende stehen derzeit vor der Herausforderung, die eigene Lehre innerhalb kürzester Zeit in digitale Formen zu übertragen. Zunächst geht es vor allem darum, die Inhaltsvermittlung für das Sommersemester 2020 sicherzustellen. In zahlreichen Kommunikationskanälen wird diskutiert. Tools und Anwendungen werden verglichen, Ideen gesammelt, Pläne gemacht und mitunter auch schnell wieder verworfen. Datenschutz, und die Überlastung von Diensten spielen eine Rolle. Viele Überlegungen drehen sich dabei rund um Seminar- bzw. Vorlesungsaufzeichnungen. Hier muss neben didaktischen Überlegungen das Überangebot an Software zur Erstellung von Screencasts gebändigt werden. Vielleicht empfiehlt es sich hier zunächst einfach mal durchzuatmen und auf Anwendungen zurückzugreifen, die bereits im regelmäßigen Einsatz sind? So kann ein Screencast beispielsweise auch mit Powerpoint erstellt werden.

Während Anwendungen wie das kommerzielle Camtasia von Techsmith oder die Open-Source-Software OBS (Open Broadcaster Software) zahlreiche Features haben, die langfristig sicher einen Blick wert sind, ist Powerpoint nicht zuletzt dank der gewohnten Umgebung und einer soliden Aufnahmefunktion ein guter Ausgangspunkt für einen schnellen Einstieg in die Erstellung von Screencasts. Hinzu kommt, dass nicht alle auf zusätzliche Software zugreifen können.

Im Folgenden soll eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Aufzeichnung eines Screencasts mit Powerpoint 2016 den Einstieg erleichtern:

1. Erstellung eines Foliensatzes

Um einen Screencast mit Powerpoint zu erstellen, benötigen wir zunächst einen Foliensatz. Hier können wir natürlich bestehende Foliensätze nutzen und öffnen diese wie gewohnt. Sollten keine Folien zur Hand sein, erstellen wir uns für einen Testlauf schnell eine Platzhalterpräsentation. Textbausteine können wir uns mit dem Blindtextgenerator erstellen, Bilder mit einer offenen CC-Lizenz gibt es beispielsweise über die Mediensuche beim OERhörnchen (ganz nach unten scrollen). Offen lizenzierte Illustrationen und Videos rund um Open Access, Wissenschaftskommunikation, Publikationen oder Forschungsprozesse gibt es auf Zenodo.

Mediensuche mit dem OERhörnchen

Über OERhörnchen können offene Materialien gesucht werden.

2. Aufnahmeeinstellungen überprüfen

Bevor wir mit der Bildschirmaufzeichnung beginnen, sollten wir zunächst über den Reiter „Bildschirmpräsentation“ und Klick auf „Bildschirmpräsentation einrichten“ unsere Grundeinstellungen auswählen. Hierzu zählt u.a. ob wir alle Folien oder nur einen Teil des Foliensatzes bei der Bildschirmaufzeichnung berücksichtigen wollen (siehe „Folien anzeigen“). Letztere Option eignet sich zum Beispiel, wenn wir einen umfassenden Foliensatz in mehrere kurze, thematisch fokussierte Screencasts einteilen wollen.

Icon Aufnahmeeinstellungen

Vor Aufzeichnungsbeginn sollten die Aufnahmeeinstellungen überprüft werden.

3. Aufzeichnungsbildschirm aufrufen

Um nun aus einer Standard-Präsentation einen Screencast zu machen wollen wir parallel unsere Folien und unsere Stimme aufnehmen. Dies machen wir über das Icon „Bildschirmpräsentation aufzeichnen“.

Icon zum Start der Bildschirmaufzeichnung

Beginn der Aufnahme über „Bildschirmpräsentation aufzeichnen“.

Nach der Bestätigung über die Schaltfläche „Aufzeichnung starten“ öffnet sich der Aufzeichnungsbildschirm. Die Aufnahme startet bei Powerpoint 2016 direkt. Am oberen linken Bildschirmrand deutet ein kleines Informationsfenster darauf hin, dass die Aufzeichnung läuft.

4. Aufzeichnungsnavigation

Falls statt Powerpoint 2016 eine neuere Version genutzt wird: Das Aufzeichnungsfenster bzw. die Aufzeichnungsnavigation von Powerpoint 2016 unterscheidet sich von den 2019er-Versionen. Der Ablauf zum Aufnahmestart ist ähnlich, die Menüführung während der Aufzeichnung ist in den neueren Versionen jedoch übersichtlicher (siehe Bildvergleich mit Slider).

Bei Powerpoint 2016 halten wir die Aufnahme durch einen Klick auf das Pausezeichen im Informationsfenster an (kleines Fenster, links oben). Über den Klick auf das „X“ (alternativ „Esc“-Taste) wird die Aufnahme beendet. Der Folienwechsel erfolgt über Klick auf die linke Maustaste oder die Nutzung der Pfeiltasten auf der Tastatur. Ein Sprung in die Gesamtfolienübersicht erfolgt über die „-“ oder „G“-Taste.

5. Zusatzoptionen für die Aufzeichnung

Neben der Standardnavigation bietet auch Powerpoint einige Zusatzfunktionen für die Videoaufzeichnung. So können Folieninhalte bei Bedarf mit Laserpointer, Textmarker, Zeichenstift und Zoomfunktion hervorgehoben werden (siehe Bildergalerie).

Diese Funktionen lassen sich durch einen Rechtsklick mit der Maus und Auswahl von „Zeigeroptionen“ bzw. „Vergrößern“, über die Auswahl des Pinsel- oder Lupen-Icons am unteren linken Bildschirmrand nutzen:

Alternativ können auch die folgenden Tastenkürzel verwendet werden:

Funktion Tastenkürzel
Laserpointer Strg + L
Textmarker Strg + I
Zeichenstift Strg + P
Zeichnung löschen L
Radiergummi Strg + E

6. Aufzeichnung abspeichern

Achtung! Durch das beenden der Aufnahme ist der Screencast noch nicht abgespeichert. Dem Foliensatz wurde zunächst eine Video- und eine Audioaufnahme hinzugefügt. Das abspeichern erfolgt nun in drei Schritten:

  • Wir klicken im Powerpointmenü auf „Datei“ und anschließend auf „Speichern unter“;
  • Nun wird ein Speicherort ausgewählt und ein Dateiname vergeben;
  • Im Dropdown-Menü wählen wir unter „Datetyp“ beispielsweise „.mp4″aus und klicken auf „Speichern“.
Menü zur Speicherung der Datei

Die Aufnahme muss noch über „Datei“ gespeichert werden.

Nun ist es vollbracht. Der Screencast ist erstellt und kann an geeigneter Stelle als Video eingebunden werden.

Was haltet ihr von Screencasts und der Screencastfunktion von Powerpoint? Sind Screencasts vielleicht auch eine geeignete Möglichkeit, um Studierenden die Möglichkeit zu geben bereits geplante Präsentationen in Online-Lehre und Online-Lernen einzubringen? Wir freuen uns über eure Meinungen.

 

CC BY 4.0
Weiternutzung als OER ausdrücklich erlaubt: Dieses Werk und dessen Inhalte sind – sofern nicht anders angegeben – lizenziert unter CC BY 4.0. Nennung gemäß TULLU-Regel bitte wie folgt: Schnell und einfach Screencasts erstellen – Kurzanleitung zur Bildschirmaufzeichnung mit Powerpoint“ von Florian Hagen, Lizenz: CC BY 4.0. Dieser Beitrag ist auch als Markdowndatei verfügbar.

2, 71, 90 – Nachbericht zum OERCamp 2020 in Hamburg

Auch wenn das Schmuddel-Wetter Hamburg fest im Griff hatte: Am 20. und 21. Februar fand das OERCamp „classic“ in der Hansestadt statt. Dank Barcamp-Format brachten sich vor Ort circa 90 Teilnehmende mit Session-Vorschlägen rund um Open Educational Resources (OER) ein. Aus diesen wurde nach kurzer Abstimmung das Programm erstellt. 71 Sessions zu Themen wie OER für Einsteiger_Innen, Austausch zu OER-Tools, OER-Formate für Schulen und Hochschulen sowie Praxiserfahrungen in Lehre und Lernen waren es am Ende im Hamburger Coworking-Space betahaus.

Der vollständige Sessionplan des OERCamps lässt sich hier aufrufen. Besonders bemerkenswert: Nahezu alle Sessions wurden von den Teilnehmenden kollaborativ dokumentiert. Einen großen Anteil daran dürfte auch der Vorab-Workshop „Wie wir Barcamps gut dokumentieren“ von Nele Hirsch haben. Die jeweiligen Dokumentationen lassen sich direkt über den Session-Plan abrufen. Abseits der eigentlichen Session-Termine gab es auch so reichlich Möglichkeiten für Austausch und Vernetzung. Im Folgenden teile ich eine kurze Liste mit Informationen, Fragen, Tools, Inspirationen oder Aufrufen, die mir besonders in Erinnerung geblieben oder im Nachgang aufgekommen sind.

Für einen umfassenderen Einblick empfiehlt sich ein Blick in die – oben bereits erwähnt – offen zugänglichen Dokumentationen der einzelnen Sessions. Zusätzliche Impressionen gibt es auch über den Hashtag #OERcamp.

1. OER muss nicht zwangsläufig digital sein

Es kann nicht oft genug gesagt werden. Wie andere Lernmaterialien müssen auch OER nicht zwangsläufig digital sein. Eine Umsetzung ist ebenso auf Papier oder in anderen haptischen Formen möglich. Ein schönes Beispiel gab es beim OERCamp mit dem OER-Würfel von Axel Klinger. Dieser bietet einen kompakten Einblick in die OER-Welt (u.a. Was sind OER? Warum OER? Für Wen?). Empfehlenswert in diesem Zusammenhang ist auch die Mini-Buch-Idee von Sandra Schön und Martin Ebner.

2. Das immer währende Lizenzwirrwarr

Bei rechtlichen Fragen ist die Verunsicherung immer groß. Für die Umsetzung von OER haben sich CC-Lizenzen durchgesetzt. Kurz zusammengefasst funktionieren diese nach dem Baukastenprinzip. Diesem liegen vier Module zu Grunde: „Namensnennung“, „Nicht kommerziell“, „Keine Bearbeitung“ und „Weitergabe unter gleichen Bedingungen“. Die unterschiedlichen Module lassen sich miteinander kombinieren. Eine sehr verständliche Video-Erklärung gibt es von OERInfo. Grundsätzliche Informationen gibt es hier.

3. Druck zur OER-Erstellung?

An unterschiedlichen Stellen beim OERCamp (und auch darüber hinaus) wird des Öfteren darüber gesprochen, dass eine noch größere Verbreitung offener Bildungsmaterialien auch durch eine Wahrnehmung von Druck ausbliebe. Viele potentielle Macher_Innen verstehen etwa unter OER vor allem die Bereitstellung ganzer Lernarrangements oder -kurse. Hier kann nicht oft genug darauf hingewiesen werden, das bereits kleinere Arbeitsblätter (und andere kleine „OER-Nuggets“) oder Sammlungen (z.B. ein Text inklusive Aufgaben) ein OER darstellen.

4. Unbedingt einen längeren Blick auf Glitch werfen

Nele Hirsch hat auf dem OERCamp Einblicke in Glitch gegeben. Hier lassen sich zahlreiche Online-Anwendungen finden und nutzen. Darüber hinaus können auch eigene Lernarrangements erstellt werden, wobei vorhandene Projekte kopiert, geremixed und neu veröffentlicht werden können. Eingeschränkt (u.a. keine langfristige Ablage von erstelltem Content) lässt sich bereits ohne Registrierung loslegen. Denkbar sind so beispielsweise die Kombination von Textinhalten mit interaktiven H5P-Elementen. Besonders gut gefällt mir z.B. ein – nach Schwierigkeiten kategorisierter – Einblick in interaktive H5P-Formate.

5. Dies und das – Partizipation, Open Access-Repositorien und Tools

Fragen und Anregungen, die ich noch mitgenommen habe:

  • „Wie kann man Studierende bereits früh für die OER-Erstellung begeistern?“ (Ich denke ein interessantes Thema allein reicht nicht).
  • „Warum werden OER nicht einfach auf Open-Access-Repositorien abgelegt“ (Herausforderung sind u.a.: Material ist im Gegensatz zu anderen Publikationen nicht unbedingt abgeschlossen, gerade Lernkurse sind nicht heterogen und lassen sich schwer in Portalen abbilden).
  • Die Anforderungen ans Lernen sind sehr unterschiedlich. Einige bevorzugen Texte, andere Videos. Viele sind in der Bahn unterwegs, mögen vor allem Videos, greifen hier aber lieber auf Audioformate zurück. Andere wünschen sich wieder mehr Abstand zum digitalen, beispielsweise in Form gedruckter Texte. Daher macht es einfach nur Sinn Bildungsmaterial offen zur Verfügung zu stellen. Nur so können Inhalte mit weniger Aufwand auf die jeweiligen Bedürfnisse angepasst werden.
  • Tools, Tools, Tools: Es gibt sehr viele nützliche Anwendungen. Und es gibt sehr viele kreative Menschen, die mit diesen Werkzeugen ganz tolle Lehr-Lern-Angebote erstellen. Nur das Auffinden ist nicht immer ganz einfach. Daher lohnt sich auf jeden Fall ein Blick in unseren Aufruf zum Austausch über (potentielle) Verbesserungen von Übersicht und Zugänglichkeit digitaler Werkzeuge.

 

CC BY 4.0
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